Günter Wallraff






Günter Wallraff (2014)




Günter Wallraff (2012)


Hans-Günter Wallraff (* 1. Oktober 1942 in Burscheid) ist ein deutscher investigativer Journalist und Schriftsteller. Er ist durch seine Reportagen über diverse Großunternehmen, die Bild-Zeitung und verschiedene Institutionen bekannt geworden, für die er sich stets der Methoden des investigativen Journalismus bediente.




Inhaltsverzeichnis






  • 1 Biografie


    • 1.1 Die ersten Reportagen


    • 1.2 Protest und Inhaftierung in Griechenland


    • 1.3 Spínola-Aktion


    • 1.4 „Anti-BILD-Trilogie“


    • 1.5 Ganz unten


    • 1.6 In Israel während des Zweiten Golfkriegs


    • 1.7 Bei Abdullah Öcalan in Syrien


    • 1.8 Verhältnis zur DDR


      • 1.8.1 Freundschaften mit DDR-Dissidenten


      • 1.8.2 Verdacht auf Stasi-Tätigkeit




    • 1.9 Weitere verdeckte Recherchen


    • 1.10 Schwarz auf Weiß


    • 1.11 Betrugsvorwürfe gegen Wallraff


    • 1.12 RTL-Produktionen/Team Wallraff


    • 1.13 Sonstiges




  • 2 Recherchestil


  • 3 Engagement


  • 4 Preise und Auszeichnungen


  • 5 Günter-Wallraff-Preis für Journalismuskritik


  • 6 Bibliografie


    • 6.1 Werke


    • 6.2 Herausgeberschaft


    • 6.3 Artikel


    • 6.4 Sekundärliteratur




  • 7 Filme


  • 8 Schauspiel


  • 9 Interviews


  • 10 TV-Talkshows (Beispiel)


  • 11 Weblinks


  • 12 Einzelnachweise





Biografie |


Wallraffs Vater war erst Arbeiter, später Angestellter bei Ford in Köln. Seine Mutter entstammte einer südfranzösischen Hugenottenfamilie, ihre Eltern waren Klavierbauer. Als er fünf Jahre alt war, erkrankte der Vater schwer, eine Folge seiner Arbeit in der Lackiererei von Ford, die sein Sohn später „Lackhölle“ nannte. Da die Mutter für den Unterhalt der Familie arbeiten gehen musste, kam Günter Wallraff vorübergehend in ein katholisches Waisenhaus. Nach seiner Geburt evangelisch getauft, wurde er auf Drängen der Ordensschwestern mit Einwilligung seines Vaters katholisch.[1] Als er 16 Jahre alt war, starb sein Vater. Zu Gymnasialzeiten schrieb Walraff einige Gedichte und schickte sie Heinrich Böll, mit dessen Neffen er befreundet war und dessen Nichte er später heiratete. Nach der 10. Klasse verließ er das Gymnasium und begann eine Buchhändlerlehre, die er 1962 abschloss.




Günter Wallraff (2013)


Wallraff stellte seinen Antrag auf Kriegsdienstverweigerung viel zu spät, erst zwei Monate vor der Einberufung, so wurde er zum 1. Juli 1963 gegen seinen Willen eingezogen und versuchte mit verschiedenen Aktionen seine vorzeitige Entlassung zu provozieren.[2] Als der Antrag Ende September abgelehnt wurde, legte er umgehend Widerspruch ein. Wallraff (Dienstgrad Schütze) weigerte sich 10 Monate, ein Gewehr in die Hand zu nehmen. Seine Erfahrungen notierte Wallraff und kündigte, unterstützt von Böll, das Veröffentlichen eines Bundeswehrtagebuchs an. Daraufhin bot man ihm Freistellung gegen Veröffentlichungsverzicht an, was Wallraff ablehnte. Der Truppenarzt nahm einen Sturz mit Gehirnerschütterung trotz Genesung zum Vorwand, ihn in die geschlossene neurologisch-psychiatrische Abteilung des Bundeswehrlazaretts Koblenz einzuweisen. Dort wurden „kein krankhafter Befund“ oder „körperliche Beschwerden“ festgestellt, jedoch erklärte man ihn für „verwendungsunfähig auf Dauer“.


Die militärärztliche Diagnose „abnorme Persönlichkeit“ (Tauglichkeitsgrad VI) und „untauglich für Krieg und Frieden“ im vorläufigen Entlassungsbericht wurde mit Wallraffs Veröffentlichungen in der „Zeitschrift für Lyrik“ und seinem Interesse an pazifistischer Literatur begründet. Wegen „Entwicklung individualistischer pazifistischer Überzeugung“ als Soldat sei er „dauernd verwendungsunfähig“ und würde „auch im Verteidigungsfall nur als Versager auftreten“. Dieser Befund des Oberstabsarztes vom 14. Februar 1964, Neurologisch-
psychiatrische Abteilung des Bundeswehr-Krankenhaus, ist heute im Militärhistorischen Museum in Dresden ausgestellt. Seine Erfahrungen veröffentlichte Wallraff zunächst in der damaligen Jugendzeitschrift Twen (1964) und später in zwei Buchausgaben (1982, 1994). Trotzdem ist Wallraff für eine Wiedereinsetzung der Wehrpflicht bzw. eines sozialen Pflichtjahres in Deutschland, da er bei einer Berufsarmee die Gefahr einer geschlossenen Gesellschaft und in einem Pflichtjahr gesellschaftliche Vorteile sehe.[3]



Die ersten Reportagen |


Zwischen 1963 und 1965 war Wallraff als Arbeiter in diversen Großbetrieben tätig, unter anderem in einer Sinteranlage eines Stahlwerks von Thyssen. Die Gewerkschaftszeitung Metall druckte 1965 erste Reportagen ab, mit denen er erstmals Aufsehen erregte. Im darauf folgenden Jahr veröffentlichte Wallraff einen ersten Sammelband Wir brauchen dich – Als Arbeiter in deutschen Industriebetrieben (Taschenbuchausgabe 1970: Industriereportagen). Die Reportagen lieferten authentische Einblicke in die industrielle Arbeitswelt. Nachdem Wallraff durch seine Industriereportagen bekannt geworden war, schloss er sich 1965 der Dortmunder Gruppe 61 an. Im darauf folgenden Jahr arbeitete er erst für das Hamburger Abendecho, dann für die Zeitschrift pardon, ab 1968 schließlich für die Zeitschrift konkret.


