Perser (Volk)




Die Perser sind eine Ethnie im Großraum Vorder- und Zentralasiens. Das persische Volk wird durch den Gebrauch der persischen Sprache als seiner Muttersprache definiert. Jedoch hat der Begriff Perser auch eine supra-ethnische Bedeutung und wurde historisch verwendet, um iranische Völker zu bezeichnen, die Teile des nach ihnen benannten iranischen Hochlands bevölkert haben. Anfang 500 v. Chr. begannen die antiken Perser, ausgehend von der Region Persis im Süden des Iran, der heutigen Provinz Fars, durch die Unterwerfung anderer Gruppen ihre Sprache und Kultur in andere Teile des iranischen Hochlandes zu verbreiten. Dieser Prozess der Anpassung wurde durch die griechische, arabische, seldschukische und mongolische Invasion weitergeführt bis in die Neuzeit.


Viele Dialekte und regionale Identitäten haben sich im Laufe der Zeit im Iran und in Afghanistan manifestiert. Ähnliche Entwicklungen waren auch im Osmanischen Reich, in Europa, im Kaukasus und der arabischen Welt zu beobachten. Mit dem Zerfall des letzten Persischen Reiches, der Afschariden- und Kadscharen-Dynastie, wurden territoriale Gebiete im Kaukasus und in Zentralasien entweder unabhängig vom Iran oder wurden dem Russischen Reich zugesprochen.


Das persische Volk hat sich aus einer vielschichtigen Gruppierung, die die persische Sprache als Haupterbe teilt, herausgebildet. Diverse Populationen in Zentralasien, wie die der Hazara, zeigen Spuren mongolischer Herkunft. Da Persisch die lingua franca des Iranischen Hochlandes war, wurde es von vielen Gruppierungen, inklusive türkischen und arabischen, als Zweitsprache gesprochen. Während die meisten Perser im Iran Anhänger der Schia wurden, blieben viele im Osten des Landes Sunniten, ausgenommen die Farsiwan und die meisten Hazaras.


Kleine Gruppen von Persern gehören weiterhin den Bahai, dem Zoroastrismus, dem Christentum oder dem Judentum an.




Inhaltsverzeichnis






  • 1 Zu den bezeichneten ethnischen Gruppen


  • 2 Ursprung des Wortes Perser


  • 3 Geschichte


    • 3.1 Antike


    • 3.2 Frühes Mittelalter


    • 3.3 Neuzeit




  • 4 Sprache, Kultur und Religion


    • 4.1 Religion


    • 4.2 Sprache


    • 4.3 Kultur


    • 4.4 Perser heute




  • 5 Siehe auch


  • 6 Literatur


  • 7 Weblinks


  • 8 Anmerkungen und Einzelnachweise





Zu den bezeichneten ethnischen Gruppen |




Gewänder alter persischer Adliger und Soldaten


Die Perser waren ursprünglich ein westiranisches Volk in der Region nördlich des Persischen Golfs, im Gebiet der Persis (die heutige iranische Provinz Fars). In der akademischen Literatur zu Zentralasien nennt man sie Tadschiken („Perser Zentralasiens“), im Kaukasus nennt man sie Tat, oder Taten („Perser des Kaukasus“).


Heute unterscheidet man zwischen:




  • Iraner = Staatsbürger der Islamischen Republik Iran


  • Iraner bzw. Iranier = iranischsprachige Menschen einschließlich Menschen, die sich als Nachkommen der einstigen iranischen Baktrier, Perser, Meder, Sogdier, Parther etc. sehen.


Im engeren Sinn handelt es sich dabei hauptsächlich um die heutigen Perser (Tadschiken), Kurden, Zazas, Paschtunen und Belutschen. In der persischen Mythologie bezieht sich das Wort nur auf die Perser.




  • Perser = persischsprachige Menschen – Die Kurden und Paschtunen sind demnach keine Perser.

