Tirano
Tirano | ||
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Staat | Italien | |
Region | Lombardei | |
Provinz | Sondrio (SO) | |
Lokale Bezeichnung | Tiràn / Tiraun (roh) | |
Koordinaten | 46° 13′ N, 10° 10′ O46.21638888888910.168888888889441 | |
Höhe | 441 m s.l.m. | |
Fläche | 32 km² | |
Einwohner | 9.078 (31. Dez. 2016)[1] | |
Bevölkerungsdichte | 284 Einw./km² | |
Stadtviertel | Baruffini, Cologna, Madonna di Tirano, Roncaiola | |
Angrenzende Gemeinden | Brusio (CH-GR), Corteno Golgi (BS), Sernio, Vervio, Villa di Tirano | |
Postleitzahl | 23037 | |
Vorwahl | 0342 | |
ISTAT-Nummer | 014066 | |
Volksbezeichnung | Tiranesi | |
Schutzpatron | San Martino (11. November) | |
Website | Tirano |
Tirano (dt. veraltet Thiran, auch: Tiran, Tyran, Tiranum, Tyranum oder Tyrano[2]rätoromanisch ) ist eine Stadt und gleichzeitig der Hauptort der gleichnamigen Gemeinde in der italienischen Provinz Sondrio, Region Lombardei mit 9078 Einwohnern (Stand 31. Dezember 2016).
Inhaltsverzeichnis
1 Geographie
2 Geschichte
2.1 Frühzeit und Mittelalter
2.2 Reformation und Gegenreformation
2.3 Neuzeit
3 Verkehr
4 Sehenswürdigkeiten, Kultur und Spezialitäten
4.1 Altstadt
4.2 Madonna di Tirano
4.3 Kultur
4.4 Kulinarische Spezialitäten
5 Persönlichkeiten
6 Literatur
7 Weblinks
8 Einzelnachweise
Geographie |
Sie liegt im oberen Veltlin am Eingang des Puschlavs, nahe der Schweizer Grenze. Dominierten früher die Landwirtschaft – vor allem Obst- und Weinbau – und das lokale Kleingewerbe, so siedelten sich in den letzten Jahrzehnten einige kleinere Industriebetriebe an, die es aber schwer haben, sich gegen die Konkurrenz des regionalen Oberzentrums Mailand zu behaupten. Deshalb arbeiten viele Tiranesi als Tages- oder Wochenpendler in und um Mailand oder in den Fremdenverkehrsorten des Oberengadins.
Die Nachbargfemeinden sind Brusio (CH-GR), Corteno Golgi (BS), Sernio, Vervio und Villa di Tirano.
Geschichte |
Frühzeit und Mittelalter |
Die Siedlung entwickelte sich am linken Ufer des Flusses Adda unterhalb der im Jahr 1073 erwähnten Burg Dosso. Im 12. Jahrhundert war sie zuerst eine freie Gemeinde, dann unterstand sie den Capitanei von Stazzona, die die Burg Piattamala am Eingang zum Puschlav errichten ließen. 1335 war der Übergang Tiranos von Como an Mailand unter der Herrschaft der Visconti, und die Stadt wurde Gerichtsort des oberen Terziers des Veltlins.
Im Jahr 1487 wurde Tirano durch die Bündner eingenommen und teilweise zerstört, worauf Herzog Ludovico il Moro den massiven Ausbau der Stadtbefestigung veranlasste. Eine Ringmauer nach Plänen von Giovanni Francesco Sanseverino und die neue Burg St. Maria wurden errichtet. Dennoch wurde die Stadt 1512 von den Bündnern erneut erobert, die Befestigungen größtenteils zerstört und dauerhaft als Untertanengebiet in Besitz genommen. Nur noch Reste der Stadttore Porta Poschiavina, Bormina und Milanese sind heute vorhanden. Die Bündner setzten in Tirano einen Podestaten ein und eröffneten einen Vieh- und Warenmarkt.
