Maria Magdalena










Byzantinische Ikone der hl. Maria Magdalena mit ihrem Attribut, dem Myrrhegefäß


Über Maria Magdalena oder Maria von Magdala wird im Neuen Testament berichtet. Die Evangelisten erwähnen sie als Begleiterin Jesu und Zeugin der Auferstehung. Ihr Beiname verweist auf den Ort Magdala am See Genezareth im Heiligen Land.




Inhaltsverzeichnis






  • 1 In den Evangelien des Neuen Testaments


  • 2 Außerbiblische Überlieferungen


    • 2.1 Philippusevangelium


    • 2.2 Thomasevangelium


    • 2.3 Gnosis


    • 2.4 Pistis Sophia


    • 2.5 Mittelalterliche Überlieferungen




  • 3 Kirchliche Bedeutung der Maria von Magdala


    • 3.1 Gleichsetzung mit der fußwaschenden Sünderin




  • 4 Verehrung


  • 5 Feministische Religionsforschung


  • 6 Bauernregeln


  • 7 Christliche Ikonographie


  • 8 Musik


  • 9 Belletristik


  • 10 Literatur


  • 11 Weblinks


  • 12 Filme


  • 13 Einzelnachweise





In den Evangelien des Neuen Testaments |





Giotto: Maria Magdalena begegnet dem auferstandenen Christus (Noli me tangere). Fresko, um 1320, Assisi, Unterkirche


Nach den Evangelien trieb Jesus ihr sieben Dämonen aus (Lk 8,2 EU; Mk 16,9 EU). Maria Magdalena gehörte zu den Frauen, die Christus nachfolgten und mit für seinen und der Jünger Unterhalt sorgten (Lk 8,3 EU). Diese Frauen folgten ihrem Herrn nach Jerusalem und sahen bei der Kreuzigung von weitem zu (Mt 27,55f EU), halfen beim Begräbnis (Mt 27,61 EU; Mk 15,47 EU) und entdeckten am Ostermorgen das leere Grab (Mk 16,1–5 EU, Joh 20,1 EU). Nachdem Maria Magdalena hiervon den Jüngern berichtet hatte, begegnete ihr als erste der Auferstandene und trug ihr die Auferstehungsbotschaft an die Jünger auf (Joh 20,11–18 EU).



Außerbiblische Überlieferungen |



Philippusevangelium |




Magdala um 1900, wahrscheinlicher Geburtsort Maria Magdalenas


In dem in Nag Hammadi gefundenen Philippusevangelium wird Maria Magdalena in zwei Versen namentlich genannt, in Vers 32 und Vers 55.





„Drei (Frauen) hatten ständig Umgang mit dem Herrn: seine Mutter Maria, ,seine‘ Schwester und Magdalena, die ,seine Gefährtin‘ genannt wird. Denn ,Maria‘, so heißt seine Schwester; und seine Mutter heißt so; und seine Gefährtin heißt so.“




Nag-Hammadi-Codex II,3 Vers 32[1]


Der Vers 55 ist im Original an mehreren Stellen fragmentiert und aus differenzierenden Lesungen von Buchstaben ergeben sich verschiedene Ergänzungsvorschläge und Interpretationen. Hier zunächst eine moderne Lesart:





„Die Sophia, die genannt wird: die Unfruchtbare, sie ist die Mutter der Engel. Und die Gefährtin [des Erlösers] ist Maria Magdalena. Der [Erlöser liebte] sie mehr als [alle] Jünger und er küsste sie [oft] auf ihren [Mund].“




Nag-Hammadi-Codex II,3 Vers 55[2]


Man beachte, dass unter anderem das Wort „Mund“ im Original nicht überliefert ist, sondern nur eine rekonstruierte Ergänzung. Zum Vergleich die Lesung des amerikanischen Koptologen Wesley W. Isenberg:





