Gneis










Gebänderter Gneis


Die Gneise (alte sächsische Bergmannsbezeichnung aus dem 16. Jahrhundert, vielleicht zu althochdeutsch gneisto, mittelhochdeutsch ganeist(e), g(e)neiste „Funke“) sind metamorphe Gesteine mit Paralleltextur, die mehr als 20 % Feldspat enthalten. In der Vergangenheit (teilweise noch bis in das frühe 19. Jahrhundert) waren gebräuchliche Namen: Gneus oder Geneus.




Inhaltsverzeichnis






  • 1 Entstehung, Vorkommen und Zusammensetzung


  • 2 Einteilung


  • 3 Gneis als Naturstein


    • 3.1 Eigenschaften


    • 3.2 Bekannte Natursteinsorten




  • 4 Sonstiges


  • 5 Siehe auch


  • 6 Literatur


  • 7 Weblinks


  • 8 Anmerkungen





Entstehung, Vorkommen und Zusammensetzung |


Gneise entstehen durch Metamorphose, d. h. Umwandlung von Gestein unter hohem Druck und bei hohen Temperaturen. Das Ausgangsmaterial wird von vielen Gesteinsschichten überlagert. An die Oberfläche kommt Gneis folglich nur dann, wenn entweder das überliegende Material erodiert ist oder ehemals tiefliegende Schichten durch Tektonik an die Oberfläche gehoben wurden.




Gneissteinbruch am Rand des Pfälzer Waldes




Der Hexenstein ist ein Gneisblock im Bodensee bei Lindau


Gneise sind weltweit verbreitet und finden sich häufig in den alten Kernen (Kratonen) der Kontinente, wo sie durch tiefreichende Erosion freigelegt wurden. In der Regel haben diese Gesteine seit ihrer Entstehung mehrere Phasen Umwandlung (Regionalmetamorphosen) mitgemacht. Sie bilden die ältesten Gesteinsformationen der Erde. Beispielsweise den Acasta-Gneis aus dem Hadaikum von (4.030 mya) im westlichen Kanadischen Schild und den Gneise enthaltende Nuvvuagittuq-Grünsteingürtel im östlichen Kanadischen Schild. Gneise treten auch in den Kristallinzonen jüngerer Faltengebirge auf, z. B. im Alpenhauptkamm der Zentralalpen.


Die Zusammensetzung der Gneise hängt vom Ausgangsgestein ab: Die wichtigsten Minerale im Gneis bilden sich nicht während der Metamorphose, sondern sind schon im Ausgangsmaterial vorhanden. Gneise bestehen hauptsächlich aus den in der folgenden Tabelle aufgeführten Mineralbestandteilen (in %).[1]

























































































































































































Gneis-Varietät

Quarz

Kalifeldspat

Plagioklas

Biotit

Muskovit

Cordierit

Granat

Sillimanit
andere

Dichte
(g/cm³)
Granodioritgneis
30
8
38
9




1
2,73
Graugneis
33
3
37
17
9



1
2,71
Biotit-Plagioglasgneis
31
4
38
14
12



1
2,70
Langflasriger Rotgneis
39
27
25
2
6



1
2,67
Dünnplattiger

Rotgneis


43
29
13
1
12



2
2,63
Quarzaugengneis
41
13
28
5
12



1
2,65
Aplitgneis
44
11
29

15



1
2,64
Plattiger, feinkörniger Paragneis
14

22
18
40



6
2,70
Schichtiger Zweiglimmergneis
16

31
31
20



2
2,68
Metatektischer

Graugneis


29
1
66
1
2



1
2,72
Cordieritgneis
20

25
40

13


2
2,74
Sillimanitgneis
14
18
1
26
14
14
4
20
6

Granatgneis
13
7
3
6


27
35
6


Das Gefüge schwankt zwischen fein- und grobkörnig bei mitunter gut sichtbarer Paralleltextur. Im letzteren Fall spricht man von eingeregelten Kristallen. Das Gestein kann dann lagig-flaserig bis grobschieferig und oft auffällig gebändert erscheinen. Im Gegensatz dazu gibt es Orthogneise mit schwach ausgebildeten Texturmerkmalen und relativ gleichmäßigen Kristallgrößen oder in der Grundmasse nur gering ausgeprägter Kristallinität.