Trotz so genannter Wallraff-Steckbriefe[4] in den Chefetagen der von ihm „besuchten“ Unternehmen, mit denen andere Personalbüros vorgewarnt werden sollten, konnte er seine Recherchen unerkannt fortsetzen, indem er stets eine andere Identität annahm. So erschienen 1969 13 unerwünschte Reportagen, für die er beispielsweise in die Rolle eines Alkoholikers in einer psychiatrischen Klinik, eines Obdachlosen, eines Studenten auf Zimmersuche sowie eines potenziellen Napalmlieferanten für die Streitkräfte der Vereinigten Staaten schlüpfte. Nach der Veröffentlichung des Buches wurde er wegen Amtsanmaßung angeklagt, weil er sich bei verschiedenen Unternehmen am Telefon als „Ministerialrat Kröver von einem Zivilausschuss des Bundesinnenministeriums“ ausgegeben hatte. Das Amtsgericht Frankfurt am Main sprach ihn am 9. Dezember 1969 frei und begründete dies mit dem Recht der Öffentlichkeit auf Information.[5]


1971 strahlte das ZDF die von Wallraff geschriebene Fernsehreportage Flucht vor den Heimen aus, in der es um Fürsorgeerziehung ging. Im selben Jahr trat er der Schriftstellervereinigung PEN-Zentrum Deutschland bei und recherchierte in der Folgezeit mehr und mehr zusammen mit anderen Autoren. So erschien 1973 Ihr da oben – wir da unten und wurde sofort ein Bestseller. Während Bernt Engelmann die Ansichten und Lebensgewohnheiten von Industriellen untersuchte, ermittelte Wallraff in entsprechenden Betrieben undercover als Arbeiter, darunter die Melitta-Werke, Fichtel & Sachs und Thurn und Taxis, sowie in der Rolle eines Portiers und Boten im Gerling-Konzern.


1982 wies das Oberverwaltungsgericht für das Land Nordrhein-Westfalen in einem Berufungsverfahren die Klage Wallraffs gegen die Überwachung seines Telefons im März 1974 zurück und bezeichnete die Durchführung als rechtmäßig.



Protest und Inhaftierung in Griechenland |


Als Delegierter des „Ausschusses Griechenland-Solidarität“ kettete sich Wallraff am 10. Mai 1974 an einen Lichtmast auf dem Syntagma-Platz in Athen und verteilte Flugblätter, die das Terrorregime der griechischen Militärdiktatur kritisierten. Da die heraneilenden Geheimpolizisten Wallraff für einen Einheimischen hielten, misshandelten sie ihn an Ort und Stelle. Im Hauptquartier der Sicherheitspolizei wurde er gefoltert, bis er seine Identität offenbarte. Nach seiner Verurteilung zu 14 Monaten Einzelhaft kam er in das Gefängnis in Korydallos. Nach dem Zusammenbruch der Militärdiktatur wurden im August alle politischen Häftlinge freigelassen, unter ihnen Wallraff. In dem Buch Unser Faschismus nebenan. Griechenland gestern – ein Lehrstück für morgen hat Wallraff die gemachten Erfahrungen, mit Hilfe von Eckart Spoo, dargestellt.



Spínola-Aktion |


In der Rolle eines Waffenhändlers und Franz-Josef-Strauß-Unterhändlers kam Wallraff am 25. März 1976 in Düsseldorf mit dem früheren portugiesischen Staatspräsidenten General Spínola zusammen, dessen Gefolgsleute er während eines dreimonatigen Portugal-Aufenthaltes kennen gelernt hatte. Bevor Spínola seinen Putschplan in die Tat umsetzen konnte, machte Wallraff die Details darüber am 7. April auf einer Pressekonferenz in Bonn publik. Während die Medien im europäischen Ausland sehr ausführlich darüber berichteten, nahmen sich in der Bundesrepublik Deutschland lediglich das ARD-Magazin Panorama, der Stern sowie die auflagenschwachen Blätter antifaschistischer Ausrichtung des Themas an. Wallraff, der zu dieser Zeit vom Bundesnachrichtendienst überwacht wurde,[6] und Hella Schlumberger schrieben dann das Buch Aufdeckung einer Verschwörung. Die Spínola-Aktion.



„Anti-BILD-Trilogie“ |


Im Jahre 1977 arbeitete Wallraff dreieinhalb Monate lang als Redakteur bei der Bild-Zeitung in Hannover. In dem Bestseller Der Aufmacher. Der Mann, der bei „Bild“ Hans Esser war schildert er seine Erfahrungen in der Lokalredaktion Hannover und weist der Bild-Zeitung schwere journalistische Versäumnisse und unsaubere Recherchemethoden nach. Der Deutsche Presserat sprach daraufhin sechs Rügen gegen die Bild-Zeitung aus und rügte auch Wallraff für seine „nicht zulässige verdeckte Recherche“. Die Axel Springer AG verklagte Wallraff daraufhin mehrfach, sodass in den weiteren Auflagen etliche Passagen geändert wurden. Seit Oktober 2009 ist die ursprüngliche Fassung auf WikiLeaks zu finden, seit 2012 erscheint auch das Buch wieder in der ursprünglichen Fassung.


Die Ausstrahlung des 1977 vom WDR produzierten Dokumentarfilms Informationen aus dem Hinterland wurde durch den damaligen Fernsehdirektor Heinz Werner Hübner abgelehnt, da der Axel-Springer-Verlag von der Produktion erfuhr und „sehr ungehalten“ war.[7] Der Film wurde später in einigen Programmkinos gezeigt.


1978 rief Wallraff den Hilfsfonds „Wenn Bild lügt, kämpft dagegen“ ins Leben, um Betroffene der Bild-Berichterstattung juristisch zu unterstützen. 1979 erschien das Buch Zeugen der Anklage. Die „Bild“-Beschreibung wird fortgesetzt. Darin äußerten sich erstmals viele Betroffene und langjährige Mitarbeiter des Blattes. 1981 folgte Das „Bild“-Handbuch. Das Bild-Handbuch bis zum Bildausfall als eine Art juristischer Ratgeber für Geschädigte.


Im selben Jahr fand die von der Axel Springer AG eingeleitete Prozess-Serie, die der Repression des Werks diente, ein Ende. Der Bundesgerichtshof entschied weitgehend zu Gunsten Wallraffs.[8] Dagegen legte die Axel Springer AG eine Verfassungsbeschwerde beim Bundesverfassungsgericht ein. In seinem Grundsatzurteil vom 25. Januar 1984[9] rügte dieses aber lediglich die teils wörtliche Schilderung einer Redaktionskonferenz.


1987 gab der konkret-Herausgeber Hermann L. Gremliza bekannt, dass er den Großteil der „Anti-BILD-Trilogie“ als Ghostwriter geschrieben habe.[10][11][12] Wallraff habe kein einziges seiner Bücher ganz allein geschrieben. Gremliza wiederholte im Januar 2012 nochmals, er selbst habe den Aufmacher von Anfang bis Ende geschrieben.[13]Uwe Herzog gab an, Teile der Recherchen zu Ganz unten durchgeführt und einen Teil dieses Buches geschrieben zu haben. Wallraff selbst bestreitet nicht, mit Ko-Autoren gearbeitet zu haben, hält dies aber für nebensächlich, auch beanspruche keiner von ihnen irgendwelche Rechte an den Werken.[10][11][12][14][15] Wallraff zufolge lektorierte Gremliza als damaliger Herausgeber diktierte Texte.[16][17]



Ganz unten |




Günter Wallraff (1985)



