Josef Stalin










Josef Stalin in Militäruniform auf der Teheran-Konferenz (1943)


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Josef Wissarionowitsch Stalin (russisch Иосиф Виссарионович Сталин/wiss. Transliteration Iosif Vissarionovič Stalin; * 6. Dezemberjul./ 18. Dezember 1878greg.[1] in Gori, Russisches Kaiserreich, heute Georgien; † 5. März 1953 in Kunzewo bei Moskau) war ein sowjetischer Politiker georgischer Herkunft und Diktator der Sowjetunion von 1927 bis 1953.[2]


Geboren wurde er als Iosseb Bessarionis dse Dschughaschwili (georgisch იოსებ ბესარიონის ძე ჯუღაშვილი; russisch Иосиф Виссарионович Джугашвили/wiss. Transliteration Iosif Vissarionovič Džugašvili, Audio-Datei / Hörbeispielanhören?/i).
Den Kampfnamen Stalin, der nach verschiedenen Deutungen[3] für „der Stählerne“ steht, nahm er 1912 an.


Von 1922 bis 1953 war er Generalsekretär des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei der Sowjetunion (KPdSU), ab 1941 Vorsitzender des Rates der Volkskommissare (Regierungschef), ab 1946 Vorsitzender des Ministerrats der UdSSR und in den Jahren 1941 bis 1945 Oberster Befehlshaber der Roten Armee – der „Generalissimus“.


Während seiner Regierungszeit errichtete Stalin eine totalitäre Diktatur, ließ im Rahmen politischer „Säuberungen“ mehrere Millionen vermeintliche und tatsächliche Gegner verhaften, in Schau- und Geheimprozessen zu Zwangsarbeit verurteilen oder hinrichten sowie Millionen weiterer Sowjetbürger und ganze Volksgruppen besetzter Gebiete in Gulag-Strafarbeitslager deportieren. Viele wurden dort ermordet oder kamen durch die unmenschlichen Bedingungen ums Leben.


Unter Stalins Führung wurde das Konzept des Sozialismus in einem Land zum zentralen Grundsatz der sowjetischen Gesellschaft. Stalin ersetzte die unter Lenin und Trotzki im Jahr 1921 eingeführte Neue Ökonomische Politik ab 1928 durch eine hoch-zentralisierte Kommandowirtschaft und startete eine Phase der Industrialisierung, Kollektivierung und Entkulakisierung, was zu einer rapiden Transformation der UdSSR von einer Agrargesellschaft zu einer Industriegesellschaft führte. Entkulakisierung und Kollektivierung der Landwirtschaft trugen insbesondere in der Ukraine, an der Wolga, im Kuban-Gebiet und in anderen Teilen der Sowjetunion zu Hungersnöten bei, denen ungefähr sechs Millionen Menschen zum Opfer fielen.[4] In Kasachstan kam die erzwungene Sesshaftmachung der nomadischen Bevölkerung hinzu. Die daraus resultierende Hungerkatastrophe kostete 1932 bis 1933 circa 1,3 bis 1,5 Millionen Menschenleben.[5]


Als wichtiger Partner zuerst des nationalsozialistischen Deutschlands im Rahmen des Hitler-Stalin-Pakts und später der Alliierten hatte Stalin starken Einfluss auf den Verlauf des Zweiten Weltkrieges sowie auf die Nachkriegsgestaltung Europas. Sein Regime und seine Interpretationen des Marxismus und des Leninismus werden als Stalinismus bezeichnet.