„Die Weisheit, [di]e die Unfruchtbare genann[t] wird, sie ist die Mutt[er der Eng]el und [die] Gefährtin des Hei[lands]. – der Hei[land lieb]te [Ma]ria Mag[da]lena mehr.“




Nag-Hammadi-Codex II,3 Vers 55[3]


In dieser Lesart ist die Gefährtin des Heilands folglich nicht Maria Magdalena, sondern Sophia. Als mögliche Varianten für das fehlende Wort nach „und er küsste sie“ schlägt Isenberg des Weiteren „Fuß“, „Wange“ und „Stirn“ vor. Da im Original an dieser Stelle ein Loch im Papyrus besteht, lässt sich philologisch nach derzeitigem Wissen keine dieser Varianten belegen oder widerlegen. Alle Interpretationen der verlorenen Fragmente von Vers 55 sind daher spekulativ. Die erste Variante „küsste sie [oft] auf den [Mund]“ wurde durch Dan Browns Roman Sakrileg sehr bekannt, doch handelt es sich dabei auch nur um eine spekulative Rekonstruktion, nicht um eine wissenschaftlich gesicherte Darstellung.



Thomasevangelium |


Im Thomasevangelium (Vers 114) wird überliefert, dass Simon Petrus „Mariham“ (Maria Magdalena) aus der Mitte der Jünger fortschicken wollte, denn „Frauen sind des Lebens nicht würdig“. Jesus soll daraufhin geantwortet haben: „Seht, ich werde sie männlich machen, so dass sie ein lebendiger Geist wird, wie auch ihr Männer! Denn jede Frau, wenn sie sich männlich macht, geht ins Himmelreich ein.“ (Logion 114)



Gnosis |


In der Gnosis wird überliefert, dass Maria Magdalena die Gefährtin Jesu gewesen sei. Das gnostische Evangelium der Maria, das auf die zweite Hälfte des zweiten Jahrhunderts datiert wird, ist möglicherweise nach ihr benannt.



Pistis Sophia |




Statue in der Pfarrkirche St. Mauritius (Mülheim-Kärlich) um 1730


In der koptisch-gnostischen Pistis Sophia hat Maria Magdalena einen überragenden Part als Auslegerin von Texten und als Fragestellerin inne: Von 48 Auslegungen entfallen auf sie 22, von 57 Fragen 43. Der Zweitplatzierte, Johannes, hat neun Gesprächsanteile (zwei Auslegungen und sieben Fragen). Hierzu muss betont werden, dass die Gesprächsanteile in dieser Schrift mit dem Grad der Geisterfülltheit in Verbindung stehen – umso bemerkenswerter die Dominanz dieser Frau in einer androzentrisch geprägten Gesellschaft.


Besonders in drei Kapiteln sagt der Erlöser bedeutende Dinge über sie:[4]



  • „Du bist begnadet vor allen Frauen auf Erden, weil du die höchste Fülle und höchste Vollendung sein wirst“. (Kap. 19)

  • „Du bist begnadet in Fülle, du bist die allselige Vollheit, die von allen Geschlechtern selig gepriesen wird“. (Kap. 34)

  • „Doch Maria Magdalena und Johannes, der Jungfräuliche, werden alle meine Jünger und alle Menschen, die die Mysterien vom Unaussprechlichen empfangen, überragen. Und sie werden zu meiner Rechten und zu meiner Linken sein. Und ich bin sie und sie sind ich.“ (Kap. 96).


