Rote Armee























































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Rote Arbeiter- und Bauernarmee/
Sowjetische Armee

Рабоче-крестьянская Красная армия/
Советская армия



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Führung

Oberbefehlshaber
de jure:

Vorsitzender des Präsidiums des Obersten Sowjets
Oberbefehlshaber de facto:
Generalsekretär der KPdSU
Verteidigungsminister:
Volkskommissar/Minister für Verteidigung
Militärische Führung: Generalstab der Streitkräfte der UdSSR
Militärische Stärke
Aktive Soldaten: aufgelöst
Wehrpflicht: ja, für Männer
Wehrtauglichkeitsalter: vollendetes 18. Lebensjahr
Geschichte
Gründung: 15. Januarjul./ 28. Januar 1918greg.
Auflösung: 1991

Die Rote Arbeiter- und Bauernarmee (russisch Рабоче-крестьянская Красная армия (РККА)/ Rabotsche-krestjanskaja Krasnaja armija (RKKA), kurz russisch Красная армия (КА): Rote Armee (RA)) war die Bezeichnung für das Heer und die Luftstreitkräfte Sowjetrusslands bzw. ab 1922 der Sowjetunion. Sie stammte aus der unmittelbaren Zeit nach der Oktoberrevolution, als die Bolschewiki eine Armee konstituierten, die im Russischen Bürgerkrieg den Militärverbänden ihrer Gegner (insbesondere die unter dem Oberbegriff Weiße Armee zusammengefassten Gruppen) gegenüberstand. Seit Februar 1946 trug die Rote Armee, die zusammen mit der sowjetischen Marine den Hauptbestandteil der Streitkräfte der Sowjetunion verkörperte, den offiziellen Namen Sowjetarmee (russisch Советская армия (СА)/Sowjetskaja armija).


Obwohl die Rote Armee – bzw. ab 1946 die Sowjetarmee – ausschließlich die Teilstreitkräfte Landstreitkräfte, Luftstreitkräfte, Luftverteidigung (ab 1948)[1] und Strategische Raketentruppen (ab 1960) umfasste, standen beide Begriffe in der allgemeinen Wahrnehmung oftmals für die gesamten sowjetischen Streitkräfte.


Nach der Auflösung der Sowjetunion 1991 übernahm Russland den Großteil der verbliebenen personellen und materiellen Ausstattung der Sowjetarmee und der übrigen sowjetischen Streitkräfte[2] zur Bildung der Russischen Streitkräfte.




Inhaltsverzeichnis






  • 1 Geschichte


    • 1.1 Gründung und Aufbau


      • 1.1.1 Reform und Aufrüstung der Roten Armee in den 1930er Jahren


        • 1.1.1.1 Sowjetische Chemiewaffen vor und im Zweiten Weltkrieg




      • 1.1.2 Stalinsche Säuberungen




    • 1.2 Zweiter Weltkrieg


      • 1.2.1 Ausgangssituation


      • 1.2.2 Juni 1941 bis Dezember 1941


        • 1.2.2.1 Überraschende Kampfmoral


        • 1.2.2.2 Verlauf




      • 1.2.3 1942


      • 1.2.4 1943


      • 1.2.5 1944


      • 1.2.6 1945


      • 1.2.7 Artillerieeinsatz im Zweiten Weltkrieg


        • 1.2.7.1 Artillerietaktik


        • 1.2.7.2 Logistik




      • 1.2.8 Zentrale Problembereiche


      • 1.2.9 Die Rote Armee auf fremdem Boden


        • 1.2.9.1 Asien


        • 1.2.9.2 Finnland


        • 1.2.9.3 Slowakei


        • 1.2.9.4 Polen


        • 1.2.9.5 Baltikum


        • 1.2.9.6 Bulgarien


        • 1.2.9.7 Deutschland


        • 1.2.9.8 Österreich




      • 1.2.10 Kriegsverbrechen




    • 1.3 Entwicklungen nach 1945


      • 1.3.1 Allgemeine Entwicklung


      • 1.3.2 Im Ausland stationierte Truppenkontingente nach 1945


      • 1.3.3 Stärke der Armee


      • 1.3.4 Einsätze nach 1945


        • 1.3.4.1 Einmarsch in Ungarn 1956, Tschechoslowakei 1968


        • 1.3.4.2 Asien und Übersee




      • 1.3.5 Besonderheiten


      • 1.3.6 Schwierigkeiten ab den 1960er Jahren


      • 1.3.7 Militärbezirke


      • 1.3.8 Afghanistan-Krieg


      • 1.3.9 Die sowjetischen Streitkräfte beim Zerfallsprozess


      • 1.3.10 Der Übergang zur GUS-Armee nach dem August-Putsch


      • 1.3.11 Reformprozesse innerhalb der Streitkräfte


      • 1.3.12 Herausbildung einer russischen Armee




    • 1.4 Nach dem Ende der Sowjetunion




  • 2 Ehrung und Gedenken


  • 3 Embleme


  • 4 Siehe auch


  • 5 Literatur


  • 6 Weblinks


  • 7 Einzelnachweise





Geschichte |



Gründung und Aufbau |




Leo Trotzki 1918


Die Rote Armee wurde durch einen Beschluss des Rates der Volkskommissare am 15. Januarjul./ 28. Januar 1918greg. auf Grundlage der Roten Garde gegründet. Die Umsetzung erfolgte unter der maßgeblichen Beteiligung des Volkskommissars für Militärwesen, Leo Trotzki, der dazu auf die Hilfe von Militärspezialisten der ehemaligen zaristischen Armee zurückgriff.


Bei ihrer Gründung war die Rote Armee eine Freiwilligenarmee ohne Dienstgrade (Ränge), ohne Rangabzeichen oder besondere Hervorhebung einzelner Funktionsträger. Dadurch sollte das Ideal der Gleichheit aller Menschen betont werden. Kommandierende wurden demokratisch gewählt, und die Befehle der Offiziere konnten durch die Untergebenen diskutiert und abgelehnt werden. Dies lag begründet erstens in der Organisation der Roten Garden, aus denen sich die Rote Armee teilweise zusammensetzte, zweitens in der bolschewistischen Friedenspropaganda vor der Oktoberrevolution, welche die Soldaten der Zarenarmee zu Widerstand gegen ihre Offiziere aufrief.


Um die militärische Effizienz zu steigern, wurde dieses System kurz nach der Gründung der Roten Armee von Kriegskommissar Trotzki mit Unterstützung des Politbüros aufgehoben. Die Kommandeure wurden jetzt wieder von oben ernannt und nicht mehr gewählt.[3] Es gab danach die Bezeichnung von Dienststellungen, aus denen sich Dienstgrade entwickelten (siehe Dienstgrade der sowjetischen Streitkräfte 1918–1935). Am 29. Mai 1918 wurde mitten im Bürgerkrieg die allgemeine Wehrpflicht für Männer zwischen 18 und 40 Jahren eingeführt, um den Kampf gegen die Weißen Garden/Armeen der antibolschewistischen Bewegungen aufzunehmen.


Wegen des Mangels an Offizieren vor allem in höheren Kommandofunktionen wurden anfangs auf freiwilliger Basis Generale und Offiziere der zaristischen Armee gewonnen. Einige Generale, wie Alexei Brussilow, Michail Bontsch-Brujewitsch, Dmitri Parski, Wladislaw Klembowski, Alexei Gutor und der erste Oberbefehlshaber der neu gegründeten Roten Armee, General Jukums Vācietis, hatten unter dem Zaren Fronten und Armeen befehligt oder hatten in hohen Stabsfunktionen gedient. Der Generalstab setzte sich zunächst beinahe ausschließlich aus solchen Offizieren zusammen, später kamen neu ausgebildete Offiziere wie der spätere Oberbefehlshaber Sergei Kamenew hinzu.


Jedem Verband der Roten Armee bis zur Bataillonsebene wurde ein Politkommissar (Politruk, политический руководитель) zugeteilt. Er besaß die Autorität, Befehle von Kommandeuren aufzuheben, die gegen die Prinzipien der KPdSU verstießen. Dies verminderte zwar die militärische Effizienz, stellte aber die politische Zuverlässigkeit der Armee gegenüber der Partei sicher.


Mit der Einführung der Wehrpflicht wurden weitere Generale und Offiziere einberufen, darunter solche, die bereits kurzzeitig in der Weißen Armee gedient hatten. Am Ende des Bürgerkriegs dienten rund 75.000 ehemalige zaristische Generale und Offiziere in der Roten Armee, von denen rund 15.000 von der Weißen Armee kamen. Zu den zaristischen Offizieren, die noch im Zweiten Weltkrieg und danach in der Sowjetarmee dienten, gehören Boris Schaposchnikow, Alexander Wassilewski und Leonid Goworow.


Unter der Leitung des Volkskommissars für Armee und Flotte, Michail W. Frunse – der kurz vor seinem Tod als „Vorsitzender des Revolutionären Militärrats“ noch Oberbefehlshaber der Armee wurde – fand eine Militärreform statt. Die Rote Armee wurde als gemischte Kader-/Milizarmee organisiert. Im Kaukasus und in Zentralasien wurden auch territoriale Truppenteile aus ortsansässigen Bevölkerungsgruppen gebildet. 1925 wurde das erste für die gesamte Sowjetunion gültige Wehrpflichtgesetz erlassen. Die Einberufung erfolgte mit dem vollendeten 21. Lebensjahr bei Dienstzeiten von zwei bis vier Jahren im stehenden Heer bzw. weniger als einem Jahr in den Milizverbänden. Zum Waffendienst wurden nur „Arbeiter und Bauern“ herangezogen; Personen anderer sozialer Herkunft wie Großbauern, Kosaken oder Bürger dienten in rückwärtigen Einheiten und Arbeitstruppen oder hatten eine Militärsteuer zu zahlen.


Nach dem Abschluss des Vertrages von Rapallo gab es zwischen den Weltkriegen eine deutsch-sowjetische Zusammenarbeit auf militärischem Gebiet. Das betraf vor allem die Luftwaffe und Panzertruppe, deren Besitz dem Deutschen Reich verboten war. Zu diesem Zweck wurde 1925 in Lipezk die Geheime Fliegerschule und Erprobungsstätte der Reichswehr gegründet.


In der 1927 gegründeten Massenorganisation OSSOAWIACHIM wurde die sowjetische Jugend paramilitärisch geschult.



Reform und Aufrüstung der Roten Armee in den 1930er Jahren |




Sowjetischer Befehlshaber: Michail Tuchatschewski


Die ursprünglich als Erbe des Zarismus abgeschafften Berufsoffiziere wurden 1935 wieder eingeführt. Den Generalstab bildeten zumeist Offiziere mit Erfahrungen aus dem Bürgerkrieg.


Die Friedensstärke der sowjetischen Streitkräfte lag Ende der 1920er Jahre bei etwa 700.000 Mann und wuchs bis 1933 auf mehr als eine Million an.[4]


In dieser Zeit entwickelten unter anderem W. K. Triandafillow, M. N. Tuchatschewski, J. P. Uborewitsch, I. E. Jakir, A. I. Sedjakin, G. S. Isserson, J. I. Alksnis moderne Militärtheorien, wobei dem Konzept der Tiefen Operation für zukünftige Kriege der allgemeinen Motorisierung und Mechanisierung der Armee, mit Betonung auf der Panzerwaffe, die entscheidende Rolle zukam. Dem Aufbau der Rüstungsindustrie mit dem Schwerpunkt der Panzerproduktion wurde daher im ersten und zweiten Fünfjahresplan der sowjetischen Industrie eine zentrale Position eingeräumt. Bis 1936 wurden zwischen 10.000 und 15.000 hauptsächlich leichte und mittlere Panzer gebaut. Bis zum deutschen Angriff auf die Sowjetunion 1941 wurde diese Zahl auf 24.000 erhöht. Die Rote Armee besaß damit die an Zahl und Gewicht stärkste Panzerwaffe der Welt. Zum Vergleich: Deutschland besaß im Jahre 1939 etwa 2500 hauptsächlich leichte und mittlere Panzer, Frankreich etwa 4000 Panzer aller Gewichtsklassen. Diese Zahlen allein lassen jedoch keine Rückschlüsse auf die tatsächliche Stärke der Armee zu (siehe Vorkriegssituation).


Die Panzertruppe wurde zunächst in mechanisierte Korps (Panzer mit motorisierter Infanterie und Artillerie) und Panzertruppen zur Infanterieunterstützung aufgeteilt. Die ersteren sollten für tiefe Einbrüche in die feindlichen Linien und zum darauf folgenden Einkesseln und Aufrollen des Gegners verwendet werden. Die mechanisierten Korps ähnelten damit in Funktion und teilweiser Ausstattung den deutschen Panzerdivisionen.


Weiterhin war die Sowjetunion führend beim Aufbau von Luftlandetruppen. 1934/1935 wurden die ersten sowjetischen Radaranlagen RUS-1 und RUS-2 erprobt, die im Winterkrieg gegen Finnland erstmals eingesetzt wurden.


