Rasdorf
Wappen | Deutschlandkarte | |
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50.7166666666679.8977777777778319Koordinaten: 50° 43′ N, 9° 54′ O | ||
Basisdaten | ||
Bundesland: | Hessen | |
Regierungsbezirk: | Kassel | |
Landkreis: | Fulda | |
Höhe: | 319 m ü. NHN | |
Fläche: | 30,07 km2 | |
Einwohner: | 1624 (31. Dez. 2017)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 54 Einwohner je km2 | |
Postleitzahl: | 36169 | |
Vorwahl: | 06651 | |
Kfz-Kennzeichen: | FD | |
Gemeindeschlüssel: | 06 6 31 022 | |
Adresse der Gemeindeverwaltung: | Am Anger 32 36169 Rasdorf | |
Website: | ||
Bürgermeister: | Jürgen Hahn (CDU) | |
Lage der Gemeinde Rasdorf im Landkreis Fulda | ||
Rasdorf ist eine Gemeinde im Landkreis Fulda in Osthessen in Deutschland.
Das Hessische Ministerium des Innern und für Sport hat mit Urkunde vom 24. Juli 2015 die Bezeichnung Point-Alpha-Gemeinde verliehen.[2]
Inhaltsverzeichnis
1 Geografische Lage
1.1 Nachbargemeinden
1.2 Gliederung
2 Geschichte
3 Politik
3.1 Gemeindevertretung
3.2 Wappen
4 Sehenswürdigkeiten
4.1 Bauwerke
4.2 Gedenkstätte Point Alpha
4.3 Bahnstrecke
5 Söhne und Töchter der Gemeinde
6 Literatur
7 Weblinks
8 Einzelnachweise
Geografische Lage |
Rasdorf liegt in einem weiten, offenen Gelände inmitten der „Kuppenrhön“ (in der Region Hessisches Kegelspiel genannt), unmittelbar an der hessisch-thüringischen Landesgrenze im Biosphärenreservat Rhön.
Nachbargemeinden |
Rasdorf grenzt im Norden an die Gemeinde Eiterfeld (Landkreis Fulda), im Osten an die Gemeinde Buttlar, die Stadt Geisa und die Gemeinde Rockenstuhl (alle drei im thüringischen Wartburgkreis), im Süden an die Gemeinde Nüsttal, sowie im Westen an die Stadt Hünfeld (beide im Landkreis Fulda).
Gliederung |
Zur Gemeinde gehören die Ortsteile Rasdorf, Setzelbach und Grüsselbach.
Geschichte |
Der Sachsenmissionierung zur Zeit der Karolinger verdanken das Kloster Fulda und das Nebenkloster Rasdorf seine Existenz. Abt des Baugulf (779–802) erhielt als Gegenleistung 781 „Haunfeld“ (Hünfeld) sowie die Ortschaft Rasdorf mit all ihren Fluren.
Der Ort Rasdorf muss bereits vor 781 bestanden haben. Ein Nebenkloster Rasdorf wird 815 erwähnt. 32 bis 34 Mönche und etwa 20 Klosterschüler sind im 9. Jahrhundert im Nebenkloster Rasdorf nachgewiesen. Im Jahre 845 trafen sich der Fuldaer Abt Rabanus und König Ludwig der Deutsche zur Aussöhnung in Rasdorf. Rabanus hatte im Streit zwischen König Lothar und dessen Brüdern Ludwig und Karl auf der „falschen“ Seite, nämlich auf der Lothars gestanden. Als Ludwig Herr über das Ostfrankenreich wurde, zog sich Rabanus zurück und legte die Abtswürde nieder. Dank der Rasdorfer Aussöhnung, die auf Initiative des Königs erfolgte, wurde Rabanus 847 als Erzbischof von Mainz berufen. Rabanus legte fest, dass in deutscher Sprache zu predigen sei, nach einer Bestimmung von Karl dem Großen, „dass dem Volke in seiner Muttersprache das Gotteswort zu verkünden ist“.
Das Nebenkloster Rasdorf wurde um 877 in ein Kollegiatstift umgewandelt.
Am 21. Mai 977 besuchte Otto II. das Kloster Fulda und empfing eine Abordnung aus dem Kollegiatstift Rasdorf unter der Führung seines Kanzlers Egbert.