Die Ehrenbezeichnungen Maria Magdalenas in der Pistis Sophia sind im Einzelnen:















































Geist-Erfüllte siebenmal (Kap. 87, 114, 116, 118, 120, 122, 130)
Begnadete fünfmal (17, 34, 59, 73, 74)
Erbin des Lichtreichs zweimal (61, 62)
Reine zweimal (87, 130)
All-Begnadete zweimal (114)
Allselige Vollheit zweimal (96)
In Fülle Begnadete einmal (34)
Vor allen Frauen Begnadete einmal (19)
Höchste Fülle und höchste Vollendung einmal (19)
Erleuchterin einmal (25)
Lichtreine einmal (116)



Giotto: Levitation der Maria Magdalena. Fresko, um 1320, Assisi, Unterkirche



Mittelalterliche Überlieferungen |


Einflussreich für die Westkirche war die Erzählung in der Legenda aurea, dem bekanntesten und am weitesten verbreiteten religiösen Volksbuch des Spätmittelalters. Gemäß dieser Überlieferung in Südfrankreich wurde Maria Magdalena mit Maria des Kleophas, Martha von Bethanien und Lazarus von Juden auf einem segellosen Schiff ausgesetzt, landete in dem französischen Fischerdorf Saintes-Maries-de-la-Mer bei Marseille und missionierte in der Provence.[5] Verehrt wird dort auch eine Dienerin, die mit den drei Marien gekommen sein soll, die schwarze Sarah, eine Patronin der Roma und Sinti. Nach anderer christlicher Überlieferung begleitete Maria Magdalena einige Jahre nach der Auferstehung Christi den Apostel Johannes und Maria, Jesu Mutter, nach Ephesus und starb auch dort.



Kirchliche Bedeutung der Maria von Magdala |


Weil Maria Magdalena als die Erste genannt ist, die dem Auferstandenen begegnete, wurde sie schon in der Alten Kirche als Apostelgleiche verehrt. Im 3. Jahrhundert begründete Hippolyt von Rom die ehrenvolle Bezeichnung Apostola apostolorum – „Apostelin der Apostel“.[6] Der Vatikan hat die Rolle der heiligen Maria Magdalena am 10. Juni 2016 erneut aufgewertet und sie liturgisch den Aposteln gleichgestellt. Der bisherige „gebotene Gedenktag“ am 22. Juli wurde in der katholischen Kirche in ein „Fest“ umgewandelt.[7]



Gleichsetzung mit der fußwaschenden Sünderin |


Papst Gregor I. setzte im Jahr 591 (darin Hippolytus folgend) in einer Predigt Maria von Magdala mit der anonymen Sünderin gleich, die Jesus die Füße wusch (Lk 7,36–50 EU). Diese Identifikation wurde Teil der katholischen Tradition um Maria Magdalena.


Diese Überlieferung bzw. Zuschreibung ist allerdings zumindest unklar. Die Tradition kennt auch die Gleichsetzung der fußwaschenden Frau mit Maria von Bethanien, der Schwester von Martha von Bethanien und Lazarus. Die bei Johannes (Joh 12,1–8 EU) berichtete Fußwaschung wird dort ausdrücklich mit dieser verknüpft; die Berichte in Matthäus 26 sowie Markus 14 sind Parallelen dazu (sie erwähnen Betanien als Ort und die Diskussion über die Verschwendung der teuren Salbe, aber keine Sünderin). Anders ist der Schwerpunkt bei Lukas (Lk 7,36–50 EU), bei dem die Frau als Sünderin bezeichnet wird und Jesus über Sündenvergebung spricht. Exegeten diskutieren darüber, ob es sich bei Lukas um ein anderes Ereignis handelt.


Später deutete man die Bezeichnung „Sünderin“, die nun zur Überlieferungstradition der Maria Magdalena gehörte, als „Prostituierte“. Noch bis 1996 gab es in Irland Magdalenenheime, eine von römisch-katholischen Ordensschwestern geleitete Organisation zur Aufnahme „gefallener Mädchen und Frauen“. Im Mittelalter vermischte man des Weiteren Motive der Legende der Maria von Ägypten mit denen der Maria Magdalena.


Im liturgischen Kalender der katholischen Kirche von 1969[8] geht aus der Vita zum Fest der heiligen Maria Magdalena am 22. Juli hervor, dass es sich weder um die Schwester der hl. Martha handelte, noch um die Sünderin, die Jesus die Füße wusch.