Unter Interpretation der sowjetischen Erfahrungen im Spanischen Bürgerkrieg wurde das sowjetische Heer erneut umstrukturiert: Die sowjetischen Militärs machten die Erfahrung, dass Panzerangriffe ohne direkte Infanterie- und Artillerieunterstützung aufgrund der relativ guten Ausstattung der Franqisten mit Panzerabwehrkanonen leicht abgewehrt werden konnten. Die Deutschen zogen ausgehend von ähnlichen Erwägungen schon früh den Schluss, die unterstützende Infanterie und Artillerie zu mechanisieren und im Nahbereich des Angriffs einzusetzen, die Sowjetunion hingegen löste die mechanisierten Korps auf und gliederte ihre Panzer und motorisierten Truppen in die bestehenden Infanteriedivisionen ein. Diese Maßnahme kostete die Rote Armee einen großen Teil ihrer bis dahin vorhandenen Mobilität, da die vorrückenden Panzer nun gezwungen waren, ihre Geschwindigkeit der langsamen Infanterie anzupassen.


Eine andere Lehre aus dem Spanischen Bürgerkrieg sollte sich jedoch äußerst positiv für die Rote Armee auswirken. Da sich die vorhandenen Panzer T-26, BT-5 und BT-7 als zu leicht gepanzert für Sturmangriffe erwiesen, wurde die Entwicklung schwererer, besser gepanzerter Modelle in die Wege geleitet. Resultat dieser Entwicklung waren die Kampfpanzer T-34, KW-1 und KW-2, die sich im Verlauf des späteren Krieges als äußerst nützlich und den deutschen Modellen der Frühphase als weit überlegen erweisen sollten. Die Massenproduktion dieser Modelle wurde schnellstmöglich eingeleitet und ab 1939 wurden die ersten dieser Panzer an die Truppe ausgeliefert. Die Zahl der ausgelieferten Panzer blieb jedoch im Vergleich zu den vorhandenen leichten Panzern bis 1941 gering.


Die als Stalin-Verfassung bekannte Verfassung der UdSSR von 1936 erklärte im Zeichen einer weiterhin massiven Aufrüstung die Wehrpflicht nunmehr zur „heiligen Pflicht“ sämtlicher Sowjetbürger. In der Folge wurde das Wehrpflichtgesetz von 1939 verabschiedet. Es schrieb den Übergang zu einer vollständig nach dem Kaderprinzip organisierten Armee fest und setzte das Einberufungsalter auf 19 Jahre herab.


In jener Zeit wurden die letzten „revolutionären Errungenschaften“ innerhalb der Streitkräfte abgeschafft. So wurde eine strikte Grußpflicht und strenge formale Disziplin erst jetzt durchgesetzt; die Kluft zwischen Führern und Mannschaften vertiefte sich. Ein Merkmal hierfür war auch die Ausgabe repräsentativer Uniformen für höhere Offiziere und die Wiedereinführung von Generalsrängen. Die bisher üblichen nüchternen Rangbezeichnungen wie „Brigadekommandeur“ (Комбриг Kombrig) oder „Divisionskommandeur“ (Комдив Komdiw) verschwanden.


Nach den Erfahrungen des sowjetisch-finnischen Winterkrieges und des japanisch-sowjetischen Grenzkonfliktes wurden die sowjetische Panzerwaffen erneut umstrukturiert. Die zuvor aufgelösten mechanisierten Korps sollten neu aufgestellt und vergrößert werden. Dieser Reorganisationsprozess steckte beim Ausbruch des Großen Vaterländischen Krieges jedoch noch in der Anfangsphase.


Am 27. Juli 1940 wurde der Aufbau einer Flotte aus 15 Schlachtschiffen der Sowjetski-Sojus-Klasse beschlossen.[5]



Sowjetische Chemiewaffen vor und im Zweiten Weltkrieg |

Das Thema Chemiewaffen der Roten Armee unterliegt bis heute einer nahezu vollständigen Geheimhaltung. Einzige Quelle sind daher die Erkenntnisse, die deutsche Stellen durch das Unternehmen Barbarossa erlangen konnten, sowie deutsche Geheimdiensterkenntnisse der Vorkriegszeit. Offiziell erklärte die Sowjetunion Chemiewaffen niemals als Erste einzusetzen. Bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges bestand das Chemiewaffenarsenal der Roten Armee in 1. Linie aus Senfgas und daneben aus Blausäure und Lewisit. Alle anderen Kampfstoffe waren diesen drei Kampfstoffen weit nachgeordnet. 1943 machte der deutsche militärische Nachrichtendienst 23 sowjetische Chemiewaffenfabriken aus und schätze deren Kapazität auf 250.000 Tonnen. Damit könnte die Sowjetunion Ende der 30er Jahre über die grösste Kapazität zur Erzeugung von Chemiewaffen verfügt haben.
Der Einsatz sollte primär bei Verteidigungsoperationen erfolgen, da man Chemiewaffen für Offensivoperationen wegen ihrer bewegungshemmenden Natur für ungeeignet hielt. Primär sollte der Einsatz aus der Luft durch Bomben oder Sprühgeräte erfolgen, wobei Sprühgeräte den Vorrang hatten, in zweiter Linie durch Artillerie. Zum Erstaunen der Deutschen hatten sowjetische Forscher ein sehr effektives Sprühgerät für Blausäure entwickelt; es ermöglichte Überraschungsangriffe, bei denen keine Zeit blieb die Gasmasken aufzusetzen. Diese hätte der sowjetischen Seite im Falle eines chemischen Krieges einen nicht unbeträchtlichen Vorsprung gegeben. Grossen Wert legte die Sowjetunion auch auf den ABC-Schutz.[6]



Stalinsche Säuberungen |


Während der großen Stalinschen Säuberungen, vor allem in den Jahren 1937 bis 1939, wurden sehr viele höhere Offiziere durch den NKWD in Gulags deportiert oder ermordet, da sie als eine Gefahr für die Machtposition Stalins angesehen wurden. Verhaftet wurden drei von fünf Marschällen der Sowjetunion, 13 von 15 Armeekommandeuren, 57 von 85 Korpskommandeuren, fast alle Kommandeure von Divisionen und Brigaden, etwa die Hälfte aller Regimentskommandeure und 75 von 80 Mitgliedern des Obersten Militärrats. Diese weitestgehende Zerschlagung des Offizierskorps sollte sich zunächst im Winterkrieg gegen Finnland und dann im Großen Vaterländischen Krieg bitter rächen.


Auch nach den Säuberungen war die Rote Armee kaum selbstständig, womit die KPdSU vor allem jegliche politische Konkurrenz abwenden wollte. Allerdings lähmte sie dadurch auch ihre militärische Handlungsfähigkeit. Beispielsweise fand die Offiziersausbildung in von der Partei geführten Akademien statt. Darüber hinaus war eine Beförderung möglich, wenn der fragliche Offizier Parteimitglied war, und ebenso bedurfte jeder militärische Befehl der Gegenzeichnung eines Politoffiziers. Des Weiteren bildeten Mitglieder des Zentralkomitees der politischen Aufklärung (Glawpolitproswet) das Rückgrat der militärischen Hierarchie. Routinemäßig hatten die Raketentruppen keine Verfügungsgewalt über Sprengköpfe, ebenso wenig wie die Luftlandetruppen über Transportmittel oder die Panzertruppen über Munition.[7]


Von Anfang 1937 bis Anfang Mai 1940 wurden 34.301 Offiziere aus ihren Ämtern entfernt. Von ihnen mussten etwa 70 % den Weg in den Gulag gehen. Die Erschießungen betrafen vor allem die oberste Führungsebene verbunden mit einer Schwächung bei den Führungsaufgaben der Roten Armee.



Zweiter Weltkrieg |





Ein während des 2. Weltkriegs gebräuchlicher Stahlhelm der Roten Armee



Ausgangssituation |


Im Vorfeld des „Großen Vaterländischen Krieges“ verfügte die Sowjetunion über eine große und teilweise sehr modern ausgerüstete Armee. Sie besaß die bei weitem größte Panzerarmee der Welt, eine große Zahl von Geschützen und Flugzeugen und eine sehr umfangreiche und gut ausgerüstete Infanterie. Für die deutsche Seite war es eine ziemliche Überraschung, dass ganze sowjetische Einheiten mit den Selbstladegewehren Simonow AWS-36 und Tokarew SWT-40 ausgerüstet waren.[8] Große Teile der Artillerie waren ebenso wie ein kleiner Teil der Infanterie motorisiert. Die Stärke der Roten Armee betrug etwa:



  • 24.000 Panzerfahrzeuge

  • 17.000 Flugzeuge

  • 34.000 Geschütze

  • 5.700.000 Soldaten


Diese Streitmacht gliederte sich (Stand: 22. Juni 1941) in 198 Schützendivisionen, 13 Kavalleriedivisionen, 61 Panzer- und 31 motorisierte Divisionen sowie fünf Schützenbrigaden und ein Schützenregiment. Diese wurden durch zehn Panzerabwehr-Brigaden, eine Panzerwagen-Brigade, 169 Artillerie-Regimenter, 29 Motorrad-Regimenter, zwei Flugabwehr-Regimenter, 45 Flugabwehr-Abteilungen, zwölf selbständige Artillerie-Abteilungen und eine selbständige Panzerabteilung unterstützt. Zur Führung dieser Verbände waren vier Fronten, 27 Armeeoberkommandos, sowie 62 Schützen-, vier Kavallerie- und 29 mechanisierte Korps gebildet worden. Zur Verteidigung der Grenzen waren 57 Befestigte Gebiete gebildet worden.




Juni 1941 bis Dezember 1941 |




Rotarmisten im Angriff, Sommer 1941


Am 22. Juni 1941, dem Beginn des deutschen Angriffs auf die Sowjetunion, umfasste die Rote Armee etwa 5,6 Millionen Soldaten, von denen 2,9 Millionen in den westlichen Militärbezirken stationiert waren. Die Gesamtstärke der Armee sollte laut Mobilisierungsplan 7,85 Millionen Personen betragen.


Der von gut ausgerüsteten und erfahrenen Deutschen, ca. drei Millionen Mann, und seinen Verbündeten, ca. 600.000 Mann, ausgeführte Angriff traf die sowjetische Führung und die schlecht gestaffelte Rote Armee völlig überraschend. Selbst nach Stunden und sogar Tagen glaubte Stalin nur an eine zielgerichtete Provokation, um die unvorbereitete Sowjetunion in einen Krieg mit dem hochgerüsteten Deutschen Reich zu verwickeln.



Überraschende Kampfmoral |

Hitler und die führenden Nazis unterschätzten völlig die Kampfbereitschaft und das Rüstungspotential der Roten Armee. Sie glaubten die Sowjetunion innerhalb von 8 bis 10 Wochen zerschlagen zu können. Auch die Mehrheit der Generäle und Offiziere, bis auf warnende Einzelstimmen, teilten diese Einschätzung. Aber auch der amerikanische Kriegsminister Henry L. Stimson und sein Generalstabschef schätzten, dass die Sowjetunion nach ein bis 3 Monaten besiegt werden würde. General Dill, der Chef des britischen Generalstabes, meinte, dass die Sowjetarmee „wie Vieh“ zusammengetrieben werden würde.[9]Alfred Rosenberg notierte am 1. September 1941 in seinem Tagebuch:





„Der zähe Widerstand d. Sowjetrussen ist Gespräch von uns allen. Als der Führer mich am 2.4. nach d. Auftragserteilung fragte, was die Russen wohl bei einem Zusammenstoss machen würden, sagte ich: vermutlich was ganz anderes, als was ein Europäer sich als logisch denken würde. Darin waren wir uns einig, das nach einem Widerstand die Panik kommen würde. Nun hat er was anderes getan. Die Sowjetrussen kämpfen verbissen, zäh, heimtückisch und sind unvorstellbar grausam gegenüber d Gefangenen und zivilen Nichtbolschewiken.“[10]





Eine Denkschrift des Generals Rudolf Schmidt vom 17. September 1941 an Hitler stellte fest, „daß der bolschewistische Widerstand an Härte und Verbissenheit die meisten Erwartungen bei weitem übersteigt“ und führte dies darauf auf die hohe Zahl überzeugter Kommunisten zurück.[11] Für den Panzergeneral Hasso von Manteuffel lassen sich die „großartigen sowjetischen Leistungen“ nur darauf zurückführen, dass die Rote Armee „eisenhart und wildentschlossen, die ‚Hitleristen’ samt und sonders niederzumachen“ gewesen sei.[12] Der General Heinz Guderian schrieb nach dem Krieg:





„Schon Friedrich der Grosse sagte von seinen russischen Gegnern, man müsse sie zweimal totschießen und dann noch anstoßen, bis sie endlich umfielen. Er hatte das Wesen dieser Soldaten richtig erkannt. Wir haben 1941 die gleiche Erfahrung machen müssen.“[13]






Verlauf |

Nach dem Kriegsbeginn wurde am 30. Juni 1941 das Staatliche Verteidigungskomitee der UdSSR gegründet, um die UdSSR gegen den deutschen Angriff zu verteidigen.


