Meridian (Geographie)






1 Breitenkreis
2 Meridian (halber Längenkreis)


Das Wort Meridian bezeichnet im Gradnetz der Erde einen halben Längenkreis auf der Erdoberfläche, der von einem geographischen Pol zum anderen verläuft. Er ist die Verbindungslinie aller Orte auf der Erde, an denen die Sonne zur gleichen Zeit den höchsten Punkt ihrer Tageslaufbahn (Tagesbogen) am Himmel einnimmt, an denen also gleichzeitig Mittag ist.
Die Wortherkunft vom lateinischen circulus meridianus („Mittagskreis“) weist ebenfalls auf diesen Zusammenhang hin.


Alle Punkte mit gleicher geographischer Länge, also mit dem gleichen „Längengrad“, liegen auf demselben Meridian. Die Begriffe ‚Längengrad‘ und ‚Meridian‘ bezeichnen also genau gleiche Linien auf der Erdoberfläche und können daher synonym verwendet werden. Allerdings wird bei der Verwendung des Begriffs ‚Längengrad‘ der Aspekt der Winkelangabe und bei der Verwendung des Begriffs ‚Meridian‘ der Aspekt des Sonnenstandes zur Mittagszeit betont.


Manchmal wird der Begriff ungenauerweise als Synonym zum vollen Längenkreis verwendet (siehe Erdmeridianquadrant).


Verwechslungsgefahr besteht mit dem Meridianbegriff der Astronomen: Sie nennen den Himmelsmeridian in der Kurzform ebenfalls Meridian, verstehen darunter aber einen speziellen Großkreis an der Himmelskugel.




Inhaltsverzeichnis






  • 1 Meridiane als Ideallinie


  • 2 Besondere Meridiane


    • 2.1 Nullmeridiane


    • 2.2 Zeitzonen


    • 2.3 15. Meridian östlicher Länge


    • 2.4 10. Meridian östlicher Länge




  • 3 Die Meridianexpedition


  • 4 Siehe auch


  • 5 Film


  • 6 Weblinks


  • 7 Einzelnachweise





Meridiane als Ideallinie |


Auf einer kugelförmig gedachten Erdoberfläche sind die Längenkreise im Gegensatz zu den Breitenkreisen stets Großkreise und daher die Meridiane halbe Großkreise. Auch wenn man die Erde genauer als Rotationsellipsoid betrachtet, sind alle Meridiane wegen der Rotationssymmetrie gleich lang. Die Länge eines Meridians beträgt auf dem WGS84-Referenzellipsoid ca. 20.003,93 km.[1]


Von einem Pol ausgehend wird der Abstand zwischen zwei Meridianen immer größer, bis er schließlich am Äquator sein Maximum erreicht. Den Abstand zwischen den Meridianen, die 1° auseinander liegen, bezeichnet man als Abweitung. Sie ist abhängig vom benutzten Referenzellipsoid. Beim Bessel-Ellipsoid ist die Abweitung am Äquator 111,307 km und auf dem 50. Breitengrad, also z. B. in Mitteleuropa, dagegen nur 71,687 km.



Besondere Meridiane |




Demarkationslinie nach dem Spanisch-Portugiesischen Vertrag von Tordesillas von 1494, etwa bei 38° W



Nullmeridiane |


Bei den Meridianen gibt es – anders als bei den Breitenkreisen – keinen, der sich gegenüber den anderen auszeichnet. Daher könnte jeder Meridian als Bezugs- oder Nullmeridian festgelegt werden. Wichtige Nullmeridiane waren der Meridian von Ferro (in vielen europäischen Landkarten), der Meridian von Paris (durch das Pariser Observatorium, 1718 festgelegt) und der Meridian von Greenwich bei London (in vielen Seekarten).


Auf der Internationalen Meridian-Konferenz von 1884 wurde der Meridian von Greenwich als internationaler Nullmeridian und die mittlere Sonnenzeit an diesem Meridian als Greenwich Mean Time festgelegt. Allerdings wurden auch die alten Nullmeridiane zunächst noch weiter verwendet: beispielsweise der Pariser Meridian in Frankreich bis 1911, für die Zeitrechnung bis 1978, oder der Ferro-Meridian in deutschen Kartenwerken bis 1923.