Auf dem Gebiet der ehemaligen Sowjetunion wirkt die jahrzehntelange Glorifizierung Stalins durch einen in der sowjetischen Geschichte einzigartigen Personenkult bis heute nach. Nach Stalins Tod leitete sein Nachfolger Nikita Chruschtschow mit der Entstalinisierung eine öffentliche Abrechnung mit Stalins Person und Wirken ein, die von späteren Regierungen nicht fortgeführt und teilweise zurückgenommen wurde. Im März 2016 ergab eine Umfrage des Meinungsforschungsinstitutes Lewada-Zentrum zur Einstellung der befragten Einwohner Russlands zu Stalin: 37 % positiv, 32 % gleichgültig, 17 % negativ.[6]




Inhaltsverzeichnis






  • 1 Leben


    • 1.1 Jugend


    • 1.2 Revolutionäre Tätigkeit vor der Oktoberrevolution


    • 1.3 Revolution und Bürgerkrieg


    • 1.4 Kampf um die Macht


    • 1.5 Alleinherrschaft und Großer Terror


    • 1.6 Deutsch-sowjetischer Nichtangriffspakt


    • 1.7 Zweiter Weltkrieg


    • 1.8 Ehen und Familie


    • 1.9 Nachkriegszeit


    • 1.10 Tod




  • 2 Rezeption


    • 2.1 Sowjetunion


    • 2.2 Russland


    • 2.3 Staaten des Warschauer Vertrags


    • 2.4 Abgewiesene Klage eines Stalin-Enkels


    • 2.5 Ehemalige Staaten der Sowjetunion


    • 2.6 Deutschland




  • 3 Werk


  • 4 Literatur


  • 5 Filme und Ausstellungen


  • 6 Weblinks


  • 7 Einzelnachweise





Leben |



Jugend |




Stalin im Jahre 1894


Stalins Vater Bessarion Dschugaschwili (ბესარიონ ჯუღაშვილი) war ein Schuhmacher aus Gori. Seine Mutter Ketewan Geladse (ქეთევან გელაძე) war die Tochter eines Leibeigenen. Die Geschwister Stalins starben wenige Monate nach ihrer Geburt, so dass er als Einzelkind aufwuchs.


Das Familienleben war zunächst von Wohlstand geprägt. Der Vater machte sich selbstständig, beschäftigte zehn Arbeiter und verschiedene Lehrlinge. In den frühen 1880er Jahren soll er sich jedoch zum streitsüchtigen Alkoholiker entwickelt haben, der sein Vermögen verlor und Frau und Sohn regelmäßig verprügelte. Ein Jugendfreund Stalins schrieb später: „Diese unverdienten und schrecklichen Prügel machten den Jungen genauso hart und gefühllos wie seinen Vater.“ Er habe Stalin nie weinen sehen. Iosseb Iremaschwili, ein anderer Freund Stalins, schrieb, dass die Prügel auch einen Hass auf Autoritäten in Stalin hervorriefen, da jeder Mensch, der mehr Macht als er selbst gehabt hätte, ihn an seinen Vater erinnert habe. 1888 ging Stalins Vater nach Tiflis und ließ seine Familie zurück.


Windpocken, an denen Stalin mit sieben Jahren schwer erkrankte, hinterließen in seinem Gesicht viele auffällige Narben. Mit zehn Jahren wurde er von einem Pferdewagen überfahren. Der mehrfach gebrochene linke Arm wuchs aufgrund einer Osteomyelitis nur verkürzt und verkrümmt zusammen.[7] Der junge Stalin, von Freunden und Bekannten damals mit dem Spitznamen „Sosso“ gerufen, half seiner Mutter beim Wäschewaschen und bei ihrer Arbeit als Putzfrau. Einer ihrer Kunden, der jüdische Kaufmann David Papismedow, unterstützte den Knaben mit Geld und Büchern.


Ab 1887 ging er in Gori zur Schule. Stalins Klasse war eine ethnisch gemischte Gruppe von Schülern, die viele verschiedene Sprachen sprachen. In der Schule war jedoch Russisch als Sprache vorgeschrieben. Seine Mitschüler waren mehrheitlich sozial bessergestellt und sollen sich anfangs über seine abgetragene Schuluniform und sein pockennarbiges Gesicht lustig gemacht haben. Er konnte jedoch bald auf Grund seiner Beobachtungsgabe die Führungsrolle in seiner Klasse übernehmen. Er verließ die Schule 1894 als bester Schüler und wurde für den Besuch des orthodoxen Tifliser Priesterseminars vorgeschlagen, damals die bedeutendste höhere Bildungsanstalt Georgiens und ein Zentrum der Opposition gegen den Zarismus.