  • Nach moderner, allerdings unzureichender Definition werden die Angehörigen des Volkes der „Perser“ in folgende persischsprachige Gruppen eingeteilt:

    1. Fārsī (im Westen)


    2. Tādschīk („Perser Zentralasiens“, im Osten)


    3. Tāt (Tat oder Taten, „Perser des Kaukasus“)


    4. Hazāra (in Zentralafghanistan)


    5. Aimāq (an der iranisch-afghanischen Grenze)




Hier entspricht der Begriff der oben genannten, im Abendland erfolgten sprachlichen Verallgemeinerung, welche zur Gleichsetzung aller iranischen Stämme mit dem Stamm der Perser führte.




  • Tadschiken = mittelpersische Bezeichnung für Perser (eigentlich „Araber“), die in Zentralasien leben. Heute bezieht sich das Wort fast ausschließlich auf die persischsprachige Bevölkerung in Tadschikistan, Usbekistan und Afghanistan. Im Gegensatz zum Wort Perser hat sich das Wort Tadschik bis heute als Selbstbezeichnung jener Bevölkerung erhalten. Ein weiterer möglicher Ursprung des Wortes ist der alt-chinesische Begriff Ta-Hia (Baktrien).


  • ‘Adscham = arabischer Name für das Volk der Perser bzw. alle Nichtaraber; Selbstbezeichnung der persischstämmigen Bevölkerung in Bahrain, Kuwait, UAE und im restlichen arabischen Sprach- und Kulturkreis.


  • Parsen = Anhänger des Zarathustra in Indien (siehe auch Parsismus und Zoroastrismus).


In historischem Kontext findet sich Perser dann natürlich auch unspezifisch auf die jeweiligen Staatsvölker der als Perserreich oder Persien bezeichneten Territorien bezogen.



Ursprung des Wortes Perser |


Das Wort Perser (persisch فارسی Fārsī) leitet sich aus dem Altpersischen Parsa ab und gelangte über das Griechische und Lateinische ins Deutsche. Der griechischen Legende nach ließ sich Perseus im Osten nieder. Seine Nachfahren wurden die Perser. Daraus entstand die Bezeichnung Persis, einer Region im Süden des heutigen Iran und einstiges Zentrum des persischen Weltreiches. Der heutige Name der entsprechenden iranischen Provinz Fars stellt die neupersische Form des Wortes dar.


Das Wort war ursprünglich der Name nur eines einzigen iranischen Stammes. Doch nach dem Siegeszug der Makedonen, die alle iranischstämmigen Menschen im Perserreich Perser nannten, wurde dieser Begriff immer mehr zur Fremdbezeichnung aller persischsprechenden Menschen der Region, die iranischer Abstammung waren.


Im 7. Jh. n. Chr., als Persien im Zeichen des Islam von den Arabern erobert wurde, deren Sprache kein „p“ kannte, kam es zu einem Lautwandel vom mittelpersischen Pārsīg zum neupersischen Fārsī.[1]


1935 bat der damalige Staat Persien, welcher in seiner eigenen Sprache stets Iran genannt wurde, die internationale Gemeinschaft, das Land fortan nur noch Iran zu nennen – dies unter massiven Protesten des Nachbarstaates Afghanistan, welcher, wie heute auch Tadschikistan, den Begriff kulturell ebenfalls für sich beansprucht.



Geschichte |






Dieser Abschnitt bedarf einer Überarbeitung: Die Erwähnung der Aratta als Vorfahren der Perser ist rein spekulativ. Kann das jemand berichtigen?
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Die antike Hauptstadt der Perser: Persepolis (Ruine)


Erstmals wurden die Perser als Paršua nachweislich von den Assyrern in ihren Inschriften aus dem Jahre 843 v. Chr. erwähnt, wo sie in den nordöstlichen Teil Assyriens eindrangen. Nach ihrem Sesshaftwerden in der Persis (altpersisch: Parsa, modern: Fars) besetzten sie das Gebiet des früheren Reichs von Elam und lösten das medische Reich um 550 v. Chr. ab. Das Perserreich entwickelte sich zu einer der bedeutendsten Zivilisationen in Vorderasien und prägte die Geschichte der Menschheit. Nach ihrer Niederlage gegen die Makedonen unter Alexander wurden einige Gebiete des Persischen Reiches durch die hellenische Kultur beeinflusst, die Kerngebiete der Perser waren davon jedoch kaum betroffen.


