Bundessozialgericht




































DeutschlandDeutschland

Bundessozialgericht
— BSG —p1


Bundesadler der deutschen Bundesorgane

Staatliche Ebene

Bund
Stellung

Oberster Gerichtshof des Bundes
Bestehen
seit 11. September 1954
Hauptsitz

Kassel
Leitung

Rainer Schlegel, Präsident des Bundessozialgerichts
Website

www.bundessozialgericht.de



Bundessozialgericht in Kassel




Neuer Haupteingang von Süden




Briefmarke anlässlich des 50-jährigen Bestehens




Westseite, früherer Haupteingang


Das Bundessozialgericht (BSG) in Kassel ist das oberste Gericht der Sozialgerichtsbarkeit in Deutschland und damit neben Bundesarbeitsgericht, Bundesfinanzhof, Bundesgerichtshof und Bundesverwaltungsgericht einer der fünf obersten Gerichtshöfe des Bundes. Es wurde am 11. September 1954 eröffnet. Die erste öffentliche Sitzung fand am 23. März 1955 statt.


Als Behörde ist das Bundessozialgericht – wie das Bundesarbeitsgericht – ressortmäßig dem Bundesministerium für Arbeit und Soziales unterstellt und unterliegt dessen allgemeiner Dienstaufsicht.[1] In seiner Tätigkeit als Gericht ist es jedoch unabhängig.




Inhaltsverzeichnis






  • 1 Geschichte


  • 2 Aufgaben


  • 3 Gerichtsorganisation und Spruchkörper


  • 4 Präsidenten und Vizepräsidenten


  • 5 Gebäude


  • 6 Amtstracht


  • 7 Weiches Haus


  • 8 Literatur


  • 9 Siehe auch


  • 10 Weblinks


  • 11 Einzelnachweise





Geschichte |


Errichtet wurde das Bundessozialgericht auf Grundlage von Artikel 95 Grundgesetz am 11. September 1954. Durch das Gesetz über die Sozialgerichtsbarkeit (SGG) vom 3. August 1953 waren schon die Sozialgerichte sowie die Landessozialgerichte errichtet worden.



Aufgaben |


Das BSG entscheidet als Revisionsgericht über Revisionen gegen Urteile der Landessozialgerichte bzw. – wenn die Revision nicht zugelassen wurde – über Nichtzulassungsbeschwerden. Hat das erstinstanzlich zuständige Sozialgericht die Sprungrevision zugelassen und sind die Beteiligten einverstanden, überprüft das BSG in selteneren Fällen auch Urteile der Sozialgerichte.
Daneben ist es erst- und letztinstanzlich zuständig für Streitigkeiten nichtverfassungsrechtlicher Art zwischen dem Bund und den Ländern oder zwischen verschiedenen Ländern in Angelegenheiten der Sozialversicherung und den anderen der Sozialgerichtsbarkeit zugewiesenen Rechtsstreitigkeiten.



Gerichtsorganisation und Spruchkörper |


Die Spruchkörper des BSG heißen Senate. Sie sind jeweils mit drei Berufsrichtern und zwei ehrenamtlichen Richtern besetzt. Seit Juli 2007 bestehen 14 Senate. Weiterhin besteht als besonderer Spruchkörper der Große Senat. Der Frauenanteil unter den Berufsrichtern beträgt derzeit (Stand 2015) mit 11 von 42 Personen 26 Prozent.[2]


Geschäftsverteilung


Mit Stand 2017 sieht die Geschäftsverteilung wie folgt aus (Zuständigkeiten vereinfacht dargestellt):[3]


1. Senat: Krankenversicherung



Vorsitzender Ernst Hauck

Beisitzer Pablo Coseriu

Beisitzer Martin Estelmann


2. Senat: Unfallversicherung



Vorsitzender Wolfgang Spellbrink

Beisitzerin Susanne Hüttmann-Stoll

Beisitzer Carsten Karmanski

Beisitzer Dirk Bieresborn


3. Senat: Krankenversicherung, insbesondere Hilfsmittel und nichtärztliche Leistungserbringung; Künstlersozialversicherung, Pflegeversicherung



