Präsident (Osttimor)







Präsidentenpalast Osttimors


Der Präsident der Republik (portugiesisch Presidente da República) ist das Staatsoberhaupt Osttimors (Timor-Leste).




Inhaltsverzeichnis






  • 1 Allgemein


  • 2 Francisco Xavier do Amaral 1975–1977


  • 3 Nicolau dos Reis Lobato 1977–1978


  • 4 Xanana Gusmão 2002–2007


  • 5 José Ramos-Horta 2007–2012


  • 6 Taur Matan Ruak 2012–2017


  • 7 Francisco Guterres seit 20. Mai 2017


  • 8 Siehe auch


  • 9 Weblinks


  • 10 Einzelnachweise





Allgemein |




Francisco Xavier do Amaral auf einer Wahlveranstaltung 2007


Er wird alle fünf Jahre gewählt und kann nur einmal wiedergewählt werden. Gewählt werden können alle Osttimoresen, die mindestens 35 Jahre alt und im Vollbesitz ihrer Kräfte sind.[1]


Der Präsident hat eher symbolische Befugnisse, besitzt aber ein Vetorecht bei der Gesetzgebung. Beratend steht ihm der Staatsrat zur Seite. Der Präsident vergibt den Auftrag zur Regierungsbildung und kann beim Scheitern der Regierung entweder den Auftrag neu vergeben oder das Parlament auflösen.[2]



Francisco Xavier do Amaral 1975–1977 |


Francisco Xavier do Amaral wurde nach Ausrufung der Unabhängigkeit von Portugal am 28. November 1975 zum ersten Präsidenten Osttimors. Er musste nach der indonesischen Invasion am 7. Dezember in die Berge fliehen. 1977 wurde do Amaral wegen Meinungsverschiedenheiten über das Vorgehen gegen die indonesische Besatzung von der FRETILIN abgesetzt. Parallel zu do Amaral fungierte Arnaldo dos Reis Araújo vom 17. Dezember 1975 bis zum 17. Juli 1976 als Präsident der von den indonesischen Besatzern eingesetzten provisorischen Regierung.



Nicolau dos Reis Lobato 1977–1978 |


Im September 1977 wurde der bisherige Premierminister Nicolau dos Reis Lobato nominell Präsident Osttimors. Er wurde bei der Operation „Einkreisung“ durch eine Kugel am Bein verletzt und kurz darauf von den Indonesiern am 31. Dezember 1978 gestellt. Mit den Worten „meine letzte Kugel ist mein Sieg“ erschoss sich Lobato selbst, bevor er gefangen genommen werden konnte. Andere Quellen berichten, Lobato sei von den indonesischen Streitkräften getötet worden.



Xanana Gusmão 2002–2007 |




Xanana Gusmão


Bei der ersten Präsidentenwahl nach dem Abzug Indonesiens am 14. April 2002 setzte sich Xanana Gusmão gegen Francisco Xavier do Amaral, der für die Associação Social-Democrata de Timor (ASDT) antrat, mit 82,7 % der Stimmen durch.[3] Gusmão, der frühere Chef von FRETILIN und des Conselho Nacional de Resistência Timorense CNRT, wird als Volksheld verehrt. Nachdem die Eigenstaatlichkeit Osttimors als großes Ziel erreicht war, wollte sich Gusmão eigentlich aus der aktiven Politik zurückziehen, stellte sich dann aber doch den vielen Bitten, weiter eine verantwortungsvolle Position einzunehmen.
























Präsidentenwahl in Osttimor am 14. April 2002
Kandidat (Partei) Stimmen in %

Xanana Gusmão (parteilos)
301.634
82,69

Francisco Xavier do Amaral (ASDT)

063.146
17,31
Gesamt (Beteiligung: 86 %) 364.780 100


José Ramos-Horta 2007–2012 |




José Ramos Horta


Xanana Gusmão wollte sich bei der Präsidentschaftswahl am 9. April 2007 nicht mehr zur Wahl stellen, sondern trat bei den Parlamentswahlen am 30. Juni 2007 als Kandidat für das Amt des Premierministers an. Für seine Nachfolge stellten sich am 9. April 2007 acht Kandidaten zur Wahl.



























































Erste Runde der Präsidentenwahl in Osttimor am 9. April 2007
Kandidat (Partei) Stimmen in %

Francisco Lu-Olo Guterres (FRETILIN)
112.666
27,89

José Ramos-Horta (parteilos)

088.102
21,81

Fernando La Sama de Araújo (PD)

077.459
19,18

Francisco Xavier do Amaral (ASDT)

058.125
14,39

Lúcia Lobato (PSD)

035.789

08,86

Manuel Tilman (KOTA)

016.534

04,09

Avelino Coelho da Silva (PST)

008.338

02,06

João Carrascalão (UDT)

006.928

01,72
gültige Stimmen 403.941
94,56
Gesamt (Beteiligung: 81,79 %) 427.7120
100

Beleg:[4][5][6]

Da keiner der Kandidaten auf Anhieb mehr als 50 % der Stimmen auf sich vereinigen konnte, kam es am 9. Mai zu einer Stichwahl zwischen den beiden Kandidaten mit der höchsten Stimmenzahl, Francisco Lu-Olo Guterres und José Ramos-Horta, die Ramos-Horta mit 69 % für sich entschied. Er wurde von Guterres, in dessen Funktion als Parlamentspräsident, am 20. Mai 2007 als neuer Staatspräsidenten vereidigt.





