Ab 1983 arbeitete Wallraff zwei Jahre lang als türkischer Gastarbeiter „Ali Levent Sinirlioğlu“ bei verschiedenen Unternehmen, unter anderem bei McDonald’s und Thyssen. Außerdem nahm er an klinischen Studien im Bereich der Pharmaforschung teil. Seine als äußerst negativ empfundenen Erfahrungen, vom Umgangston gegenüber Gastarbeitern über Steuerspartricks der Firmen bis hin zur Verletzung elementarer Arbeitsschutzregeln, beschrieb er ausführlich in dem Buch Ganz unten, das in Zusammenarbeit mit mehreren Mitautoren entstand. Später gründete er den Hilfsfonds „Ausländersolidarität“. Der Dokumentarfilm Ganz unten erschien 1986. Das Buch Ganz unten wurde in Deutschland bislang über 5 Millionen Mal verkauft und erschien in 38 Übersetzungen. Es ist damit das erfolgreichste deutsche Sachbuch nach 1945.[18]



In Israel während des Zweiten Golfkriegs |


Nachdem Saddam Hussein am 24. Dezember 1990 gedroht hatte, Israel im Falle eines Angriffs der Koalitionsstreitkräfte zu zerstören, reiste Wallraff 1991 durch israelische Kibbuzim und sprach unter anderem mit jüdischen Holocaust-Überlebenden. Seine Eindrücke und Erkenntnisse beschrieb er in dem Nachwort zu Lea Fleischmanns Buch Gas. Tagebuch einer Bedrohung – Israel während des Golfkriegs.



Bei Abdullah Öcalan in Syrien |


Im Dezember 1996 traf sich Wallraff mit dem PKK-Führer Abdullah Öcalan in einem syrischen Ausbildungslager, um mit ihm über Die Suren Apos des kurdischen Dissidenten Selim Çürükkaya zu reden, der aufgrund dieses Buches mit dem Tode bedroht wurde. Wallraff wurde dank seiner Rolle als türkischer Arbeiter „Ali“ von Öcalan freundlich empfangen, scheiterte aber in Bezug auf die Aufhebung des Mordbefehls. Das Gespräch wurde von der Zeit abgedruckt.



Verhältnis zur DDR |



Freundschaften mit DDR-Dissidenten |


Nach eigenen Angaben war Wallraff mit dem DDR-Schriftsteller und -Bürgerrechtler Jürgen Fuchs befreundet.


In seiner Verteidigungsrede vor dem Athener Militärtribunal 1974 kritisierte er die DDR.


Nach der Ausbürgerung Wolf Biermanns aus der DDR fand dieser vorübergehend bei Wallraff Unterschlupf. Daraufhin wurden dessen Bücher, die in Lizenz in der DDR erschienen waren, dort aus dem Vertrieb genommen. Wallraff durfte nicht mehr in die DDR einreisen.


Er räumte 2015 ein: „Wir wussten von den Menschenrechtsverletzungen im Sozialismus, haben dies aber nicht nachhaltig genug thematisiert.“[19]



Verdacht auf Stasi-Tätigkeit |


Im September 2003 wurden Wallraff nach Einsichtnahme der BStU in die Rosenholz-Dateien Verbindungen zum Staatssicherheitsdienst der DDR in den 1960er und 1970er Jahren nachgewiesen, welcher Natur diese waren, ist aber umstritten. So wurde dieser von 1968 und 1971 von der HVA als Inoffizieller Mitarbeiter mit Arbeitsakte (IMA) Wagner geführt.[20][21] Wallraff bestreitet dabei nicht, in Kontakt mit der Stasi gewesen zu sein oder als "IM Wagner" geführt gewesen zu sein, sondern jemals aktiv für die Stasi gearbeitet zu haben.[22] Am 17. Dezember 2004 entschied das Landgericht Hamburg aufgrund seiner Klage gegen den Axel-Springer-Verlag, der ihn mehrfach als inoffiziellen Mitarbeiter und Stasi-Mitarbeiter bezeichnet hatte, dass durch die vorgelegten Dokumente der Verlag keinen Nachweis für seine Behauptungen erbringen konnte und diese deshalb zukünftig nicht wiederholen darf. Am 10. Januar 2006 bestätigte das Hanseatische Oberlandesgericht endgültig ein Urteil gegen den Axel-Springer-Verlag, mit dem ihm verboten wird, Wallraff der Mitarbeit in der DDR-Staatssicherheit zu bezichtigen. 2010 gewährte der dänische Geheimdienst Historikern Zugang zu seinen Protokollen über Günter Wallraff aus den 1970er Jahren.[23] Aus diesen geht hervor, dass sich Wallraff unter vier Augen mit dem Journalisten und IM Friedhelm Heinz Gundlach getroffen hatte.[22][23]



Weitere verdeckte Recherchen |




Günter Wallraff (2007)


Bereits in den 1990er Jahren recherchierte Wallraff in Japan als iranischer Arbeiter. Die dazugehörige Reportage fand im japanischen Fernsehen Aufmerksamkeit.


In Deutschland recherchiert Wallraff seit Mai 2007 für das wiederbelebte Zeit-Magazin Leben. Bei den Recherchen für die erste Reportage dieser Reihe verkaufte er in einem Callcenter der Firma CallOn im Direktvertrieb Systemlotto-Scheine der Firma LottoTeam. Da die Branche keine „älteren Leute“ einstelle, nahm Wallraff mithilfe eines Maskenbildners die Identität eines 16 Jahre jüngeren Mannes an. Wallraff berichtete über die dort und in einem Call-Center der Firma ZIU-International angewandten Methoden und kritisierte neben einer Belästigung der Angerufenen eine Fehlinformation der Mitarbeiter, systematische Verstöße gegen das Gesetz gegen den unlauteren Wettbewerb und Versuche, Vertragsabschlüsse durch wahrheitswidrige Behauptungen und Einschüchterung der Angerufenen zu erzwingen.[24] Im November 2007 strahlte das ZDF den Dokumentarfilm Bei Anruf Abzocke aus.[25]


Für die zweite Reportage dieser Reihe arbeitete Wallraff 2008 einen Monat lang für die Gebr. Weinzheimer Brotfabrik aus Stromberg, deren einziger Kunde damals der Lebensmitteldiscounter Lidl war,[26] und veröffentlichte im Zeit-Magazin den Artikel Unser täglich Brötchen,[26] in dem er neben der schlechten Bezahlung die Arbeitsbedingungen, Sicherheitsmängel und Hygienezustände kritisierte. Lidl reagierte auf die Veröffentlichung mit einer öffentlichen Stellungnahme,[27] und Bernd Westerhorstmann, der Inhaber der Backfabrik, erstattete Anzeige gegen Wallraff wegen Hausfriedensbruchs.[28] Nach Informationen des NDR sagte der Backbetrieb allerdings zu, seine Mitarbeiter künftig übertariflich zu bezahlen.[29] Im September 2010 wurde über die Schließung des Betriebes, als Folge der Enthüllungen, berichtet.[30] Gegen den Besitzer der Bäckerei wurde ein Prozess wegen fahrlässiger Körperverletzung geführt, in dem Wallraff als Zeuge vernommen wurde. Der Besitzer wurde freigesprochen.[31]


