Toggenburger





















































Banner of the Holy Roman Emperor with haloes (1400-1806).svg
Territorium im Heiligen Römischen Reich
Grafschaft Toggenburg (1209–1436)
Wappen

Das Wappen der Grafen von Toggenburg nach 1308

Karte

Grafschaft Toggenburg.png

Die Landeshoheit der Toggenburger bis 1436




Entstanden aus
Freiherrschaft Toggenburg (bis 1209)

Herrschaftsform

Grafschaft

Herrscher/Regierung
Graf von Toggenburg

Heutige Region/en
CH-ZH, CH-GR, CH-SG, CH-SZ, CH-TG, AT-8




Reichskreis
kreisfrei

Hauptstädte/Residenzen

Lichtensteig, Feldkirch

Konfession/Religionen

römisch-katholisch

Sprache/n

Deutsch




Aufgegangen in
Auflösung 1436, Aufteilung






Das ältere Wappen der Toggenburger in der Stumpfschen Chronik von 1548




Das jüngere Wappen der Toggenburger in der Zürcher Wappenrolle, ca. 1340




Graf Kraft von Toggenburg als Minnesänger in der Manessischen Liederhandschrift. Rechts oben das jüngere Wappen der Toggenburger


Die Toggenburger waren ein Ostschweizer Adelsgeschlecht, das dem reichsunmittelbaren Hochadel zuzurechnen ist. Der Schwerpunkt der Grafschaft Toggenburg lag in der Landschaft, die heute als «Toggenburg» ihren Namen trägt.


Der Grafentitel ist seit 1209 urkundlich nachgewiesen. Stammsitz der Familie war die Alt-Toggenburg, heute eine Ruine in der Gemeinde Kirchberg, Kanton St. Gallen. Kurz vor ihrem Erlöschen im Mannesstamm 1436 konnte die Familie durch Erbschaften und Pfandbesitze noch eine der grössten Territorialherrschaften zwischen Eidgenossenschaft und Habsburgern errichten. Wegen der strittigen Aufteilung des Erbes der Toggenburger brach anschliessend zwischen den eidgenössischen Orten Zürich, Schwyz und Glarus der sogenannte Alte Zürichkrieg aus.




Inhaltsverzeichnis






  • 1 Geschichte


  • 2 Wappen


  • 3 Liste der Grafen seit 1209


  • 4 Bündnerisch-österreichische Familie «von Toggenburg»


  • 5 Literatur


  • 6 Weblinks


  • 7 Einzelnachweise





Geschichte |





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Die ursprünglich Edelfreien, später zu Freiherren und Grafen aufgestiegenen von Toggenburg sind seit 1044 urkundlich nachgewiesen. Der Name kommt wahrscheinlich vom alamannischen dokko, was so viel wie «der Hervorragende» bedeutet. Die Familie der Toggenburger muss schon früh Sonderrechte und bedeutenden Grundbesitz besessen haben, denn die Anlage ihrer Stammfeste, der Alt-Toggenburg im 10./11. Jahrhundert, war für ihre Zeit aussergewöhnlich wehrhaft. Sie lag auf einer Anhöhe in der Nähe von Fischingen. Heute befindet sich dort die Wallfahrtskirche der Heiligen Idda von Toggenburg (St. Iddaburg). Die Burg lag im Zentrum des toggenburgischen Grundbesitzes im heutigen Alttoggenburg, Hinterthurgau und Zürcher Oberland. Eine weitere Burg der Toggenburger aus dieser Zeit ist die Lütisburg, 1214 als Liutinsburch erwähnt und vermutlich durch einen Liuto von Toggenburg gegründet. Die Städte Lichtensteig und Wil SG sind wahrscheinlich Gründungen der Toggenburger.



Zwischen 1044 und 1209 konnte bisher keine genaue Einordnung der bekannten Familienmitglieder in einen Stammbaum vorgenommen werden. Auch die Entwicklung des Herrschaftsgebietes ist unklar. Die Toggenburger kamen wegen grund- und gerichtsherrlichen Konflikten in einen Gegensatz zum Kloster St. Gallen, das mit Abstand die grösste Grundherrschaft in der Ostschweiz besass. So lag etwa ein Diethelm von Toggenburg mit Abt Ulrich von St. Gallen um 1083 in einer Fehde. Während des Investiturstreits schlugen sich die in der heutigen Schweiz begüterten Adelsfamilien der Toggenburger, der Kyburger und der Herzog von Zähringen zusammen mit dem Abt von Reichenau auf die Seite des Papstes, wohingegen das Kloster St. Gallen auf der Seite des deutschen Königs stand. Volknand I. von Toggenburg fand während dieses Konfliktes beim Kampf um die über der Stadt St. Gallen errichtete Festung Bernegg 1081 den Tod.


