Spotmarkt




Ein Spotmarkt (auch Kassamarkt, Lokomarkt oder Effektivmarkt) ist der ökonomische Ort, an dem Angebot und Nachfrage von Spot- oder Kassageschäften aufeinandertreffen. Sein Gegenstück ist der Terminmarkt. Handelsobjekte an den Kassamärkten sind insbesondere Devisen, Wertpapiere oder Commodities, die nach standardisierten Verträgen gehandelt werden. Hierbei ist eine gegenseitige Erfüllungsfrist von maximal zwei Börsentagen üblich; Geschäfte darüber hinaus werden dem Terminmarkt zugerechnet.




Inhaltsverzeichnis






  • 1 Geschichte


  • 2 Begriffsherkunft


  • 3 Gegenseitige Pflichten


  • 4 Untergliederung


  • 5 Weblinks


  • 6 Einzelnachweise





Geschichte |


Als Vorläufer der heutigen Kassamärkte gelten der Waren- und Rohstoffhandel, die hierfür zunächst die Bezeichnungen Loko-, Prompt-, Liefer- oder Effektivgeschäft verwendeten. Auf die sofortige Fälligkeit wiesen die Ausdrücke „prompte Lieferung“ oder „per Kasse“ (danach Kassa-, Komptant- oder Kontantgeschäft [.mw-parser-output .IPA a{text-decoration:none}kõ tã:]) hin. Das Komptantgeschäft hatte seinen Namen aus dem französischen „marché au comptant“ (Kassamarkt).[1] Das Lokogeschäft leitete seinen Namen aus dem lateinischen Wort „locus“ ab (Platz, Ort, greifbar). Auch das Englische „Spot cash“ (sofortige Barzahlung) setzte voraus, dass die Ware am Markt oder Börsenplatz vorhanden („Platzgeschäft“) oder innerhalb sehr kurzer Frist verfügbar war und sofort (englisch on the spot) bezahlt werden musste. Käufer und Verkäufer unterwarfen sich dem Handelsbrauch, entweder sofort oder wenige Tage danach ihre Verpflichtungen zu erfüllen. Die einfachste Form des Wareneinkaufs war der Lokoabschluss, der in vorrätiger, sofort lieferbarer, „greifbarer“ Ware bestand.[2]



Begriffsherkunft |


Den Begriff Spotmarkt benutzte auch der Ölhandel, wo er den Handelsplatz für Mineralölprodukte und Rohöle bezeichnet und die kurze Erfüllungsfrist von zwei Handelstagen nutzt. Für Mineralöl ist in Europa der Spotmarkt in Rotterdam maßgebend, wo wegen des Ölhafens viele Mineralölgesellschaften und Raffinerien beheimatet sind. Er war ursprünglich nur ein Restmarkt für Raffinerieprodukte und weniger für Rohöl. In den 1970er Jahren weitete der Handel sich langsam auch auf Rohöl aus, allerdings wurden bis Ende der 1970er Jahre höchstens 10 % der internationalen Öllieferungen über die Spotmärkte abgewickelt. Ende 1982 lief bereits mehr als die Hälfte des international gehandelten Rohöls über den Spotmarkt oder wurde zu Preisen verkauft, die sich am Spotmarkt orientierten. Der für Europa und Deutschland zuständige Markt ist der Rotterdamer Spotmarkt, ein „virtueller“ Markt, dessen Marktteilnehmer in ganz Europa beheimatet sind; Geschäfte werden mittels Computerhandel abgeschlossen. Über Spotmärkte werden heute rund 40 % des weltweiten Ölhandels abgewickelt.[3]


Mittlerweile wird der Begriff Spotmarkt auch auf Kassamärkte für den Handel mit Wertpapieren, Devisen, Strom, Metallen und Erdgas angewandt.



Gegenseitige Pflichten |


Die Abgrenzung zwischen Kassa- und Terminmarkt findet insbesondere durch die Erfüllungsfrist der beiderseitigen Leistungsversprechen statt. Die an einem Kassamarkt gehandelten Preise bezeichnet man als Kassa- oder Einheitskurs, während man im Emissionshandel vom Clearingpreis eines Zertifikates spricht. Der Käufer am Kassamarkt hat den sich durch den Kassakurs ergebenden Gegenwert innerhalb von zwei Handelstagen zu zahlen, während der Verkäufer das vereinbarte Handelsobjekt ebenfalls innerhalb dieses Zeitraumes dem Käufer zur Verfügung stellen muss. Für das jeweilige Handelsobjekt wird eine Handelseinheit als Mindestumsatzmenge für den Kassamarkt festgelegt. Beim Rohöl ist dies beispielsweise ein Barrel Light Sweet Crude Oil oder ein Barrel Brent Crude Oil.



Untergliederung |


Bei Börsen kann der Kassamarkt für Wertpapiere anhand des Regulierungsgrades (Zulassungsbedingungen) in den Geregelten Markt und den Freiverkehr unterteilt werden. Bis 2007 gab es zusätzlich noch den Amtlichen Markt. Die Frankfurter Börse hat ihren Freiverkehr 2005 in „Open Market“ umbenannt.[4]



Weblinks |


  • Kassamarkt der deutschen Börse


Einzelnachweise |




  1. Josef Hellauer: System der Welthandelslehre: ein Lehr- und Handbuch des internationalen Handels, Band 1, 1920, S. 303.


  2. Julius Kähler: Welthandel und deutsche Einfuhr: Eine Schilderung der Produktionsgebiete, der Welthandelswaren und der Technik des Importgeschäftes, 1926, S. 351.


  3. Mineralölwirtschaftsverband e. V.: Preisbildung am Rohölmarkt, 2004, S. 24.


  4. Freiverkehr (Open Market). In: Börsenlexikon. Frankfurter Allgemeine Zeitung, abgerufen am 7. April 2017. 




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