Verehrung |




Maria Magdalena von Engeln umgeben, darüber der auferstandene Christus. Altar der Kirche La Madeleine, Paris


Der Gedenktag der hl. Maria Magdalena ist der 22. Juli (römisch-katholisch, orthodox, anglikanisch, evangelisch, alt-katholisch). Für die römisch-katholische Kirche wurde der Gedenktag mit einem Dekret vom 3. Juni 2016 in den Rang eines Festes im Calendarium Romanum Generale erhoben.[9] In der Kirchengeschichte kam dem Fest bei Kanonikerorden in längster Zeit bereits dieser Stellenwert zu.[10] Die Heilige ist Schutzpatronin der Frauen, der Verführten, der reuigen Sünderinnen, der Schüler, Studenten und Gefangenen sowie der Winzer, Weinhändler, Handschuhmacher und Friseure. Maria Magdalena ist die Patronin der im 13. Jahrhundert gegründeten Ordensgemeinschaft der Magdalenerinnen. Außerdem ist sie die Patronin der spanischen Stadt Viana und der italienischen Stadt Cavareno. Sie wird gegen Gewitter, Ungeziefer und Augenleiden angerufen.


Vézelay und Saint-Maximin-la-Sainte-Baume beanspruchen jeweils Reliquien der heiligen Maria Magdalena zu besitzen.




Feministische Religionsforschung |


Die neuere feministische Forschung hat in dem Film Jesus und die verschwundenen Frauen einen Versuch unternommen, die Geschichte Maria Magdalenas darzustellen.[11] Es handelt sich um eine Dokumentation, für die Wissenschaftler aus drei Universitäten zusammenarbeiteten: Humboldt Universität Berlin, Universität Wien und Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. Dabei werden vier biblische Frauen vorgestellt, deren Existenz im Laufe der Verschriftlichung der Kirchengeschichte verfälscht worden oder verschwunden sei. Es sind die Geschichten von Maria Magdalena, Phoibe, Junia und Lydia. Gezeigt wird unter anderem das „Evangelium der Apostelin Maria Magdalena“ in gnostischer Sprache, das – nach seiner Restaurierung – im Ägyptischen Museum Berlin ausgestellt ist.



Bauernregeln |


Bauernregeln für den Magdalenentag:



  • Regnet’s am St.-Magdalen-Tag, folgt gewiss mehr Regen nach

  • An Magdalena regnet’s gern, weil sie weinte um den Herrn



Christliche Ikonographie |





Maria Magdalena mit Salbgefäß, Wandmalerei um 1420, in der Stiftskirche (Neustadt an der Weinstraße)


In der Kunstgeschichte gibt es neben der Darstellung Maria Magdalenas als Sünderin weitere Darstellungen, etwa am Grab (Noli me tangere), die Füße Jesu salbend, als Büßerin, unter dem Kreuz. Ihre ikonografischen Heiligenattribute sind Salbentiegel, Geißel und ein Schädel.[12] Entsprechend der Tradition, Maria Magdalena mit der Sünderin, die Jesus die Füße salbt, gleichzusetzen, wird sie immer wieder mit wallendem, offenem Haar dargestellt. Bei Kreuzesdarstellungen ist Maria Magdalena seit dem 15. Jahrhundert oft als eine sehr emotionale Frau dargestellt, die ihrer Verzweiflung offen Ausdruck gibt (siehe z. B. Grünewald oder altniederländische Maler), im Gegensatz zu dem ruhigeren, gefassteren Schmerz oder der Ohnmacht der Mutter Maria. Magdalena ist dabei auch oft an einer relativ kostbaren Kleidung, nicht selten in recht fröhlichen Farben (Gelb, Rot), zu erkennen, während die Mutter Maria dabei normalerweise in zurückhaltendes Blau oder Dunkelblau gekleidet ist. Das Thema der Maria Magdalena als Büßerin war besonders im 17. Jahrhundert beliebt, sie befindet sich dabei in der Einöde oder in einer Höhle, manchmal auch in einem dunklen Raum; dazu gehören neben einer Bibel und dem Schädel auch noch andere Vanitassymbole, wie Sanduhr, flackernde Kerze, Schmuck etc. Sie selber ist dann meist ärmlich gekleidet, oder halb unbekleidet. Dabei diente seit der Renaissance die Thematik von Maria Magdalena als Sünderin oder Prostituierte auch immer wieder zum Vorwand für unverhohlen erotische Darstellungen schöner Frauen, nicht selten mit entblößten Brüsten (z. B. Tizian) oder als Halbakt (selten sogar als Akt).