In den ersten Kriegswochen verlor die Armee trotz ihres teilweise verzweifelten Widerstandes fast jedes Gefecht. In der Panzerschlacht bei Dubno-Luzk-Riwne scheiterte das Konzept der Offensivverteidigung den Kampf auf das Territorium des Gegners zu tragen. Die Verluste an Gefangenen gingen bald in die Millionen. Große Teile der Ausrüstung wurden von den Invasoren zerstört oder erbeutet. Der von Anfang an energische Widerstand der sowjetischen Einheiten führte bereits 1941 bei der Wehrmacht zu erheblichen Verlusten. Im Dezember 1941 waren fast alle seit Juni 1941 eingesetzten Panzer der Wehrmacht ebenso wie die gepanzerten Fahrzeuge der Roten Armee zerstört oder anderweitig ausgefallen. Gegen die überlegene deutsche Luftwaffe wandte die sowjetischen Flieger schon am ersten Tag des Überfalls, den Rammstoß an.[14]


Die sowjetische Staatsführung änderte als Reaktion auf die Niederlagen ihre Strategie im Umgang mit der Armee. Die Propaganda zielte nicht mehr primär auf die politische Dimension des Klassenkampfes ab, sondern wandte sich mehr den patriotischen Gefühlen der Bevölkerung zu, bezog sich positiv auf die vorrevolutionäre russische Geschichte. Der Krieg gegen die deutschen Angreifer wurde als „Großer Vaterländischer Krieg“ bezeichnet, eine Bezugnahme auf den „Vaterländischen Krieg“ gegen Napoléon Bonaparte 1812. Traditionelle russische Helden wie Alexander Newski und Michail Kutusow wurden ein wichtiger Teil der Propaganda, Repressionen gegen die Russisch-Orthodoxe Kirche hörten auf; die traditionelle Praxis, Waffen vor dem Gefecht kirchlich zu segnen, wurde wieder eingeführt. Die militärische Einzelleitung (russisch „единоначалие“) wurde 1943 eingeführt. Aus den Politkommissaren wurden Stellvertreter für politische Arbeit der jeweiligen Kommandeure. Rangabzeichen, Orden und Medaillen nach vorrevolutionärem Muster wurden wieder eingeführt.


War die Rote Armee zum Kriegsbeginn im Sommer 1941 teils schlecht ausgebildet, was insbesondere auf die „Säuberungen“ Stalins zurückzuführen war, und mit veralteter Technik ausgerüstet, änderte sich das im Verlaufe der nächsten zwei Jahre. Bis zum Herbst 1943 verwandelte sie sich in eine qualitativ und quantitativ deutlich überlegene Angriffsarmee, die in der Lage war, die Initiative auf dem Schlachtfeld zu ergreifen, aufwändige Offensiv-Operationen durchzuführen und erfolgreich abzuschließen. Der überraschende Überfall traf alle Verbände der Roten Armee in der Defensive, so dass vor allem in den ersten Kriegsmonaten verheerende Verluste an Menschen und Material zu verzeichnen waren.




Ausbildung kürzlich eingezogener Reservisten des Woroschilow-Regiments in Moskau, August 1941


Gemäß den Front- und Feldlazarett-Berichten verloren die sowjetischen Streitkräfte (Heer, Marine und Luftstreitkräfte) im Zeitraum 22. Juni bis 31. Dezember 1941 3.137.673 Soldaten und Offiziere als Gefallene, Verstorbene, Vermisste oder Gefangene und 1.336.147 als Verwundete und Kranke (ohne Berücksichtigung der Verluste der Landwehr und Partisanen), sowie 20.500 Panzer und 21.200 Flugzeuge aller Typen. Der schnell vorstoßende und durch die gute Ausstattung mit Funkgeräten zu weitreichender Kommunikation fähige Gegner errang in kurzer Zeit die Luftherrschaft. Panzereinheiten durchbrachen schlecht verteidigte Stellungen und stießen schnell in die Tiefe vor, sodass die Rote Armee keine durchgehende Front errichten konnte. Viele der veralteten Flugzeuge der Roten Armee wurden bereits in den ersten Tagen am Boden zerstört oder in kurzen Luftkämpfen abgeschossen.


Verteidigende und zurückweichende Einheiten sahen sich von Beginn an permanenten Luftangriffen, vor allem durch die psychologisch wirkungsvoll mit Sirenen ausgestatteten Sturzkampfflugzeuge (Stukas), ausgesetzt, die aber „bald ziemlich unbeeindruckt hingenommen“ wurden.[15]


Fehlgeleiteter Widerstand und kompromisslose Haltebefehle führten zu katastrophalen Einkesselungen, die regelmäßig zur Vernichtung ganzer Divisionen und Armeen führten, aber den Vorstoß der Wehrmacht immerhin entscheidend verzögerten. Erst kurz vor Moskau stabilisierte sich die Front. NKWD-Sperrverbände wurden hinter der kämpfenden Truppe aufgestellt und drastische Maßnahmen, bis hin zur öffentlichen Erschießung von angeblichen Feiglingen, taten ein Übriges. Gefangengenommene Rotarmisten galten als Verräter.


Die Sowjetunion verwandelte sich in wenigen Monaten in ein gewaltiges Heer- und Arbeitslager, in dem nur ein Ziel galt: Die Rote Armee in kürzester Zeit mit allem Notwendigen für den Sieg zu versorgen. Nahrungsmittel, Treibstoff, Panzer, Flugzeuge, Geschütze, Soldaten. Mit dieser gewaltigen Opferbereitschaft hatten Hitler und andere, die nach den Erfolgen Finnlands 1939 gegen die Sowjetunion und nach dem deutschen Teilsieg gegen Russland im Ersten Weltkrieg davon ausgegangen waren, die Sowjetunion sei ein Koloss auf tönernen Füßen, nicht gerechnet.


Der sich verschärfende Widerstand an der Front und im Hinterland brachte in Verbindung mit dem Herbstschlamm und dem kalten Winter 1941 die angreifende Wehrmacht kurz vor Moskau zum Stehen. Der im Dienst des sowjetischen NKWD stehende deutsche Journalist Richard Sorge hatte Stalin von Tokio aus mitgeteilt, dass das mit Deutschland verbündete Japan keinen Angriff auf die Sowjetunion plante. Infolgedessen konnte Stalin die im Osten zur Abwehr gegen Japan stationierten Einheiten nach Moskau verlegen. Diese leiteten zum 5. Dezember 1941 einen ersten erfolgreichen Gegenangriff ein, der die Wehrmacht in der Schlacht um Moskau auf einer etwa 1000 km breiten Front bis zu 250 km zurückwarf. Die Rote Armee konnte zu diesem Zeitpunkt die Initiative im Krieg noch nicht übernehmen, die deutsche Wehrmacht musste sich 1942 jedoch infolge der Winteroffensive auf den Angriff in einer strategischen Richtung beschränken, und tat dies in Südrichtung.


Die Rote Armee wurde nun immer umfangreicher mit moderner Gefechtstechnik ausgerüstet. Teilte Stalin den Fronten und Armeen in der Anfangszeit die wenigen produzierten Panzer, Flugzeuge und Geschütze noch persönlich zu, sorgten die aus den besetzten Landesteilen evakuierten und im Hinterland neu oder wieder errichteten Rüstungsbetriebe für eine ständig steigende Anzahl an moderner Ausrüstung.


Zu nennen sind hier vor allem der bekannte mittlere Kampfpanzer T-34, das Schlachtflugzeug Il-2 und die Jagdflugzeuge Jak-9, Jak-3 und La-5/7. Fast alle Kriegsgeräte waren auf die Massenproduktion in riesigen Stückzahlen mit ungelernten Arbeitern – darunter sehr viele Frauen im Hinterland – zugeschnitten. Auf dem Gefechtsfeld sorgte ihre zunehmende Zahl und immer bessere Beherrschung für einen allmählichen Wandel. Der entscheidende Befehl Nr. 227 des Volkskommissars für Verteidigung vom 28. Juli 1942 macht den Ernst der Situation, in der es für die Sowjetunion um das nackte Überleben ging, deutlich. Der Befehl statuierte die Forderung „Keinen Schritt zurück“ und legte durchgreifende Bestimmungen zum Erhalt und zur Durchsetzung der Disziplin fest. Er enthielt unter anderem die Anweisung zur Aufstellung von Strafbataillonen und Sondereinheiten, die „unmittelbar hinter unzuverlässigen Divisionen einzusetzen sind und die Aufgabe haben, im Falle eines ungeordneten Rückzugs der vor ihnen liegenden Divisionen jeden Flüchtenden und jeden Feigling zu erschießen und damit dem ehrlichen Kämpfer bei der Verteidigung seiner Heimat beizustehen.“



1942 |


Ein erster Versuch, die militärische Initiative durch eine großangelegte Offensive zu gewinnen, scheiterte in der Schlacht bei Charkow (12.–28. Mai 1942) aufgrund zu schwacher und für großangelegte Offensivmaßnahmen noch nicht fähiger Kräfte sowie ungenügender Reserven und der Überheblichkeit der Führungskräfte. Das Ziel der Operation unter Marschall Timoschenko, mit starken Panzerkräften die deutsche 6. Armee unter Paulus einzuschließen, schlug fehl. Die weit vorgestoßenen sowjetischen Truppen – sechs Armeen mit über 30 Divisionen und Brigaden – wurden nun ihrerseits in einer Zangenbewegung durch deutsche Verbände eingeschlossen und in einer Kesselschlacht vollständig aufgerieben. Verzweifelte Ausbruchsversuche schlugen fehl, mehrere hunderttausend sowjetische Soldaten wurden getötet oder gingen in Gefangenschaft. Der Kräftevorteil an der gesamten Front lag zu diesem Zeitpunkt immer noch auf Seiten der Wehrmacht. Nachdem diese jedoch mit dem Unternehmen Edelweiß gegen die südlichen Ölvorkommen bei Baku und in den Kaukasus sowie gleichzeitig mit dem Unternehmen Braunschweig gegen Stalingrad vorstieß, gewannen die sowjetischen Streitkräfte – auch aufgrund der Verlegung eines Teils der deutschen Luftwaffe in den Mittelmeerraum und der steigenden US-amerikanischen Materialunterstützung – weiter an Boden.



1943 |


Nach der Einkesselung und Vernichtung der deutschen 6. Armee in der Schlacht von Stalingrad und der folgenden Charkower Operation erlangte die Rote Armee 1943 immer mehr die Initiative und ging zu weitreichenden Angriffsoperationen über. Heldentaten wurden von der sowjetischen Propaganda an der Front und im Hinterland ausgiebig gefeiert. Ausgezeichnete Soldaten und Offiziere erhielten materielle Vorteile, höhere Lebensmittelzuteilungen oder sogar Fronturlaub. Parallel stattfindende Umstrukturierungen und die steigende Qualifikation von Kommandeuren und Mannschaften, die aus Fehlern und Niederlagen lernten, förderten das Bewusstsein der eigenen Kraft und die Motivation. Neu geschaffene Panzer- und Luftarmeen sowie die steigende Mobilität durch motorisierte Verbände erlaubten Kräftekonzentration an entscheidenden Punkten des Gefechtsfeldes, so dass die Wehrmacht immer stärker in die Defensive gedrängt wurde.


Die von der Roten Armee gestoppte Angriffsoperation bei Kursk (Unternehmen Zitadelle) im Juli 1943 war die letzte militärische Initiative der Wehrmacht in Russland. Das Scheitern der Aktion Silberstreif, bei der mit einer Milliarde Flugblätter Rotarmisten zum Überlaufen aufgerufen wurde, bewies „die hohe Kampfmoral der sowjetischen Verbände“ die bei Kursk eingesetzt wurden.[16]


Aufgrund der Strategie Hitlers („Halten um jeden Preis“) zu permanenter Verteidigung im Stellungskrieg gezwungen, konnte die Wehrmacht den angreifenden Verbänden der Roten Armee zwar hohe Verluste beibringen. An einen Sieg gegen den übermächtig werdenden Gegner war jedoch auch ohne die spätere Eröffnung der Westfront nicht mehr zu denken. Hitler hatte bereits im Dezember 1941 Gesprächsprotokollen zufolge geäußert, dass der Krieg gegen die Sowjetunion nicht mehr zu gewinnen sei. Ab September 1943 verlegte Hitler etwa ein Drittel der in der Sowjetunion stationierten Divisionen nach Frankreich, um einem erwarteten Angriff der Westalliierten vorzubauen mit der Folge einer weiteren Ausdünnung der deutschen Truppen.



1944 |


In spiegelbildlicher Verkehrung der Lage aus den Anfangstagen operierte die Rote Armee in den großen Offensiven 1944 mit der „Blitzkriegstaktik“. Konzentrierte Verbände mit hoher Panzerdichte durchstießen nach stundenlanger Artillerievorbereitung mit tausenden Geschützen die gegnerischen Linien und drängten weiträumig vorwärts. Nachfolgende Verbände kesselten überrollte Verbände der Wehrmacht, sowie Städte und Dörfer ein. Am 22. Juni 1944 begann die Rote Armee unter dem Decknamen Operation Bagration eine Offensive auf dem Gebiet des heutigen Weißrusslands, die die Eroberung der Stadt Minsk zum Ziel hatte. Durch die Einkesselung von drei Armeen der Heeresgruppe Mitte wurde diese nahezu komplett aufgerieben. Die Verbände der Roten Armee erzielten Geländegewinne von 500 km in Richtung Westen und gelangten so bis an die Karpaten, den Fluss Weichsel und die Ostgrenze Ostpreußens. Nördlich von Ostpreußen wurde im Gebiet des heutigen Litauen die Ostseeküste erreicht. Die Heeresgruppe Nord wurde infolge dieses Vordringens abgeschnitten und vollständig im Kurland bis zum Kriegsende im Mai 1945 eingeschlossen. Der organisierte Widerstand der stark angeschlagenen und personell wie materiell unterlegenen Wehrmacht, die zeitgleich an der Westfront gegen überlegene Kräfte operieren musste, wurde mit sicherem Hinterland und kontinuierlichem Nachschub der Roten Armee so entscheidend gebrochen. So gelang es der Roten Armee im südlichen Abschnitt der Ostfront infolge einer Offensive mit dem Namen Operation Jassy-Kischinew bis Ende 1944 den Balkan nahezu komplett von der deutschen Besatzung zu befreien und bis nach Budapest vorzustoßen.