Das Benediktinerkloster Fischingen, gegründet 1138, wurde von den Toggenburgern unterstützt, da sie die Vogtei über das Kloster innehielten. Die Heilige Idda von Toggenburg, die wahrscheinlich mit einem Toggenburger Grafen verheiratet war, liegt in einer Kapelle beim Kloster Fischingen begraben. Des Weiteren hielten die Toggenburger bis 1226 die Vogtei über das Kloster St. Johann im Thurtal inne. Diethelm V. stiftete schliesslich 1192 die Johanniterkommende Bubikon, wahrscheinlich nach einer Teilnahme am dritten Kreuzzug.


Seit 1209 ist der Grafentitel für Diethelm VI. (als «Graf» Diethelm I.) von Toggenburg urkundlich nachgewiesen. Er war mit Guota von Rapperswil verheiratet, die Uznach und die obere March mit Grynau in die Ehe einbrachte. Nachdem sein Sohn Diethelm II. seinen jüngeren Bruder Friedrich 1226 ermordet hatte, übertrug Diethelm I. Wil SG und die Alt-Toggenburg an das Kloster St. Gallen und gründete 1228 im heutigen Kanton Thurgau die Johanniterkommende Tobel. Zwischen den Söhnen Diethelms II. und dem Kloster St. Gallen brach deswegen eine langjährige Fehde aus, die Besitzungen verblieben aber bei St. Gallen. Im Zuge dieses Konfliktes wurde die Burg Neu-Toggenburg bei Lichtensteig angelegt. Während der Fehde zwischen Graf Rudolf von Habsburg und Abt Wilhelm von St. Gallen um Wil und Schwarzenbach versuchten die Toggenburger noch einmal vergeblich, wieder in den Besitz von Wil zu gelangen. Auch die von Friedrich III. angestrebte Erwerbung von Winterthur scheiterte. Die angebliche Zerstörung der Burg Uznaberg 1267 oder 1268 durch Zürcher Truppen unter dem Kommando von Rudolf von Habsburg ist urkundlich nicht belegt.


Graf Kraft III. schloss 1327 ein Burgrecht mit der Stadt Zürich und leitete die letzte Phase in der Geschichte des Hauses Toggenburg ein, in der die Grafen versuchten, zwischen der Eidgenossenschaft und Habsburg eine profitable Mittelstellung einzunehmen. Kraft III. fiel 1337 in der Schlacht bei Grynau zwischen Zürich und Habsburg als Hauptmann der Zürcher Truppen. Sein Bruder Friedrich V. heiratete darauf 1323 Kunigunde von Vaz. Durch die Erbschaft des Hauses Vaz und eine geschickte Territorialpolitik erweiterte Friedrich V. den Besitz der Toggenburger beträchtlich (Wildenburg, 1313; Vazische Erbschaft 1333: Maienfeld, Windegg, Schloss Marschlins, Zizers, Igis, Schiers, Burg Castels, Davos, Belfort, Vogtei Churwalden; Erlenbach und Herrliberg 1335; Rüdberg, Bütschwil, Vogtei Peterzell 1340; St. Peter und Langwies, 1363). Später kamen noch die Herrschaften Greifensee (1369) und Rapperswil SG (Pfand von Habsburg, 1378) sowie die Grafschaft Kyburg mit Winterthur (1384) hinzu.


Graf Friedrich VII. schloss ein Bündnis mit dem Haus Habsburg, was der weiteren Expansion in der Ostschweiz zunächst Grenzen setzte, da der gemeinsam geführte Krieg gegen die Talschaft Glarus 1388 in einem Desaster endete: Das von Friedrichs Onkel Donat geführte Ritterheer aus habsburgischen Adligen und Vasallen wurde von den Glarnern in der Schlacht bei Näfels am 9. April 1388 vernichtet. Durch die Ehe mit Elisabeth von Matsch gelang es Friedrich immerhin, den langjährigen Konflikt zwischen den beiden Familien um den Besitz des mittleren Prättigau um Castels für sich zu entscheiden.