Vorsitzender Hans-Jürgen Kretschmer

Beisitzer Andreas Schriever

Beisitzerin Dagmar Oppermann

Beisitzerin Ursula Waßer


4. Senat: Grundsicherung für Arbeitsuchende (zusammen mit dem 14. Senat)



Vorsitzender Thomas Voelzke

Beisitzer Bernd Mutschler

Beisitzerin Nicola Behrend

Beisitzer Uwe Söhngen


5. Senat: Gesetzliche Rentenversicherung (zusammen mit dem 13. Senat)



Vorsitzender Josef Berchtold

Beisitzerin Liselotte Günniker

Beisitzer Bernhard Koloczek

Beisitzerin Anne Körner


6. Senat: Vertrags(zahn)arztrecht



Vorsitzender Ulrich Wenner

Beisitzerin Ruth Düring

Beisitzer Wolfgang Engelhard

Beisitzer Olaf Rademacker


7. Senat: Asylbewerberleistungsgesetz



Vorsitzender Wolfgang Eicher

Beisitzerin Karen Krauß

Beisitzerin Jutta Siefert

Beisitzerin Miriam Meßling


8. Senat: Sozialhilfe



Vorsitzender Wolfgang Eicher

Beisitzerin Karen Krauß

Beisitzerin Jutta Siefert

Beisitzerin Miriam Meßling


9. Senat: Soziales Entschädigungsrecht und Schwerbehindertenrecht; Blindengeld und Blindenhilfe



Vorsitzende Elke Roos

Beisitzer Hartwig Othmer

Beisitzer Matthias Röhl


10. Senat: Alterssicherung der Landwirte; Bundeserziehungsgeldgesetz; Bundeselterngeld- und Elternzeitgesetz; Kindergeldrecht; Rechtsschutz bei überlangen Gerichtsverfahren



Vorsitzende Elke Roos

Beisitzer Hartwig Othmer

Beisitzer Matthias Röhl


11. Senat: Arbeitslosenversicherung und übrige Aufgaben der Bundesagentur für Arbeit



Vorsitzender Thomas Voelzke

Beisitzer Bernd Mutschler

Beisitzerin Nicola Behrend

Beisitzer Uwe Söhngen


12. Senat: Beitrags- und Mitgliedschaftsrecht der Krankenversicherung, der Pflegeversicherung, der Rentenversicherung und der Arbeitslosenversicherung



Vorsitzender Präsident des Bundessozialgerichts Rainer Schlegel

Beisitzer Norbert Bernsdorff

Beisitzer Andreas Heinz

Beisitzer Christian Mecke

Beisitzer Jürgen Beck


13. Senat: Gesetzliche Rentenversicherung (zusammen mit dem 5. Senat)



Vorsitzende Sabine Knickrehm

Beisitzer Richter Stefan Gasser

Beisitzer Jens Kaltenstein

Beisitzerin Ingrid Bergner


14. Senat: Grundsicherung für Arbeitsuchende (zusammen mit dem 4. Senat)



Vorsitzender Peter Becker

Beisitzer Bernd Schütze

Beisitzerin Karin Hannappel

Beisitzer Thomas Flint



Präsidenten und Vizepräsidenten |
















































Präsidenten des Bundessozialgerichts
Nr.
Name (Lebensdaten)
Beginn der Amtszeit
Ende der Amtszeit
1

Joseph Schneider (1900–1986)
20. Juli 1954
31. Oktober 1968
2

Georg Wannagat (1916–2006)
28. Januar 1969
30. Juni 1984
3

Heinrich Reiter (* 1930)
1. Juli 1984
31. August 1995
4

Matthias von Wulffen (* 1942)
1. September 1995
31. Dezember 2007
5

Peter Masuch (* 1951)
1. Januar 2008
30. September 2016
6

Rainer Schlegel (* 1958)
1. Oktober 2016




















































































Vizepräsidenten des Bundessozialgerichts (1)
Nr.
Name (Lebensdaten)
Beginn der Amtszeit
Ende der Amtszeit
1