Von Dezember 2008 bis Februar 2009 recherchierte Wallraff in Obdachlosenunterkünften u. a. in Köln, Frankfurt (Main) und Hannover und machte selbst „Platte“, um die Lebensbedingungen von Menschen ohne festen Wohnsitz zu untersuchen.[32] Dabei deckte er zahlreiche Missstände in den Heimen auf: Manche würden nachts von innen verschlossen, es herrsche ein Klima von Angst und Gewalt und es mangele an Betreuungspersonal. Es müsse mehr Sozialarbeiter geben, die sich den Menschen vor Ort zuwenden. Wallraff selbst sieht Obdachlosigkeit als in der Wirtschaftskrise zunehmend zentrales Thema an, das bald jeden treffen könne. Infolge der Reportage über die Zustände in der Notunterkunft „Bunker am Welfenplatz“ in Hannover wurde diese geschlossen.[33][34][35][36][37]


Im April 2009 deckte Wallraff in der Zeit einen weiteren Datenskandal bei der Deutschen Bahn auf.[38]


Die Arbeitsbedingungen beim Logistikdienstleister General Logistics Systems (GLS) waren Inhalt einer im Mai 2012 ausgestrahlten Recherche Wallraffs. Nach einer mehrmonatigen Tätigkeit bei GLS warf der Journalist dem Unternehmen Lohndumping und desolate Arbeitsbedingungen vor. Die Beschäftigten würden in eine Scheinselbstständigkeit gedrängt und müssten bis zu 14 Stunden pro Tag arbeiten. Dies würde durch fingierte Angaben gegenüber Behörden verschleiert.[39][40]



Schwarz auf Weiß |


Im Herbst 2009 erschien mit dem Film Schwarz auf Weiß – eine Reise durch Deutschland die nächste Undercover-Reportage von Günter Wallraff. Er hatte sich diesmal mit Hilfe einer Maskenbildnerin zu dunkler Hautfarbe verhelfen lassen. Monatelang tourte er als Somalier Kwami Ogonno mit einem Kamerateam quer durch Deutschland und entdeckte auf vielen Stationen seiner Reise latenten oder offenen Rassismus. Die schwarze Autorin Noah Sow kritisierte diese Aktion unter anderem mit den Worten: „Er äfft unterdrückte Minderheiten nach und erntet damit Geld, Aufmerksamkeit und sogar Respekt.“ Als „angemalter Weißer“ könne man schwarze Erfahrungen nicht machen.[41] Die Methode selbst, so kritisiert die Süddeutsche Zeitung, sei rassistisch. Wallraff betreibe „weniger eine Anklage gegen den Rassismus als eine Inszenierung seiner eigenen Vorurteile“.[42] In einer Stellungnahme wies dieser den Vorwurf während einer Diskussionsrunde des Fernsehsenders ARTE im Januar 2011 zurück und nannte im Gegenzug die Vorschrift, „wie ein Schwarzer zu sein habe“, rassistisch.[43]



Betrugsvorwürfe gegen Wallraff |


Im August 2012 berichtete die FAZ über Vorwürfe von Wallraffs langjährigem Mitarbeiter André Fahnemann, er habe auf Wallraffs Anweisung hin eidesstattliche Versicherungen von Informanten gefälscht. Zudem habe Wallraff ihn vier Jahre lang ohne Vertrag und bei geringem Gehalt beschäftigt, während Fahnemann mit seinem Wissen staatliche Leistungen bezogen habe, was den Tatbestand der Beihilfe zum Sozialbetrug erfülle. Helmut Richard Brox, ein anderer Mitarbeiter Wallraffs aus der Obdachlosenszene, widersprach den Vorwürfen. Wallraffs Anwalt Winfried Seibert wies die Vorwürfe ebenfalls zurück und sprach von einer „fiesen Denunziationsarie“: Fahnemann sei nie bei Wallraff angestellt gewesen. Man wisse nichts von Manipulationen und gehe davon aus, dass keine „in diesem Sinne gefälschte eidesstattliche Versicherung zu Gericht gelangt ist“. Die Staatsanwaltschaften in Köln und Bad Kreuznach hatten Ermittlungsverfahren eingeleitet, die jedoch inzwischen alle eingestellt wurden.[44][45]



RTL-Produktionen/Team Wallraff |



Am 30. Mai 2012 wurde eine Wallraff-Sendung unter dem Titel „Günter Wallraff deckt auf! Der neueste Fall des Undercover-Spezialisten“ gezeigt. Am 17. Juni 2013 folgte eine weitere Sendung unter dem Titel „Team Wallraff – Undercover-Reporter decken auf“. Im April/Mai 2014 folgte eine Serie von drei Sendungen, die wegen einer Reportage zur Imbiss-Kette Burger King ein großes Medienecho erreichte.[46] Einen Zusammenhang zwischen seiner Zusammenarbeit mit dem Konkurrenzunternehmen McDonald’s und den Enthüllungen über Burger King wies Wallraff zurück. Wallraff hatte 2010 an drei Veranstaltungen des von ihm zuvor in "Ganz Unten" kritisierten Unternehmens McDonald's mitgewirkt. Die Honorare ließ Wallraff an eine gekündigte Betriebsrätin und an seine Stiftung überweisen.[47]



Sonstiges |


Günter Wallraff war in erster Ehe mit der Erzieherin Birgit Böll, einer Nichte des Schriftstellers Heinrich Böll, verheiratet. Aus dieser Ehe stammen zwei Töchter. Es folgte eine Ehe mit der Lehrerin Dorlies Pollmann; aus dieser Beziehung ging eine Tochter hervor. Seit 1991 ist Wallraff in dritter Ehe mit der Fernsehjournalistin Barbara Munsch verheiratet, mit der er zwei Töchter hat.[48]


Wallraff ist mit dem britischen Schriftsteller Salman Rushdie befreundet. Nach der Fatwa des damaligen iranischen Staatschefs Chomeini gegen Rushdie hielt sich dieser im Jahr 1989 für einige Tage bei Wallraff versteckt.[49] 2007 führte Wallraffs Vorschlag, in den Räumen der Kölner Moschee aus Rushdies Werk Die Satanischen Verse zu lesen, und die Ablehnung dieses Vorschlags durch die DİTİB, den Betreiber der neuen Zentralmoschee in Köln, zu vorübergehenden medialen Aufgeregtheiten.[49][50][51][52]


Einige seiner Unterlagen waren im eingestürzten historischen Archiv der Stadt Köln aufbewahrt worden. Alle 240 Kisten konnten unbeschädigt geborgen werden.[53]


Für die Finanzierung von Stipendien für verdeckte Recherchen forderte Wallraff 2008 eine Stiftung, deren Ziel es ist, Projekten junger Journalisten zu helfen.[54] Die Stipendiaten sollen demnach „für ein bis drei Monate“ finanzielle Unterstützung erhalten, um „ungestört recherchieren zu können“. Wallraff erklärte, die Sozialreportage sei „weiterhin aktuell und notwendig“.