Nachdem Stalin im Alter von 15 Jahren das zweite Studienjahr des Seminars absolviert hatte, nahm er Kontakt zu geheimen marxistischen Zirkeln auf. Er besuchte eine Buchhandlung, in der er Zugang zu revolutionärer Literatur hatte. 1897 ließ ihn der Rektor des Seminars Hermogen einsperren, weil er verbotene Bücher, u. a. Charles Letourneaus Die literarische Entwicklung der Nationen[8] und Victor Hugos Die Arbeiter des Meeres und 1793 gelesen hatte.[9][10]



Revolutionäre Tätigkeit vor der Oktoberrevolution |




Stalin im Jahre 1902





Gedenktafel an den Aufenthalt Stalins in Wien-Meidling, die während der sowjetischen Besatzungszeit dort angebracht wurde


1897 wurde Dschughaschwili, er war 18 Jahre alt, in die erste sozialistische Organisation Georgiens aufgenommen, die Messame-Dassi-Gruppe (dt. Die dritte Gruppe), geführt von Noe Schordania, Nikolos Tschcheidse und Irakli Zereteli, die später Menschewiki wurden. Im folgenden Jahr leitete Stalin einen Studienzirkel für Arbeiter. Zu dieser Zeit las er schon Werke von Plechanow und die ersten Schriften Lenins. 1898 trat er offiziell in die Sozialdemokratische Arbeiterpartei Russlands (SDAPR) ein. 1899 wurde er aus dem Priesterseminar ausgeschlossen, weil er aufgrund dieser politischen Tätigkeiten bei mehreren wichtigen Prüfungen gefehlt hatte. Statt Priester wurde Stalin Berufsrevolutionär.


Daraufhin arbeitete Stalin als Propagandist der SDAPR und organisierte unter dem Decknamen „Koba“ unter anderem Streiks und Demonstrationen unter den Eisenbahnarbeitern. 1902 wurde er erstmals festgenommen, weil er eine Arbeiterdemonstration in der georgischen Stadt Batumi angeführt hatte, und anschließend nach Sibirien verbannt. Nachdem er 1904 aus der Verbannung fliehen konnte, wurde er immer wieder – insgesamt acht Mal – verhaftet und in die Verbannung geschickt, konnte aber jedes Mal wieder fliehen.


Nach der Spaltung der SDAPR 1903 schloss sich Stalin den Bolschewiki um Lenin an. Um mit diesem in Kontakt zu bleiben und sich der Verfolgung durch die zaristische Polizei zu entziehen, floh er im Dezember 1912 nach Österreich-Ungarn. Dort verbrachte er einige Monate in Krakau und in Wien. Er lebte unter dem Pseudonym Stavros Papadopoulos und gab sich als Grieche aus dem Kaukasus aus.


Nach der auf dem Parteitag in London 1903 erfolgten Spaltung der SDAPR in Menschewiki und Bolschewiki schloss Stalin sich dem bolschewistischen Flügel unter Lenin an, der die Meinung vertrat, dass der politische Umsturz in Russland nur durch eine von „professionellen“ Revolutionären zentral geführte Partei zustande kommen werde. Im Jahr 1905 begegnete er auf der allrussischen Konferenz der Bolschewiki in Tampere zum ersten Mal Lenin persönlich. In dieser vorrevolutionären Zeit, in der Stalin schon viele Streiks organisiert hatte, zeigte er sich nicht als großer Theoretiker, sondern unterstützte die zum großen Teil illegalen Aktionen der Bolschewiki praktisch.


So beteiligte er sich in den folgenden Jahren an der Organisation verschiedener Banküberfälle, um die Parteikasse aufzufüllen. Bei dem bekanntesten Überfall, dem Überfall auf die Bank von Tiflis im Juni 1907, der 40 Menschen das Leben kostete, erbeuteten die Revolutionäre unter Stalins Führung 250.000 Rubel. Ab 1912 gehörte er nach dem Willen Lenins zum Zentralkomitee der Bolschewiki und nahm den zunächst konspirativen Namen „Stalin“ (der Stählerne) an.