Die Stiftskirche in Rasdorf gilt als eine der architektonisch bedeutsamsten Dorfkirchen in Hessen.
Rasdorf erlangte Bedeutung durch seine Lage an der historischen Handelsroute Frankfurt am Main – Eisenach – Leipzig.
Die heutige Gemeinde Rasdorf entstand im Zuge der Gebietsreform in Hessen am 1. April 1972 durch den Zusammenschluss der bis dahin selbständigen Gemeinden Grüsselbach, Rasdorf und Setzelbach.[3]
Politik |
Gemeindevertretung |
Die Kommunalwahl am 6. März 2016 lieferte folgendes Ergebnis,[4] in Vergleich gesetzt zu früheren Kommunalwahlen:[5][6]
Parteien und Wählergemeinschaften | % 2016 | Sitze 2016 | % 2011 | Sitze 2011 | % 2006 | Sitze 2006 | % 2001 | Sitze 2001 | ||
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CDU | Christlich Demokratische Union Deutschlands | 100,0 | 15 | 65,3 | 10 | 68,8 | 10 | 69,8 | 11 | |
SPD | Sozialdemokratische Partei Deutschlands | — | — | 34,7 | 5 | 11,5 | 2 | 16,2 | 2 | |
CWE/FWG | Christliche Wähler-Einheit/Freie Wählergemeinschaft | — | — | — | — | 19,7 | 3 | 14,0 | 2 | |
gesamt | 100,0 | 15 | 100,0 | 15 | 100,0 | 15 | 100,0 | 15 | ||
Wahlbeteiligung in % | 70,8 | 65,8 | 72,3 | 73,7 |
Die Wahl 2016 fand entsprechend den Bestimmungen des Hessischen Kommunalwahlgesetzes nach den Grundsätzen der Mehrheitswahl statt, da nur ein Wahlvorschlag vorlag. Dabei stehen dem Wähler so viele Stimmen zu, wie insgesamt Mandate zu vergeben sind. Auf dem Stimmzettel sind sämtliche Bewerber aufgeführt, unter denen der Wähler dann seine Stimmen verteilt.
Wappen |
Der Gemeinde Rasdorf im damaligen Landkreis Hünfeld ist am 25. Mai 1971 vom Hessischen Minister des Innern ein Wappen mit folgender Blasonierung genehmigt worden:
„Über einer roten, rechts mit einem Wehrturm abgeschlossenen Mauer in Silber das schwarze fuldische Kreuz.“[7]
Auf Vorschlag der Gemeinde wurde die damals wiederhergestellte Mauer ihres Wehrfriedhofes, die die bedeutendste erhaltene Anlage dieser Art in Hessen darstellt, in das neu zu schaffende Wappen aufgenommen. Da dieser Vorschlag sich heraldisch vortrefflich verwirklichen ließ und diese Mauer ein so ausgeprägtes und wertvolles örtliches, geschichtliches Monument verkörpert, war das Staatsarchiv gern bereit, diesem Wunsch der Gemeinde zu entsprechen und dieses örtliche Symbol mit dem Kreuz des Stiftes Fulda zu verbinden, zu dem gerade Rasdorf seit seiner Gründung in engster geistlicher und politischer Beziehung gestanden hat. Auf diese Weise wurde ein Wappen geschaffen, das sowohl einer ganz speziellen örtlichen Gegebenheit als auch den politischen und territorialgeschichtlichen Verhältnissen entspricht, die jahrhundertelang das Schicksal der Gemeinde bestimmt haben.
Die Gestaltung des Wappens lag in den Händen des Bad Nauheimer Heraldikers Heinz Ritt.