Zwischen Donat und Friedrich VII. wurde 1394 der Hausbesitz geteilt. Donat erhielt die Stammgüter im heutigen Toggenburg und die Vogtei Burg Tannegg über das Kloster Fischingen. Er erwarb später auch noch die Vogtei über das Kloster (Alt-)St. Johann und die Burg Starkenstein im heutigen Obertoggenburg. Friedrich VII. verblieben Uznach, die obere March, die Vazischen Gebiete, die Grafschaft Kyburg und die Wildenburg in Wildhaus. Nach Donats Tod 1400 ging dessen Erbe an Wilhelm von Montfort über, der mit dessen Tochter Kunigunde verheiratet war, was Friedrich VII. durch Krieg zu verhindern suchte. Schliesslich konnte er alle Gebiete bis auf die Grafschaft Kyburg sowie die Burgen Tannegg und Spiegelberg wiedergewinnen. Dabei bestätigte er den Untertanen im heutigen Toggenburg umfangreiche Freiheitsrechte, um sie für sich zu gewinnen.


Während der Appenzellerkriege gelang es Friedrich VII. zunächst, sowohl sich und seine Gebiete aus dem Konflikt herauszuhalten, als auch von den in Geldnöten steckenden Habsburgern umfangreiche Gebiete als Pfand zu erhalten. Seit 1406 konnte er so als Vogt über Sargans, Windegg, Freudenberg (Kloster Pfäfers) und Nidberg bestimmen. Schliesslich gewann er 1414 Wartau, 1417 durch Waffengewalt von den Habsburgern die Herrschaft Feldkirch, 1424 die Vogtei Rheintal, Rheineck, Dornbirn und den Inneren Bregenzerwald. Dadurch geriet er schließlich in Konflikt mit den Appenzellern, deren Eroberungszüge ins Vorarlberg er nun abwehren musste.


Berühmt wurde Friedrich VII. vor allem wegen seiner skrupellosen Macht- und Bündnispolitik und wegen seiner Kinderlosigkeit. Für die Nachwelt behielt er einen Namen als Auftraggeber der Toggenburger Weltchronik, die ein unbekannter Maler und Grafiker mit dem Notnamen Konstanzer Meister mit Illuminationen ausstattete. 1416 erneuerte er auf Lebzeiten sein Burgrecht mit Zürich, liess sich 1428 aber ebenfalls für Lebzeiten ins Landrecht von Schwyz aufnehmen. Der Zürcher Bürgermeister Rudolf Stüssi versuchte vergeblich, von Friedrich VII. schon vor seinem Tod die Verschreibung der Herrschaften Uznach und Windegg an die Stadt Zürich zu erreichen. Immerhin liess Friedrich aber für seine Frau Elisabeth das Burgrecht mit Zürich noch einmal bestätigen.


Graf Friedrich VII. von Toggenburg, der zeitweise mit seinem ganzen Hof im Kloster Rüti gelebt hatte, wurde 1442 in einer eigenen Gruft in der Vorhalle (Toggenburger Kapelle) der heutigen reformierten Kirche Rüti beigesetzt. Insgesamt sollen 15 Toggenburger Grafen und eine grössere Zahl anderer Adliger im Kloster Rüti ihre letzte Ruhestätte gefunden haben.




Graf Friedrich VII. von Toggenburg auf dem Todbett, 1436. Auf der Schattenburg bei Feldkirch erteilen Geistliche in Anwesenheit der Verwandten dem Grafen die Sterbesakramente. Amtliche Berner Chronik, Diebold Schilling, 1484




Zugang zur einstigen Toggenburgergruft unterhalb der Vorhalle der reformierten Kirche in Rüti


Nach Friedrichs Tod auf der Schattenburg bei Feldkirch am 30. April 1436 fehlte ein klares Testament. Zwar war seine Frau Elisabeth als Universalerbin eingesetzt worden, aber Zürich und Schwyz stritten sich heftig um Windegg und Uznach. Dies war der Auslöser des Alten Zürichkriegs. Elisabeth von Toggenburg einigte sich mit Herzog Friedrich IV. von Österreich über die Rückgabe aller an die Grafen von Toggenburg verpfändeten habsburgischen Herrschaften, so dass Feldkirch, Windegg und die Grafschaft Sargans zunächst an Habsburg zurückfielen. Noch im gleichen Jahr erneuerte die Gräfin jedoch ihr Burgrecht mit der Stadt Zürich und versprach, die Grafschaft Uznach an Zürich zu übergeben. Dies wurde von Glarus und Schwyz jedoch hintertrieben, die mit den Bewohnern der Herrschaften Windegg und Uznach mit Billigung der Habsburger ein ewiges Landrecht abschlossen.