1945 |




Flagge der 150. Schützendivision, die an der Eroberung Berlins teilnahm


Im Frühjahr 1945 stand die Rote Armee vor Berlin, in Ungarn, Österreich und der späteren Tschechoslowakei. In der letzten großen Offensive, der Berliner Operation, beginnend mit der unter hohen eigenen Verlusten geführten Schlacht um die Seelower Höhen bis zu den letzten Straßenkämpfen in Berlin, verlor die Rote Armee noch einmal mehr als 300.000 Mann, bevor Deutschland am 8. Mai bedingungslos kapitulierte.


Während des Zweiten Weltkrieges zog die Rote Armee 34 Millionen Männer ein, von denen nach amtlichen Erhebungen der Sowjetunion 8.668.400 gefallen, vermisst oder in Kriegsgefangenschaft gestorben waren. Schätzungen von Militärhistorikern gehen von bis zu 13 Millionen Rotarmisten aus, die ums Leben kamen.[17] Weitere 939.700 Soldaten wurden im Laufe des Krieges als vermisst oder gefangen gemeldet, aber später „am Leben“ gefunden und wieder in die Armee eingezogen. Dazu kehrten etwa 1,8 Millionen sowjetische Kriegsgefangene nach dem Ende des Krieges zurück in die Heimat. Von etwa 5,5 Millionen sowjetischen Soldaten, die in deutsche Kriegsgefangenschaft gerieten, gingen etwa drei Millionen durch Hunger und Krankheiten zugrunde oder wurden ermordet.[18]


Nach dem errungenen Sieg über Deutschland und der Einnahme von Berlin 1945 unter Marschall Schukow stiegen das Prestige und der politische Einfluss der Roten Armee in der Sowjetunion immens. Der Generalissimus Stalin als Oberbefehlshaber der Armee bemühte sich jedoch bis zu seinem Tod 1953, Schukow und weitere namhafte Kommandeure von entscheidenden Machtpositionen fernzuhalten.



Artillerieeinsatz im Zweiten Weltkrieg |




Sowjetische Briefmarke mit dem Schriftzug „Artillerie - Gott des Krieges“


Für Stalin und die sowjetische Führung war die Artillerie der „Gott des Krieges“.[19] So verfügte die Rote Armee von allen kriegsführenden Parteien über die größte Zahl an Artilleriewaffen. Auch der relative Anteil war bei der Roten Armee am höchsten. So stieg der Anteil der Artillerieeinheiten an der Heeresstärke von 15 % am Anfang des Krieges auf 50 % am Ende des Krieges.[20] Schon bei Kriegsbeginn konnte man die sowjetische Artillerie in Bezug auf Geschützmateral, Organisation, Ausbildung usw. als gut und modern bezeichnen.[21]Alexander Stahlberg beobachtete beim Bau einer Pionierbrücke über die Memel im Juni 1941 wie diese durch sowjetische Artillerie punktgenau zerstört wurde und schätze dies als „artilleristische Meisterleistung, wie wir sie unserem Gegner nicht zugetraut hätten“ ein.[22] Generalstabschef Franz Halder notierte am 5. August 1941: „Truppe schreit nach Artilleriebekämpfung“.[23]
Die sowjetische Artillerie war von Anfang an vollständig motorisiert. Die beiden Hauptgeschützarten der sowjetischen Divisionsartillerie waren die 7,6-cm-Kanone und die 12,2-cm-Feldhaubitze. Damit blieb sie unter den 10,5 cm und 15 cm der entsprechenden deutschen Geschütze, und tauschte damit Feuerkraft gegen eine höhere Beweglichkeit ein. Der General Gotthard Heinrici notierte am 12. September 1941: „Leider sehr gut ist die russische Artillerie. Sie trifft und ist unerwünscht beweglich.“[24] Sehr stark wurde auch von Granatwerfern Gebrauch gemacht, die zu ganzen Granatwerferbataillonen, -regimentern und -brigaden zusammengefasst wurden. Die Dichte der Artillerie stieg von 110 Geschützen je Kilometer beim Beginn der Offensive bei Stalingrad, 290 Geschützen je Kilometer in der Schlacht um Kursk auf 610 Geschütze je Kilometer im Endkampf um Berlin.[25]



Artillerietaktik |

Für sowjetische Angriffe charakteristisch war ein halbstündiges bis mehrstündiges schlagartig eröffnetes Trommelfeuer mit größtem Munitionsaufwand nach einem gründlich ausgearbeiteten Feuerplan. Dazu wurde für die Versammlung der Artilleriemassen mehrere Wochen Zeitbedarf in Kauf genommen. Dann folgte das Schießen einer Feuerwalze, der teils unter Inkaufnahme, die eigenen Leute zu treffen, die angreifenden Truppen dicht folgten. Strafkompanien gingen bisweilen sogar im eigenen Artilleriefeuer vor.
Die deutsche Seite reagierte auf das sowjetische Trommelfeuer damit, die Truppen in rückwärtige Stellungen zu verlegen und dann nach beendeter Artillerievorbereitung wieder nach vorn zu verlegen. Daraufhin reagierte die sowjetische Seite mit vorübergehenden Feuereinstellungen oder fingierte den Angriff der eigenen Infanterie mit kleinen Stoßtrupps, Puppen und Nebeleinsatz.
Es wurden oft auch 150 m breite Feuergassen ausgespart, in den schon während der Artillerievorbereitung Truppen in die gegnerischen Stellungen eindrangen.
10 bis 15 Minuten vor dem Angriff der Panzer und der Infanterie wurde nochmal alle Feuerkraft auf die beiden vorderen Gräben vereinigt, häufig abgeschlossen von einer mächtigen Salve aus Raketengeschützen.
In späteren Kriegsjahren als genügend Munition zur Verfügung stand, wurde die sogenannte „Doppelte Feuerwalze“ geschossen. Bei ihr wurde permanent der Hauptfeuerstreifen mit Granatwerfern beschossen, während die Infanterie und Panzer hinter Zwischenfeuerstreifen vorging. Sie gewährleistete immer einen sicheren Durchbruch der Stellung. Der sowjetische General Wassili I. Tschuikow berichtet, dass er keinen Fall kennt bei dem eine Stellung bei einer doppelten Feuerwalze nicht durchbrochen hätte werden können.[26]


Die Artillerieaufklärung und -Bekämpfung war schwach entwickelt. Reger Gebrauch wurde vom Planschießen gemacht, bei dem mit großem Munitionseinsatz auch Räume beschossen wurden, in denen der Gegner nur vermutet wurde.[27]



Logistik |

Die Einheiten der Roten Armee hatten einen wesentlich kleineren Verwaltungs- und Versorgungsapparat als andere Armeen. Dies führte dazu, dass russischen Einheiten bei geringerer Gesamtstärke der Divisionen, Korps etc. eine gleichartige Kopfstärke wie die kämpfenden Truppe aufwiesen. Die Rote Armee versorgte sich aus dem Land und hatte wesentlich weniger Gepäck, der Rotarmist hatte nicht viel mehr als er am Körper trug. Auch gab es keine Versorgungslager, sondern die Versorgung erfolgte direkt von der Eisenbahn, den Nachschubkolonnen bzw. wurde auf vollgepackten Kampffahrzeugen transportiert.[28]



Zentrale Problembereiche |


Die Rote Armee hatte mit vier zentralen Problembereichen zu kämpfen, die ihre späteren gravierenden Niederlagen leicht erklärbar machen.


Operative Mängel

Durch den Großen Terror in den Jahren 1937 bis 1939 ging der Roten Armee ein Großteil ihrer erfahrenen höheren Offiziere verloren. Besonders gravierend äußerte sich dies im Mittelbau der militärischen Hierarchie: Es mangelte an erfahrenen Korps- und Divisionskommandeuren und die nachrückenden Offiziere hatten oftmals kaum Erfahrung im für die sowjetische Kriegstaktik entscheidenden verbundenen Einsatz von Panzern, Infanterie und Luftstreitkräften. Die Kommandeure der Infanteriedivisionen, denen der größte Teil der Panzer zur eigenen Verwendung direkt unterstellt war, waren selten in der Lage, diese effizient einzusetzen.


Schlechter Ausbildungsstand der Panzertruppen



Zerstörter T-34/76-Panzer im Sommer 1941


Durch die massive und extrem schnelle Vergrößerung der Panzerwaffe in den 1930er Jahren (die Sowjetunion baute zwischen 1934 und 1939 mindestens 20.000 Panzer, Deutschland in der gleichen Zeit etwa 2.000) waren nur sehr begrenzte Ausbildungskapazitäten für den einzelnen Panzersoldaten vorhanden. Da militärische Manöver teuer und Ausbilder für die Panzerwaffe knapp waren, wurden die sowjetischen Panzersoldaten nur ungenügend geschult. Oftmals waren sie zum Schießen aus der Bewegung und zum gemeinsamen, taktischen Vorgehen mit anderen Panzern und den Luftstreitkräften nicht in der Lage.


Logistische Probleme

Da sich die Sowjetunion bei ihren Aufrüstungsprogrammen in den 1930er Jahren auf den Ausbau der Panzerwaffe konzentrierte, wurde der Ausbau der Logistik stark vernachlässigt: Es mangelte an Lastkraftwagen für die schnelle Versorgung der Panzer und der motorisierten Artillerie mit Benzin, Munition und Ersatzteilen, so dass diese oftmals nicht einsatzfähig waren oder gänzlich liegen blieben. Auch gab es in der Sowjetunion für die Menge der eingesetzten Panzer viel zu wenig ausgebildete Mechaniker, so dass das vorhandene Material schon in der Vorkriegszeit mangelhaft gewartet war und später im Kriegseinsatz beschädigte Panzer selten befriedigend wiederhergestellt werden konnten.


Unterentwickelte Leichtindustrie

Die Sowjetunion war in der Phase der großen Industrialisierung nicht in der Lage, eine den Bedürfnissen der Roten Armee entsprechende Leichtindustrie aufzubauen. Dies wirkte sich besonders für die Beschaffung einer ausreichenden Zahl von Funkgeräten und qualitativ hochwertigen Zieloptiken für die Panzer- und Luftstreitkräfte fatal aus.


Begünstigende Umstände

Die Verteidigung der Sowjetunion wurde durch einige bedeutende Umstände begünstigt: Die sowjetische Rüstungsindustrie wurde mit Bedacht weit verstreut angesiedelt, einem eventuellen Aggressor sollte niemals die gesamte sowjetische Rüstungsindustrie in die Hände fallen. So befanden sich große rüstungsrelevante Betriebe im westlichen Teil der Sowjetunion, z. B. im ukrainischen Charkow und in Leningrad, im zentralrussischen Moskau und Stalingrad, im Kaukasus und Ural und in Sibirien. Die im westlichen Teil der Sowjetunion gelegenen Rüstungsbetriebe wurden nach dem Kriegsbeginn hinter den Ural evakuiert und somit dem Zugriff der Angreifer entzogen.


Die Lieferungen der USA im Rahmen des Leih- und Pachtgesetzes werden oft unterschätzt, waren jedoch vor allem in den ersten beiden Kriegsjahren äußerst wichtig. Es wurden vor allem jene Güter geliefert, welche die Sowjetunion dringend benötigte, aber kurzfristig nicht selbst herstellen konnte – darunter z. B. 15.417.000 Paar Stiefel. Das Logistikproblem lösten die USA mit der Lieferung von 51.503 Jeeps und 375.883 LKW, 1981 Lokomotiven und 11.155 Güterwagen sowie 90 Frachtschiffen. Ferner lieferten die USA 4.000 Bomber, 10.000 Jagdflugzeuge und 7.056 Panzer,[29] die Briten und Kanadier weitere 5.000 Panzer und 7.000 Flugzeuge. Die Zahl der über 12.000 gelieferten Panzer übersteigt die Zahl aller kampfbereiten Panzer der Wehrmacht an der Ostfront zu jeder Zeit.


1942 waren viele Ölfelder im Kaukasus evakuiert, die von der Waffen-SS eroberten Ölfelder von Maikop waren in Brand gesetzt, jedes durch die Deutschen eroberte Ölfeld sollte angezündet werden. Die USA lieferten zu dieser Zeit auch Treibstoff und die Briten konnten über Persien ebenfalls helfen. Eine Offensive mit mehreren tausend motorisierten Panzerfahrzeugen wie z. B. bei Stalingrad wäre ohne die Versorgung durch tausende LKWs und Lokomotiven unmöglich gewesen.