Recherchestil |




Das Wort „wallraffreportage“ in einer schwedischen Kulturzeitung 2011





„[…] man muss sich verkleiden, um die Gesellschaft zu demaskieren, muss täuschen und sich verstellen, um die Wahrheit herauszufinden.“




Günter Wallraff: Vorwort zu Ganz unten, 1985


Wallraff wurde durch seine Recherchemethoden, bei denen er sich meist mit anderer Identität in das unmittelbare Kernumfeld des Reportage-Ziels einschleuste, international bekannt. So entstanden Dokumentationen, die aufgrund von persönlichem Erleben soziale Missstände anprangerten und versuchten, neue Einblicke in die Funktionsweise der Gesellschaft zu vermitteln.


Die auf diese Weise betroffenen Personen oder Firmen kritisierten, dass Wallraff ihr Persönlichkeitsrecht oder Betriebsgeheimnisse verletzt habe, und versuchten die Veröffentlichung seiner Rechercheergebnisse oftmals juristisch zu unterbinden. Die Gerichte, die darüber zu urteilen hatten, stuften Wallraffs Vorgehen als legal ein und begründeten ihre Urteilsfindung mit der Pressefreiheit sowie dem Interesse der Allgemeinheit an Bereichen, die die öffentliche Meinungsbildung betreffen. Vor dem Kölner Landgericht einigte sich Wallraff mit einem Großbäcker auf einen Vergleich, womit er einige negative Äußerungen über diesen zurückzieht oder entschärft.[55]


Für den Recherchestil verwendet man in Schweden den Begriff „wallraffing“, abgeleitet von dem entsprechenden Verb „att wallraffa“, das sogar in die aktuelle Ausgabe der Wortliste der Schwedischen Akademie aufgenommen wurde.[56]



Engagement |



  • Günter Wallraff ist u. a. Mitglied des Bürgerkomitees alternative Ehrenbürgerschaft, das in Köln die Alternative Kölner Ehrenbürgerschaft vergibt.[57]

  • Günter Wallraff unterstützt als Botschafter die Initiative Respekt! Kein Platz für Rassismus.[58]

  • Im Mai 2012 bot er dem unter Morddrohung stehenden Künstler Shahin Najafi Schutz an[59] und nahm ihn bei sich auf.[60]

  • Oktober 2015 wurde bekannt, dass sich Wallraff 2014 als Austauschgeisel für einen früheren US-Soldaten, der von der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) in Syrien entführt und gefangengehalten wurde, angeboten hat. Die Botschaft der USA hat auch wegen des Risikos für Wallraff abgelehnt.[61]



Preise und Auszeichnungen |



  • 1968: Förderpreis des Landes Nordrhein-Westfalen für Industriereportagen

  • 1979: Gerrit-Engelke-Preis (zusammen mit Günter Herburger)

  • 1983: Monismanienpreis / Göteborgs Nation und Universität Uppsala (S)

  • 1984: Carl-von-Ossietzky-Medaille

  • 1985: Literaturpreis der Menschenrechte (Frankreich) zusammen mit James Baldwin

  • 1986: Courage Orden des HCV Bürstadt[62]

  • 1987: British Academy of Film and Television Arts

  • 1987: Französischer Medienpreis Prix Jean d’Arcy für den Film Ganz unten

  • 2010: Martinipreis der SPD Südpfalz

  • 2010: Gerty-Spies-Literaturpreis

  • 2010: Siebenpfeiffer-Preis der Siebenpfeiffer-Stiftung

  • 2011: Gold World Medal beim New York Festival in der Kategorie Investigativer Report für den Film Schwarz auf Weiß

  • 2011: Anti-Mobbing-Award[63]

  • 2013: August-Bebel-Preis der (von Günter Grass gegründeten) August-Bebel-Stiftung, für sein Lebenswerk, Verleihung am 22. Februar 2013

  • 2014: Deutscher Fernsehpreis für seine Undercover-Reportage "Team Wallraff", Verleihung am 3. Oktober 2014

  • 2016: Ehrenpreis des Deutschen Fernsehpreises, Verleihung am 13. Januar 2016



Günter-Wallraff-Preis für Journalismuskritik |


Seit 2015 verleiht die Initiative Nachrichtenaufklärung e. V. (INA) im Rahmen des jährlichen Kölner Forums für Journalismuskritik beim Deutschlandfunk den mit 5.000 bis 7.500 Euro dotierten Günter-Wallraff-Preis für Journalismuskritik. Die INA hat sich zum Ziel gesetzt, Personen oder Institutionen auszuzeichnen, die sich „auf originelle und ausgewogene Weise kritisch mit dem Journalismus auseinandersetzen“.[64] Die bisherige Preisträger sind:



  • 2015: Sebastian Pertsch und Udo Stiehl, deren Floskelwolke „in innovativer Weise auf Unzulänglichkeiten, Fehler und Manipulationen in der Nachrichtensprache aufmerksam“ macht.[65]

  • 2016: Türkische Journalistengruppe Haber Nöbeti, die „in Zeiten gravierender Einschränkungen der Pressefreiheit in der Türkei die Defizite der medialen Berichterstattung gerade aus der Krisenregion Osttürkei korrigieren will“.[66]

  • 2017: Zu gleichen Teilen Ahmet Şık für seinen „mutigen und investigativen Journalismus“ und das türkisch-deutsche Webprojekt taz.gazete der taz.die tageszeitung und der Panter Stiftung. Mit einem undotierten Preis ist Stefan Schulz für sein journalismuskritisches Buch „Redaktionsschluss“[67] gewürdigt worden.[68][69]

  • 2018: netzpolitik.org[70]



Bibliografie |



Werke |




  • Wir brauchen dich. Als Arbeiter in deutschen Industriebetrieben. (1966)


  • Vorläufiger Lebenslauf nach Akten und Selbstaussagen des Stefan B. (1968)


  • Meskalin – Ein Selbstversuch. Mit Original-Offsetlithographien von Jens Jensen. (1968)


  • Nachspiele. Szenische Dokumentation. (1968) ISBN 3-923306-02-4.


  • 13 unerwünschte Reportagen. (1969) ISBN 3-462-03174-0.


  • Hängt den D. auf! Ein nicht gesendetes Fernsehspiel. In: Blätter für deutsche und internationale Politik, Heft 10, S. 1110–1120 (1969)


  • Industriereportagen. Als Arbeiter in deutschen Großbetrieben. (1970) ISBN 3-462-02143-5.


  • Von einem, der auszog und das Fürchten lernte. Bericht, Umfrage, Aktion. Aus der unterschlagenen Wirklichkeit. (1970) ISBN 3-921040-01-9.


  • Neue Reportagen, Untersuchungen und Lehrbeispiele. (1972) ISBN 3-462-00856-0.


  • Was wollt ihr denn, ihr lebt ja noch. Chronik einer Industrieansiedlung. Zusammen mit Jens Hagen. (1974) ISBN 3-453-43066-2.


  • Ihr da oben, wir da unten. Zusammen mit Bernt Engelmann (1975) ISBN 3-462-02376-4.


  • Wie hätten wir’s denn gerne? Unternehmenstrategen proben den Klassenkampf. Zusammen mit Bernd Kuhlmann. (1975) ISBN 3-87294-325-1.