Als er im Sommer 1913 wieder nach Russland zurückkehrte, wurde er verhaftet. Daraufhin verbrachte er die Jahre von 1913 bis 1917 in der Verbannung bei Turuchansk. Für diese häufigen Verhaftungen und Fluchten gibt es mehrere Erklärungen.


Ein möglicher Grund wird zum Beispiel in der schlechten Organisation der zaristischen Polizei gesehen. Der zaristische Polizeiapparat verfolgte die Revolutionäre nur sehr halbherzig. Die aus der Verbannung „fliehenden“ Bolschewiki konnten zum Beispiel ohne Probleme alle zur Verfügung stehenden Transportmittel nutzen. Außerdem bekamen sie von der Bevölkerung Unterstützung in Form von Nahrungsmitteln und sonstigen Zuwendungen. Wurden die Revolutionäre verhaftet, ließen sie sich einfach ohne weiteren Widerstand in die Verbannung schicken, um am Tag nach ihrer Ankunft sofort die Heimreise anzutreten. Wenn es längere Aufenthalte gab, hatte das die Ursache, dass den Verbannten eine kostenlose Wohnung und ein nicht geringes Kostgeld zur Verfügung stand, die beide dazu geeignet waren, temporäre finanzielle Engpässe der Revolutionäre zu überbrücken. Als eine weitere Erklärung für sein schnelles Freikommen werden ihm Kontakte zur zaristischen Geheimpolizei nachgesagt.[11]


Bei Stalins letztem Verbannungsaufenthalt war auch der Ausbruch des Ersten Weltkrieges eine Ursache für sein Verbleiben. Er fürchtete, nach seiner nächsten Verhaftung in die russische Armee eingezogen zu werden.


Während seines letzten Verbannungsaufenthaltes lernte er Lew Kamenew kennen und freundete sich mit ihm an. Um die Jahreswende 1916/1917 verließ er gemeinsam mit Kamenew seinen Verbannungsort. Er wurde von einer Einberufungskommission als wehrdienstuntauglich freigestellt. Nach der Februarrevolution 1917 ging er nach Sankt Petersburg (seit 1914: Petrograd). Er gehörte nun zur Redaktion der Zeitung Prawda. In Sankt Petersburg stieß Grigori Sinowjew zu Stalin und Kamenew. Diese später als ‚Triumvirat‘ bezeichnete Gruppe sollte in der Folgezeit eine bedeutende Rolle in der sowjetischen Politik spielen.



Revolution und Bürgerkrieg |


Im Juni 1917 wurde Stalin auf dem ersten Allrussischen Sowjetkongress zum Mitglied des Zentralexekutivkomitees (ZEK) gewählt. Er verfolgte neben anderen Bolschewiki zunächst eine Politik der Zusammenarbeit mit der provisorischen Regierung unter Kerenski. Als Lenin aus dem Exil zurückkehrte und die Unterstützung Kerenskis als „Verrat“ an den Bolschewiki brandmarkte, änderte Stalin seinen Kurs und unterstützte Lenin. Er verteidigte Lenins Ideen auf den großen Debatten der Bolschewiki im September und Oktober. Er hatte jedoch sehr wenig mit der Vorbereitung und Durchführung der Oktoberrevolution zu tun. Die zentrale Rolle bei dem Umsturz kam Leo Trotzki als Chef des Militärischen Komitees des Petrograder Sowjets zu.


In der am 7. November installierten provisorischen ersten Sowjetregierung erhielt er zum Dank für seine Loyalität den Posten des Volkskommissars für Nationalitätenfragen. Stalin wollte in dieser Position eine freiwillige und ehrenvolle Allianz zwischen Russland und allen Minderheiten des Landes schaffen. Diese Allianz war jedoch dahingehend eingeschränkt, dass ihre Mitglieder „sozialistisch“ zu sein hatten.