Die Rote Armee auf fremdem Boden |




Marschall Iwan Stepanowitsch Konew bei der Befreiung von Prag



Asien |

Ihren ersten Einsatz auf fremden Territorium hatte die Rote Armee 1929 im sowjetisch-chinesischen Grenzkrieg.[30]Stalin machte später kein Hehl daraus, dass der Konflikt willkommen war, da damit die Leistungsfähigkeit der Roten Armee einem Test unterzogen werden konnte. Einen realen Aufschluss über die eigene Kampfkraft ließ die Auseinandersetzung jedoch nicht zu, da die schwache chinesische Gegenwehr nicht weiter ins Gewicht fiel.[31] Diesem Konflikt folgten 1934 die sowjetische Invasion in Sinkiang und 1939 der japanisch-sowjetische Grenzkrieg.[32][33] 1945 besetzte die Rote Armee im Rahmen der heute sogenannten Operation Auguststurm die Mandschurei, die Kurilen, Südsachalin sowie befristet Dalian und Lüshunkou (ehemals Port Arthur).[34][35] Der sowjetische Abzug aus der Mandschurei erfolgte größtenteils 1946, Sinkiang kam 1949 wieder unter chinesische Kontrolle und Lüshunkou räumte die Rote Armee 1954.[36] Einige der im Grenzkrieg von 1929 okkupierten Gebiete, beispielsweise die Inseln Abagaitu Zhouzhu, Heixiazi Dao und Qagan Shuangwa, gab Russland erst 2008 an China zurück.[37]


Nach der sowjetischen Invasion im Iran am 25. August 1941, deren Vorbereitung bereits im Herbst 1939 erfolgte, ordnete Stalin die Unterstützung separatistischer Bewegungen und die Spaltung des Iran an.[38] Mit sowjetischer Unterstützung entstanden die Autonome Republik Aserbaidschan und die kurdische Republik Mahabad. Dies löste die Irankrise aus. Erst im Mai 1946 zogen sich die sowjetischen Truppen auf Druck der USA zurück, was das Ende der beiden „Republiken“ bedeutete.[39][40]



Finnland |

Beginnend mit einem Luftangriff auf Helsinki befahl Stalin 1939 den Überfall auf Finnland. Finnland war wegen der Nähe zu Leningrad als Bedrohung eingestuft worden. Die zahlenmäßig weit unterlegene finnische Armee vermochte sich aber im sogenannten Winterkrieg 1939 zunächst erfolgreich zu verteidigen. Erst nach einer Umorganisation konnte die Rote Armee am 11. März 1940 die Mannerheim-Linie durchbrechen, womit ein Vormarsch bis Helsinki möglich gewesen wäre. Daraufhin bat die finnische Regierung unter Risto Ryti um Friedensverhandlungen. Das durch Großbritannien und Frankreich aufgestellte Hilfskorps für Finnland kam nicht mehr zum Einsatz und wurde nach dem deutschen Überfall auf Norwegen im Raum Narvik eingesetzt. Im Fortsetzungskrieg kam es 1941 bis 1944 zu einer erneuten Konfrontation, im anschließenden Lapplandkrieg waren beide Armeen formell Alliierte.



Slowakei |

Im August 1944 begann der von der slowakischen Armee und Partisanengruppen mit der Sowjetunion koordinierte Slowakische Nationalaufstand gegen Nazideutschland. Ziel war es, den Duklapass zu nehmen und für die bereits in Südpolen stehende Rote Armee zu öffnen. Bis zum Kriegsende operierten Partisanen mit materieller Unterstützung der Sowjetunion und koordinierten ihre Operationen mit der Roten Armee.



Polen |

Am 17. September begann nach der Zerschlagung der organisierten polnischen Verteidigung durch die Wehrmacht, dem Zusammenbruch des polnischen Staates und der Flucht der polnischen Regierung nach Rumänien die sowjetische Besetzung Ostpolens in Übereinstimmung mit dem geheimen Zusatzprotokoll des Deutsch-sowjetischer Nichtangriffspakt. Dabei besetzte die Rote Armee Teile Ostpolens, in erster Linie die Westukraine, den westlichen Teil Weißrusslands und das Gebiet um Wilno, ohne dabei auf organisierten militärischen Widerstand zu stoßen. Dieses Gebiet bis zur Curzon-Linie war von Polen im Polnisch-Sowjetischen Krieg 1920 erobert worden. Dabei hatte die Rote Armee 3000 Opfer zu beklagen. Diese Aktion hatte erst am 18. Dezember 1939 die Deklarierung eines Kriegszustandes mit der Sowjetunion seitens der polnischen Exilregierung zur Folge.


Im Sommer 1944 versuchte die polnische Heimatarmee, das Territorium Vorkriegs-Polens wiederherzustellen, dessen Hauptstadt sie selbst befreien wollte. Sie rief am 1. August 1944 zum Warschauer Aufstand gegen die deutsche Besatzung auf. Die Rote Armee hatte sich während des Aufstandes in Warschau bis an die Grenzen und Vororte der Stadt herangekämpft, war dann aber gemäß offizieller Darstellung nicht mehr in der Lage, den Aufständischen zu Hilfe zu kommen.


Tatsächlich befahl Stalin der Roten Armee nicht einzugreifen. Sowjetische Truppen erreichten am 14. September 1944 die Weichsel und konnten beobachten, wie die Deutschen gegen die Aufständischen vorgingen und später, wie Sprengkommandos gemäß Hitlers Befehl die Stadt inkl. fast aller historisch bedeutsamen Gebäude zerstörten. Stalin hatte den westlichen Alliierten zu dieser Zeit bereits die Annektierung Ostpolens abgerungen und im übrigen Teil Polens wollte er eine kommunistische Marionettenregierung installieren. Warschau wurde erst im Januar 1945 von der Roten Armee eingenommen. Alliierten Flugzeugen wurde erst Mitte September 1944 erlaubt, sowjetische Flugplätze zum Auftanken für Versorgungsflüge zu nutzen. Der Opfer des Aufstandes durfte im stalinistischen Polen nicht gedacht werden.[41][42] In der Endphase des Zweiten Weltkriegs kämpften polnische Truppen an der Seite der Roten Armee. Die 2. Polnische Armee unter dem Befehl von Generalleutnant Karol Świerczewski war an der Operation gegen Berlin beteiligt. Noch nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges kämpften einige polnische Widerstandsgruppen gegen die sowjetischen Besatzungstruppen.



Baltikum |

Im geheimen Zusatzprotokoll des deutsch-sowjetischen Nichtangriffspaktes wurden die baltischen Staaten der Interessensphäre der Sowjetunion zugeschlagen. In mehreren bilateralen Verträgen erwarb die Rote Armee Stützpunktrechte an der Ostseeküste und an anderen strategisch wichtigen Orten. Nach dem deutschen Westfeldzug 1940 und dem damit einhergehenden Zusammenbruch Frankreichs annektierte und besetzte die Sowjetunion Estland, Lettland und Litauen. In mehreren Wellen wurde ein großer Teil der dortigen Bevölkerung in sibirische und zentralasiatische Arbeitslager deportiert. Zehntausende versuchten oft, in wenig seetüchtigen Booten nach Schweden zu fliehen, wobei viele ertranken. Andere gründeten Widerstandsgruppen (Partisanen). In Estland kämpften Teile der Bevölkerung sowohl in der als auch gegen die Rote Armee. Viele Esten, die sogenannten Finnlandjungen, gingen während der sowjetischen Besatzung ins Exil nach Finnland und kehrten nach der Eroberung ihres Heimatlandes durch die deutschen Truppen zurück, um gemeinsam mit diesen gegen die Sowjetunion zu kämpfen. Ab Januar 1944 wurden Esten für die Wehrmacht rekrutiert. Zudem entstand im selben Jahr eine estnische Division der Waffen-SS, die 20. Waffen-Grenadier-Division der SS (estnische Nr. 1), mit vorwiegend deutschem Führungspersonal. Nach dem Rückzug der deutschen Kräfte und der deutschen bedingungslosen Kapitulation im Baltikum, leisteten etwa 10.000 Partisanen, die sogenannten Waldbrüder, unter Leitung von Ülo Altermann, Jaan Roots u. a. organisierten Widerstand. Der KGB-Offizier Eduard Sisas schuf die Taktik der sogenannten „Falschen Waldbrüder“, die in die Partisanengruppen eingeschleust wurden, wodurch diese nach und nach gestellt und bis 1956 vernichtet werden konnten. Der letzte Waldbruder August Sabbe wurde 1978 getötet.



Bulgarien |

Die Besetzung Bulgariens durch die Rote Armee begann am 8. und 9. September 1944. In den zwei Tagen wurde der Nordosten und Osten des Landes durch Truppen der 3. ukrainischen Front und der Schwarzmeerflotte eingenommen und über 21.000 bulgarische Soldaten und Offiziere in Gefangenschaft genommen. In sowjetische Hand fielen wichtige Garnisons- und Hafenstädte wie Schumen, Rousse, Warna und Burgas. Am 9. September stoppte der Vormarsch um 21 Uhr bulgarischer Zeit.[43] Mit Hilfe der Rotarmisten wurde am 9. September ein kommunistischer Staatsstreich inszeniert und die Rote Armee marschierte am 15. September in der bulgarischen Hauptstadt Sofia ein. Die Tage dazwischen gingen als die Tage des roten Terrors in der bulgarischen Geschichte ein.



Deutschland |



Denkmal für die Rote Armee, in Berlin-Tiergarten


Die historische Bewertung der Roten Armee in der Zeit des Zweiten Weltkrieges ist unterschiedlich: Einerseits war die Sowjetunion in der Anti-Hitler-Koalition die stärkste Kraft im Kampf gegen den deutschen Nationalsozialismus und befreite viele Konzentrationslager, darunter das KZ Auschwitz-Birkenau. In der Endphase des Krieges und nach der deutschen Kapitulation leisteten sowjetische Truppen der deutschen Bevölkerung Hilfe, beispielsweise durch öffentliche Feldküchen und durch die Reparatur der zerstörten Oderdämme, wodurch die Überflutung von agrarischen Nutzflächen verhindert wurde. Andererseits werden ihr Gewaltexzesse vorgeworfen, die von manchen als Rache für die Verbrechen der deutschen Besatzer gesehen werden. Lew Kopelew, der als Offizier der Roten Armee die Gewaltexzesse kritisierte, wurde deswegen zu zehn Jahren Lagerhaft verurteilt. Ähnlich erging es Alexander Solschenizyn.



Österreich |


Über Ungarn marschierte die Rote Armee zu Kriegsende ein und nahm nach der Wiener Operation im April 1945 Wien ein. Sie besetzte dabei Niederösterreich und die nördlichen Teile Oberösterreichs. Auch die Steiermark wurde zuerst von der Roten Armee besetzt. Sie wurde nach kurzer Zeit von den Briten übernommen.
Nach Abschluss des Staatsvertrages zog die Sowjetarmee bis zum Oktober 1955 aus diesen Gebieten ab.



Kriegsverbrechen |



Zeitgenössische Schilderungen berichten von Vergewaltigungen in erheblicher Zahl durch Soldaten der Roten Armee. Schätzungen über die Anzahl variieren; Heinz Nawratil geht von mindestens zwei Millionen Vergewaltigungsopfern für Deutschland in den Grenzen von 1937 aus.[44] Die Führung der Roten Armee versuchte, das Problem seit Juni 1945 einzudämmen, dabei reichten die Strafen von Arrest bis zur Hinrichtung. Erst durch die Einrichtung der Besatzungsregierung in Berlin konnte das Problem dort entschärft werden. Seit Mitte 1947 wurden die Soldaten der Roten Armee räumlich von der Wohnbevölkerung getrennt. Im März 1949 schließlich erließ das Präsidium des Obersten Sowjets einen Erlass, der das Strafmaß vereinheitlichte und erhöhte. Eine Vergewaltigung zog zwingend eine Strafe von 10 bis 15 Jahren im Arbeitslager nach sich, schwere Fälle Strafen von bis zu 20 Jahren.


Das Thema wurde im Westen politisch instrumentalisiert, sowohl zur Legitimation des Antikommunismus als auch um die Taten der Nationalsozialisten im Vergleich zu relativieren und zu verharmlosen.[45][46] Ab 1944 spielte ein angeblicher Aufruf des sowjetischen Schriftstellers Ilja Ehrenburg zur „Schändung deutscher Frauen“ eine wichtige Rolle in der NS-Propaganda. In der DDR war der Umgang mit diesem Thema problematisch, da es das Bild des sowjetischen Soldaten als Befreier schmälerte.



Entwicklungen nach 1945 |




Rotarmisten in Deutschland bei einem Freizeitausflug 1948




Allgemeine Entwicklung |



Die im Zweiten Weltkrieg erprobten Strategien und Taktiken prägten und bestimmten bis zum Ende des Kalten Krieges und der Sowjetunion die Militärdoktrin der Sowjetarmee. Starke und zahlenmäßig überlegene, vor allem mit Panzern ausgerüstete konventionelle Stoßarmeen sollten auch im Zeitalter der nuklearen Waffenarsenale durch konzentrierte Vorstöße den Krieg auf dem Territorium des Gegners entscheiden, wobei insbesondere der Koordination von Bodentruppen und Luftstreitkräften erhebliche Bedeutung zugemessen wurde. Die in der SBZ bzw. DDR stationierte Gruppe der Sowjetischen Streitkräfte in Deutschland verfügte zu diesem Zweck über mehrere schlagkräftige Armeen, die für die gegenüberstehenden NATO-Verbände den potentiellen Gegner darstellten. Organisatorisch standen Armee und Flotte erstmals seit 1946 gemeinsam unter einem Volkskommissariat bzw. Ministerium für die Streitkräfte der UdSSR. Episode blieb eine erneute Trennung zwischen 1950 und 1953 in ein Kriegsministerium sowie ein Ministerium für die Seekriegsflotte der UdSSR. Nach Stalins Tod im Frühjahr 1953 wurden beide endgültig zum Ministerium für Verteidigung der UdSSR zusammengefasst. Der Generalstab, das eigentliche und wichtigste Führungsorgan, hieß ab Frühjahr 1946 Generalstab der Streitkräfte der UdSSR.