Sehenswürdigkeiten |
Bauwerke |
- Die Rasdorfer Stiftskirche wurde 831 vom Abt des Klosters Fulda, Rabanus Maurus, errichtet. 1274 wurde die Kirche umgebaut. Dabei entstand unter Beibehaltung des Grundrisses und unter Verwendung alter romanischer Bauteile eine neue, im äußeren Erscheinungsbild gotische Kirche. Kunstgeschichtlich wertvoll sind die gotischen Säulen. Die acht Säulen mit ihren Kapitellen sind die Hauptsehenswürdigkeiten in der Stiftskirche. Kunsthistoriker vermuten, dass diese kunstgeschichtlich hochbedeutsamen Säulen und Kapitelle auf byzantinischen Einfluss zurückgehen. Sechs Säulen im griechischen Stil teilen die Basilika (Langhaus und zwei Seitenschiffe). Zwei gedrungene Säulen (romanisch) mit seltenen Tierkapitellen im Westteil der Basilika gehören zu den ältesten Teilen der Kirche. Der romanische Taufstein (12. Jahrhundert) erinnert in seiner Form an eine Darstellung des hl. Bonifatius bei einer Heidentaufe.[8]
- Eine bis heute erhaltene Anlage eines Wehrfriedhofes (um 1200) ist mit einer hohen Mauer in unregelmäßigem Viereck umgeben, die Seitenlängen zwischen 55 und 67 m und eine Höhe zwischen 4 und 6 m hat bei einer Dicke von etwa 0,80 m. Zudem verfügt sie über vier Ecktürme mit Spitzhauben und Schießscharten, die in unsicheren Zeiten Schutz für die Rasdorfer Bevölkerung boten. Zudem gibt es ein Torhaus und einen überdachten Wehrgang. Bis 1827 stand in der Mitte die Kreuzförmige romanische Pfarrkirche St. Michael. Sie wurde nach einem Verkauf abgerissen. Das Friedhofskreuz ist aus dem Jahre 1751.
- Nordwestlich von Rasdorf liegt auf dem Gehilfersberg die Wallfahrtskapelle „St. Maria und Vierzehn Nothelfer“. Sie wurde an Stelle einer Vorgängerkapelle, die schon 1586 erwähnt wurde, um 1625 errichtet, zunächst zur Verehrung eines wundertätigen Kultbildes (St. Gehülf), dann der 14 Nothelfer. Im 17. und 18. Jahrhundert war der Gehilfersberg der bedeutendste Wallfahrtsort des Hochstifts Fulda. Die Kapelle hat eine barocke Innenausstattung. Nach einer Brandstiftung im Jahre 1996 war die Kapelle völlig zerstört, wurde jedoch originalgetreu wiederaufgebaut und im Mai 1997 eingeweiht. Bis zur Kapelle führen sieben Bildstöcke von um 1750, in denen je zwei Nothelfer dargestellt werden.
- Der zentrale Dorfplatz ist mit Ausmaßen von 170 × 75 m der größte Anger Hessens. Hier befindet sich auch die Gemeindeverwaltung. Er war im Mittelalter auch Gerichtsplatz und bot einen Pferdeumspannplatz für Kaufleute an der damaligen Frankfurt-Leipziger Straße. Auf dem Anger steht auch der Josefsbrunnen, der 1956 in Tonplastik, seit 1995 als Bronzefigur gestaltet ist.
- Im Rasdorfer Ortsteil Grüsselbach erinnert seit 1980 ein 2,20 Meter hohes Denkmal aus Muschelkalk am Lindeneck an die Bewohner des Amtes Geisa (Thüringen), die nach 1945 zwangsumgesiedelt wurden oder nach Westen flohen. Das Denkmal fertigte der Bildhauer Johannes Kirsch im Auftrag des „Heimatkreises des ehemaligen Geisaer Amtes“ an.[9]
- Auf dem zur Rasdorfer Gemarkung gehörenden Kleinberg, einem der Vulkankegel-Berge des Hessischen Kegelspiels, etwa zwei Kilometer nordwestlich des Ortes und nur etwa einen Kilometer südöstlich von Großentaft befinden sich die Reste der vermutlich keltischen kleinen einteiligen eisenzeitliche Ringwallanlage Kleinberg
- Das älteste Fachwerkhaus Rasdorfs ist das Stiftsherrenhaus von 1594, ehedem ein Wohnhaus von Stiftsherren. Es wurde 1996 restauriert. Heute beherbergt es das Landschafts-Informationszentrum. Auf dem Grundstück befindet sich auch ein Lapidarium.