Präsidentenwahl in Osttimor am 9. Mai 2007
Kandidat (Partei) Stimmen in %

José Ramos-Horta (parteilos)
285.835
69,18

Francisco Lu-Olo Guterres (FRETILIN)
127.342
30,82
gültige Stimmen 413.177
97,34
Gesamt (Beteiligung: 81,00 %) 424.4750
100

Beleg:[7]

Der parteilose José Ramos-Horta war unter dem ersten Premierminister Marí Alkatiri zunächst Außenminister. Als Alkatiri 2006 aufgrund der Unruhen in Osttimor zurücktreten musste, übernahm Ramos-Horta dessen Amt und das des Verteidigungsministers. Einen Tag vor seiner Vereidigung als Präsident trat er von diesen Ämtern zurück.


Bei einem Attentat wurde Ramos-Horta am 11. Februar 2008 schwer verletzt. Laut Verfassung übernimmt der Parlamentspräsident im Krankheitsfall die Amtsgeschäfte des Präsidenten. Da der Parlamentspräsident Fernando de Araújo sich zu dieser Zeit in Portugal befand, übernahm sein Vertreter Vicente da Silva Guterres die Aufgabe bis zur Rückkehr von de Araújo wenige Tage später. Am 16. April 2008 kehrte Ramos-Horta von der Behandlung seiner Verletzungen in Australien nach Osttimor zurück und übernahm wieder das Amt.



Taur Matan Ruak 2012–2017 |




Taur Matan Ruak (2013)


José Ramos-Horta schied bei den Präsidentschaftswahlen am 17. März 2012 bereits in der ersten Runde aus.

































































































Präsidentenwahl in Osttimor am 17. März 2012
Kandidat Stimmen in %
Manuel Tilman
007.226

01,56
Taur Matan Ruak 119.462 25,71
Francisco Guterres Lú-Olo
133.635 28,76
Francisco Xavier do Amaral
vor dem Wahlgang
verstorben

Rogério Lobato
016.219

03,49
María do Céu
001.843

00,40
Angelita Pires
001.742

00,37
José Ramos-Horta
081.231
17,48
Francisco Gomes
003.531

00,76
José Luís Guterres
009.235

01,99
Abílio Araújo
006.294

01,35
Lucas da Costa
003.862

00,83
Fernando La Sama de Araújo
080.381
17,30
Angela Freitas
zur Wahl
nicht zugelassen

gültige Stimmen 464.6610
100
ungültige Stimmen
018.788

03,83
leere Stimmzettel
006.484

01,32
Gesamt (Beteiligung: 78,20 %)[8]
489.9330


Ramos-Hortas Nachfolger wurde am 16. April zwischen Taur Matan Ruak und Francisco Guterres gewählt. Taur Matan Ruak gewann die Wahl deutlich.




























































































































Präsidentenwahl in Osttimor am 16. April 2012

Distrikt
(vorläufiges Endergebnis)[9]

Taur Matan Ruak
(parteilos)

Francisco Guterres
(FRETILIN)
Aileu 13.851 70,76 %
05.725
29,24 %
Ainaro 15.602 67,19 %
07.617
32,81 %
Baucau 25.701 47,93 % 27.917 52,07 %
Bobonaro 27.284 70,01 % 11.689 29,99 %
Cova Lima 15.755 62,58 %
09.421
37,42 %
Dili 56.377 65,79 % 29.316 34,21 %
Ermera 31.042 67,06 % 15.246 32,94 %
Lautém 13.555 50,40 % 13.340 49,60 %
Liquiçá 17.426 64,19 %
09.723
35,81 %
Manatuto 14.480 73,55 %
05.208
26,45 %
Manufahi 11.423 54,18 %
09.660
45,82 %
Oecusse 21.252 75,92 %
06.740
24,08 %
Viqueque 11.693 33,92 % 22.784 66,08 %
Osttimor
(offizielles Endergebnis)[10]
275.471 61,23 % 174.408
38,77 %
gültige Stimmen
449.879 (98,08 %)
ungültige Stimmen
006.801 (1,48 %)
leere Stimmzettel
002.023 (0,44 %)
Abgegebene Stimmen 458.703 (Wahlbeteiligung 73,12 %)


Stabschef von Taur Matan Ruak war von 2012 bis 2015 Fidelis Leite Magalhães. Ihm folgte Rui August Gomes. Taur Matan Ruak sah sich, nachdem es ab 2015 mit der VI. konstitutionelle Regierung Osttimors faktisch eine All-Parteien-Koalition gab, in der Rolle der kontrollierenden Opposition. Gegen den Haushaltsplan von 2016 legte er sein Veto ein, dass das Parlament einstimmig zurückwies. Streit gab es auch um die Besetzung des Postens des militärischen Oberbefehlshabers, während dem Taur Matan Ruak führenden Regierungsmitgliedern Korruption vorwarf. Durchsetzen konnte sich der Präsident aber mit seinen Forderungen nicht.