Zeitzonen |


Bestimmte Meridiane begrenzen die Zeitzonen, in die die Erde aufgeteilt ist. Eine volle Umdrehung der Erde um 360° dauert einen Tag von 24 Stunden, also 1.440 Minuten. Demzufolge beträgt der Zeitabstand zwischen zwei Meridianen, deren geographische Längen sich um 1° unterscheiden, 4 Minuten (1.440 / 360). Die Differenz der Ortszeiten zweier Orte, deren Längen im Gradnetz der Erde sich um 15° unterscheiden, ist daher 1 Stunde = 60 Minuten (sofern die [mittlere] geographische Zeitdefinition verwendet wird).


Da der Verlauf der Zeitzonen sich aber nicht nur an geographischen, sondern auch praktischen und
politischen Vorgaben orientiert, kann die Differenz der gesetzlichen Zeit zwischen zwei Orten auch größer oder kleiner als die Ortszeitdifferenz sein. Die festgelegten Zeitzonen unterscheiden sich meist um volle Stunden, selten um halbe oder dreiviertel (Nepal). Eine Besonderheit stellen die Pole dar, da hier alle Meridiane und damit alle Zeitzonen zusammenfallen. Am Pol ist es möglich, mit wenigen Schritten alle Zeitzonen zu durchschreiten. Für die Antarktis wurde festgelegt, dass hier überall die Koordinierte Weltzeit gilt.



15. Meridian östlicher Länge |


Görlitz, die östlichste Stadt Deutschlands, liegt auf dem 15. Meridian (Geographische Lage: 15° östlicher Länge), die mittlere Sonnenzeit ist damit gegenüber Greenwich um genau eine Stunde zeitverschoben. Die Görlitzer Ortszeit ist gleich der Mitteleuropäischen Zeit (MEZ), weshalb diese auch Görlitzer Zeit genannt wird.




Denkmal am Schnittpunkt des 10. Meridians östlicher Länge mit dem 50.°  nördlicher Breite bei Arnstein in Unterfranken (Lage49.9980510.00071)



10. Meridian östlicher Länge |


Der 10. Meridian östlicher Länge bildet die Mittelsenkrechte bei Weltkarten, die auf die Beringstraße ausgemittelt sind, die die Erdteile Asien und Nordamerika auf der Wasserhalbkugel trennt. Bei Weltkarten, die den Nullmeridian als Mittelsenkrechte haben, liegt die Landhalbkugel mit ihren Enden an der Beringstraße etwas außermittig auf der Karte, da die Beringstraße nicht am 180. Meridian liegt, sondern am 170. westlicher Länge, dem auf der Landhalbkugel der 10. Meridian östlicher Länge entgegensteht.



Die Meridianexpedition |


1792 sollte die Entfernung der Breitengrade zwischen Dünkirchen und Barcelona, die ungefähr auf demselben Meridian liegen, möglichst exakt bestimmt werden. Die sogenannte Meridianexpedition wurde von Jean-Baptiste Joseph Delambre, Pierre Méchain und dessen Assistent Jean Joseph Tranchot durchgeführt. Méchain und Tranchot übernahmen dabei den südlichen und Delambre den nördlichen Sektor. Die Expedition dauerte, behindert durch die Auswirkungen der Französischen Revolution und kriegerischer Ereignisse (Invasion durch Preußen und der Französisch-Spanische Krieg) im Ganzen sieben Jahre. Die Grundlinie der Triangulationen wurde bei Paris vermessen. Ihre Ergebnisse wurden durch eine internationale Wissenschaftler-Konferenz 1799 in Paris akzeptiert. Eine direkte Folge war die Berechnung und Konstruktion des Urmeters, das als Maßeinheit zunächst in ganz Frankreich Geltung erlangte. Seine Abweichung aufgrund der Messungenauigkeit betrug nur 0,2 Millimeter zu späteren Messungen. Die damalige neue Maßeinheit war definiert als der zehnmillionste Teil der Strecke vom Pol zum Äquator. Eine weitere Erkenntnis der Expedition war, dass die wahre Form der Erde kein gleichmäßiges Ellipsoid ist.



Siehe auch |




  • Meridianstein – Denkmäler der Meridiane

  • Meridianbogen

  • Meridian-Gletscher



Film |


  • Axel Engstfeld: Terra X – Die Jagd nach dem Urmeter. Deutschland, Großbritannien, Frankreich, 2010, 52 Min. Dokumentation mit Spielszenen zum Teil an Originalschauplätzen. Das Nationale Geografische Institut[2] in Paris stellte für die Dreharbeiten auch ein Original des Bordakreises zur Verfügung.


Weblinks |



 Wiktionary: Meridian – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen


Einzelnachweise |




  1. The Earth according to WGS 84; calculated by Sigurd Humerfelt.


  2. Institut géographique national (Nationale Geografische Institut)









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