Gedenkstätte Point Alpha |
Die Gedenkstätte Point Alpha befindet sich an der hessisch-thüringischen Grenze zwischen Rasdorf und Geisa in der Rhön. Hier befand sich über vier Jahrzehnte ein Beobachtungsposten der US-Armee. Zwei Vereine möchten hier auf hessischer Seite den Beobachtungsposten und auf thüringischer Seite ein Stück der DDR-Grenzsicherungsanlagen erhalten, um so die Erinnerung an die unselige Teilung Deutschlands und die Konfrontation von NATO und Warschauer Pakt wachzuhalten. Der amerikanische Beobachtungsturm bietet einen Blick über die Kuppenrhön und das Ulstertal.
Bahnstrecke |
Die Bahnstrecke Hünfeld–Wenigentaft-Mansbach verlief von 1. Dezember 1906 bis 28. Mai 1972 in der Nähe von Rasdorf. Auf der Strecke verläuft seit 2007 der 27 km lange, nach Rasdorf führende Kegelspiel-Radweg.
Söhne und Töchter der Gemeinde |
Josef Budenz (1836–1892), Sprachwissenschaftler, Mitglied der ungarischen Akademie der Wissenschaften
Adalbert Endert (1850–1906), geboren im Ortsteil Setzelbach, Theologe, römisch-katholischer Bischof von Fulda
Georg Stieler (1886–1955), Politiker
Johann Adam Förster (1795–1890), geboren im Ortsteil Grüsselbach, Vorkämpfer der Demokratie
Gregor Richter (Domkapitular) (1874–1945), geboren im Ortsteil Grüsselbach, Professor[10]
- Eduard Hartmann (1874–1952), Priester, Professor[11]
Literatur |
- Josef Leinweber(†) und Johannes Burkardt: Rasdorf. In: Friedhelm Jürgensmeier u. a.: Die benediktinischen Mönchs- und Nonnenklöster in Hessen (Germania Benedictina 7 Hessen), Eos, St. Ottilien 2004, S. 910–912. ISBN 3-8306-7199-7.
Weblinks |
Commons: Rasdorf – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
- Offizielle Website der Gemeinde Rasdorf
„Rasdorf, Landkreis Fulda“. Historisches Ortslexikon für Hessen. In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).- Literatur über Rasdorf in der Hessischen Bibliographie
Einzelnachweise |
↑ Hessisches Statistisches Landesamt: Aktuellster Bevölkerungsstand am 31.12.2017 (Landkreise und kreisfreie Städte sowie Gemeinden, Einwohnerzahlen auf Grundlage des Zensus 2011) (Hilfe dazu).
↑ Staatsanzeiger für das Land Hessen – 10. August 2015. Nr. 33. In: ms-visucom.de. Hessisches Ministerium des Innern und für Sport, S. 831, abgerufen am 8. März 2016 (PDF).
↑ Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27. 5. 1970 bis 31. 12. 1982. W. Kohlhammer GmbH, Stuttgart/Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 400.
↑ Ergebnis der Gemeindewahl am 6. März 2016 Hessisches Statistisches Landesamt
↑ Hessisches Statistisches Landesamt: Ergebnis der Gemeindewahl am 27. März 2011
↑ Hessisches Statistisches Landesamt: Ergebnis der Gemeindewahl am 26. März 2006
↑ Der Hessische Minister des Inneren: Genehmigung eines Wappens der Gemeinde Rasdorf, Landkreis Fulda vom 14. März 1972. In: Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1973 Nr. 14, S. 619, Punkt 464 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 5,9 MB]).
↑ Marianne Walther: Die Rasdorfer Figurenkapitelle, ihre Strukturanalyse, Ikonographie und zeitliche Einordnung. Frankfurt am Main 1993 (Dissertation an der Johann Wolfgang Goethe-Universität)
↑ Grüsselbacher Dorfchronik S. 9
↑ Winfried Walk: Professor Dr. Dr. Gregor Richter; in: Rasdorfer Geschichtsblätter Ausgabe 6/2 (2001), S. 7–9 (pdf; 705 kB)
↑ Gisela Falkenhahn-Klee: Prof. Dr. Eduard Hartmann; in: Rasdorfer Geschichtsblätter Ausgabe 9/2 (2002), S. 1–2 (pdf; 770 kB)
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