Doch es kam anders. Zunächst waren die sowjetische Zentralregierung und die neu geschaffene Rote Armee sehr schwach. Sie kontrollierten im Sommer 1918 ein Gebiet, das die Größe des alten russischen Großfürstentums hatte. Viele der Nationalitäten im zaristischen Russland sahen nun die Möglichkeit, sich selbstständig zu machen, und erklärten ihre Unabhängigkeit, ohne die Sowjetregierung zu konsultieren. Das bekannteste Beispiel dafür ist die Ukraine, die in Kiew mit der Rada ihr eigenes Parlament schuf und sich unabhängig erklärte. Die einzigen Minderheitengebiete, die sich der sowjetischen Allianz anschlossen, waren Tatarstan und Baschkortostan. Die tatsächliche Aufgabe Stalins bestand in den nächsten Jahren darin, die verlorengegangenen Gebiete in die Sowjetunion einzugliedern. Nachdem sich diese Situation abgezeichnet hatte, änderte er seine Haltung gegenüber den Minderheiten und beschloss jedes Mittel einzusetzen, um die Unabhängigkeit dieser Staaten rückgängig zu machen.


Nach dem Ausbruch des Bürgerkrieges im Juni 1918 wurde Stalin Mitglied des Revolutionären Kriegsrates der von Trotzki neu geschaffenen Roten Armee. Er wurde im Juli als Politkommissar der Südfront nach Zarizyn geschickt, um dort das einzige bedeutende Getreideanbaugebiet, das in den Händen der Sowjetregierung lag, zu sichern. Er verließ sich dabei auf die Hilfe des ehemaligen zaristischen Generals Sytin, der von Trotzki zum Kommandanten der Südfront berufen worden war. Mit Sytin geriet er jedoch bald in eine Auseinandersetzung, da er Offiziere der Roten Armee erschießen ließ, die bereits vorher in der Armee des Zaren Offiziere gewesen waren. Es gelang aber dennoch, die Stadt gegen die Truppen des Generals Krasnow zu verteidigen. Zarizyn wurde 1925 deshalb in Stalingrad (‚Stalinstadt‘, das heutige Wolgograd) umbenannt.


Im März 1919 wurde Stalin Mitglied des neuen Inneren Direktoriums der Sowjetregierung. Hier hatte er den ersten heftigen Zusammenstoß mit seinem Hauptrivalen Trotzki. Trotzki gliederte ehemalige Offiziere des zaristischen Heeres in die Rote Armee ein, um die Organisation dieser Truppe zu straffen und sie somit kampfkräftiger werden zu lassen. Stalin wehrte sich zwar gegen dieses Vorgehen, insbesondere wegen General Sytin, hielt sich aber angesichts der militärischen Erfolge Trotzkis zurück.


Als Kommandeur der Südfront konzentrierte sich Stalin nach der erfolgreichen Verteidigung Zarizyns darauf, die Eingliederung der kaukasischen Völker in die Sowjetunion voranzutreiben. Im Februar 1920 wurde der Nordkaukasus an die Sowjetunion angegliedert. Dieses geschah zunächst auf freiwilliger Basis, da die Nordkaukasier gegen den „konterrevolutionären“ „weißen“ General Denikin revoltiert hatten. Die Tschetschenen erhoben sich aber im August des Jahres wieder gegen die Sowjetmacht, und Stalin war bestrebt, die Stabilität der Sowjetherrschaft wiederherzustellen. Den Bergvölkern versprach Stalin Folgendes auf dem Kongress der Völker des Terekgebiets am 17. November 1920:





„Jedes Volk – die Tschetschenen, die Inguschen, die Osseten, die Kabardiner, die Balkaren, […] muss seinen eigenen Sowjet haben. […] Sollte der Beweis erbracht werden, dass die Scharia notwendig ist, so mag es die Scharia geben. […] Sollte der Beweis erbracht werden, dass die Organe der Tscheka […] es nicht verstehen, sich der Lebensweise und den Besonderheiten der Bevölkerung anzupassen, dann ist klar, dass auch auf diesem Gebiet entsprechende Änderungen vorgenommen werden müssen.“





Gegen Ende des Jahres 1920 gehörte der gesamte Kaukasus mit Ausnahme Georgiens zum Territorium der Sowjetunion. Mit Hilfe von Sergo Ordschonikidse, einem Parteifreund aus seiner frühen Parteikarriere, organisierte Stalin die Rückeroberung Georgiens, die im Februar 1921 abgeschlossen war.