Einteilung |




Augengneis. Rio de Janeiro, Brasilien


Gneise unterscheiden sich in ihrer mineralischen Zusammensetzung, in ihrem Gefüge und in ihrer Genese (Entstehungsgeschichte).


Mineralogisch unterscheiden sich die Gneise nach Art der vorhandenen Minerale. Unterschieden nach verschiedenen Glimmern kennt man zum Beispiel den Biotitgneis, den Muskovitgneis oder den aus beiden genannten Glimmern bestehenden Zweiglimmergneis. Bei hohen Anteilen von Cordierit oder Hornblende spricht man von Cordieritgneis oder Hornblendegneis.


Unabhängig davon kann man Gneise auch auf Grund ihres Gefüges unterscheiden: so kennt man Augengneise, wenn eine feinkörnigere Gesteinsmatrix größere Mineral-Einsprenglige „umfließt“ oder Flasergneise, wenn das Gefüge linienhaft-flaserig entwickelt ist und weniger flächenhaft-schiefrig. Oft sind Gneise deutlich gebändert.


Stark durchbewegte Schiefergneise (Glimmerschiefer) werden unter der Sammelbezeichnung Gneisphyllite zusammengefasst.[2]


Üblich ist darüber hinaus eine Unterscheidung der Gneise nach ihren Ausgangsgesteinen (Edukten).



  • Orthogneise stellen das metamorphe Umwandlungsprodukt von feldspat- und quarzreichen magmatischen Gesteinen wie z. B. Granit oder Granodiorit dar. Oftmals haben sie aber bereits mehrere Gesteinsumwandlungen durchgemacht (Polymetamorphose) und entstanden aus bereits vorliegenden Gneisen.



Paragneis, Serizzo



  • Paragneise entstehen durch die Umwandlung von Sedimentgesteinen (Sandsteinen, Grauwacken, Arkosen und Tonschiefer) und weisen deshalb oft eine größere Vielfalt von akzessorischen Mineralen (Nebengemengeteile) auf als die Orthogneise.

  • Einen Übergang von den metamorphen Gneisen zu den magmatischen Tiefengesteinen stellt der Migmatit oder Anatexit dar.

Granitgneis, Syenit- oder Geröllgneis unterscheiden sie sich von chemisch und mineralogisch identischen metamorphen Gesteinen (wie Metagranit etc.) nur durch ihre typisches, schiefriges Gefüge. Gneise werden auch nach dem Grad ihrer Metamorphose als Epi-, Meso- oder Katagneis unterschieden. Je höherer Druck und höhere Temperaturen herrschten bei ihrer Entstehung.


Das Schichtgefüge (Foliation) der Gneise entstehen durch Entmischung (Seigerung) von Lagen aus hellen Feldspäten, Quarz und dunklen Mineralen. Dies geschieht wegen der unterschiedlichen Plastizität bei unterschiedlichen Temperaturen. Schichtsilikate (insbesondere Biotit) neigen dazu, sich unter tektonischer Belastung durch seitliche Neukristallisation flächig einzuregeln. Quarz und Feldspäte bleiben eher körnig. Die räumliche Lage der Schieferungsflächen entspricht dabei der Richtung der maximalen tektonischen Scherkräfte.



Gneis als Naturstein |



Eigenschaften |




Beispiele für Gefügebilder von Gneisen (poliert) aus den Penninischen Decken zwischen Locarno und Domodossola


Oftmals werden Gneise auch als „Granit“ gehandelt, da sie sehr ähnliche technische Eigenschaften wie diese Gesteinsgruppe aufweisen. Sie haben allerdings eine durchwegs höhere Wasseraufnahme und bessere Biegezugwerte. Sie sind als Natursteine polierfähig und weitgehend frostbeständig. Die Feldspäte und Glimmer bestimmen die Farbe, und Quarz bestimmt die Abriebfestigkeit der Gneise. Schichtsilikate verleihen den Gneisen ihre gute Spaltfähigkeit, wenn sie lagenförmig im Gestein auftreten.

