Woiwodschaft
Eine Woiwodschaft oder Wojewodschaft ist ein polnischer Verwaltungsbezirk als oberste Stufe der territorialen Gliederung (ISO 3166-2-Ebene, siehe ISO 3166-2:PL) und liegt in der Statistikebene NUTS-2. Nächstkleinere Selbstverwaltungseinheit ist der Powiat (Landkreis). Aktuell gibt es in Polen 16 Woiwodschaften.
Der Begriff Woiwodschaft, polnisch Województwo ist abgeleitet von Woiwode (deutsch: Heerführer, Herzog). Dieser Titel steht in der polnischen Geschichte in Kontrast zum Titel Książę, der etymologisch vom germanischen Wort König abgeleitet ist, aber ebenfalls zumeist mit Herzog übersetzt wird. Historisch ersetzten die Województwa als Verwaltungseinheiten eines geordneten Staatswesens zunehmend die stammesgeschichtlich und dynastisch entstandenen Księstwa (Fürsten- oder Herzogtümer).
Inhaltsverzeichnis
1 Woiwodschaften im 14. bis 18. Jahrhundert
2 Woiwodschaften in der Zweiten Republik
3 Woiwodschaften seit dem Zweiten Weltkrieg
4 Organe
5 Liste der Woiwodschaften
5.1 Woiwodschaften seit 1999
5.2 Woiwodschaften 1975–1998
5.3 Woiwodschaften 1945–1975
5.4 Woiwodschaften 1921–1939
5.5 Woiwodschaften 1816–1837 (Kongresspolen)
5.6 Woiwodschaften 1569–1795 (Polen-Litauen)
6 Siehe auch
7 Einzelnachweise
Woiwodschaften im 14. bis 18. Jahrhundert |
Schon bald nach der Überwindung des Polnischen Partikularismus wurde das Königreich Polen 1308–1339 in Woiwodschaften eingeteilt. Deren Hauptstädte lagen oft nicht in der Mitte, sondern recht nahe bei dem der Königsstadt Krakau zugewandten Ende:
In Großpolen:
- Poznań (Posen)
Kalisz (die Woiwodschaft erstreckte sich nordwärts bis über die Netze)- Sieradz
- Łęczyca
- Brześć Kujawski
- Gniewkowo
In Kleinpolen
- Kraków (Krakau)
- Sandomierz
Zu der Zeit war Masowien nur durch die Zugehörigkeit zum Erzbistum Gnesen mit Polen verbunden.
Mit seiner Integration in das polnische Staatswesen wurde es später ebenso in Woiwodschaften eingeteilt wie das Großfürstentum Litauen und das Königliche Preußen.
Woiwodschaften in der Zweiten Republik |
Da Polen schon seit der Vereinigung des Königreichs Polen mit dem Großfürstentum Litauen die Staatsbezeichnung Rzeczpospolita trug, wird die polnische Republik zwischen den Weltkriegen als Zweite Republik bezeichnet.
Deren Woiwodschaften waren, wie schon in Königreich und Adelsrepublik, überwiegend nicht nach Landschaften, sondern nach ihren Verwaltungszentren benannt.
Woiwodschaften seit dem Zweiten Weltkrieg |
Nach dem Zweiten Weltkrieg bis 1975 war Polen in 17 Woiwodschaften gegliedert.
1975 wurde die Zahl auf 49 erhöht, offiziell um die Landesverwaltung zu optimieren, die Behörden in den Regionen zu stärken und die Missverhältnisse in den wirtschaftlichen Entwicklungen zwischen den Regionen auszugleichen. Keines der genannten Ziele wurde erreicht, stattdessen wurde, erwartungsgemäß, der Einfluss der Zentralregierung erhöht.[1]
Am 1. Januar 1999 wurde die Struktur aufgegeben und es entstanden 16 Woiwodschaften, die größtenteils historische Gebiete darstellen. Ursprünglich waren 12 Woiwodschaften geplant; allerdings gab es politische Diskussionen, die zu einer Vergrößerung der Anzahl auf 16 führten. Die zusätzlichen vier Woiwodschaften waren Heiligkreuz, Opole, Lebus und Kujawien-Pommern.[2] Politische Überlegungen führten auch dazu, dass die Woiwodschaft Kujawien-Pommern zwei offizielle Hauptstädte hat, ebenso die Woiwodschaft Lebus.
Organe |
Da Polen ein Einheitsstaat ist, weisen die Woiwodschaften im Gegensatz zu den deutschen Ländern keine Staatsqualität auf.
Jede Woiwodschaft besitzt als Selbstverwaltungsorgan eine Volksvertretung (Sejmik województwa, Woiwodschaftsversammlung, Woiwodschaftstag), die einen Vorstand (zarząd województwa, Woiwodschaftsvorstand) wählt und einen Vorsitzenden (marszałek województwa, Woiwodschaftsmarschall, Woiwodschaftspräsident) nominiert.