Nach dem Krieg wurden die Führungen der Fronten aufgelöst und teilweise in Militärbezirke umgewandelt. Die Demobilisierung war 1948 abgeschlossen, von über elf Millionen Mann 1945 verblieben noch knapp drei Millionen. In den ersten Nachkriegsjahren begann die Anpassung der Streitkräfte an die Bedingungen der „Revolution im Militärwesen“, der sowjetische Sprachgebrauch für die vom rapiden technischen Fortschritt gekennzeichnete neue Rüstungsphase. Es fand eine umfassende Motorisierung, Mechanisierung und Kampfwertsteigerung der Sowjetarmee statt. Die Luftstreitkräfte wurden auf die neu entwickelten Strahlflugzeuge umgestellt.



Im Ausland stationierte Truppenkontingente nach 1945 |



  • In Polen stand bis 1990/93 die Nordgruppe der Sowjetarmee.

  • In der Tschechoslowakei war von 1968 bis 1991 die Zentralgruppe der Sowjetarmee.

  • In der sowjetischen Besatzungszone in Österreich waren bis 1955 Truppen stationiert.

  • In Ungarn war bis 1990/91 die Südgruppe der Sowjetarmee.

  • In der DDR bzw. den späteren Neuen Bundesländern und Berlin war bis 1994 die Gruppe der Sowjetischen Streitkräfte in Deutschland stationiert.

  • In Rumänien standen sowjetische Truppen der Südgruppe bis 1958.


Der Großteil davon (400.000 – 500.000 Mann) entfiel auf die DDR, gefolgt von der Tschechoslowakei (80.000), Ungarn (mehr als 60.000) und Polen (unter 50.000).



Stärke der Armee |




Militärparade zu Ehren der Großen Sozialistischen Oktoberrevolution am 7. November 1983


1950 war die Sowjetarmee die zahlenmäßig stärkste Armee der Welt. Sie zählte 170 Infanterie-, 35 Panzer- und 58 Artillerie-Divisionen mit einer Friedensstärke von knapp viereinhalb Millionen Soldaten. Das Reservepotential der Sowjetarmee soll, die ideologisch-paramilitärischen Formationen der Werktätigen eingeschlossen, fast 30 Millionen Mann groß gewesen sein.[47] Bis 1955 waren die aktiven sowjetischen Streitkräfte auf etwa 5,7 Millionen Mann vergrößert worden. Die offizielle Auflösung der sowjetischen Kavallerie erfolgte mit Ablauf des Jahres 1953.


1955 kam die erste sowjetische Atomkriegsvorschrift heraus. Ähnlich wie in den USA ging man zu dieser Zeit davon aus, dass die Einführung dieser neuartigen Massenvernichtungswaffen bedeutende Einsparungen im Umfang der herkömmlichen Militärmacht ermöglichen würde. Im sowjetischen Fall wirkte sich dazu ab Mitte der 1950er Jahre, bedingt durch den momentanen eigenen Vorsprung, eine gewisse Raketeneuphorie aus. Unter Chruschtschow wurde das sowjetische Militär aufgrund dieser Rahmenbedingungen bis 1960 auf weniger als vier Millionen Mann reduziert. Die damit verbundene Entlassung zehntausender Offiziere hatte allerdings bereits fühlbaren Unmut zur Folge. Kennzeichnend für jene Jahre war die Umschichtung von Ressourcen zur Aufstellung der neuen Teilstreitkraft Strategische Raketentruppen. Die Sowjetunion setzte ab Anfang der 1960er Jahre erneut auf eine vehemente Aufrüstung, die im Grunde bis zu ihrem Ende weiterbetrieben werden sollte. Größte Anstrengungen verwandte die Sowjetunion zunächst darauf, im Rüstungswettlauf gegen die USA eine nuklearstrategische Parität herzustellen.[48] Neben stationären Interkontinentalraketen-Verbänden waren auch die mit nuklearen Mittelstreckenraketen ausgerüsteten Einheiten Teil der mehrere hunderttausend Mann starken „Strategischen Raketentruppen“ der Sowjetarmee. Dazu gehörte auch das im Westen als SS-20 bezeichnete mobile System, dessen Stationierung den NATO-Doppelbeschluss von 1979 motivierte.


Über den personellen Umfang der sowjetischen Streitkräfte bzw. der Sowjetarmee kursierten teilweise widersprüchliche Zahlen; über weite Strecken der 1960er und 1970er Jahre ging man von knapp vier Millionen Soldaten aus.[49] In westlichen Veröffentlichungen aus den nochmals angespannten 1980er Jahren wurde angegeben, das sowjetische Militär weise eine Gesamtstärke von deutlich mehr als fünf Millionen Personen auf.[50]
An solchen Angaben wurde auch Kritik geübt. Im Interesse einer etwa in den USA politisch erwünschten Hervorhebung des sowjetischen Bedrohungspotentials rechneten eigene Geheimdienstanalysen offenbar auch unbesetzte Planstellen in die Iststärke ein.[51] Zudem gingen die Ansichten darüber auseinander, ob bestimmte Formationen wie Bau- oder Eisenbahntruppen und weitere paramilitärische Teile nun zu berücksichtigen waren oder nicht.



Einsätze nach 1945 |


Zusammen mit Verbänden des MWD/MGB und der Grenztruppen der UdSSR bekämpfte die Rote Armee/Sowjetarmee auch nach 1945 bis in die 1950er Jahre hinein bewaffnete Separatisten in der Ukraine und im Baltikum. Mehrere tausend Armeeangehörige starben bei diesen internen Einsätzen.



Einmarsch in Ungarn 1956, Tschechoslowakei 1968 |

Die bedeutsamsten Auslandsoperationen der Sowjetarmee zwischen 1945 und 1979 waren die beiden Interventionen von 1956 in Ungarn und 1968 in der Tschechoslowakei. Die Niederschlagung des „Prager Frühlings“ war das umfangreichste Militärunternehmen in Europa nach dem Zweiten Weltkrieg.[52] Nach Einschätzung der NATO war sie, unter rein militärischen Gesichtspunkten betrachtet, gut geplant und durchgeführt worden. Schwächen zeigten sich in der „Durchhaltefähigkeit“ der Verbände, was der im Vergleich zu westlichen Verbänden eher unterentwickelten Logistik und Versorgung der Sowjetarmee geschuldet war. Zudem leiteten tschechoslowakische Eisenbahner im zivilen Ungehorsam Nachschubzüge auf Abstellgleise.[53] Sowjetische wie auch Ostblock-Heeresdivisionen umfassten zwar nur etwa zwei Drittel der Personalstärke westlicher Divisionen, hatten allerdings einen deutlich höheren Anteil an Soldaten mit Kampfaufgaben.



Asien und Übersee |

Am Koreakrieg nahmen nur in sehr begrenztem Umfang sowjetische Militärangehörige teil, vor allem Piloten der Luftstreitkräfte. Sie erprobten, verdeckt auf nordkoreanischer Seite eingesetzt, die neuartigen düsengetriebenen Jagdflugzeuge im Kampfeinsatz.


Die Operation Anadyr 1962 war wohl die komplizierteste Operation, die jemals von den sowjetischen Streitkräften durchgeführt wurde, wenn auch weniger Personal beteiligt war als bei den großen Interventionen zur Niederschlagung der Widerstandsbewegungen in den sozialistischen Bruderstaaten.


Im Jahre 1969 lieferten sich Einheiten der Sowjetarmee und der Grenztruppen kurzzeitig Gefechte mit der Chinesischen Volksbefreiungsarmee am Grenzfluss Ussuri in Sibirien, was den Höhepunkt einer seit Anfang der 1960er Jahre schwelenden Krise in den Beziehungen der beiden sozialistischen Großmächte darstellte. Seit Anfang des Jahrzehnts hatte die Sowjetarmee viele Verbände sowie nukleare Mittelstreckenraketen in den Grenzbereich zu China verlegt. Allein in der befreundeten Mongolischen Volksrepublik standen bis zum Ende des Kalten Krieges rund 70.000 Sowjetsoldaten.



Besonderheiten |




Wolga mit CA-Kennzeichnung


Seit ihrer Gründung waren die sowjetischen Streitkräfte eng mit der Kommunistischen Partei verzahnt. Ihren Mitgliedern kam eine Vorbildfunktion zu; sie galten als Verkörperung der ideologischen Standfestigkeit der Streitkräfte. Noch straffer als in den übrigen Bereichen der Gesellschaft waren die Parteimitglieder innerhalb der Armee von der untersten Einheitsebene an in Parteigruppen organisiert. Ab dem Zweiten Weltkrieg stieg die Anzahl der Parteimitglieder innerhalb der Armee ständig. Der Organisationsgrad nahm mit der Rangebene zu – in den letzten Jahrzehnten der Sowjetunion waren schließlich so gut wie alle Offiziere Mitglieder der KPdSU. Den Militärräten gehörten Politfunktionäre an. In den ersten Jahrzehnten stand für die Macht der Partei innerhalb des sowjetischen Militärs der bekannte Begriff des Politkommissars, der in der Blütezeit des Stalinismus gleichberechtigt oder sogar über dem jeweiligen militärischen Leiter stand. Auch wenn die Organisation und Befugnisse der „Politorgane“ in den Streitkräften mehrmals geändert wurden (so schaffte man 1955 den Politoffizier auf Kompanieebene ab),[54] blieb die Führungsrolle und Kontrollfunktion der Partei innerhalb der Armee immer unangefochten, die Wichtigkeit ständiger parteikommunistischer Agitation der Truppe stand nie in Frage. Weil das sowjetische Militär der Partei klar nachgeordnet war, wollte die Führung Gefahren wie der Bildung von Offizierscliquen oder einem eventuellen Bonapartismus vorbeugen. Bezeichnend für ihre diesbezügliche Vorsicht war etwa die Kaltstellung Marschall Schukows. Auch nach ausländischer Einschätzung hatte die KPdSU ihr Militär gut unter Kontrolle. Der hohe Anteil von Offizieren am Gesamtpersonalbestand war auch auf die eigentlich militärfremde, umfangreiche Organisationsstruktur der „Parteiarbeiter“ innerhalb der Armee zurückzuführen. Sie unterstand der „Politischen Hauptverwaltung der Armee und Flotte“. In den übrigen Ostblock-Streitkräften war die parteipolitische Indoktrination dem sowjetischen Vorbild entsprechend organisiert. Seit 1967 bis zum Ende der Sowjetarmee gab es ab Einheitsebene (Kompanie, Batterie usw.) wieder „Politstellvertreter“ neben den jeweiligen militärischen Führern. Was den politisch-moralischen Zustand der Einheiten anging, kam ihnen eine nicht zu unterschätzende Bedeutung zu, denn mancherorts füllten sie gleichsam die Funktion von „Betreuungsoffizieren“ aus.


Eine weitere Besonderheit war die zuletzt der Dritten Hauptverwaltung des KGB unterstehende militärinterne Geheimdienststruktur. Jede Einheit wurde von verdeckt agierenden KGB-Offizieren überwacht, die sich für ihre Aufgaben eines Zuträgersystems innerhalb der Truppe bedienten. Daraus resultierte ein allgemeines Klima des Misstrauens mit entsprechenden negativen Folgen. In der Endphase der Sowjetunion wurde es mit zunehmender Erosion der Ideologie dadurch abgeschwächt, dass diese Organe leichter korrumpierbar wurden und der Druck insoweit nachließ.


Von den beiden Sonderstrukturen Partei und Geheimdienst noch beförderte systemtypische Schwächen wie Karrierismus und eine auf reine „Sündenbocksuche“ bzw. das Vertuschen von Problemen gerichtete Mentalität waren und blieben typisch für die sowjetischen Streitkräfte.



Schwierigkeiten ab den 1960er Jahren |




Sowjetische Soldaten verschiedener Volkszugehörigkeit


Der in den 1960er Jahren beginnende schleichende wirtschaftliche und soziale Verfall machte auch vor den zu großen Teilen aus Wehrpflichtigen bestehenden Streitkräften nicht Halt. Neben der hohen Anzahl Wehrpflichtiger war für das sowjetische Militär andererseits eine mit westlichen Armeen kaum vergleichbare kopflastige Führungsstruktur charakteristisch. So war 1978 ein Viertel des gesamten Personalbestands im Offiziersrang, auf 700 Mann aller Ränge kam ein General bzw. Admiral. Seit den 1970er Jahren war, wie an der Spitze von Staat und Partei auch, eine zunehmende Überalterung der obersten Führungskader von Sowjetarmee und Warschauer Pakt unübersehbar. Weltkriegsveteranen blieben bis weit jenseits des 60. Lebensjahres im Dienst. So war der Stabschef des Warschauer Pakts Anatoli Gribkow 1989 im 71. Lebensjahr. Verteidigungsminister Dmitri Ustinow amtierte bis zu seinem Tod im Alter von 76 Jahren 1984.