Musik |


Die Geschichte der Maria Magdalena wurde immer wieder vertont. Aus dem Mittelalter stammt eine Historia Mariae Magdalenae aus dem Antiphonar des St. Georgs-Klosters der Prager Burg (gregorianischer Gesang).[13]


Seit der Renaissance entstanden Motetten Maria Magdalene,
die normalerweise für Ostersonntag bestimmt waren, beispielsweise von Komponisten wie Jacobus Clemens non Papa,[14]Pierre de Manchicourt,[15]Andrea Gabrieli,[16]Francisco Guerrero, Michael Praetorius (in Musarum Sioniarum, 1607). Der lateinische Text schildert die Begebenheiten am Ostermorgen, als Maria Magdalena und „die andere Maria“ (altera Maria) bei Sonnenaufgang das leere Grab finden und einen Engel, der ihnen die Auferstehung Jesu verkündigt; die Motette endet mit einem „Alleluia“.[17]
Auch Palestrina schrieb eine fünfstimmige Motette Beatae Mariae Magdalenae (in: Liber Primus … Motettorum..., Rom 1569), die allerdings einen ganz anderen Text hat, als die zuvor genannten Motetten.


Maria Magdalena sind auch einige Mess-Kompositionen gewidmet: die Motette von Guerrero diente beispielsweise Alonso Lobo (1555–1617) als Vorlage für seine Missa Maria Magdalene (in: Liber primus missarum, 1602),[18] und auch Giovanni Felice Sances komponierte eine Missa Sanctae Maria Magdalenae für Stimmen und Instrumente.[19][20] Moderneren Datums ist die Missa Sanctae Mariae Magdalenae von William Lloyd Webber.


Maria Magdalena ist auch Titelfigur einiger Oratorien, wie in Antonio Caldaras Maddalena ai piedi di Cristo (um 1698) oder in Johann Adolph Hasses Sanctus Petrus et Sancta Maria Magdalena.[21]
In Georg Friedrich Händels Oratorium La Resurrezione (uraufgeführt 1708 in Rom) hat die Figur Maria Magdalena eine der tragenden Rollen. In Johann Sebastian Bachs Oster-Oratorium Kommt, eilet und laufet BWV 249 ist die Alt-Partie eine Verkörperung der Maria Magdalena.[22] Sie hat eine Arie mit folgendem Text:





„Saget, saget mir geschwinde, saget, wo ich Jesum finde, welchen meine Seele liebt! Komm doch, komm, umfasse mich, denn mein Herz ist ohne Dich ganz verwaiset und betrübt.“




Johann Sebastian Bach: Oster-Oratorium BWV 249[23]


Jules Massenet verarbeitete den Stoff 1873 in seinem Oratorium Marie-Magdeleine und Henning Frederichs schuf 1985 das Oratorium Passionserzählung der Maria Magdalena.