  • Unser Faschismus nebenan. Griechenland gestern – ein Lehrstück für morgen. Zusammen mit Eckart Spoo. (1975) ISBN 3-462-01035-2.


  • Die Reportagen. (1976) ISBN 3-462-01128-6.


  • Aufdeckung einer Verschwörung. Die Spinola-Aktion. Zusammen mit Hella Schlumberger. (1976) ISBN 3-462-01180-4.


  • Berichte zur Gesinnungslage der Nation/Berichte zur Gesinnungslage des Staatsschutzes. Zusammen mit Heinrich Böll. (1977) ISBN 3-499-17134-1.


  • Der Aufmacher – Der Mann, der bei „Bild“ Hans Esser war. Kiepenheuer & Witsch, Köln 1977, ISBN 3-462-02663-1. (Platz 1 der Spiegel-Bestsellerliste vom 24. Oktober 1977 bis zum 5. Februar 1978)


  • Zeugen der Anklage. Die „BILD“-beschreibung wird fortgesetzt. (1979) ISBN 3-462-01540-0.


  • Das „Bild“-Handbuch. Das Bild-Handbuch bis zum Bildausfall. (1982)


  • Die unheimliche Republik. Politische Verfolgung in der Bundesrepublik. Zusammen mit Heinrich Hannover. (1982)


  • Nicaragua von innen. (1983) ISBN 3-922144-34-9.


  • Mein Lesebuch. (1984) ISBN 3-596-25794-8.


  • Bericht vom Mittelpunkt der Welt. Die Reportagen. (1984) ISBN 3-462-01645-8.


  • Befehlsverweigerung. Die Bundeswehr- und Betriebsreportagen (1984) ISBN 3-462-01644-X.


  • Bild-Störung. Ein Handbuch. (1985) ISBN 3-462-01676-8.


  • Enthüllungen. Recherchen, Reportagen und Reden vor Gericht. Mit einem Nachwort von Oskar Negt. (1985) ISBN 3-88243-219-5.


  • Ganz unten. Beschreibung des Schicksals von illegal eingeschleusten Arbeitern. (1985) ISBN 3-462-01924-4. (Platz 1 der Spiegel-Bestsellerliste vom 11. November 1985 bis zum 14. April 1986)


  • Günter Wallraffs BILDerbuch. Nachwort von Heinrich Böll. (1985)


  • Predigt von unten. (1986) ISBN 3-88243-063-X.


  • Reportagen 1963–1974. Mit Materialien und einem Nachwort des Autors. (1987) ISBN 3-462-01796-9.


  • Vom Ende der Eiszeit und wie man Feuer macht. Aufsätze, Kritiken, Reden. Mit einem Vorwort von Prof. Dr. Hans Mayer. (1987) ISBN 3-462-01845-0.


  • Akteneinsicht. (1987)


  • Und macht euch die Erde untertan. Eine Widerrede. (1987) ISBN 3-88243-084-2.


  • Ganz unten. Mit einer Dokumentation der Folgen. (1988) ISBN 3-462-02193-1.


  • Wallraff war da. Ein Lesebuch von Günter Wallraff. (1989) ISBN 3-88243-116-4.


  • Mein Tagebuch aus der Bundeswehr. Mit einem Beitrag von Flottillenadmiral Elmar Schmähling und einem Dialog zwischen Günter Wallraff und Jürgen Fuchs. (1992) ISBN 3-462-02206-7.


  • Ich – der Andere. Reportagen aus vier Jahrzehnten. (2002) ISBN 3-462-03167-8.


  • Aus der schönen neuen Welt. Expeditionen ins Landesinnere. (2009) ISBN 978-3-462-04049-4.


  • Günter Wallraff Undercover. Reportagen aus der schönen neuen Welt: „Wo Arbeit wehtut“, „Bei Anruf Abzocke“, „Unter Null“. Regie: Pagonis Pagonakis. Absolut Medien, Berlin 2010, ISBN 978-3-89848-523-4 (DVD, 3 Teile, 117 Minuten).


  • Die Lastenträger. Arbeit im freien Fall – flexibel schuften ohne Perspektive. Kiepenheuer und Witsch, Köln (2014) ISBN 978-3-462-04625-0 (herausgegeben von Günter Wallraff)



Herausgeberschaft |



  • Heinz G. Schmidt: Der neue Sklavenmarkt. 1985.

  • S. G. Turan: Freiwild. 1992.

  • A. Lessing: Mein Leben im Versteck. 1994.

  • S. Cürükkaya: PKK – Die Diktatur des Abdullah Öcalan. 1997.

  • D. Kaya: Meine einzige Schuld ist, als Kurdin geboren zu sein. 1998.



Artikel |




  • Undercover. In: Die Zeit. Nr. 22, 2007.


  • Unser täglich Brötchen. In: Die Zeit. Nr. 19, 2008.


  • Unter null. In: Die Zeit. Nr. 11, 2009.


  • In fremder Haut. In: Zeitmagazin. Nr. 43, 2009.


  • Armee der Unsichtbaren. In: Zeitmagazin. Nr. 23, 2012. Undercover als Paketfahrer beim Paketdienst GLS.



Sekundärliteratur |



  • Reinhard Dithmar: Günter Wallraffs Industriereportagen. Kronberg 1973.


  • Christian Linder (Hrsg.): In Sachen Wallraff. Berichte, Analysen und Dokumente. Kiepenheuer & Witsch, Köln 1975.


  • Neuausgabe: In Sachen Wallraff. Von den „Industriereportagen“ bis „Ganz unten“. Berichte, Analysen, Meinungen und Dokumente. Kiepenheuer & Witsch, Köln 1986.

  • Frank Berger: Thyssen gegen Wallraff. Chronik einer politischen Affäre. Steidle Verlag, Göttingen 1988.

  • Wilfried Kriese: In meinen Augen Günter Wallraff. Mauer Verlag, Rottenburg am Neckar 2004.

  • Ina Braun: Günter Wallraff interkulturell gelesen. Traugott Bautz, Neuhausen 2006, ISBN 3-88309-207-X (Interkulturelle Bibliothek)


  • Jürgen Gottschlich: Der Mann, der Günter Wallraff ist. Kiepenheuer & Witsch, Köln 2007, ISBN 978-3-462-03926-9.


  • Wolfgang Bittner, Mark vom Hofe: Ein Leben mit vielen Gesichtern. Günter Wallraff. In: Ich mische mich ein. Markante Lebensläufe. Horlemann, Bad Honnef 2006, ISBN 3-89502-222-5.