Ein kompetentes Unterführerkorps nach NATO-Begriffen war praktisch nicht vorhanden. Mit Aufgaben, die im Westen qualifizierte Unteroffiziere ausfüllten (z. B. Panzerkommandant), waren in der UdSSR in der Regel bereits Subalternoffiziere betraut. Es gab eine sehr schmale Schicht längerdienender, meist technischer Spezialisten, die sogenannten Praporschtschiki (vergleichbar mit Fähnrichen), daneben nur wenige Starschina (Feldwebel). Die umfangreiche Dienstgradgruppe der Sergeanten hatte eine im Vergleich zu NATO-Unteroffizieren unzureichende Ausbildung. Sergeanten stellten eine Art Obergefreite dar, die aus den alljährlich zweimal einrückenden Wehrpflichtigen per Vorauswahl (zum Beispiel DOSAAF-Aktivisten) entnommen waren. Während die Rekruten zuvor einmal im Jahr im Herbst einberufen wurden, ging man mit dem Wehrpflichtgesetz von 1967 zu einer halbjährlichen Rekruteneinberufung im Frühjahr und Herbst über. Die Dienstzeit wurde von drei Jahren auf zwei Jahre verkürzt.[55]


Auf die sachgemäße Pflege und Instandhaltung der Technik wurde im Allgemeinen mehr Wert gelegt als auf Ausbildung, Führung und Betreuung des Personals. Vergleichsweise gut versorgt waren Eliteverbände bei den Gruppierungen im Ausland oder Luftlandetruppen. Auf sie richtete sich das besondere Augenmerk der Führung, sie standen auf hoher Bereitschaftsstufe, bekamen besseren Mannschaftsersatz zugeteilt und konnten sich der Gefechtsausbildung widmen. Die breite Masse der sonstigen Einheiten war demgegenüber unterprivilegiert. Dort mussten Soldaten oft selbst Lebensmittel wie Rüben und Kartoffeln anbauen, um die Versorgung der Truppen zu verbessern; ganze Truppenteile wurden in die Wirtschaft abkommandiert. So sollte Engpässen in der Kohleförderung oder beim Einbringen der Ernte abgeholfen werden. Derartige Personalaushilfen waren bei sämtlichen Streitkräften des Warschauer Pakts üblich und angesichts der zunehmenden ökonomischen Probleme ab Mitte der 1970er Jahre immer häufiger zu beobachten.


Weitere Missstände kamen hinzu: So die Praxis, dass sich höhere Offiziere einen umfangreichen Stab persönlicher Diener hielten, der beispielsweise auch für private Bauvorhaben eingesetzt wurde. Die Reibungsverluste aufgrund gesamtgesellschaftlicher und binnenmilitärischer Unzulänglichkeiten (Unfälle), innersowjetischer Animositäten (Nationalitätenkonflikte) und der daraus resultierenden Kriminalität (Körperverletzungen, Tötungen) sind kaum genau zu beziffern, lagen aber sicher wesentlich höher als in westlichen Streitkräften. Dabei besteht der Eindruck, dass die 1967/68 eingeführte halbjährliche Rekruteneinberufung wesentlich zum Phänomen der sogenannten Dedowschtschina – dem Schikanieren jüngerer Rekruten durch dienstältere Wehrpflichtige – beigetragen hat.



Militärbezirke |


Im Jahre 1945 gab es mehr als 30 Militärbezirke; ihre Zahl verringerte sich bis Mitte der 1970er Jahre auf 16 Bezirke, die bis zum Ende der Sowjetunion bestanden:



  • Leningrader Militärbezirk

  • Baltischer Militärbezirk

  • Belorussischer Militärbezirk

  • Karpaten-Militärbezirk

  • Odessaer Militärbezirk

  • Transkaukasischer Militärbezirk

  • Turkestanischer Militärbezirk

  • Mittelasiatischer Militärbezirk

  • Moskauer Militärbezirk

  • Kiewer Militärbezirk

  • Nordkaukasischer Militärbezirk

  • Wolga-Militärbezirk

  • Ural-Militärbezirk

  • Sibirischer Militärbezirk

  • Transbaikal-Militärbezirk

  • Fernöstlicher Militärbezirk



Afghanistan-Krieg |




Sowjetische Spezialeinheit in Afghanistan, 18. Februar 1988


Im Afghanistan-Krieg sah sich die 40. Armee der Sowjetarmee (Begrenztes Kontingent der sowjetischen Truppen in Afghanistan) in unwegsamem Gelände mit einem langwierigen, für sie ungewohnten Guerillakrieg konfrontiert. Mit diesem Konflikt handelte sich die Supermacht Sowjetunion weitere moralische Probleme sowie starke materielle und personelle Abnutzungserscheinungen in ihren Streitkräften ein. Zwar konnten die Interventionstruppen nahezu jedes größere Gefecht gegen den von einheimischen und ausländischen Kräften getragenen Widerstand gewinnen und vor allem in der ersten Hälfte des Krieges dank ihrer Hubschrauberflotte große Erfolge verbuchen. 1988 beschloss die politische Führung jedoch den Rückzug der Truppen aus dem verwüsteten Land einzuleiten, der zu Beginn des Jahres 1989 abgeschlossen war. Die afghanische Regierung wurde auch weiterhin von der Sowjetunion unterstützt, beispielsweise durch das Einfliegen von Waffen und Hilfsgütern. Afghanistan versank in der Folge in einem jahrelangen blutigen Bürgerkrieg.



Die sowjetischen Streitkräfte beim Zerfallsprozess |


Der Umfang der sowjetischen Streitkräfte betrug 1985 zwischen 3,7 und 5 Millionen Soldaten, hinzurechnen muss man noch 570.000 Mann Grenz- und Sondertruppen, die dem KGB bzw. dem Innenministerium unterstellt waren. Die Sowjetarmee stand nach der Implosion des Staates, auf den sie vereidigt war, vor chaotischen Zuständen. Zunächst ging die Befehlsgewalt von der Sowjetunion auf die GUS über und später zur Russischen Föderation. Die Russische Föderation übernahm als „Fortsetzerstaat“ der Sowjetunion das strategische Militärpotenzial sowie den Großteil der Truppen, was das Problem der Stationierung russischer Truppen im Nahen Ausland mit sich brachte.



Der Übergang zur GUS-Armee nach dem August-Putsch |


Infolge des fehlgeschlagenen Putsches vom August 1991, bei dem sich die Sowjetarmee für den Erhalt der Sowjetunion starkgemacht hatte, radikalisierte sich die politische Agenda der Republiken. Die Unabhängigkeitserklärungen der Ukrainischen SSR, später auch der Moldauischen SSR, der Georgischen SSR, der Aserbaidschanischen SSR und der baltischen Republiken hatten auch unmittelbare Konsequenzen für die Armee. Ziel des Generalstabs war, die vereinigten Streitkräfte möglichst lange und möglichst komplett zu erhalten. Angesichts der Tatsache, dass das Verteidigungsministerium der UdSSR ab 1992 über keine eigenen finanziellen Mittel mehr verfügte, musste dieses Vorhaben jedoch aufgegeben werden. Auf dem ersten Gipfel der GUS im Dezember 1991 einigte man sich auf die Unterstellung der strategischen Streitkräfte unter ein einheitliches Kommando der GUS.


























Dislozierung der sowjetischen Interkontinentalraketen 1991
Land
ICBM / МБР

Russland Sozialistische Foderative SowjetrepublikRussische SFSR Russische SFSR
1066

Ukraine Sozialistische SowjetrepublikUkrainische SSR Ukrainische SSR
176

Kasachstan Sozialistische SowjetrepublikKasachische SSR Kasachische SSR
104

Weißrussland Sozialistische SowjetrepublikWeißrussische SSR Weißrussische SSR
54


Reformprozesse innerhalb der Streitkräfte |


Der Reformdruck innerhalb der Streitkräfte erhöhte sich. Die Armee musste sich in den Randrepubliken entscheiden, ob sie auf der Seite der Zentralregierung oder auf der Seite der nach Unabhängigkeit strebenden Republiksregierungen stand. Dadurch konnten die Offiziere starken politischen Einfluss ausüben, wie im Falle der 14. Armee während des Transnistrien-Konflikts. Der Erhalt des Unionsstaates lag in doppelter Hinsicht im Interesse der Armee, da sie sowohl auf die Union als Ganzes vereidigt war als auch der Zerfall der Sowjetunion wie der KPdSU die Versorgungssituation der Streitkräfte zunehmend verschlechterte. Die Auflösung der Oberbefehlsstrukturen, die bis 1991 die Streitkräfte kontrolliert hatten, führte zum zunehmenden Kontrollverlust der politischen als auch der militärischen Führung auf die bewaffneten Einheiten, sodass sie zunehmend unter den Einfluss lokaler Offiziere gerieten.



Herausbildung einer russischen Armee |


Die russischen Streitkräfte waren der Rechtsnachfolger der sowjetischen Streitkräfte und befanden sich Anfang 1992 angesichts der katastrophalen wirtschaftlichen Versorgungslage, der anstehenden Rückkehr von 500.000 Soldaten auf russischen Boden und der anhaltenden negativen Stimmung gegenüber dem Militär in einem Zustand des organisatorischen und psychologischen Chaos.


Das Verteidigungsministerium der Russischen Föderation war bemüht, sich möglichst jene Teile aus der Erbmasse des sowjetischen Militärpotenzials anzueignen, die Russland langfristig den Status einer militärischen Weltmacht sicherten. Dazu gehörte vor allem die Kontrolle über die Atomwaffen. Am 7. Mai 1992 veranlasste Boris Jelzin die Schaffung einer eigenen russischen Armee mit etwa 1,5 Millionen Mann aus dem Erbe der Sowjetarmee, die in ihrer neuen Doktrin die veränderte Sicherheitslage, die immense territoriale Reduktion und den Zerfall des Sowjetterritoriums berücksichtigen sollte.



Nach dem Ende der Sowjetunion |




Militärparade auf dem Roten Platz in Moskau am 18. September 1990


Nach dem Ende der Sowjetunion, wurde der Niedergang der nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges mächtigsten konventionellen Streitkraft auch in der breiten Öffentlichkeit deutlich, insbesondere im Ersten Tschetschenienkrieg. Die nationalistischen Freischärler brachten den russischen Streitkräften empfindliche Niederlagen bei, insbesondere in der ersten Schlacht um die Hauptstadt Grosny. Die russischen Streitkräfte waren schlecht ausgebildet und ausgestattet, die Truppenführung war völlig verfehlt. Dies gipfelte letztendlich in einem vorübergehenden Rückzug.


Nach der Ära Jelzin haben die aus großen Teilen der Sowjetarmee formierten russischen Streitkräfte einen hohen Stellenwert für die politische Führung Russlands, die damit ihre weiterhin vorhandenen Ansprüche einer internationalen Großmacht legitimieren will. Es wird versucht, durch Reformen und einen höheren Militäretat eine Renaissance einzuleiten. Vielfach wird die einstige Größe und der Ruhm der Roten Armee beschworen. Der Niedergang konnte bislang jedoch nur in Teilbereichen aufgehalten werden.



Ehrung und Gedenken |


Der später in der Sowjetunion als Tag der Roten Armee eingerichtete Feiertag am 23. Februar wurde auf den Tag gelegt, an dem 1918 in Petrograd und Moskau erstmals in größerem Umfang Soldaten rekrutiert wurden und an dem es auch zu Siegen bei Kämpfen zwischen der Roten Armee und den Truppen des Deutschen Reiches bei Pskow und Narwa kam. 1949 wurde der Feiertag in Tag der Sowjetischen Armee und Seestreitkräfte umbenannt. Bis zum Ende der Sowjetunion war er einer der wichtigsten Feiertage und ist auch heute noch als Tag der Verteidiger des Vaterlandes ein gesetzlicher Feiertag.



Embleme |


Beispiele für Embleme, u. a. für die Panzerwaffe:







USSR Tank Emblem.jpg


USSR Tank Black Emblem.jpg


USSR Auto Emblem.jpg



Siehe auch |




  • Ministerrat der UdSSR, Liste der Volkskommissare und ab 1946 Minister für Verteidigung


  • Marschall der Sowjetunion, Liste der Marschälle der Sowjetunion

  • Sowjetarmee

  • Sowjetische Marine

  • Strategische Raketentruppen der Sowjetunion

  • Luftstreitkräfte der Sowjetunion

  • Sowjetische Luftverteidigungsstreitkräfte

  • Grenztruppen der UdSSR

  • DOSAAF

  • Sowjetische Generalstabskarte

  • Verbrechen der Roten Armee im Zweiten Weltkrieg

  • Sowjetische Generalsränge

  • Militärakademien der UdSSR



Literatur |




  • John Erickson: The Soviet High Command: A Military-Political History, 1918–1941. Routledge Chapman & Hall, London 2001, ISBN 0-7146-5178-8.

  • Siegfried Fischer, Otfried Nassauer: Satansfaust. Das nukleare Erbe der Sowjetunion. Aufbau Verlag, Berlin 1992, ISBN 3-351-02401-0.

  • Raymond L. Garthoff: Die Sowjetarmee. Wesen und Lehre. Köln 1955.


  • David M. Glantz, Jonathan House: When Titans Clashed. How the Red Army Stopped Hitler. Lawrence, University Press of Kansas, 1998, ISBN 0-7006-0899-0.