Reformation und Gegenreformation |
Im 16. Jahrhundert entwickelte sich Tirano zu einem Zentrum des Warenumschlags und des Ideenaustauschs; es bildete somit einen Knotenpunkt im Handelsverkehr zwischen Bünden und Venedig sowie Bormio und Mailand. Die Stadt war die größte des Veltlins und hatte 1589 ungefähr 5'000 Einwohner. Es entstand spätestens um 1560 auch eine evangelische Kirchgemeinde, die durch italienische Glaubensflüchtlinge wie Giulio da Milano gegründet und geleitet und von den Bündnern unterstützt wurde. Die Evangelischen feierten ihre Gottesdienste mit eigenem Pfarrer in der Kirche St. Maria. 1597 fand eine öffentliche theologische Disputation zwischen Vertretern beider Konfessionen statt.
Im Rachezug des Veltliner Mords (ital. Sacro macello) unter Führung von Giacomo Robustelli wurde die Stadt besetzt, und 60 Protestanten wurden am 19. Juli 1620 ermordet. Zu Beginn der folgenden Bündner Wirren wurde ein Rückeroberungsversuch der Bündner mit ihren Verbündeten durch die Spanier in der Schlacht bei Tirano am 11. September 1620 gestoppt. 1635–1636 machte Henri II. de Rohan, der Herzog von Rohan, die Stadt bei seinem Alpenfeldzug zu seinem Hauptquartier. Nach Ende der Auseinandersetzungen 1639 gelangte Tirano mit dem Veltlin wieder an die Drei Bünde und konnte von der günstigen Verkehrslage und der nahen Grenze zur Republik Venedig profitieren.
Neuzeit |
1797 schloss sich das Veltlin der Cisalpinischen Republik an. Ab 1800 kauften Bündner Weinhandelsfirmen in Tirano und Umgebung Rebgrundstücke. 1908 bis 1910 erhielt die soeben erbaute Berninalinie der Rhätischen Bahn Anschluss ans italienische Netz.[3]
Verkehr |
Durch Tirano verläuft die Staatsstraße 38, die das Veltlin auf seiner ganzen Länge vom Comer See bis zum Stilfserjoch erschließt. Eine Abzweigung führt über die Schweizer Grenze nach Poschiavo und weiter über den Berninapass ins Engadin.
Tirano hat zwei Bahnhöfe: Die stazione FS der italienischen Staatsbahn FS bzw. ihrer Tochtergesellschaft Trenord, und direkt benachbart die stazione FR, den Bahnhof der schweizerischen Rhätischen Bahn.
Seit 1908 verkehrt die von der Rhätischen Bahn betriebene Berninabahn. Mit dem Bernina-Express werden Direktverbindungen von Chur und St. Moritz nach Tirano angeboten. Daneben gibt es stündlich verkehrende Regionalzüge. Der Bahnhof weist auch einen beträchtlichen Güterverkehr auf, vor allem mit Stammholz, das aus der Schweiz eingeführt und in Veltliner Sägewerken verarbeitet wird.
In den Sommermonaten verkehren jeweils einmal täglich zwei Postauto-Linien nach Lugano (durch das Veltin und entlang des Comersees, Bernina-Express) sowie via Bormio und den Umbrailpass mit einem Abstecher zum Stilfser Joch nach Müstair (Stelvio-Linie).
Den ersten Bahnanschluss erhielt die Stadt am 29. Juni 1902. Die Strecke Sondrio - Tirano gehörte ursprünglich der privaten Ferrovia Alta Valtellina und wurde 1970 von der italienischen Staatsbahn übernommen. Die Stadt ist mit dem Schweizer GA erreichbar.
Sehenswürdigkeiten, Kultur und Spezialitäten |
Altstadt |
- Stadtbefestigung (14. und Ende 15. Jahrhundert) mit den drei Stadttoren Porta Poschiavina, Porta Bormina und Porta Milanese und den Resten der Burg Sta. Maria (siehe: Stadtbefestigung von Tirano).
- Stadtkirche San Martino und in der Via Parravichini die kleine Chiesa Mariano Spasmo.