Franz Krause (1889–1984)
20. Juli 1954
31. März 1957
2

Gustav Brockhoff (1895–1967)
1. April 1957
30. Juni 1963
3

Fritz Berndt (1897–1991)
1. Juli 1963
30. April 1965
4

Walter Bogs (1899–1991)
1. Mai 1965
30. April 1967
5

Paul Weiß (1899–?)
1. Mai 1967
31. Oktober 1967
6

Kurt Brackmann (1912–1992)
1. November 1967 (2)
31. Mai 1980
7

Erwin Brocke (1921–2004)
28. August 1980
31. Januar 1988
8

Otto Ernst Krasney (* 1932)
1. Februar 1988
31. Dezember 1997
9

Ingeborg Wolff (* 1938)
1. Januar 1998
31. Juli 2003
10

Ruth Wetzel-Steinwedel (* 1948)
27. August 2003
31. August 2013
11

Rainer Schlegel (* 1958)
9. Juli 2014
30. September 2016
12

Thomas Voelzke (* 1956)
20. Juni 2017



1 Bis zum 31. Januar 1976 gab es keinen Vizepräsidenten, sondern nur einen „ständigen Vertreter des Präsidenten“.


2 ab 1. Februar 1976 als Vizepräsident


Gebäude |




Das Gebäude 1958


Das neoklassizistische Gebäude am Graf-Bernadotte-Platz wurde ab 1936[4] nach Plänen von Ernst Wendel als Dienstgebäude für das Wehrkreiskommando IX errichtet und am 11. Mai 1938 eingeweiht. Der Bau mit dem repräsentativen Portikus ist monumental ausgeführt und enthält mit dem Ehrenhof und der Fahnenhalle typische Elemente der öffentlichen Architektur im Nationalsozialismus. Vor dem Haus befinden sich zwei Rossebändiger-Skulpturen von Joseph Wackerle. 1943 wurde Christine Brückner im Wehrkreiskommando IX dienstverpflichtet.


Als Kassel als Bundeshauptstadt der Bundesrepublik in Betracht kam, sollte in dem Gebäude das Parlament und das Kanzleramt eingerichtet werden. Dazu kam es nicht, jedoch erhielt die frühere Residenzstadt Kassel zwei Bundesgerichte, die in diesem Gebäude untergebracht wurden.


Nach der deutschen Wiedervereinigung wurde das Bundesarbeitsgericht nach Erfurt verlegt, sodass seit 1999 noch nur das Bundessozialgericht in dem Gebäude untergebracht ist. 2008–2009 wurde das Gebäude unter Leitung des Architekturbüros Junk & Reich saniert. Dabei wurde der Eingangsbereich nach Süden zur Wilhelmshöher Allee hin verlegt und ein neuer Sitzungssaal im Innenhof errichtet, um die Machtarchitektur des Nationalsozialismus zu brechen und den Sitzungssaal transparent zu gestalten.


Im Volksmund wird das Gebäude nach wie vor als „Generalkommando“ bezeichnet.[5] Es ist heute ein Kulturdenkmal des Landes Hessen.



