REM-Schlaf




Als REM-Schlaf (REM, engl. Rapid Eye Movement (dt.: schnelle Augenbewegungen); auch paradoxer Schlaf oder desynchronisierter Schlaf) wird eine Schlaf­phase bezeichnet, die unter anderem durch schnelle Augenbewegungen bei geschlossenen Lidern gekennzeichnet ist. Weitere Merkmale sind ein verringerter Tonus der Skelettmuskulatur (siehe auch Schlaflähmung) und ein bestimmtes Aktivationsmuster im EEG – Thetawellen mit einer Frequenz von 4 bis 8 Hz und langsame Alphawellen. Des Weiteren ist eine rege Beta-Aktivität zu verzeichnen, die sonst eigentlich nur im Wachzustand zu finden ist. Während des REM-Schlafes steigen (in vorherigen Schlafphasen abgesenkter) Blutdruck und Puls an.


Der REM-Schlaf wurde 1953 von Eugene Aserinsky und seinem Professor Nathaniel Kleitman an der University of Chicago entdeckt.




Inhaltsverzeichnis






  • 1 Vorkommen und Dauer


  • 2 Begleiterscheinungen


  • 3 Funktion


  • 4 REM-Schlaf-Verhaltensstörung


  • 5 REM-Latenz – Sleep onset REM


  • 6 Siehe auch


  • 7 Literatur


  • 8 Weblinks


  • 9 Einzelnachweise





Vorkommen und Dauer |





Hypnogramm mit REM-Phasen


Bei Erwachsenen nimmt der REM-Schlaf etwa 20 bis 25 % des Schlafes ein. Das sind bei einer Schlafdauer von 7 bis 8 Stunden etwa 2 Stunden. Dabei wird zu Beginn der Nacht nur wenig Zeit im REM-Schlaf verbracht, zum Ende der Nacht nehmen Frequenz und Ausdehnung zu.


Bis um das achte Lebensjahr verringert sich die Zeit der REM-Phase von neun Stunden (nach der Geburt) auf ca. drei Stunden. Danach gibt es keine größeren Veränderungen in der Dauer dieser Phase.



Begleiterscheinungen |


Die meisten Träume finden in dieser Phase statt, während des Non-REM-Schlafs (auch NREM-Schlaf) treten Träume seltener auf.[1]


Schon früh wurde eine Korrelation vermutet zwischen den während der REM-Phase beobachtbaren Augenbewegungen und einem zeitgleich verlaufenden Traumgeschehen. Eine experimentelle Verifizierung dieser sogenannten Scanning-Hypothese gelang 1999 in einer Studie, bei der schlafende Probanden während einer Klartraum-Phase ihre Augäpfel willentlich entsprechend einem vorher vereinbarten Bewegungsmuster bewegten.[2]


In dieser Schlafphase treten neben Träumen auch nächtliche Erektionen auf, außerdem erfolgt dabei eher der Aufbau des prozeduralen Gedächtnisses[3].



Funktion |


Über die Funktion des REM-Schlafs gibt es viele sich auch widersprechende Hypothesen. Tatsache ist, dass bei Entzug des REM-Schlafs die REM-Phasen in den folgenden Nächten im Sinne eines Rebound-Phänomens vermehrt auftreten. Viele Versuchspersonen zeigen ein gesteigertes triebhaftes Verhalten (vermehrtes Hungergefühl, vermehrte sexuelle und aggressive Impulse, Lern- und Konzentrationsschwierigkeiten, Gedächtnisprobleme), andere tolerieren auch einen langen und fast vollständigen Entzug des REM-Schlafes gut. Dass Ratten nach zwei- bis dreiwöchigem vollständigem REM-Schlaf-Entzug sterben können, zeigt zunächst nur, dass die Ergebnisse aus Tierversuchen nicht eins zu eins auf den Menschen übertragen werden können. Die REM-Schlafphase konnte bei allen bisher untersuchten Säugetieren mit Ausnahme des Delphins und des Ameisenigels beobachtet werden.


Vermutlich ist der Lernprozess im Allgemeinen eng an den REM-Schlaf gekoppelt. Aufgaben in der Triebregulierung, Informationsverarbeitung und Stressbewältigung werden diskutiert.


Viele Versuchspersonen mit REM-Schlaf-Entzug haben gerade bei komplexen und neuen Herausforderungen besondere Schwierigkeiten – eine Tatsache, die gerade für alte Menschen eine große Rolle in deren Alltagsleben spielt. Die klinische Bedeutung von Schlafstörungen und deren Behandlung speziell im Alter wird somit unterstrichen – andererseits die kritiklose Verabreichung von Schlafmitteln auch deshalb getadelt, da diese gerade jene Hirnstromaktivitäten unterdrücken, die im REM-Schlaf dominieren.



REM-Schlaf-Verhaltensstörung |



Fehlende Abnahme des Muskeltonus im REM-Schlaf kann zum motorischen Ausleben von Träumen führen[4], wobei die Betroffenen auch aus dem Bett fallen können, um sich schlagen oder aufstehen und ziellos umherlaufen oder schreien[5]. Diese Verhaltensstörung trifft hauptsächlich Männer mit einem mittleren Erkrankungsalter von 60 Jahren[4].



REM-Latenz – Sleep onset REM |



Mit REM-Latenz wird die Zeit zwischen dem Einschlafen und dem Beginn der ersten REM-Phase bezeichnet. Diese liegt bei den meisten Erwachsenen bei etwa 90 Minuten (±30 Minuten). Ist die REM-Latenz stark verkürzt, so spricht man von vorzeitigem REM-Schlaf (Sleep onset REM bzw. SOREM).


Dieses Phänomen ist mit Schlafstörungen assoziiert, beispielsweise der Narkolepsie, tritt aber auch bei Schlafgesunden unter Schlafentzug auf.



Siehe auch |


  • Schlafforschung


Literatur |


  • N. R. Carlson: Physiologische Psychologie. München Pearson Studium, 2004, ISBN 978-3-8273-7087-7.


Weblinks |



  • Alexander Borbély: Das Geheimnis des Schlafs (Uni Zürich)

  • PBS-Reihe „NOVA“ 39. Saison, Folge 12: „What Are Dreams?“ 20. November 2009, WGBH Educational Foundation, Boston.

  • Thema REM-Schlaf



Einzelnachweise |




  1. Jayne Gackenbach, Jane Bosveld: Herrscher im Reich der Träume. Kreative Problemlösungen durch luzides Träumen. Aurum, Freiburg im Breisgau 1991, ISBN 3-591-08298-8, S. 215 f.


  2. LaBerge, S. & Zimbardo, P.: Smooth Tracking Eye-Movements Discriminate Both Dreaming And Perception From Imagination. Abstract of talk presented at the Toward a Science of Consciousness Conference IV, Tucson, April 10, 2000


  3. Michael H. Wiegand: Schlaf und Traum. Schattauer Verlag, 2006, ISBN 978-3-7945-2386-3, S. 89 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche)


  4. ab Johannes Schwarz: Parkinson-Syndrome. W. Kohlhammer Verlag, 2007, ISBN 978-3-17-018382-7, S. 156 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).


  5. Noachtahr und Eisensehr, 2000, zitiert bei Johannes Schwarz: Parkinson-Syndrome. W. Kohlhammer Verlag, 2007, ISBN 978-3-17-018382-7, S. 156 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).






Gesundheitshinweis
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