- Palazzi, die während der Bündner Herrschaft von reichen Familien erbaut wurden
Palazzo Salis, heute Museo Palazzo Salis.Tirano
Palazzo Pretorio, ehemals Sitz des Podestà
Palazzo Marinoni, heute Rathaus mit der angebauten Kirche Sant’Agostino
- Palazzo Torelli
Palazzo Pievani und Palazzo Trombini, in der Vorstadt jenseits der Adda
(siehe auch: Palazzi in Tirano)
- oberhalb der Stadt die Ruine der Burg Dosso genannt Castellaccio, ehemaliger Wohnsitz der Adelsfamilie Omodei.
Madonna di Tirano |
Am Ort einer Marienerscheinung, etwa einen Kilometer vor den Toren der Stadt, entstand ab 1505 die monumentale Wallfahrtskirche, die Basilika Madonna di Tirano, um die sich in der Folge ein zweiter Siedlungskern entwickelte[4].
- Kirche mit dominantem Turm (1578) und Kuppelaufsatz, bedeutende frühbarocke Ausmalung und Ausstattung
- Kirchplatz mit Palazzo S. Michele, ehemals Kloster
- oberhalb liegt das Kirchlein Sta. Perpetua inmitten der Weinberge und rund 550 m Luftlinie entfernt in Richtung Schweizer Grenze die Kirche San Rocco.
Kultur |
Museo Etnografico Tiranese (MET), am Platz der Wallfahrtskirche Madonna di Tirano gelegen.- La libreria Il Mosaico[5]
Kulinarische Spezialitäten |
Bekannt sind Tirano und seine Umgebung für ihre kulinarischen (Veltliner) Spezialitäten: Wein, Trockenfleisch (bresaola), Käse, Roggenbrot, Pizzoccheri und andere Teigwaren.
Persönlichkeiten |
Söhne und Töchter der Stadt:
Giulio da Milano (1504–1581), evangelischer Pfarrer und Reformator Tiranos 1560–1581
Carlo Braga (1889–1971), Ordenspriester und römisch-katholischer Missionar
Omobono Tenni (1905–1948), Motorradrennfahrer
Gian Luigi Rondi (1921–2016), Filmkritiker
Alberto Quadrio-Curzio (* 1937), Politikwissenschaftler- Valerio Righini (* 5. August 1950 in Tirano) (Bürgerort Bedigliora), Maler, Bildhauer, Grafiker[6]
Marianna Longa (* 1979), Skilangläuferin
Nicola Rodigari (* 1981), Shorttracker
Yuri Confortola (* 1986), Shorttracker
Literatur |
- Martin Bundi: Tirano. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 2012.
- Anna Ferrari-Bravo, Paola Colombini: Guida d’Italia. Lombardia (esclusa Milano). Milano 1987, S. 390.
- Lombardia - Touring club italiano, Touring Editore (1999), ISBN 88-365-1325-5, Tirano Online
Tirano auf tuttitalia.it/lombardia
Weblinks |
Commons: Tirano – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
- Offizielle Website der Stadt (italienisch)
- Comunità Montana Valtellina di Tirano (italienisch)
- Historische Aufnahmen der Station Tirano
- Palazzo Salis
- Museo Etnografico Tiranese
Tirano auf der Plattform ETHorama
Einzelnachweise |
↑ Statistiche demografiche ISTAT. Monatliche Bevölkerungsstatistiken des Istituto Nazionale di Statistica, Stand 31. Dezember 2016.
↑ Johann Samuel Heinfius: Historisch-Politisch-Geographischer Atlas der gantzen Welt, Ausgabe Leipzig 1749, S. 1370. google books.
↑ Martin Bundi: Tirano. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 2012.
↑ Santuario della Madonna di Tirano auf ethorama.library.ethz.ch/de/node
↑ Alberto Gobetti, La libreria Il Mosaico di Tirano. (italienisch) auf e-periodica.ch/digbib (abgerufen am 15. Januar 2017)
↑ Valerio Righini. In: Sikart, abgerufen 11. Januar 2016.
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