Kampf um die Macht |





Felix Dserschinski, Gründer der Tscheka, und Stalin


Bereits nach der Februarrevolution 1917 gab es innerhalb des Zentralkomitees ein Triumvirat, das sich aus Stalin, Lew Kamenew und Grigori Sinowjew zusammensetzte. Stalin war mit Kamenew zusammen in der Verbannung gewesen, Sinowjew stand diesen beiden in vielen Auffassungen nahe und war mit ihnen befreundet. Kurz nach der Oktoberrevolution im selben Jahr hatte Lenin gegen Sinowjew und Kamenew ein Parteiausschlussverfahren angestrengt, weil sie den geheimen Plan der Bolschewiki zum gewaltsamen Umsturz an die provisorische bürgerliche Regierung unter Kerenski verraten hätten. Stalin hatte dafür gesorgt, dass der Ausschluss aus der Kommunistischen Partei Russlands (Bolschewiki) verhindert wurde. Außerdem verband alle drei eine gemeinsame Abneigung gegen Leo Trotzki, Stalins härtesten Widersacher um die Machtübernahme nach Lenins Tod.


Am 16. Dezember 1922 zog sich Lenin wegen einer schweren Krankheit aus der Politik zurück. Das Triumvirat setzte sich an die Spitze der Macht innerhalb des Zentralkomitees und hielt gleichzeitig dessen andere Mitglieder wie die Anhänger Trotzkis von der Macht fern. Dabei trat Sinowjew vor allem als Redner auf, Kamenew führte den Vorsitz der Sitzungen und Stalin konzentrierte sich auf die Arbeit mit dem Parteiapparat. Damit lag die Auswahl von Funktionären für die zentralen und lokalen Posten in seinen Händen. Bereits zu Lebzeiten Lenins wurde Kritik am Triumvirat laut. Lenin äußerte sich in zwei Briefen an den XII. Parteitag, seinem „politischen Testament“,[12] über Stalin. Zwar sei Trotzki persönlich der „fähigste Mann“ im gegenwärtigen Zentralkomitee der KPdSU, jedoch habe er ein übersteigertes Selbstbewusstsein und eine „übermäßige Leidenschaft für rein administrative Maßnahmen“. Stalin habe „dadurch, dass er Generalsekretär geworden ist, eine unermessliche Macht in seinen Händen konzentriert“, von der er womöglich nicht immer vorsichtig genug Gebrauch machen werde. Andererseits kritisierte Lenin Trotzki, der gegen eine Entscheidung des ZK gekämpft habe. In der zweiten Notiz grenzt er sich schärfer gegenüber Stalin ab.





„Stalin ist zu grob, und dieser Fehler, der in unserer Mitte und im Verkehr zwischen uns Kommunisten erträglich ist, kann in der Funktion des Generalsekretärs nicht geduldet werden. Deshalb schlage ich den Genossen vor, sich zu überlegen, wie man Stalin ablösen könnte, und jemand anderen an diese Stelle zu setzen, der sich in jeder Hinsicht von dem Genossen Stalin nur durch einen Vorzug unterscheidet, nämlich dadurch, dass er toleranter, loyaler, höflicher und den Genossen gegenüber aufmerksamer, weniger launenhaft usw. ist. Es könnte so scheinen, als sei dieser Umstand eine winzige Kleinigkeit. Ich glaube jedoch, unter dem Gesichtspunkt der Vermeidung einer Spaltung und unter dem Gesichtspunkt der von mir oben geschilderten Beziehungen zwischen Stalin und Trotzki ist das keine Kleinigkeit oder eine solche Kleinigkeit, die entscheidende Bedeutung gewinnen kann.“








Anastas Mikojan, Stalin und Grigori Ordschonikidse (Tiflis, 1925)