  • David M. Glantz: Stumbling Colossus. The Red Army on the Eve of World War. Lawrence, University Press of Kansas, 1998, ISBN 0-7006-0879-6.

  • David M. Glantz: Colossus Reborn. The Red Army at War. 1941–1943. Lawrence, University Press of Kansas, 2005, ISBN 0-7006-1353-6.


  • Peter Gosztony: Die Rote Armee. Geschichte und Aufbau der sowjetischen Streitkräfte seit 1917. Molden, Wien, München, Zürich, New York 1980, ISBN 3-217-00666-6.

  • Elena Huber: Uniform als Ausdruck einer neuen Macht im sowjetischen Russland in den ersten Jahren nach der Revolution. In: Sandro Wiggerich, Steven Kensy (Hrsg.): Staat Macht Uniform. Uniformen als Zeichen staatlicher Macht im Wandel? (= Studien zur Geschichte des Alltags 29). Franz Steiner Verlag, Stuttgart 2011, ISBN 978-3-515-09933-2, S. 203 ff.

  • Rolf Keller: Sowjetische Kriegsgefangene im Deutschen Reich 1941/42. Behandlung und Arbeitseinsatz zwischen Vernichtungspolitik und kriegswirtschaftlichen Erfordernissen. Wallstein, Göttingen 2011, ISBN 978-3-8353-0989-0. Rezensionen: H-Soz-u-Kult 9. Februar 2012, www.kulturthemen.de 9. Februar 2012.

  • Ilko-Sascha Kowalczuk und Stefan Wolle: Roter Stern über Deutschland. Ch. Links Verlag, Berlin 2001, ISBN 3-86153-246-8.


  • Basil Henry Liddell Hart (Hrsg.): Die Rote Armee. Verlag WEU/Offene Worte, Bonn 1956.


  • Catherine Merridale: Iwans Krieg. Die Rote Armee 1939–1945. S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2006, ISBN 3-10-048450-9.


  • William E. Odom: The collapse of the Soviet military. Yale University Press, New Haven 1998, ISBN 0-585-36678-0.


  • Carey Schofield: Die Rote Armee: ein Koloss enttarnt sich. Schweizer Verlags-Haus, Zürich 1991, ISBN 3-7263-6629-6.

  • Autorenkollektiv unter der Leitung von W. D. Sokolowski: Militärstrategie. Deutscher Militärverlag, Berlin [Ost], 1965.


  • Sowjetische Militärenzyklopädie. (Auswahl), Militärverlag der DDR, Berlin [Ost], 29 Hefte, 1976–1984.


  • Leo Trotzki: Mein Leben. Versuch einer Autobiographie. Deutsche Ausgabe: Fischer, Frankfurt am Main 1990, ISBN 3-596-26627-0 – Trotzki war zuerst Kommissar für äußere Angelegenheiten (Außenminister), dann Kriegskommissar (Kriegsminister) der UdSSR und hat die Rote Armee mit aufgebaut. Das Buch ist online verfügbar.


  • Steven J. Zaloga, Ronald B. Volstad: The Red Army of the Great Patriotic War 1941–45. Osprey, Oxford 1989, ISBN 0-85045-939-7.

  • Steven J. Zaloga, Leland S. Ness: The Red Army Handbook 1939–1945. Haynes, Sutton Books 2003, ISBN 0-7509-3209-0.


  • Earl F. Ziemke: The Red Army, 1918–1941: From Vanguard of World Revolution to Us Ally: From Vanguard of World Revolution to America’s Ally. Routledge Chapman & Hall, 2004, ISBN 0-7146-5551-1.

  • Kilian Graf: Der Transnistrien-Konflikt: Produkt spätsowjetischer Verteilungskämpfe und Zerfallskonflikt der implodierten Sowjetunion. Disserta-Verlag, Hamburg 2010, ISBN 978-3-942109-30-7.



Weblinks |



 Wiktionary: Rote Armee – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen


 Commons: Rote Armee – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

  • Sowjetisch, stolz, jüdisch – und von Stalin verfolgt (Die Welt, 8. Mai 2013)


Einzelnachweise |




  1. Friedrich Wiener: Fremde Heere. Der Warschauer Pakt. 6. Aufl., Wien 1974, S. 57.


  2. Brian D. Taylor: Politics and the Russian army. S. 259.


  3. Programm der KPR(B) von 1919, Punkt 10.7 auf red-channel.de


  4. Bogdan Musial: Kampfplatz Deutschland. 2. Aufl., Propyläen, Berlin 2008, S. 90, 302.


  5. Lew A. Besymenski: Stalin und Hitler. Berlin 2002, S. 189.


  6. Quelle für den ganzen Abschnitt: Joachim Krause, Charles Mallory: Chemische Waffen in der Militärdoktrin der Sowjetunion. Historische Erfahrungen und militärische Lehren 1919–1991. Baden-Baden 1993. Dieses Buch stellt die einzige Arbeit über die Chemiewaffen der Sowjetunion dar. Es stützt sich wegen der nahezu hundertprozentigen sowjetischen Geheimhaltung im Wesentlichen auf den „Hirsch-Report“ mit dem Titel „Soviet Chemical and Biological Warfare Preparations und Capabilities“. Hirsch, ein Oberst der Nebeltruppe, verfasste ihn zwischen 1946 und 1951 für die United States Army. Hirsch starb 1951 und konnte seine Arbeit nicht beenden.


  7. Norman Davies: Europe: A History. Pimlico, London 1997, S. 1095.


  8. Alex Buchner: Deutsche und Alliierte Heereswaffen 1939-1945. Wölfersheim 1999, S. 16.


  9. Gerd R. Ueberschär/Wolfram Wette (Hrsg.): Der deutsche Überfall auf die Sowjetunion. Frankfurt am Main 1991, S. 95 f.


  10. Jürgen Matthäus, Frank Bajohr (Hrsg.): Alfred Rosenberg, Die Tagebücher von 1934 bis 1944. Frankfurt am Main 2015, S. 405.


  11. Ueberschär/Wette: Überfall, S. 340.


  12. Hasso von Manteuffel: Panzerkampf im Zweiten Weltkrieg. Schnellbach 2007, S. 102.


  13. Heinz Guderian: Kann Westeuropa verteidigt werden?. Göttingen 1950, S. 35.


  14. Olaf Groehler: Kampf um die Luftherrschaft. Berlin 1989, S. 73 f.


  15. Friedrich Wilhelm von Mellenthin: Panzerschlachten. Eine Studie über den Einsatz von Panzerverbänden im Zweiten Weltkrieg. Neckargemünd 1963, S. 170.


  16. Ortwin Buchbender: Das tönende Erz. Deutsche Propaganda gegen die Rote Armee im Zweiten Weltkrieg. Stuttgart 1978. S. 244.


  17. Geiseln des Krieges, Nowaja Gaseta, 7. Mai 2018


  18. Christian Hartmann: Wehrmacht im Ostkrieg. Front und militärisches Hinterland 1941/42. München 2009, S. 549, Fn. 211.


  19. In einer Rede auf einer Kommandeurstagung am 17. April 1940 bezeichnet er die Artillerie als „Göttin des modernen Krieges“, Lew A. Besymenski: Stalin und Hitler. Berlin 2002, S. 270.


  20. Alex Buchner: Deutsche und alliierte Heereswaffen. 1939 - 1945. Bad Soden-Salmünster 1999, S. 68.


  21. Buchner, Heereswaffen, S. 65.


  22. Alexander Stahlberg: Die Verdammte Pflicht. Berlin 1994, S. 180.


  23. Franz Halder: Kriegstagebuch. Tägliche Aufzeichnungen des Chefs des Generalstabes des Heeres 1939–1942. Stuttgart 1962, Band 3, S. 154.


  24. Johannes Hürter: Notizen aus dem Vernichtungskrieg. Darmstadt 2016, S. 61.


  25. Buchner, Heereswaffen, S. 68.


  26. Wassili I. Tschuikow: Gardisten auf dem Weg nach Berlin. Berlin 1976, S. 145.


  27. Quelle für den ganzen Abschnitt Taktik: Eike Middeldorf: Taktik im Russlandfeldzug. Erfahrungen und Folgerungen. Frankfurt am Main 156, passim.


  28. Friedrich Wilhelm von Mellenthin: Panzerschlachten. Eine Studie über den Einsatz von Panzerverbänden im Zweiten Weltkrieg. Neckargemünd 1963, S. 258 f.


  29. Norman Davies (Europa im Krieg, 2009, S. 68 f.) nennt als Quelle George C. Herring jr., Aid to Russia, 1941-46: Strategy, Diplomacy, the Origins of the Cold War (Columbia Studies in Contemporary American History), 1. Aufl. 1973, ISBN 978-0-231-03336-7


  30. Michael Walker: The 1929 Sino-Soviet War. University Press of Kansas, 2017, S. 1.


  31. Wladimir Kotelnikow: Der „Chinesische Eisenbahnkrieg“ von 1929. In: Flieger Revue Extra, Nr. 24, Möller Berlin, 2009.


  32. Mark Dickens: The Soviets in Xinjiang 1911-1949. Oxus communication, 1990, S. 2 f.


  33. Michael Weiers: Geschichte Chinas. Grundzüge einer politischen Landesgeschichte. W. Kohlhammer Verlag, 2009, S. 190.


  34. Gottfried Schramm: Handbuch der Geschichte Russlands. Von den autokratischen Reformen zum Sowjetstaat. Bände 1856-1945. Hiersemann-Verlag, 1992, S. 992.


  35. Hans-Jürgen Schlochauer: Wörterbuch des Völkerrechts. Walter de Gruyter, 1960, S. 281.


  36. Jung Chang, Jon Halliday: Mao. Das Leben eines Mannes, das Schicksal eines Volkes. Kapitel 27. Die Russen kommen. Karl Blessing Verlag, 2014, S. 331.


  37. Lange Grenze zwischen Russland und China Die Welt vom 23. Juli 2008, abgerufen am 17. September 2017


  38. Secret Soviet Instructions on Measures to Carry out Special Assignments throughout Southern Azerbaijan and the Northern Provinces of Iran in an attempt to set the basis for a separatist movement in Northern Iranabgerufen am 5. Juli 2017.


  39. Decree of the CC CPSU Politburo to Mir Bagirov CC Secretary of the Communist Party of Azerbaijanabgerufen am 5. Juli 2017.


  40. Richard A. Stewart: Sunrise at Abadan. The British and Soviet Invasion of Iran 1941. Praeger Publishers, New York 1988, S. 51.


  41. Włodzimierz Borodziej: Der Warschauer Aufstand 1944. Fischer, 2001, ISBN 3-10-007806-3, S. 127 ff.


  42. Bernd Martin, Stanisława Lewandowska (Hrsg.): Der Warschauer Aufstand 1944. Warschau 1999, S. 90.


  43. Chronologie des Kommunismus in Bulgarien (bulgarisch) in der Internetplattform decommunization.org


  44. Heinz Nawratil: 43. Massenvergewaltigungen bei der Besetzung Ostdeutschlands durch die Rote Armee. In: Franz W. Seidler, Alfred de Zayas: Kriegsverbrechen in Europa und im Nahen Osten im 20. Jahrhundert. Mittler, Hamburg 2002, ISBN 3-8132-0702-1, S. 121–123.


  45. Elizabeth Heineman: The Hour of the Woman. Memories of Germany’s “Crisis Years” and West German National Identity. In: American Historical Review 101 (1996), H. 2, S. 354–395


  46. Klaus Körner: Die rote Gefahr. Antikommunistische Propaganda in der Bundesrepublik 1950–2000. Konkret Literatur Verlag, Hamburg 2003, S. 153


  47. Nikolaus Eck: Die Rote Kriegsmacht droht und rüstet … In: Die Zeit, 9. März 1950.


  48. Torsten Diedrich/Rüdiger Wenzke: Die getarnte Armee. Geschichte der Kasernierten Volkspolizei der DDR 1952–1956. Berlin 2001, S. 99 ff.; Siegfried Fischer/Otfried Nassauer: Satansfaust. Das nukleare Erbe der Sowjetunion. Berlin 1992, S. 133ff.; William E. Odom: The Collapse of the Soviet Military. Yale University Press 1998, S. 39 ff.


  49. Z. B. Friedrich Wiener: Die Armeen der Warschauer-Pakt-Staaten. Wien 1974, S. 20, 21, 99.


  50. Z. B.Streitkräfte 1985/86. Die „Military Balance“ des Internationalen Instituts für Strategische Studien, London. Koblenz 1986, S. 62.


  51. Z. B. Erwin Müller: Rüstungspolitik und Rüstungsdynamik: Fall USA. Baden-Baden 1985, S. 76.


  52. Friedrich Wiener: Die Armeen der Warschauer-Pakt-Staaten. 6. Aufl., Wien 1974, S. 45.


  53. Roland Vogt: Widerstandsformen in der CSSR als Antwort auf die Intervention der Warschauer-Pakt-Truppen vom 21. August 1968. In: Soziale Verteidigung, Jg. 3 (1971), Heft 9/10, S. 60–70, hier S. 69.


  54. Raymond L. Garthoff: Sowjetstrategie im Atomzeitalter. Düsseldorf 1959, S. 48.


  55. Sowjetunion – Gesetzliche Wehrpflicht (DRV)


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