Filme |



  • Roland Gall, Günter Wallraff: Ermittlungen gegen Unbekannt. Fritz Wagner Filmproduktion, 1973/1974


  • Steckbrief eines Unerwünschten 1975, 105 Min, Interview von Günter Wallraff durch das DDR-Fernsehen mit drei exemplarischen Fällen als nachgestellte Spielszenen durch die DEFA („Fürst Mönch Emmeram und sein Knecht“, „Melitta-Report“, „Mahlzeit, Herr Direktor“ (Gerling)).[71][72]


  • Informationen aus dem Hinterland. 1977, 78 Min (Dokumentation zu den Recherchen bei Bild-Hannover)


  • Knoblauch, Kölsch und Edelweiß. 1981, (Dokumentation zu Wallraffs Wohnviertel Köln-Ehrenfeld)


  • Die nackten Füße Nicaraguas. 1983, 100 Min (Dokumentarfilm, Drehbuch)


  • Jörg Gfrörer, Günter Wallraff: Ganz unten. KAOS Film- und Videoteam GmbH (Köln)/Pirat-Film (Köln)/Radio Bremen (RB), 1985, (Wallraffs Erfahrungen als türkischer Gastarbeiter Ali bei Thyssen)

  • Alias Günter Wallraff. Ein Dokumentarfilm von Roland Steiner. 1988

  • Das gesellschaftliche "Phänomen" Günter Wallraff. Versuch einer filmischen Befragung.

  • Günter Wallraff: Schwarz auf Weiß. Captator Film GmbH, Kinostart: 22. Oktober 2009 (Wallraff als Flüchtling aus Somalia)


  • Team Wallraff deckt auf.[73] Fernsehreihe seit dem 28. April 2014, RTL



Schauspiel |



  • Wir sind Günter Wallraff! von Alexander Eisenach und Johannes Kirsten, inszeniert im Frühjahr 2015 für das Staatsschauspiel Hannover [74]


Interviews |




  • G. Wallraff, „13 unerwünschte Reportagen“, Radiointerview, Saarländischer Rundfunk, 1970, 55min, MP3Vorlage:Toter Link/!...nourl (Seite nicht mehr abrufbar)


  • Engelmann/Wallraff, „Ihr da oben – wir da unten“, Radiointerview, Saarländischer Rundfunk, 1974, 55min, MP3Vorlage:Toter Link/!...nourl (Seite nicht mehr abrufbar)


  • G. Wallraff, „Der Mann, der bei Bild…“, Radiointerview, Saarländischer Rundfunk, 1977, 55min, MP3Vorlage:Toter Link/!...nourl (Seite nicht mehr abrufbar)

  • G. Wallraff, „Ich, der andere“, Radiointerview, Saarländischer Rundfunk, 2002, 55min, MP3


  • "Die besten Träume sind die, in denen ich fliege", Süddeutsche Zeitung Magazin, 30. Oktober 2015, S. 14–23.


  • Barbara Stühlmeyer: Wegschauen geht nicht. Ein Interview mit Günter Wallraff zum 75. Geburtstag. In: Die Tagespost, 30. September 2017, S. 10.



TV-Talkshows (Beispiel) |


  • Günther Jauch: "Amazon ist Asozialität|asozial" am 8. Dezember 2013, mit Laura Karasek, Günter Wallraff und Ranga Yogeshwar


Weblinks |



 Commons: Günter Wallraff – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien


 Wikiquote: Günter Wallraff – Zitate


  • Webpräsenz von Günter Wallraff


  • Literatur von und über Günter Wallraff im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek


  • Werke von und über Günter Wallraff in der Deutschen Digitalen Bibliothek


  • Günter Wallraff in der Internet Movie Database (englisch)

  • Eintrag bei „Who’s who“


  • „Ich hoffe, dass in den Verlusten auch ein Zeichen von Abwendung steckt“, Interview über die „Bild“, 2011


  • Ausbeutung, bis der Kapitalismus kollabiert, Interview über Leiharbeit bei Amazon u. v. a. m, 2013

  • Gudrun Sachse: Der getürkte Türke (Memento vom 30. September 2007 im Internet Archive), Interview im NZZ Folio, 8/2006



Einzelnachweise |




  1. "Die besten Träume sind die, in denen ich fliege", Süddeutsche Zeitung Magazin, 30. Oktober 2015, S. 16–17.


  2. Günter Wallraff: Als Pazifist bei der Bundeswehr ZEIT online


  3. Wallraff für Wiedereinführung der Wehrpflicht. Der Enthüllungsjournalist sieht in der Wehrpflicht Vorteile für eine Demokratie. Deutschlandfunk Kultur, 25. Juni 2018, abgerufen am 1. August 2018. 


  4. Ina Braun: Günter Wallraff: Leben, Werk, Wirken, Methode. Würzburg 2007, ISBN 978-3-8260-3542-5, S. 26.


  5. Jo, Jo, Jo. In: Der Spiegel. Nr. 51, 1969, S. 86 (online – 15. Dezember 1969).  Zitat: „Das Gericht sprach Wallraff denn auch auf Kosten der Staatskasse frei, weil er mit seiner Berufung auf ein Informations- oder Notwehrrecht einem ‚Tatbestandsirrtum‘ unterlegen sei, der den strafbaren Vorsatz ausschließe. Der ungenierten journalistischen Ausbeutung einer abgestandenen Blockwarts- und Untertanen-Mentalität mittels vorgetäuschter Titel nach der Art Wallraffs schob das Gericht allerdings einen Riegel vor. Es wollte ‚mit diesem Urteil nicht zum Ausdruck bringen, daß sich in Zukunft jeder als Ministerialrat‘ ausgeben dürfe.“


  6. Otto Köhler: Der „Fall Wallraff“ – Vom Regen in die Jauche. In: der Freitag, 12. September 2003.


  7. Peter Kleinert: Zensierte Filme ins WDR-Programm. Neue Rheinische Zeitung, Online-Flyer Nr. 24 vom 27. Dezember 2005


  8. Recht: Das Anstößige. In: Der Spiegel. Nr. 5, 1981, S. 48–50 (online – 26. Januar 1981). 


  9. Grundsatzurteil vom 25. Januar 1984


  10. ab Hermann L. Gremliza: Preisrede Karl Kraus-Preis 1987 Konkret 11/1987, S. 41.


  11. ab Jan Süselbeck: Ali im Rosenholz. jungle world, Nr. 38 vom 10. September 2003


  12. ab Herman L. Gremliza: von KonkretVorlage:Toter Link/!...nourl (Seite nicht mehr abrufbar), Konkret 11/2007


  13. Hermann L. Gremliza: „…der das Buch über Wallraffs Erlebnisse in der Bild-Redaktion von der ersten Zeile des Vorworts bis zur letzten Zeile des Nachworts geschrieben hat, das war ich…“ in Konkret 1/2012, S. 66.


  14. H[eribert] S[eifert]: Moralische Schriftstellerei. In: Neue Zürcher Zeitung, 19. Oktober 2007


  15. Jürgen Gottschlich: Der Mann, der Günter Wallraff ist (2007), ISBN 3-462-03926-1.


  16. „Der Mann, der vielleicht kein Einzeltäter war“, Hans Leyendecker, Süddeutsche Zeitung. 17. August 2012.


  17. sueddeutsche.de


  18. kiwi-verlag.de


  19. "Die besten Träume sind die, in denen ich fliege", Süddeutsche Zeitung Magazin, 30. Oktober 2015, S. 18.