Stalin gelang es nach Lenins Tod Anfang 1924, eine offene Auseinandersetzung über diese letzten politischen Aussagen Lenins mit Hilfe von Kamenew und Sinowjew zu unterdrücken, sodass der Inhalt zwar in der Sowjetunion bekannt wurde, jedoch nie eine negative Wirkung auf Stalins spätere Karriere hatte. Dieser Stalin betreffende Brief Lenins mit dem zitierten Nachtrag wurde erst auf dem XIII. Parteitag im Mai 1924 von Sinowjew vor den einzelnen Delegationen verlesen, während Kamenew das Gehörte interpretierte.[13]


Auch andere Versuche, Stalins Macht einzuschränken, scheiterten. Schon 1923 fanden zum Beispiel geheime Unterredungen von ZK-Mitgliedern in Kislowodsk statt, an denen unter anderen Sinowjew und Kamenew teilnahmen. Wegen der Meinungsverschiedenheiten unter Stalins Kritikern, aufgrund der Intrigen und Repressionsmittel, die ihm zur Verfügung standen, aber auch wegen der häufig loyalen bzw. sogar begeisterten Haltung vieler Parteimitglieder gegenüber dem Generalsekretär, hatten diese Aktivitäten keinen Erfolg.


Stalins Gegner Trotzki wandte sich ebenso schriftlich an das Zentralkomitee und warf dem Triumvirat vor, ein Regime zu errichten, das weiter von der „Arbeiterdemokratie“ entfernt sei als der „Kriegskommunismus“ vor 1921. Er forderte die alte Garde auf, der noch unerfahrenen jüngeren Generation Platz zu machen, und sah das Triumvirat kurz vor der „Entartung“. Nach dem offenen Ausbruch der innerparteilichen Meinungsverschiedenheiten dauerte es indes noch mehrere Jahre, bis Stalin und seine Anhänger sich durchsetzen konnten und Trotzki Ende 1927 aus der Partei ausgeschlossen wurde. Der „Verräter“ wurde zuerst nach Kasachstan verbannt, 1929 endgültig aus der Sowjetunion ausgewiesen.


Nach Lenins Tod zerfiel jedoch auch das von Trotzki angeprangerte Triumvirat. Kamenew und Sinowjew wurden zu innerparteilichen Gegnern Stalins, welcher wiederum Unterstützung bei Nikolai Iwanowitsch Bucharin, Jan Rudsutak, Michail Frunse und Felix Dserschinski fand. Kamenew und Sinowjew wurden 1926 aus der Partei gedrängt.



Alleinherrschaft und Großer Terror |





NKWD-Chef Genrich Jagoda, Nikita Chruschtschow (mit weißem Anzug), Stalin und Lasar Kaganowitsch 1935 auf dem Roten Platz


Ab 1927 war Stalin somit uneingeschränkter Alleinherrscher in der Sowjetunion. Er war das Haupt der kommunistischen Partei. Im staatlichen Bereich beschränkte er sich lange Zeit auf das Amt eines stellvertretenden Ministerpräsidenten der UdSSR. Seit seinem fünfzigsten Geburtstag 1929 ließ er sich offiziell als „Führer“ (russisch: вождь, Vožd' ) titulieren.[14]


Stalin trieb ab 1928 die Zwangskollektivierung der Landwirtschaft unnachgiebig voran. Dabei brach er rücksichtslos den Widerstand von als wohlhabend geltenden Bauern, die er als „Kulaken“ diffamierte. Von 1929 bis 1933 betrieb er durch Verhaftungen, Enteignungen, Todesurteile und Verschleppungen die Entkulakisierung. Die Kollektivierung und Repression gegen die „Kulaken“ waren zum Teil die Ursachen für den Holodomor, eine riesige Hungersnot, die besonders fürchterliche Ausmaße an der Wolga und in der Ukraine annahm. Sie kostete allein in der Ukraine rund 3,5 Millionen Menschen das Leben.


Mit dem ersten Fünfjahresplan ab 1928 forcierte er die Industrialisierung der Sowjetunion.