Auch in der Popmusik wurden manchmal Anspielungen auf die Figur der Maria Magdalena gemacht, insbesondere in dem von Sandra (Sängerin) gesungenen Schlager (I’ll Never Be) Maria Magdalena aus dem Jahr 1985. Im Gegensatz zur Gefährtin Jesu, die nach allgemeinem Verständnis ihr Leben als Prostituierte aufgab und bereute und zu einer heiligen Frau wurde, wird im Lied eine Frau geschildert, die ein Leben in völliger sexueller Freiheit wünscht und propagiert.
Im Eurovision Song Contest 1999 in Jerusalem hieß Kroatiens Beitrag Marija Magdalena.



Belletristik |


1843 publizierte Friedrich Hebbel seine Maria Magdalena, ein Drama in drei Akten.


1981 behauptete das pseudowissenschaftliche Werk Der Heilige Gral und seine Erben von Henry Lincoln, Michael Baigent und Richard Leigh, Maria Magdalena sei mit Jesus verheiratet gewesen und nach Gallien gegangen, wo von ihrem gemeinsamen Kind die Dynastie der Merowinger abstammen soll. Maria Magdalena wird darin auch mit dem Heiligen Gral in Verbindung gebracht, wobei der Ausdruck „San Greal“ als „Sang Real“ (okzitanisch für „königliches Blut“) gedeutet wird. Die Thematik wird später von den Esoterik-Autoren Louis Pauwels und Jacques Bergier aufgegriffen sowie in Peter Berlings fünfbändigem Gralszyklus und später in Dan Browns Roman Sakrileg thematisiert.


Luise Rinser zeichnet in ihrem Roman Mirjam ein sehr feministisches Bild Maria Magdalenas. Das Buch erzählt die Geschichte Jesu aus der Sicht der Protagonistin. Dasselbe gilt für das Buch Maria Magdalena von Marianne Fredriksson.


Nikos Kazantzakis greift in seinem Roman Die letzte Versuchung Christi die Legende einer Liebesbeziehung zwischen Jesus und Maria Magdalena indirekt auf: Jesus wird in Versuchung geführt, seine Mission als Sohn Gottes und Erlöser aufzugeben und stattdessen ein bürgerliches Ehe- und Familienleben mit Maria zu beginnen.


Patrick Roths Erzählung Mulholland Drive: Magdalena am Grab (2002) inszeniert die Magdalena-Erzählung des Johannesevangeliums als Schauspielprobe in einem leerstehenden Haus auf Mulholland Drive in Los Angeles. Während der Jungregisseur und seine Schauspielerin die Osterszene zeilengenau nachstellen, entdeckt sich ihnen ein übersprungener Vers des Evangelisten, der das Geheimnis der Beziehung zwischen Mensch und Gott birgt.


In Lena Naumanns Erzählung Mariam geht fort ist Maria Magdalena eine kritische Partnerin ihres Geliebten Jeschua und gleichzeitig eine Protagonistin für die Emanzipation des Individuums von jeder Religion. Sie spricht Jeschua die Gottessohnschaft ab und entlarvt – als zwar historische, aber bereits aufgeklärt denkende Frau – die Doppelmoral des jüdisch-christlichen Patriarchats.[24]



Literatur |




  • Dick Harrison: Verräter, Hure, Gralshüter: Judas Iskariot, Maria Magdalena, Pontius Pilatus, Josef von Arimathäa – Geschichten und Legenden, Patmos-Verlag, 2007, ISBN 978-3491725157

  • Urban Holzmeister: Die Magdalenenfrage in der kirchlichen Überlieferung. (1–2). In: Zeitschrift für katholische Theologie. 46, 1922, ISSN 0044-2895, S. 402–422, und S. 556–584.

  • Ingrid Maisch: Maria Magdalena. Zwischen Verachtung und Verehrung. Das Bild einer Frau im Spiegel der Jahrhunderte. Herder, Freiburg (Breisgau) u. a. 1996, ISBN 3-451-23971-X.

