Flender-Werke










Schild an der Einfahrt des Werft-Geländes mit dem Logo, um 2000


Die Flender-Werke (ab 1973 Flender-Werft AG) waren eine Werft in Lübeck. Das Unternehmen wurde 1917 als Zweigniederlassung der Brückenbau Flender AG in Benrath bei Düsseldorf gegründet. 1926 wurde der Betrieb unter dem Namen Lübecker Flender-Werke formal selbständig und 1973 in Flender-Werft AG umbenannt. Das an der Trave im Lübecker Ortsteil Herrenwyk ansässige Unternehmen gehörte zeitweise zu den größeren deutschen Werften.




Inhaltsverzeichnis






  • 1 Geschichte


    • 1.1 Zweiter Weltkrieg


    • 1.2 Nachkriegszeit




  • 2 Literatur


  • 3 Weblinks


  • 4 Einzelnachweise





Geschichte |


Nach seinem Ausscheiden aus dem Militärdienst wurde Titus Türk, jetzt Konteradmiral a. D., Chef des Ordnungsdienstes der Brückenbau Flender AG. Später wurde er Repräsentant der Werft.


Um einen Zusammenbruch zu verhindern, unterstützte der Senat die Werft mit 1,5 Mio. RM. 1926 löste sich der Betrieb als Folge dessen von seiner Muttergesellschaft und wurde als Lübecker Flender-Werke A. G. verselbstständigt. Im selben Jahr erbaute die Werft mit der „Temeraire“ das erste größte in Lübeck erbaute Schiff.




Auskühlhalle


Für die 1200 m2 große Auskühlhalle des ab 1928 errichteten Seegrenzschlachthof lieferte das Flender-Werk Lübeck[1] die Eisenträger und Dachkonstruktion.


Als beabsichtigt wurde, die Schiffswerft von Henry Koch in eine Staatswerft zu überführen, schalteten sich die bisher unbeteiligten Flender-Werke in das Geschehen ein und brachte deren Benachteiligung bei den staatlichen Unterstützungen[2][3] zur Sprache und erbaten eine Mitberücksichtigung der Firma bei den weiteren Fusionserwägungen.


Während der Neuordnung der Lübecker Werften stellte sich Flender immer als wirtschaftlich gesundes Unternehmen dar und somit bestens für die Sanierung der Kochschen Werft geeignet. In Wahrheit verhinderten jedoch dessen beiden Mehrheitsaktionäre, die Dresdner Bank und die Commerz- und Privat-Bank (CoPri), hier das Ende der Werft.[4]


Ein neuer von der CoPri vorgeschlagener Lösungsansatz wurde am 15. Februar 1933 diskutiert. Er sah vor, dass das Aktienkapital der Flender-Werke als verloren galt und die Forderungen ihrer Gläubiger in Aktienanteilen des neuen Unternehmens gewandelt würden. Lübeck sollte die Grundstücke der Flender-Werft aufkaufen. Der neue Unternehmensname wäre „Flender-Koch AG“. Ewers schloss jedoch mit Nachdruck den Betrieb einer Werft durch den Lübeckischen Staat aus. Die Flender-Mehrheitsaktionäre lehnten ein Fusion ab.


Letzten Endes wurde jedoch die Kochsche Werft stillgelegt und die Lübecker Maschinenbau Gesellschaft zu einer Halbwerft. Sie fungierte fortan nur noch als Werft, wenn Flender nicht der Erfüllung aller Aufträge nachkommen konnte. Die Lübecker Kreditanstalt ersteigerte 1934 die Kochsche Werft und erhielt vom Senat eine Verwertungsbefugnis der von ihr erworbenen Gegenstände.


Flender erwarb das Schwimmdock nebst Zubehör und Maschinen. Ebenfalls erhielt Flender die Abbruchbefugnis der Anlagen auf dem Werftgrundstück mit Ausnahme der Einzäunung, des Verwaltungsgebäudes, der Tischlerei, des massiven Teils der Kesselschmiede, der Schiffbauhalle mit ihren Kränen und dem Anbau (Werkzeugmacherei), der südlichen Hellingkranbahn samt Kran, sowie der auf dem Gelände verlegten Gleise. Später kam auch das Gebäude der Kraftzentrale hinzu. Es wurde zum Teil in Form von Aktien, die aus einer Kapitalerhöhung stammten, bezahlt. Die Aktien durften, außer an Lübecker Kreise, nicht vor dem 30. Juni 1938 veräußert werden. Durch einen Vertrag erklärte sich der Staat gegenüber Flender für die nächsten zehn Jahre bereit, Aufträge an Flender zu vergeben bzw. solche zu verschaffen, um deren Konkurrenzfähigkeit zu erhalten. Des Weiteren ließ der Staat in das Grundbuch eintragen, dass auf dem ehemaligen Kochschen Werftgelände keine neue Werft ohne die Zustimmung Flenders errichtet werden dürfe. Noch im Sommer begann die Demontage.