Amtstracht |


Die Amtstracht für die Richter und die Urkundsbeamten am Bundessozialgericht wurde mit der Anordnung des Bundespräsidenten über die Amtstracht bei dem Bundesarbeitsgericht und bei dem Bundessozialgericht festgelegt.[6]
Sie besteht aus einer Amtsrobe und einem Barett. Zur karmesinroten Amtsrobe wird eine breite weiße Halsbinde mit herabhängenden Enden getragen, ausgenommen Urkundsbeamte, die eine einfache weiße Halsbinde tragen. Der Besatz an der Amtsrobe und am Barett ist abhängig von der Funktion. Für Richter ist der Besatz aus Seide. Für das Urkundspersonal ist der Besatz aus Wollstoff. Am Barett trägt der Präsident des Bundessozialgerichts drei Schnüre in Gold, der Vorsitzende Richter am Bundessozialgericht zwei Schnüre in Gold und der Richter am Bundessozialgericht zwei karmesinrote Schnüre. Die Halsbinde und das Barett werden allerdings nur selten getragen.



Weiches Haus |




Weiches Haus (2016)


Anlässlich der Sanierung des Gerichtsgebäudes 2008–2009 wurde EU-weit ein zweistufiger Kunst-am-Bau-Wettbewerb ausgelobt. Bei 249 Teilnehmern wurde das Werk der Münchner Künstlerin Gabriele Obermaier ausgewählt, realisiert und aufgestellt. Unter dem Titel „Weiches Haus“ stellt es verkleinert und entfremdet das Gerichtsgebäude dar. Es ist ein Aluminiumguss in den Maßen 660 × 530 × 280 Zentimeter und steht etwa 40 Meter entfernt auf der Wiese vor dem neuen südlichen Haupteingang. Die Trutzigkeit und Strenge des von den Faschistischen errichteten Baus geraten ins Wanken. Die Pfeiler verlieren ihre Starre und Symbolik.[7] Nach der Verlegung des Haupteingangs bei der Sanierung von der monumentalen Westseite auf die schlichte Südseite nennt Martin Seidel das Weiche Haus die „nochmalige, diesmal künstlerische ‚Entnazifizierung‘ des Gebäudes“.[8]



Literatur |




  • Matthias von Wulffen, Otto Ernst Krasney: Festschrift 50 Jahre Bundessozialgericht. Verlag C. H. Beck, 1. Auflage, München 2004, ISBN 3-452-25516-6


  • Peter Masuch/ Wolfgang Spellbrink/ Ulrich Becker/ Stephan Leibfried (Hrsg.): Grundlagen und Herausforderungen des Sozialstaats. Denkschrift 60 Jahre Bundessozialgericht. Band 1. Eigenheiten und Zukunft von Sozialpolitik und Sozialrecht, Berlin 2014. Vorwort



Siehe auch |



  • Liste deutscher Gerichte

  • Liste der Richter am Bundessozialgericht


  • Sozialversicherung, Kriegsopferversorgung



Weblinks |




  •  Commons: Bundessozialgericht – Sammlung von Bildern


  • Internetpräsenz des Bundessozialgerichts


  • Übersicht der Rechtsprechung des Bundessozialgerichts


  • Geschäftsverteilungsplan des Bundessozialgerichts (PDF)


  • Informationsbroschüre des Bundessozialgerichts (PDF)



Einzelnachweise |




  1. Sozialgerichtsgesetz § 38 Absatz 3 – Einrichtung


  2. Bundessozialgericht – Geschäftsverteilung 2015 (abgerufen am 21. Mai 2015; PDF).


  3. Geschäftsverteilungsplan des Bundessozialgerichts 2017 (abgerufen am 17. März 2017).


  4. Informationen zu Bundessozialgericht. In: marcopolo.de. Abgerufen am 13. Dezember 2017.


  5. Generalkommando – Regiowiki (abgerufen am 2. Oktober 2012).


  6. Text der Anordnung (PDF; 20 kB).


  7. Gabriele Obermaier: Weiches Haus 2009. Abgerufen am 27. September 2018. 


  8. Gabriele Obermaier: „Weiches Haus“. Aluminiumguss, 2009. In: Dokumentation von 50 Kunst-am-Bau-Werken, S. 305. Abgerufen am 27. September 2018. 


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51.3147222222229.4494444444444Koordinaten: 51° 18′ 53″ N, 9° 26′ 58″ O






Rechtshinweis
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