1437 verzichtete Elisabeth zugunsten der übrigen erbberechtigten Verwandten auf ihre Erbschaft. Toggenburg und Uznach kamen an Margaretha von Raron bzw. deren Söhne Hildebrand und Petermann. Der Besitz in Graubünden, inzwischen im Zehngerichtebund vereinigt, ging ohne Maienfeld an die Grafen Heinrich von Sax und Wilhelm von Montfort, Maienfeld und der übrige rechtsrheinische Besitz an die Freiherren Wolfhard von Brandis und Thüring von Aarburg.



Wappen |


Die Toggenburger führten zwei verschiedene Wappen. Bis 1308 wird ein Wappen verwendet, das links einen in Gold stehenden roten Löwen, rechts einen blauen halben Adler aufweist, die sich an den Schnittlinien berühren, beide bekrönt von der Adelskrone. Dieses Wappen ist unter anderem auf dem Grabstein von Diethelm V. von Toggenburg und im Stiftungsgemälde in der ehemaligen Johanniterkommende Bubikon zu sehen. Ab 1228 erscheint das bekanntere Wappen, die in Gold stehende rotbewehrte schwarze Dogge mit roter Zunge und später auch mit gelbem Stachelhalsband. Dieses Wappen ging nach 1436 auf die eigentliche Grafschaft Toggenburg über.




Liste der Grafen seit 1209 |



  • Diethelm I. († nach 1229)

  • Diethelm II. († nach 1236)

  • Kraft I. († 1253)

  • Kraft II. († 1261)

  • Friedrich II. (1249–1283)

  • Diethelm IV. (1260–1282)

  • Friedrich III. († 1303 oder 1305)

  • Friedrich IV. († 1315)

  • Kraft III. († 1339)

  • Diethelm V. († 1337)

  • Friedrich V. († 1364)

  • Friedrich VI. († 1375)

  • Diethelm VI. († 1385)

  • Donat († 1400)


  • Friedrich VII. († 1436)



Bündnerisch-österreichische Familie «von Toggenburg» |


Im 16. Jahrhundert taucht in Ruschein in Graubünden eine Familie «von Toggenburg» auf. Diethelm Ulrich war 1519 aus dem Thurgau dort hingezogen und wurde am 5. März 1520 als Nachbar angenommen. Die Rückführbarkeit auf die ursprünglichen Grafen von Toggenburg wird – trotz anderslautender Familientradition – von Historikern bestritten; schon der österreichische Biograph Wurzbach im 19. Jahrhundert und aktuell das Genealogische Handbuch des Adels halten einen Zusammenhang mit den 1436 erloschenen rätischen Edelfreien von Toggenburg für „nicht nachweisbar.“[1]


Diethelm Ulrich soll angeblich ein Sohn des Wundarztes Hans von Toggenburg gewesen sein. Hans war schwyzerischer Hauptmann und betätigte sich als chirurgischer und augenärztlicher Wundarzt. Er soll eine Pfeilschussverletzung an Matthias Corvinus erfolgreich behandelt haben, verhandelte 1475 als eidgenössischer Gesandter mit dem Kaiser Friedrich III., wurde im selben Jahr zum Ritter geschlagen[2], erwarb 1476 die Burg Liebenfels im Thurgau von den Zehn (eidgenössischen) Alten Orten und bot 1477 auf der Leipziger Oktobermesse mittels eines umfangreichen Werbezettels seine ärztlichen Dienste an.[3][4]


Ungeklärt ist aber auch die Abkunft dieses Hans (oder Johann) von Toggenburg[5]. Die gelegentlich zu hörende Annahme, er sei ein unehelicher Sohn des letzten Grafen von Toggenburg, Friedrich VII. (* ca. 1370; † 1436), gewesen, geht zeitlich nicht recht auf. Nach anderer Ansicht könnte Hans der Sohn eines Rudolf von Toggenburg alias von Tierstein gewesen sein, der urkundlich seit 1444 erscheint. Rudolf wiederum könnte ein Spurius des Grafen Walraf von Tierstein gewesen sein, eines Sohnes der Ita von Toggenburg, Schwester des letzten Toggenburger Grafen Friedrich VII., und ihres Gemahls Bernhard von Thierstein (* um 1385; † 1437). Walraf, auf dem Toggenburgerhof in Feldkirch aufgewachsen, war ursprünglich als Erbe seines Onkels Friedrich VII. vorgesehen, der dort 1436 auf der Schattenburg verstarb, aber schon vor diesem 1427 beim Löschen eines Feuers umgekommen. Ab 1444 urkundet jener Rudolf von Toggenburg im Gefolge des Petermann von Raron[6], der von Friedrich VII. über seine Mutter dann die Grafschaft Toggenburg geerbt hatte.[7]