Zweiter Weltkrieg |


Die Kriegsmarine rüstete in den 1930er-Jahren auf. Die Flender-Werke erhielten Aufträge zum Bau konventioneller U-Booten und später einzelner Sektionen für den Bau von U-Booten des neuen Typs XXI („Elektroboote“). Insgesamt wurden von 1940 bis 1944 bei den Flender-Werken 42 U-Boote in Dienst gestellt:[5]




  • U 120U 121: Typ II B


  • U 83U 87: Typ VII B


  • U 88U 92: Typ VII C


  • U 301U 316: Typ VII C


  • U 317U 328: Typ VII C/41


  • U 903U 904: Typ VII C


Außerdem wurden 157 Sektionen (Sektion 4 – Mannschaftswohnräume) für den U-Boot-Typ XXI, die von Zulieferern im Binnenland gebaut wurden, bei Flender für die Fertigmontage ausgerüstet.


1944 wurde im Konstruktionsbüro der Werft ein kleines Einmann-U-Boot entwickelt. Das bereits am 15. März 1944 fertiggestellte Probeboot machte bei der Vorführung vor Fachleuten des Oberkommando der Marine (OKM) einen guten Eindruck. Unter dem Namen „Biber“ wurden bis zum November 1944 bei verschiedenen Firmen 324 Boote gebaut. Gegen Kriegsende wurde dieser Typ zum Typ Biber III weiterentwickelt. Exponate dieser Zeit finden sich im Industriemuseum Geschichtswerkstatt Herrenwyk.



Nachkriegszeit |


Nach dem Krieg beschäftigten die Flender-Werke in den Zeiten der Hochkonjunktur der 1950er-Jahre bis zu 4000 Arbeitnehmer. 1965 wurde die Regina Maris gebaut, die spätere Yacht Alexander von Giannis Latsis. Nach dramatischen Auftragsrückgängen in den 1970er-Jahren und einem Arbeitsplatzabbau auf nur noch 600 Beschäftigte konnte sich die Werft mit dem Bau von Containerschiffen und RoRo-Schiffen einen Namen machen, so der Stuttgart-Express-Klasse oder der Santa-Cruz-Klasse.


Nach einigen erfolgreichen Jahren, in denen die Zahl der Beschäftigten wieder auf 800 angestiegen war, brachte der Bau von zwei Schnellfähren für die griechische Reederei Superfast Ferries große Verluste, die dann im Jahr 2002 zur Insolvenz der Flender-Werke führten.[6] Das letzte Schiff war die Norröna (Bau 694[7]), die für die auf den Färöer-Inseln ansässige Smyril Line gebaut wurde.




Literatur |



  • Rainer Wiedemann: Der lange Abschied von Flender. Thomas Helms Verlag, Schwerin 2009, ISBN 978-3-940207-45-6.

  • Heinz Haaker: Die «Schiffswert von Henry Koch AG» – Ein Kapitel Lübecker Schiffsbau- und Industriegeschichte. Deutsches Schifffahrtsmuseum, Bremerhaven 1994, Ernst-Kabel-Verlag, ISBN 3-8225-0299-5.



Weblinks |



  • Frühe Dokumente und Zeitungsartikel zur Flender-Werke in der Pressemappe 20. Jahrhundert der Deutschen Zentralbibliothek für Wirtschaftswissenschaften (ZBW).


Einzelnachweise |




  1. Schon durch einen Streik der Belegschaft des Flenderwerkes im Oktober 1928 sollte sich die planmäßige Baudurchführung verzögern.


  2. Im Gegensatz zur Koch'schen Werft hatte die Flender-Werke jedoch größere Beträge bekommen. Von einer Benachteiligung konnte somit, wie von ihr behauptet, keine Rede sein.


  3. Der Geschäftsbericht 1931 zeigt nur eine unwesentlich abweichende Wirtschaftslage der Lübecker Flender-Werke von der Schiffswerft von Henry Koch während dieses Zeitraums. Flender führt somit selbst den Beweis für die Unhaltbarkeit seiner bisherigen Vorwürfe.


  4. Heinz Haaker: Die «Schiffswert von Henry Koch AG» – Ein Kapitel Lübecker Schiffsbau- und Industriegeschichte. Deutsches Schifffahrtsmuseum, Bremerhaven 1994, Ernst-Kabel-Verlag, ISBN 3-8225-0299-5, S. 87–88.


  5. uboat.net


  6. 800 Mitarbeiter fürchten das Aus. manager magazin vom 4. Juni 2002


  7. Photo: Bau 694


53.89787510.785967Koordinaten: 53° 53′ 52,4″ N, 10° 47′ 9,5″ O







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