Der Woiwode (etwa Präfekt) ist hingegen der Vertreter der (Warschauer) Zentralregierung, zuständig für Kontrolle der Selbstverwaltung der Woiwodschaften, Landkreise (Powiat) und Gemeinden (Gmina).
Liste der Woiwodschaften |
Woiwodschaften seit 1999 |
Woiwodschaft | Deutscher Name | Einwohner | Fläche in km² | Bevölkerungsdichte in Ew./km² | Hauptstadt | Kfz-Kennzeichen (1. Buchstabe) | Flagge |
---|---|---|---|---|---|---|---|
Województwo dolnośląskie | Woiwodschaft Niederschlesien | 2.876.832 | 19.947 | 144 | Wrocław (Breslau) | D | |
Województwo kujawsko-pomorskie | Woiwodschaft Kujawien-Pommern | 2.066.418 | 17.972 | 115 | Bydgoszcz (Bromberg) und Toruń (Thorn) | C | |
Województwo lubelskie | Woiwodschaft Lublin | 2.163.437 | 25.122 | 86 | Lublin | L | |
Województwo lubuskie | Woiwodschaft Lebus | 1.008.656 | 13.988 | 72 | Gorzów Wielkopolski (Landsberg a.d. Warthe) und Zielona Góra (Grünberg) | F | |
Województwo łódzkie | Woiwodschaft Lodsch | 2.551.633 | 18.219 | 140 | Łódź | E | |
Województwo małopolskie | Woiwodschaft Kleinpolen | 3.282.378 | 15.183 | 216 | Kraków (Krakau) | K | |
Województwo mazowieckie | Woiwodschaft Masowien | 5.195.000 | 35.558 | 146 | Warszawa (Warschau) | W | |
Województwo opolskie | Woiwodschaft Oppeln | 1.034.656 | 9.412 | 110 | Opole (Oppeln) | O | |
Województwo podkarpackie | Woiwodschaft Karpatenvorland | 2.097.276 | 17.845 | 118 | Rzeszów | R | |
Województwo podlaskie | Woiwodschaft Podlachien | 1.191.925 | 20.187 | 59 | Białystok | B | |
Województwo pomorskie | Woiwodschaft Pommern | 2.215.100 | 18.310 | 121 | Gdańsk (Danzig) | G | |
Województwo śląskie | Woiwodschaft Schlesien | 4.648.961 | 12.334 | 377 | Katowice (Kattowitz) | S | |
Województwo świętokrzyskie | Woiwodschaft Heiligkreuz | 1.273.625 | 11.710 | 109 | Kielce | T | |
Województwo warmińsko-mazurskie | Woiwodschaft Ermland-Masuren | 1.426.401 | 24.173 | 59 | Olsztyn (Allenstein) | N | |
Województwo wielkopolskie | Woiwodschaft Großpolen | 3.391.256 | 29.827 | 114 | Poznań (Posen) | P | |
Województwo zachodniopomorskie | Woiwodschaft Westpommern | 1.692.355 | 22.892 | 74 | Szczecin (Stettin) | Z |
Alle Angaben von 2008[3]
Woiwodschaften 1975–1998 |
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Woiwodschaften 1945–1975 |
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Woiwodschaften 1921–1939 |
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Woiwodschaften 1816–1837 (Kongresspolen) |
1816–1837 bestanden auch in Kongresspolen Woiwodschaften, diese wurden danach in Gouvernements umbenannt und mehrfach reorganisiert.
Woiwodschaft Augustów (Hauptstadt Suwałki)- Woiwodschaft Kalisz
Woiwodschaft Krakau (trotz des Namens war Krakau kein Teil der Woiwodschaft, sondern bis 1846 eine Freie Stadt; die Hauptstadt war zuerst Miechów, dann Kielce).- Woiwodschaft Lublin
Woiwodschaft Masowien (Hauptstadt Warschau)- Woiwodschaft Płock
Woiwodschaft Podlachien (Hauptstadt Siedlce)
Woiwodschaft Sandomierz (Hauptstadt Radom)
Woiwodschaften 1569–1795 (Polen-Litauen) |
Abgesehen von den königlichen Freistädten (Danzig, Thorn, Elbing und Riga bis 1621) war Polen-Litauen in Woiwodschaften eingeteilt.
Siehe auch |
- Liste der polnischen Woiwodschaften nach ihrem Index der menschlichen Entwicklung
- Flaggen und Wappen der Woiwodschaften Polens
- Vojvodina
Einzelnachweise |
↑
Iwona Sagan: Polnische Regional- und Metropolenpolitik. In: Polen-Analysen. Nr. 103, 21. Februar 2012, ISSN 1863-9712, S. 1–12, Digitalisat (PDF; 795 KB).
↑ Andrzej Chwalba: Kurze Geschichte der Dritten Republik Polen. 1989 bis 2005. Harrassowitz, Wiesbaden 2010, ISBN 978-3-447-05925-1, S. 59.
↑ Powierzchnia i ludność w przekroju terytorialnym w 2008 r. online.
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