  20. IM „Wagner“: Behörde bestätigt Wallraffs Stasi-TätigkeitVorlage:Toter Link/!...nourl (Seite nicht mehr abrufbar). In: stern.de. 4. September 2003


  21. Vgl. Jürgen Schreiber: Die Stasi lebt. Berichte aus einem unterwanderten Land. München 2009, S. 174.


  22. ab Evelyn Finger & Annabel Wahba: Günter Wallraff: „Das waren freundliche Herren“. In: Die Zeit. Nr. 18, 26. April 2012


  23. ab Stephanie Kirchner: Stasi-Vorwürfe: Günter Wallraff: Konspiratives Treffen mit Stasi-Mitarbeiter? In: Der Tagesspiegel. 9. September 2010


  24. Undercover, Die Zeit, 24. Mai 2007


  25. ZDF-Dokumentation: „Bei Anruf Abzocke“ vom 11. Dezember 2007


  26. ab Unser täglich Brötchen, Die Zeit, 1. Mai 2008


  27. Stellungnahme von Lidl (Memento vom 6. Mai 2008 im Internet Archive)Vorlage:Toter Link/!...nourl (Seite nicht mehr abrufbar) zur Reportage Unser täglich Brötchen von Günter Wallraff


  28. Netzeitung: Billig-Backfabrik zeigt Kritiker Wallraff an (Memento vom 9. Mai 2008 im Internet Archive)Vorlage:Toter Link/!...nourl (Seite nicht mehr abrufbar)


  29. Wo Arbeit weh tut: Die Enthüllungen des Günter Wallraff – WDR, Zur Sendung Menschen und Schlagzeilen vom 14. Mai 2008, NDR


  30. Bäckerei schließt nach Wallraff-Bericht: 23 Arbeitslose. Merkur-online.de, 30. September 2010, abgerufen am 3. November 2011. 


  31. Bäcker undercover. Der Tagesspiegel, 4. Oktober 2011, abgerufen am 3. November 2011. 


  32. DIE ZEIT: Unter null. Wie leben Obdachlose in Deutschland?, 5. März 2009


  33. Hannoversche Allgemeine Zeitung vom 10. November 2011


  34. ZEIT ONLINE: Interview mit Wallraff zu seiner Recherche im Obdachlosenmilieu, 4. März 2009


  35. Zusammenfassung der Reaktionen auf die Recherche in Obdachlosenheimen, 7. März 2009


  36. HR: Reaktionen auf die Recherche in Obdachlosenheimen in Frankfurt (Memento vom 9. März 2009 im Internet Archive)Vorlage:Toter Link/!...nourl (Seite nicht mehr abrufbar), 4. März 2009


  37. NDR: Reaktionen auf die Recherche in Obdachlosenheimen in Frankfurt (Memento vom 9. März 2009 im Internet Archive)Vorlage:Toter Link/!...nourl (Seite nicht mehr abrufbar), 5. März 2009


  38. Die Zeit: Datenschutz: In Mehdorns Diensten (Memento vom 2. Juni 2012 im Internet Archive)Vorlage:Toter Link/!...nourl (Seite nicht mehr abrufbar), 23. April 2009. Abgerufen am 2. August 2009.


  39. Wallraff erhebt schwere Vorwürfe gegen Paketdienst GLS. In: Spiegel Online. 30. Mai 2012.


  40. Armee der Unsichtbaren. In: Zeit Online. 31. Mai 2012


  41. "Ein angemalter Weißer ist kein Schwarzer". Interview zum Film "Schwarz auf Weiß". In: tagesschau.de. Archiviert vom Original am 2. März 2013; abgerufen am 2. November 2013. 


  42. Andrian Kreye: Günter Wallraff: Schwarz auf Weiß - Ein Mann will gehasst werden, Süddeutsche Zeitung vom 29. Oktober 2009


  43. ARTE-Diskussionsrunde vom 25. Januar 2011 (21:35 Uhr bis 22:05 Uhr) mit Günter Wallraff und Lilian Thuram unter der Gesprächsleitung von Thomas Kausch.


  44. ksta.de


  45. taz.de


  46. Spiegel-online: "Nach Wallraff-Bericht: Burger King beklagt Umsatzeinbußen", spiegel.de; hier online, zuletzt eingesehen am 12. Mai 2014


  47. faz.net


  48. Jürgen Gottschlich: Der Mann, der Günter Wallraff ist: Die Biographie. Kiepenheuer & Witsch, 2009, ISBN 978-3-462-30099-4 (Google Books Seite 80). 


  49. ab Der Spiegel: Günter Wallraff will in Moschee aus Satanischen Versen lesen, 10. Juli 2007.


  50. Streit um Moscheen-Lesung: Wallraff beschimpft Islamfunktionär, 25. September 2007.


  51. Süddeutsche Zeitung: Wallraff und die Satanischen Verse – Jämmerlich durchgefallen, 25. September 2007.


  52. Die Zeit: Weiter Streit um Wallraffs Rushdie-Lesung, 25. September 2007.


  53. "Markenzeichen undercover". Interview mit der Märkischen Allgemeinen vom 24. Oktober 2009


  54. Verdeckte Recherchen: Günter Wallraff fordert eine Stiftung, Neue Zürcher Zeitung, 20. Juni 2008


  55. Wallraff schließt Vergleich mit Großbäcker Süddeutsche.de, 6. Januar 2012.


  56. Dennis Kittler: Sprachliches Denkmal für Günter Wallraff (Memento vom 13. August 2006 im Internet Archive)Vorlage:Toter Link/!...nourl (Seite nicht mehr abrufbar) Leo, 16. Mai 2006.


  57. Hedwig Neven DuMont wird alternative Ehrenbürgerin. express.de, 19. Juli 2011.


  58. Botschafter – Kultur und TV. Gemeinnützige Respekt! Kein Platz für Rassismus GmbH, archiviert vom Original am 4. März 2016; abgerufen am 14. Februar 2015. 


  59. spiegel.de


  60. zeit.de


  61. orf.at Enthüller Wallraff bot sich als Geisel für IS an, orf.at 30. Oktober 2015, abgerufen 30. Oktober 2015.


  62. hcv-buerstadt.de


  63. Anti-Mobbing-Award


  64. derblindefleck.de


  65. deutschlandfunk.de


  66. Günter-Wallraff-Preis. Abgerufen am 3. Juni 2017. 


  67. Stefan Schulz: Redaktionsschluss Die Zeit nach der Zeitung. Carl Hanser Verlag, München 2016, ISBN 978-3-446-25214-1. 


  68. Journalismuskritik – Wallraff-Preis für Ahmet Şık und taz.gazete. Deutschlandfunk, abgerufen am 3. Juni 2017. 


  69. INA verleiht Günter-Wallraff-Preis 2017. derblindefleck.de, 6. Juni 2017, abgerufen am 6. Juni 2017. 


  70. Blog "netzpolitik.org" erhält Günter-Wallraff-Preis, deutschlandfunkkultur.de, erschienen und abgerufen am 23. Juni 2018


  71. Steckbrief eines Unerwünschten Filmlexikon von Zweitausendeins


  72. Steckbrief eines Unerwünschten (Memento vom 27. November 2011 im Internet Archive) WDR


  73. rtl.de


  74. staatstheater-hannover.de




























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