  • Reinhard Nordsieck: Maria Magdalena, die Frau an Jesu Seite. Zur Frage nach der Identität der Maria Magdalena, der „großen Sünderin“ und der Maria aus Bethanien und ihrer historischen Bedeutung. 2. Auflage. Lit, Münster 2006, ISBN 3-8258-5289-X.

  • Silke Petersen: „Zerstört die Werke der Weiblichkeit!“ Maria Magdalena, Salome und andere Jüngerinnen Jesu in christlich-gnostischen Schriften. Brill, Leiden u. a. 1999, ISBN 90-04-11449-1, (Nag Hammadi and Manichaean Studies 48).

  • Renate Schmid: Maria Magdalena in gnostischen Schriften. Arbeitsgemeinschaft für Religions- und Weltanschauungsfragen, München 1990, ISBN 3-921513-93-6.

  • Andrea Taschl-Erber: Maria von Magdala – erste Apostolin? Joh 20,1-18: Tradition und Relecture. Herder, Freiburg/Basel/Wien 2007, ISBN 978-3-451-29660-4 (zugl. Univ. Wien, Diss. 2006).

  • Christa Mulack: Maria Magdalena. Apostelin der Apostel – die Frau, die das All kennt. Pomaska-Brand, Schalksmühle 2007, ISBN 978-3-935937-50-4.

  • Christoph Wrembek: Die sogenannte Magdalenerin. Bonifatius GmbH Druck, überarbeitete Neuausgabe 2013, ISBN 978-3-89710-512-6


Belletristik


  • Michèle Roberts: Die Freundin des Herrn : Roman. Übersetzung aus dem Englischen Sieglinde Körnstke. München : Droemersche Verlagsanstalt Knaur, 1986, ISBN 978-3-426-08055-9.


Weblinks |



 Commons: Maria Magdalena – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien



  • Literatur von und über Maria Magdalena im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek

  • www.rene-finn.de: Das Evangelium nach Maria Magdalena. Deutsche Übersetzung

  • www.heiligenlexikon.de: ausführliche Biografie mit Bildern

  • Silke Petersen: Maria aus Magdala. In: Michaela Bauks, Klaus Koenen, Stefan Alkier (Hrsg.): Das wissenschaftliche Bibellexikon im Internet (WiBiLex), Stuttgart 2006 ff.

  • Bayern 2 – Radio Wissen: Maria Magdalena – Apostolin der Apostel?: https://www.br.de/radio/bayern2/wissen/radiowissen/maria-magdalena130.html


  • http://www.mariam-geht-fort.de: Presse- und Leserstimmen zur Erzählung Mariam geht fort von Lena Naumann

  • Youtube-Video: Palestrina: Motette Beatae Mariae Magdalenae (Liber primus motettorum, 1569), gesungen von The Sixteen, Harry Christophers (Mit Notentext). Gehört am 2. April 2018.



Filme |


  • Garth Davis: Maria Magdalena. Verlag Universal Pictures Germany GmbH, Großbritannien 2018, EAN 5053083151904. (Domradio.de: Ganz im Geiste der Bibel)


Einzelnachweise |




  1. Nag Hammadi Deutsch, Hans-Martin Schenke, Hans-Gebhard Bethge, Ursula Ulrike Kaiser (Hrsg.), 2001, S. 196

    Die spitze Klammer steht für eine interpretierende Ergänzung; „<seine> Schwester“ ist die Verbesserung eines Schreibfehlers, im Original heißt es „,ihre‘ Schwester“.



  2. Nag Hammadi Deutsch, Hrsg. v. Hans-Martin Schenke, Hans-Gebhard Bethge, Ursula Ulrike Kaiser, 2001 S. 199. Dies ist die moderne Lesart, vergleiche auch Renate Schmid: Maria Magdalena in gnostischen Schriften, München 1990, S. 30


  3. Isenberg, Wesley W./Layton, Bentley, 1989: The Gospel According to Philip. In: Bentley Layton(ed): Nag Hammadi Codex II, 2–7


  4. Alle Zählungen und Zitate in diesem Abschnitt erfolgten nach folgender Übersetzung der Pistis Sophia: * [Valentinus]: Das Evangelium der Pistis Sophia, Bad Teinach-Zavelstein 1987, ISBN 3-925072-03-9.