Für die genauere Geschichte der einzelnen iranischen Völker, den Vorfahren der heutigen Perser, siehe:



Antike |




  • Arier/Iranier, indoeuropäische Vorfahren der heutigen Perser
    • Die Aratti, die möglichen Vorfahren der Perser



  • Avesta, das heilige Buch des Zoroastrismus; seine Ursprünge liegen im ostiranischen Baktrien


  • Perserreich, die drei antiken Imperien der Iraner/Perser:


    • Achämeniden, das erste Weltreich der Geschichte


    • Arsakiden, Königsgeschlecht aus Parthien


    • Sassaniden, das letzte große Imperium des antiken Iran





Frühes Mittelalter |




  • Abu Muslim Chorassani, persischer Anführer der abbasidischen Bewegung in Chorasan.

  • Kalifat der Abbasiden, mit dem Kalifat der Abbasiden übernahmen die Perser die Macht in der islamischen Welt

  • Persische Dynastien der:

    • Barmakiden


    • Bujiden, erste unabhängige persische Dynastie nach der Islamisierung in Westpersien


    • Samaniden, erste unabhängige persische Dynastie nach der Arabisierung in Ostpersien


    • Ghuriden, die letzte persische Dynastie in Ostpersien vor der türkischen Eroberung





Neuzeit |



  • Iran

  • Afghanistan

  • Tadschikistan



Sprache, Kultur und Religion |



Religion |


Die meisten heutigen Perser bekennen sich zum imamitischen Islam. Diese Tradition geht nicht nur auf die imamitischen Safawiden zurück, die im späten Mittelalter diese Richtung des schiitischen Islam radikal verbreiteten, sondern reicht über die schiitische Dynastie der Bujiden bis zu den Anfängen des Islam in Persien zurück. Heute wird die Kultur der Perser mit dem Schiismus identifiziert. Vor allem im Iran kommen die Zoroastrier vor und in Indien die von diesen abstammenden Parsen. Des Weiteren gibt es bis zu 500.000 persische Juden, die teilweise in die USA, nach Israel oder nach Europa ausgewandert sind.



Sprache |


Ein Großteil der Perser spricht das Neupersische, das eine mit vielen arabischen Wörtern durchsetzte und in einer modifizierten arabischen Schrift geschriebene Form des indogermanischen Persisch ist. Somit gehören auch die heutigen Perser zur indogermanischen (indoeuropäischen) Sprachfamilie.



Kultur |


Das Herz der persischen Kultur ist die Kunst der Dichtung. Nirgendwo sonst hat die Poesie eine so große Bedeutung im alltäglichen Leben der Menschen wie im persischen Kulturkreis. Persische Dichter haben maßgeblich an der Entwicklung der neupersischen Sprache und der neupersischen Identität beigetragen, u. a.:



  • der Dichter Rudaki, der als Erster in neupersischer Sprache Gedichte verfasste

  • der Epik-Dichter Abū l-Qasem-e Ferdousī, der Autor des Schah-Name (Königsbuch)

  • der Dichter Hafis, der beliebteste Lyriker Persiens

  • der Mystiker Saadi

  • der Mystiker Abdur Rahman Dschami, der letzte große Sufi-Meister des Mittelalters

  • der Mystiker und Romantiker Dschalal ad-Din Rumi, einer der bekanntesten und erfolgreichsten Sufi-Dichter Persiens


Ebenfalls Perser/Tadschiken waren einige der berühmtesten Wissenschaftler, Gelehrte und Künstler des Mittelalters:



  • der Arzt Ibn Sina (Avicenna), der heute als Vater der modernen Medizin gilt

  • der Mathematiker al-Chwarizmi, von dessen Namen der latinisierte Begriff Algorithmus abgeleitet ist und der in seinem Werk den Begriff Algebra einführte

  • der Dichter und Mathematiker Omar Chajjam

  • der Astronom und Geschichtsschreiber Biruni

  • der Maler Behzad



Perser heute |


Weltweit beträgt die Zahl der ethnischen Perser (einschließlich der Tadschiken) mehr als 70 Millionen. Etwa 50 Millionen Perser leben im Iran (ca. 65 % der Gesamtbevölkerung). In Afghanistan leben 10–15 Millionen Perser/Tadschiken (35–45 %), weitere 12–15 Millionen Tadschiken leben in Zentralasien. Sie sind das vorherrschende Volk im heutigen Iran, in Tadschikistan und unter Einschluss der muttersprachlich persischsprachigen Hazara auch in Afghanistan. In Afghanistan, wo die persische Sprache insbesondere seitens der Tadschiken (Farsiwan) und der Hazara mit großer Mehrheit in den Provinzen Herāt, Kābul, Parvān, Pandschschir, Kapisa, Badachschān, Bādghīs, Baghlān, Balch, Bāmiyān, Daikondi, Tachār, Fāryāb und Qondūz bzw. in den Provinzen Farāh, Dschūzdschān, Ghaznī, Ghūr, Lūgar, Nimrūz, Samangan, Sar-e Pol, Vardak, Zābol, und Orūzgān gesprochen wird, bilden persischsprachige Volksgruppen mit über 60 % den größten Anteil der Gesamtbevölkerung. Der ethnische Ursprung der Hazara ist hierbei strittig und wird in der Forschung unterschiedlich dargestellt. Bedeutende persische Gemeinden gibt es zudem in Bahrain, im Irak, in Usbekistan und seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges auch in Europa (dort etwa zwei Millionen) und in den USA, wo vor allem in Los Angeles circa 1,2 Millionen Perser leben. Im kalifornischen Beverly Hills gibt es einen persischen Bevölkerungsanteil von 20 % und unter den Schülern einen Anteil von 40 %.[2]


In der Zeit der Islamisierung Persiens floh eine beträchtliche Anzahl von Persern nach Zentralasien, China und auf den indischen Subkontinent, wo sie auch heute noch als eigene ethnische Gruppe (Parsen) bestehen und wo sich Religion, überkommene Bräuche und Sprache besser erhalten haben als im eigentlichen Kerngebiet, das heute fast vollkommen islamisiert ist.



Siehe auch |



  • Iranier

  • Arier

  • Tadschiken



Literatur |



  • Maria Brosius: The Persians. An Introduction. In: Peoples of the Ancient World. Band XVIII. Routledge, London 2006. 

  • Jahanshah Derakhshani: Die Arier in den nahöstlichen Quellen des 3. und 2. Jahrtausends v. Chr. 2. Auflage. International Publications of Iranian Studies, Teheran 1999, ISBN 964-90368-6-5. 


  • Richard Frye: Persien. Kindler, Zürich 1962 (auch Magnus, Essen 1975). 


  • Josef Wiesehöfer: Das frühe Persien. Geschichte eines antiken Weltreichs. C. H. Beck, München 1999, ISBN 3-406-43307-3. 



Weblinks |



 Wiktionary: Perser – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen


  • Encyclopaedia Iranica – wichtige Enzyklopädie, noch im Entstehen begriffen (englisch)

  • Fachwissenschaftliche Seite „Iranchamber“ (englisch)

  • Jahanshah Derakhshani: Die Arier in den nahöstlichen Quellen des 3. und 2. Jahrtausends v. Chr.



Anmerkungen und Einzelnachweise |




  1. In der heutigen persischen Form des arabischen Alphabets ist spätestens seit dem 9. Jh. n. Chr. der Buchstabe „p“ belegt; vgl. Rudaki, erster Dichter neupersischer Sprache.


  2. http://www.npr.org/templates/story/story.php?storyId=5459468









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