Taur Matan Ruak gelang es, wie er versprochen hatte, als erster Präsident alle 442 Sucos des Landes in seiner Amtszeit zu besuchen, was ihm viel an Popularität einbrachte.



Francisco Guterres seit 20. Mai 2017 |




Francisco Lú-Olo Guterres (2017)


Im dritten Anlauf gelang Francisco Lú-Olo Guterres von der FRETILIN der Wahlsieg bei den Präsidentschaftswahlen 2017 gleich in der ersten Runde. Amtsinhaber Taur Matan Ruak war nicht mehr angetreten, da er bei den Parlamentswahlen 2017 kandidieren will. Die Amtseinführung von Guterres fand am 20. Mai 2017 um Mitternacht statt.






































































Vorläufiges Endergebnis der Präsidentenwahl in Osttimor am 20. März 2017
Kandidat Stimmen in %

Antonio Maher Lopes (PST)

009.098

01,76

Francisco Lu-Olo Guterres (FRETILIN)
294.938 57,08

Amorim Vieira (unabhängig)

004.279

00,83

José Samala-Rua Neves (unabhängig)

011.662

02,26

José Luís Lugu Guterres (unabhängig, FM-Vorsitzender)

013.513

02,62

Angela Freitas (PT)

004.353

00,84

Luís Mau-Hunu Alves Tilman (unabhängig)

011.124

02,15

António Kalohan da Conceição (PD)
167.760 32,47
gültige Stimmen 516.727
97,71
ungültige Stimmen
009.176

01,74
leere Stimmzettel
002.910

00,55
Gesamt (Wahlbeteiligung: 71,16 %)
528.8130


Hatte es Guterres zunächst mit der VII. konstitutionelle Regierung Osttimors, mit einer von seiner FRETILIN geführten Minderheitenregierung zu tun. Obwohl sie sich weder mit ihrem Programm, noch mit dem Haushaltsplan im Parlament durchsetzen konnte, verweigerte Guterres dem Oppositionsbündnis, dass die Mehrheit der Sitze innehatte, den Auftrag zur Regierungsbildung. Stattdessen ordnete er Neuwahlen an. Das Übergehen der parlamentarischen Mehrheit durch Präsident Guterres wurde von Kommentatoren und Staatswissenschaftler als „Angriff auf die Demokratie“ bewertet. Ihm und Premierminister Alkatiri wurde „Dickköpigkeit“ und „Arroganz“ vorgeworfen.


Das bisherige Oppositionsbündnis gewann bei den Parlamentswahlen in Osttimor 2018 erneut die absolute Mehrheit im Parlament und stellt nun die neue Regierung. Allerdings verweigerte Präsident Guterres mehreren vorgeschlagenen Kandidaten die Ernennung zum Regierungsmitglied, aufgrund „ethischer Defizite.“ Im Gegenzug verweigert die Parlamentsmehrheit Guterres nun die Erlaubnis Staatsbesuche und andere Dienstreisen ins Ausland zu unternehmen, bis der Streit gelöst ist.


Ziviler Stabschef (Chefe de Casa Civil) des Präsidenten ist Francisco Maria de Vasconcelos. Chefe de Casa Militar ist Oberst António Soares da Silva („Mau Kalo“).[11]



Siehe auch |



  • Geschichte Osttimors

  • Kabinett Osttimors

  • Präsidentenpalast Osttimors



Weblinks |



  • Homepage des Präsidenten Osttimors

  • Offizieller Facebook-Account des Präsidenten


  • Gesetz zur Wahl des Präsidenten (englisch) (PDF-Datei; 193 kB)



Einzelnachweise |




  1. Gesetz zur Wahl des Präsidenten (Englisch) (PDF-Datei; 193 kB)


  2. Rui Graça Feijó: Timor-Leste: is Díli on (Political) Fire Again?, Presidental Power, 11. Dezember 2017, abgerufen am 11. Dezember 2017.


  3. Psephos Adam Carr’s Election Archive


  4. 18. April 2007, Two set to square off for presidency


  5. Adelaide now, 19. April 2007, Losing candidates appeal election results


  6. East Timor Legal Information Site


  7. Nationale Wahlkommission: Offizielles Endergebnis (Tetum) (Memento vom 21. Juni 2007 im Internet Archive) (PDF; 22 kB)


  8. CNE: Rezultadu definitivo primeira eleisaun presidencial, 26. März 2012


  9. STAE: Rezultadu Provisorio Total Huosi 13 Distritu. Archiviert vom Original am 13. Januar 2013; abgerufen am 4. Januar 2016. 


  10. CNE: Rezultadu definitivo segunda volta eleizaun presidencial


  11. Jornál da República: DECRETO DO PRESIDENTE DA REPÚBLICA N.º 46/2017 & DECRETO DO PRESIDENTE DA REPÚBLICA N.º 47/2017, 24. Mai 2017, abgerufen am 11. November 2018.



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