Wesentliche technisch-physikalische Parameter sind in der folgenden Tabelle am Beispiel von Erzgebirgs-Gneis zusammengefasst.[3]






















Reindichte (g/cm³)

Rohdichte (g/cm³)

Wasseraufnahme (M% n. 72 h Lagerung)
Drucktopffestigkeit (M%) 5 mm Siebdurchgang

Abriebfestigkeit (M%) 5 mm Siebdurchgang

Frostbeständigkeit (M%) < 2mm n. 25facher Frostung
Zylinderdruckfestigkeit (g/cm³)
2,70–2,79 2,65–2,72 0,4–1,3 8–16 17–24 0,1–0,8 1.100

Die technischen Unterschiede zwischen Para- und Orthogneisen sind minimal. In aller Regel sind die bunten Gneise entweder Migmatite oder Orthogneise, und die grauen Gneise sind Paragneise. Die hellen (fast weißen) „Gneise“ können auch Granulite sein.



Bekannte Natursteinsorten |




Hallandia (Migmatit aus Schweden)




  • Hallandia, Migmatit (Schweden), Halmstad


  • Juparana Classico, Orthogneis (Brasilien, Rio de Janeiro)


  • Mitternachtsblau, Orthogneis (Indien)


  • Orissa, Orthogneis (Indien)


  • Steinbacher Augengneis, Orthogneis (Deutschland, Steinbach)


  • Serizzo Antigorio, Paragneis (Schweiz/Kt. Tessin, Valle Antigorio)


  • Calanca, Paragneis (Schweiz/Kt. Graubünden, Calanca-Tal)


  • Onsernone, Paragneis (Schweiz/ Kt. Tessin, Onsernone-Tal)


  • Maggia, Paragneis (Schweiz/ Kt. Tessin, Maggia-Tal)


  • Soglio, Paragneis (Schweiz, Soglio)


  • Branco Ipanema, Granulit (Brasilien, Espirito Santo)


  • Stainzer Hartgneis, (Österreich, Stainz)


  • Verde Andeer, (Schweiz/Kt. Graubünden, Andeer)


  • Bittescher Gneis Granitgneis, Österreich



Sonstiges |


Der Berufsverband Deutscher Geowissenschaftler und die Deutsche Geologische Gesellschaft – Geologische Vereinigung haben den Gneis zum Gestein des Jahres 2015 ernannt.[4]



Siehe auch |



  • Liste der Gesteine

  • Weitersfelder Stängelgneis



Literatur |



  • Siegfried Matthes, Martin Okrusch: Eine Einführung in die spezielle Mineralogie, Petrologie und Lagerstättenkunde. Springer, Berlin 2005, ISBN 3-540-23812-3. 

  • Roland Vinx: Gesteinsbestimmung im Gelände. Springer, Berlin, Heidelberg 2008, ISBN 978-3-8274-1925-5. 

  • Gregor Markl: Minerale und Gesteine. Eigenschaften – Bildung – Untersuchung. Elsevier, München 2004, ISBN 3-8274-1495-4. 

  • Hans Murawski: Geologisches Wörterbuch. Elsevier, München 2004, ISBN 3-8274-1445-8. 



Weblinks |



 Commons: Gneis – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien


Anmerkungen |




  1. Jubelt, R., Schreiter, P., Gesteinsbestimmungsbuch, VEB Deutscher Verlag für Grundstoffindustrie Leipzig 1977, Seite 84


  2. Der Geologische Aufbau Österreichs, S. 336 rechte Spalte


  3. O. Wagenbreth; Naturwissenschaftliches Grundwissen für Ingenieure des Bauwesens, Technische Gesteinskunde, VEB Verlag für Bauwesen Berlin 1977.


  4. LBEG Niedersachsen: Gestein des Jahres 2015: Pünktlich zur Ehrung taucht riesiger Gneis auf Pressemitteilung am 13. Januar 2015


.mw-parser-output div.NavFrame{border:1px solid #A2A9B1;clear:both;font-size:95%;margin-top:1.5em;min-height:0;padding:2px;text-align:center}.mw-parser-output div.NavPic{float:left;padding:2px}.mw-parser-output div.NavHead{background-color:#EAECF0;font-weight:bold}.mw-parser-output div.NavFrame:after{clear:both;content:"";display:block}.mw-parser-output div.NavFrame+div.NavFrame,.mw-parser-output div.NavFrame+link+div.NavFrame{margin-top:-1px}.mw-parser-output .NavToggle{float:right;font-size:x-small}








Popular posts from this blog

Арзамасский приборостроительный завод

Zurdera