Collage








Die Collage ist sowohl eine Technik der bildenden Kunst als auch ein in dieser Technik geschaffenes Kunstwerk. Herkömmlich wird ein neues Ganzes geschaffen, indem verschiedene Elemente auf eine Unterlage aufgeklebt werden, daher die Bezeichnung (von frz. coller, „kleben“). Collage gibt es auch jenseits der Grenzen der bildenden Kunst, nämlich als Musikvideos im Stile von Yes We Can oder in literarischen Collagen im Stil von Walter Kempowski oder in Text-Bild-Collagen von Herta Müller.




Inhaltsverzeichnis






  • 1 Begriff


  • 2 Merkmale


  • 3 Musikalische Collage


  • 4 Theatercollage


  • 5 Literarische Collage


  • 6 Collagekünstler und beispielhafte Werke


  • 7 Kunstrichtungen, bei denen Collagen und Montagen eine große Rolle spielten


  • 8 Urheberrecht


  • 9 Literatur


  • 10 Weblinks


  • 11 Einzelnachweise





Begriff |


Der Begriff „Collage“ ist entlehnt aus dem Französischen, wo es eine Ableitung von dem Verb „coller“ (leimen, kleben) und vom Substantiv „colle“ (Leim) ist, das wiederum aus dem Griechischen stammt, „kόlla“.[1]



Merkmale |




Collage mit Fotocollagetechnik




Collage als „familiäre Erinnerung“ mit Fotos, Briefen, Dokumentenauszügen und sonstigen Texten




Collage in Verbindung mit grafischen Elementen


Eine künstlerische Collage kann beispielsweise Zeitungsausschnitte, Bänder, farbige Papierstücke, Fotografien enthalten, die auf einen festen Untergrund oder Leinwand geleimt wurden. Die frühen Collagen des Kubismus nennt man Papier collé. Weitere Anwendungsgebiete sind die Fotocollage und die Diacollage, die ganz oder zum großen Teil aus Fotografien, Teilen von Fotografien oder Diamaterial bestehen. Die Décollage bezeichnet das Abreißen von Oberflächen, beispielsweise bei Plakatabrissen, um die darunter liegenden Schichten sichtbar zu machen.


Das Prinzip der Collage wurde auch auf andere Kunstgattungen übertragen, etwa auf die Musik/Akustische Kunst (Klang-, Ton- oder Musikcollagen, siehe dazu unter anderem im Artikel „Sampling (Musik)“), auf die Literatur (siehe Montage (Literatur)) und den Film.


Eine Übertragung der Collagetechnik auf dreidimensionale Objekte findet in der Assemblage statt.



Musikalische Collage |


Die musikalische Collage ist die Zusammenfügung verschiedener eigenständiger Kompositionen zu einem neuen Musikwerk. Während das Medley oder das Potpourri die einzelnen Werke mit mehr oder weniger durchkomponierter Modulation miteinander verbinden, ist die Collage durch die fehlenden Übergänge und die damit verbundenen Klangreibungen gekennzeichnet. Diese Friktionen sind vom Komponisten der Collage beabsichtigt.



Theatercollage |


Collagen gibt es auch in der darstellenden Kunst. Eine Theatercollage setzt sich aus szenischen, poetischen und literarischen Elementen zusammen und dient oftmals der Interpretation zeitgeschichtlicher oder gesellschaftskritischer Werke (so beispielsweise im polnischen Theater vor dem Fall des Eisernen Vorhangs)[2].



Literarische Collage |




Collagekünstler und beispielhafte Werke |




  • John Elsas (1851–1935), ein Autodidakt und Vertreter der Art Brut


  • André Evard (1876–1972)


  • Pablo Picasso (1881–1973)


  • Georges Braque (1882–1963)


  • Alexandra Povòrina (1885–1963)


  • Raoul Hausmann (1886–1971)


  • Kurt Schwitters (1887–1948), Bauhauskünstler


  • Hannah Höch (1889–1978), Dada-Pionierin


    • Schnitt mit dem Küchenmesser durch die letzte Weimarer Bierbauchkulturepoche Deutschlands, 1919


    • Die ewigen Schuhplattler, 1933




  • Alexander Michailowitsch Rodtschenko (1891–1956)


  • Max Ernst (1891–1976)

    • La femme 100 têtes, 1929, Une semaine de bonté, 1934



  • Marianne Brandt (1893–1983), Bauhauskünstlerin


  • László Moholy-Nagy (1895–1946), Bauhauskünstler


  • Jindřich Štyrský (1899–1942)


  • Lee Krasner (1908–1984)


  • Wolfgang Hildesheimer (1916–1991)


  • Peter Weiss (1916–1982)


  • Otto S. Grewe (1917–1965)


  • Ror Wolf (* 1932)


  • Jürgen Claus (* 1935)


  • István Horkay (* 1945)


  • Annegret Soltau * (1946)


  • Lutz Dammbeck (* 1948)


  • Herta Müller (* 1953)


  • Matthias Kunkler (1957–1997)


  • Volker Steinbacher (* 1957)


  • Antje Siebrecht (1958–2013)


  • Rosa Lachenmeier (* 1959)


  • Dave McKean (* 1963)


  • Wangechi Mutu (* 1972)



Kunstrichtungen, bei denen Collagen und Montagen eine große Rolle spielten |




Collage von Juan Gris: Mann im Café, 1914, Öl und Klebebild




Collage von Emmanuel Flipo, 1998



  • Kubismus (1907–1921/1940), Kunstrichtung mit höherem Abstraktionsgrad, zeigt häufig die Bildgegenstände zersplittert und von mehreren Seiten.