Die Stammreihe der bündnerisch-österreichischen Familie beginnt 1588 mit Christianus filius domini Udalrici de Tochenburg in Ruschein.[8] Ulrich soll seit 1580 das Adelsprädikat geführt haben. Christian von Toggenburg († 1668), Sohn des Ulrich, ließ sich als Hauptmann in französischen Diensten dann von König Ludwig XIII. den Adel bestätigen.[7]




Unteres Schloss (Johannesstift) in Zizers





Schloss Sargans, bis 1436 Pfandbesitz der alten Toggenburger, 1834 von Graf Johann Georg von Toggenburg erworben


Mitglieder der Familie spielten eine wichtige Rolle in der Geschichte der Drei Bünde und bekleideten wiederholt wichtige Ämter. Zum Beispiel war Paul Anton von Toggenburg (1770–1824) Landrichter und Besitzer des Unteren Schlosses in Zizers (Graubünden).[9]
Sein Bruder[10]Johann Georg von Toggenburg (1765–1847) wurde 1796 von Papst Pius VI. zum Ritter und Grafen von Lateran ernannt[7] und wurde 1832 in Paris als Landrichter des oberen Bundes in den französischen Grafenstand erhoben (in Primogenitur vererbbar). Im zugehörigen Diplom ist sein Stammwappen dargestellt, das dem der alten Toggenburger gleicht, nur dass die Dogge statt auf goldenem auf silbernem Grund dargestellt ist.[8] Er kaufte 1834 vom Kanton Sankt Gallen das zuvor als Schule genutzte Schloss Sargans, ohne es zu bewohnen. Seither nannte er sich «Graf von Toggenburg-Sargans». Der Zusatz Sargans bezeichnete also nur seinen privatrechtlichen Besitz und nicht ein Herrschaftschaftsverhältnis. Allerdings hatten die alten Toggenburger Grafen einst, bis zu ihrem Erlöschen 1436, Pfandrechte an der Grafschaft Sargans besessen, daher ist die Plakativität des Erwerbs gerade des Schlosses Sargans, um die tradierte Abstammung von den alten Toggenburger Grafen zu unterstreichen, offensichtlich.[11] 1899 wurde das von der Familie nie bewohnte und mittlerweile recht verfallene Schloss Sargans an die Ortsgemeinde verkauft.




Sarnthein-Toggenburg'sche Familiengruft auf dem Bozener Friedhof


Die folgenden Generationen nahmen wichtige Ämter in der österreichisch-ungarischen Staatsverwaltung ein. Georg Otto Ritter von Toggenburg war Statthalter von Tirol und Vorarlberg und 1855–1859 k.u.k. Handelsminister und damit Autor der österreichischen Gewerbeordnung. Anschließend war er bis 1866 der letzte Statthalter von Österreichisch-Venezien. Sein Sohn Graf Friedrich von Toggenburg war ebenfalls jahrelang Statthalter von Tirol und Vorarlberg. Der Grafenstand wurde in Österreich ihm (und seiner Mutter Virginie, geb. Gräfin Sarnthein, sowie den Geschwistern) durch „Allerhöchste Entschließung“ vom 9. Juli, Diplom zu Wien vom 10. September 1892, als eines ausländischen unbeschränkt prävaliert.[8] 1917/1918 wurde er k.u.k. Innenminister. Nach dem Krieg war er noch in der Südtirolpolitik tätig. Georg Otto Ritter von Toggenburg sowie Friedrich Graf von Toggenburg sind in der Sarnthein-Toggenburg'schen Familiengruft auf dem Bozener Friedhof bestattet. Die Nachkommen leben bis heute in Südtirol (Palais Toggenburg in Bozen und Grosses Toggenburghaus im Oberbozener Ortsteil Maria Himmelfahrt), sowie in Österreich und in der Schweiz.



Literatur |




  • Historisch-Biographisches Lexikon der Schweiz. Neuenburg 1934, S. 12–14.