  5. Bart D. Ehrman: Peter, Paul, and Mary Magdalene. The Followers of Jesus in History and Legend, Oxford 2006, S. 184.


  6. Julian R. Backes: „Apostola Apostolorum“. Beobachtungen zum Magdalenenproprium des Breviarium Praemonstratense. In: Analecta Praemonstratensia. 90, 2014 [erschienen 2015], ISSN 0517-6735, S. 287–290, hier 287f.


  7. Vatikan wertet Rolle der Maria Magdalena auf - religion.ORF.at. In: religion.ORF.at. 10. Juni 2016 (orf.at [abgerufen am 2. April 2018]). 


  8. Calendarium Romanum (Libreria Editrice Vaticana, 1969), p. 131


  9. Decreto della Congregazione per il Culto Divino e la Disciplina dei Sacramenti: la celebrazione di Santa Maria Maddalena elevata al grado di festa nel Calendario Romano Generale. In: Tägliches Bulletin. Presseamt des Heiligen Stuhls, 10. Juni 2016, abgerufen am 10. Juni 2016 (italienisch). 


  10. Julian R. Backes: „Apostola Apostolorum“. Beobachtungen zum Magdalenenproprium des Breviarium Praemonstratense. In: Analecta Praemonstratensia. 90, 2014 [erschienen 2015], ISSN 0517-6735, S. 287–290, hier 290.


  11. Jesus und die verschwundenen Frauen. Eine Spurensuche, bei YouTube


  12. vgl. kirchensite.de


  13. CD Historiae – The Officies of St. Lawrence's and Mary Magdalen's mit der Schola Hungarica, László Dobszay, von Hungaroton 1998. Auf Youtube: Hymnus aus Historia Mariae Magdalenae, gesehen am 29. März 2018.


  14. im Internet, gesehen am 29. März 2018.


  15. Einspielung auf der CD Manchicourt mit dem Huelgas Ensemble unter Paul van Nevel, gesehen am 29. März 2018. Daraus auf Youtube: Manchicourt: Maria Magdalene, Huelgas Ensemble, P. v. Nevel, gesehen am 29. März 2018.


  16. Maria Magdalene von Andrea Gabrieli bei IMSLP, gesehen am 29. März 2018.


  17. Textbuch zur CD: Sacred music by Alonso Lobo, mit Tallis Scholars unter Peter Phillips, gimell 1997, S. 18–19


  18. Von beiden existiert eine CD-Einspielung mit den Tallis Scholars unter Peter Phillips von 1997


  19. Sances' Missa Sanctae Maria Magdalenae auf CPDL, gesehen am 29. März 2018.


  20. Einspielung des Crucifixus mit dem Ensemble Arpeggiata unter Christina Pluhar auf Youtube: Sances „Crucifixus“, gesehen am 29. März 2018.


  21. Notenmaterial auf IMSLP, gesehen am 29. März 2018.


  22. Siehe das Textbuch zur CD: J. S. Bach – Osteroratorium, Barbara Schlick, James Taylor, Peter Kooy u. a., Collegum Vocale, Philippe Herreweghe, erschienen bei Harmonia mundi, 1995/2003, S. 14–18


  23. Textbuch zur CD: J. S. Bach – Osteroratorium, Barbara Schlick, James Taylor, Peter Kooy u. a., Collegum Vocale, Philippe Herreweghe, erschienen bei Harmonia mundi, 1995/2003, S. 14–18


  24. Lena Naumann, Mariam geht fort. München 2014, ISBN 978-3-9815426-1-5




























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