    • Pablo Picasso (1881–1973)


    • Georges Braque (1882–1963)


    • Juan Gris (1887–1927).



Erstmals wurden echte Objekte auf die Leinwand geklebt: alte Tapeten, Musiknoten, Glas, Zeitungspapier; die Collage wurde zur Kunsttechnik erhoben (siehe auch: Papier collé).


  • Dadaismus (1916–1922/25), eine Protestbewegung gegen Krieg, Stumpfsinn und Bürgertum


    • Marcel Duchamp (1887–1968)


    • Man Ray (1890–1976)


    • Hannah Höch (1889–1978)



Höch gilt als die Erfinderin der Fotomontage, eine Technik, die sie mit Raoul Hausmann entwickelte und die rasch von Johannes Baader, John Heartfield und George Grosz aufgegriffen wurden.


  • Surrealismus (1924–1930), ausgelöst durch die Beschäftigung mit dem Unbewussten, Texten von Sigmund Freud.


    • Max Ernst (1891–1976)


    • Salvador Dalí (1904–1989)


    • Joan Miró (1893–1983)


    • René Magritte (1898–1967)



Typisch für den Surrealismus war der spielerische Cadavre Exquis, der auch als Inspirationsquelle für „große“ Kunstwerke diente.


  • Pop Art (1958–1968), Produkten der Massenindustrie sind Thema, in den Gemälden, Collagen, Skulpturen, Fotomontagen und Happenings tauchen Bier- und Suppendosen, Comicstrips und Werbetafeln auf.

    • Richard Hamilton

    • Jasper Johns


    • Robert Rauschenberg (Collagen aus Decken und Kissen)




  • Fluxus (1960–1975/bis heute, Postmoderne), neodadaistische Strömung mit viel Aktionskunst (lat. fluxus = das Fließen).

    • George Maciunas

    • Joseph Beuys

    • Wolf Vostell

    • Yoko Ono

    • George Brecht

    • Al Hansen

    • Dick Higgins

    • Nam June Paik

    • Charlotte Moorman

    • Ben Vautier

    • Emmett Williams




  • Mail Art (1970 bis heute)

    • Ray Johnson

    • John Evans

    • Guy Bleus

    • Robert Rehfeldt

    • Jürgen O. Olbrich




  • Situationismus (1951–1972)


Urheberrecht |


Urheberrechtlich ist die Collage umstritten. Man kann in ihr eine unfreie Bearbeitung, bei der die Genehmigung der Werke fremder Urheber eingeholt werden muss, oder eine freie Bearbeitung sehen. Eine freie Bearbeitung liegt vor, wenn der Eindruck des Originals gegenüber demjenigen der neuen Werke „verblasst“.[3]



Literatur |



  • Herta Wescher: Die Collage / Geschichte eines künstlerischen Ausdrucksmittels. Verlag DuMont Schauberg, Köln 1968.

  • Institut für moderne Kunst Nürnberg, Ausstellungskatalog "Von der Collage zur Assemblage", mit Beiträgen von Jürgen Claus, Franz Mon, Wolf Vostell u. a., Nürnberg 1968

  • Miriam Seifert-Waibel: Collage – eine Begriffsdifferenzierung. In: Dies.: Ein Bild, aus tausend widersprüchlichen Fitzeln. Die Rolle der Collage in Hubert Fichtes ‚Explosion‘ und das ‚Haus der Mina in Sao Luiz de Maranhao‘. Aisthesis, Bielefeld 2005, ISBN 3-89528-519-6, S. 24–46.

  • Karoline Hille, Raoul Hausmann und Hannah Höch: Eine Berliner Dada-Geschichte. Rowohlt, Berlin 2000.

  • Jula Dech, Ellen Maurer (Hrsg.): Da-da zwischen Reden zu Hannah Höch. Orlanda Frauenverlag, Berlin 1991.

  • Hans Emons: Montage - Collage - Musik. Frank & Timme, Berlin 2009.(Kunst-, Musik- und Theaterwissenschaft, Bd. 6). ISBN 978-3-86596-207-2.


  • Collage und Realität. Historische Aspekte zum Thema Collage. In: Aspekte der Collage in Deutschland von Schwitters bis zur Gegenwart. Hans Thoma-Gesellschaft/Kunstverein, Reutlingen 1996, S. 7–24.

  • John und Joan Digby: The Collage Handbook. Thames and Hudson, New York, 1985



Weblinks |



 Commons: Collagen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien


 Wiktionary: Collage – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

  • Galerie und Beispiele


Einzelnachweise |




  1. Friedrich Kluge: Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache. 24., durchgesehen und erweiterte Auflage von Elmar Seebold. Verlag de Gruyter, Berlin, 2002, S. 174.


  2. Lech Raczak: Theater ohne Drama. In: Wojciech Dudzik (Hrsg.): Theater-Bewusstsein: polnisches Theater in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts: Ideen - Konzepte - Manifeste. Lit Verlag, Münster 2011, ISBN 978-3-643-11170-8. 


  3. Fromm/Nordemann, Urheberrecht, 9. Aufl., § 24 Rndr. 2









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