  • Paul Diebolder: Graf Friedrich V. von Toggenburg. Eine Charaktergestalt des 14. Jahrhunderts. In: Schriften des Vereins für Geschichte des Bodensees und seiner Umgebung, 67. Jg. 1940, S. 155–196 (Digitalisat)



Weblinks |



 Commons: Toggenburg (Adelsgeschlecht) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien


 Commons: Toggenburg-Sargans – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien


  • Erwin Eugster: Toggenburg, von (SG). In: Historisches Lexikon der Schweiz.

  • Erwin Eugster: Toggenburg, Friedrich VII. von. In: Historisches Lexikon der Schweiz.



Einzelnachweise |




  1. Genealogisches Handbuch des Adels, Adelslexikon Band XIV, Band 131 der Gesamtreihe, Limburg an der Lahn 2003, S. 476: „Ein Zusammenhang mit den 1436 † rätischen edelfreien v. Toggenburg ist nicht nachweisbar.“ Auch Constantin von Wurzbach, der die Stammreihe der aus Graubünden stammenden Familie Toggenburg sogar bis in das 15. Jahrhundert zurückführen will (Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich, Band 46, Wien 1882, S. 2–4), erklärt auf Seite 4, dass ein gemeinsamer Ursprung „nach dem heutigen Stande der Forschung nicht festzusetzen“ sei. Auch ist dem Institut Deutsche Adelsforschung über die Familie von Toggenburg eine „Korrekturproklamation der Abkunft“ bekannt, die aber vielmehr in Zusammenhang mit Ahnen jüdischen Glaubens zusammenhing, die außerhalb der direkten Stammreihe stehen. (Institut Deutsche Adelsforschung, Deutschvölkische Geschlechtshypothesen zum Adelstum 1889-1939. Pertinenzverzeichnis verschiedener Listen zu 1603 angeblichen Verbindungen zwischen Juden und Adel. Online. Abgerufen am 3. Juni 2014). Josef Braunwalder, Wattwil, hingegen versucht 1996 in seiner Denkschrift an Friedrich Graf Toggenburg anlässlich dessen 90. Geburtstags den Anschluss an die alten Toggenburger Grafen. (Digitalisat)


  2. Gundolf Keil: Johann (Hans) von Toggenburg. In: Verfasserlexikon. 2. Auflage. Band 4, Sp. 783 f.


  3. Gundolf Keil: „blutken – bloedekijn“. Anmerkungen zur Ätiologie der Hyposphagma-Genese im ‚Pommersfelder schlesischen Augenbüchlein‘ (1. Drittel des 15. Jahrhunderts). Mit einer Übersicht über die augenheilkundlichen Texte des deutschen Mittelalters. In: Fachprosaforschung – Grenzüberschreitungen. Band 8/9, 2012/2013, S. 7–175, hier: S. 10 f.


  4. Ahmed Malak: Drei wundärztliche Niederlassungsankündigungen des 15. Jahrhunderts. Untersuchungen zur Frühgeschichte des medizinischen Werbeformulars in Deutschland. Medizinische Dissertation Würzburg 1986, S. 39–50.


  5. Wolfgang Wegner: Johann von Toggenburg. In: Werner E. Gerabek, Bernhard D. Haage, Gundolf Keil, Wolfgang Wegner (Hrsg.): Enzyklopädie Medizingeschichte. De Gruyter, Berlin 2005, ISBN 3-11-015714-4, S. 700


  6. Raron, Petermann von im Historischen Lexikon der Schweiz


  7. abc Josef Braunwalder, Friedrich Graf Toggenburg anlässlich dessen 90. Geburtstags, Wattwil 1996, S. 105 ff. (Digitalisat)


  8. abc Genealogisches Handbuch des Adels, Adelslexikon Band XIV, Band 131 der Gesamtreihe, Limburg an der Lahn 2003, S. 476


  9. Staatsarchiv Graubünden, Familienarchiv v.Salis-Zizers (unteres Schloss), Dauerdepositum des Familienverbandes der von Salis, (Digitalisat)


  10. Lexikon istoric retic, Toggenburg, Johann Georg de


  11. Friedrich VII. in der Deutschen Biographie, Graf von Toggenburg, † am 30. April 1436 (laut ADB); vgl. auch Benedikte Naubert, Elisabeth, Erbin von Toggenburg: Oder Geschichte der Frauen von Sargans in der Schweiz, Weygandsche Buchhandlung, 1789 (Digitalisat).




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