Die Ermordung des Leningrader Parteisekretärs Sergei Kirow im Jahre 1934, der aufgrund seiner wachsenden Beliebtheit als Stalins „Gegenspieler“ galt, lieferte den Vorwand für die Politik der berüchtigten „Säuberungen“ (russisch чистка, „Tschistka“). Nahezu alle Parteimitglieder, die 1934 am „Parteitag der Sieger“ als Delegierte teilgenommen hatten (auf diesem Parteitag stimmten bei einer Wiederwahl nur etwa 3/4 der Abgeordneten für Stalin, wohingegen Kirow eine überwältigende Mehrheit bekam), wurden in öffentlichen Schauprozessen (Moskauer Prozesse) zum Tode verurteilt und hingerichtet. Darunter war ein Großteil der höheren Parteifunktionäre und Minister im Staatsapparat der UdSSR.


Eckpfeiler seiner Theorie des Marxismus-Leninismus waren die Entwicklung des Sozialismus in einem Land und die „Verschärfung des Klassenkampfes“ auf dem Weg zum Kommunismus, womit er seine Repressionen zu legitimieren suchte.


Die drei großen Schauprozesse, in deren Verlauf Sinowjew, Kamenew und Bucharin zum Tode verurteilt wurden, waren aufgrund vieler Ungereimtheiten in den Aussagen der Angeklagten von der Weltöffentlichkeit als Inszenierung entlarvt worden. Weiterhin wurde unter Ausschluss der Öffentlichkeit ein Prozess gegen die Führungsspitze der Roten Armee geführt. Alle vier Prozesse waren der Auftakt zu allgemeinen, von Stalin gesteuerten „Säuberungen“, die jegliche Opposition in der UdSSR ausschalten sollten. Die Durchführung übertrug Stalin dem Leiter des NKWD, zuerst Genrich Jagoda und später Nikolai Jeschow. Diese ließen die Betroffenen meist verhaften und viele davon erschießen. Die von der Geheimpolizei verwendeten Straftatbestände wegen „antisowjetischen Verhaltens“, trotzkistischer oder anderer Opposition gegen die KPdSU sowie einer Vielzahl anderer angeblicher Verschwörungen wurden allesamt mit Verstößen gegen den Artikel 58 des Strafgesetzbuches der RSFSR begründet, der die rechtliche Grundlage für die Verfolgungen bildete.


Am 5. Dezember 1936 wurde eine neue Verfassung, die „Stalin-Verfassung“, vom Sowjetkongress angenommen.


In der Zeit des Großen Terrors zwischen September 1936 und Dezember 1938 ließen Stalin und seine Helfer von 1,5 Millionen Verhafteten geschätzte 750.000 Menschen erschießen, darunter treue Anhänger der Sowjetunion. Umstritten ist in der Forschung, inwieweit diese Verfolgungen einen rationalen Kern hatten oder aus reinen Wahnvorstellungen Stalins folgten. Im Ergebnis dieser „Säuberungen“ besaß Stalin nach 1938 die absolute Macht in der Sowjetunion. Nach dem Ende der Tschistka und der Ersetzung Nikolai Jeschows durch Lawrenti Beria wurden die willkürlichen Verhaftungen zwar nicht gestoppt, die Verhafteten wurden aber meist zu bis zu zehn Jahren Haft in Straflagern verurteilt. Durch eine Gesetzesänderung wurde die Frist im Jahr 1949 auf 25 Jahre heraufgesetzt.


In dieser Zeit nahm der Personenkult um Stalin immer größere Ausmaße an. Dieser äußerte sich unter anderem in der Kunst (Lobpreisungs- und Ergebenheitswerke in Literatur und bildender Kunst im Stil des Sozialistischen Realismus) und in seiner allgegenwärtigen öffentlichen Präsenz.


Wichtige Mitarbeiter Stalins waren nach dem Ende der Tschistka Lasar Kaganowitsch, der Volkskommissar für innere Angelegenheiten und NKWD-Chef Lawrenti Beria, Michail Kalinin, Kliment Woroschilow, Andrei Andrejew und Andrei Schdanow.



Deutsch-sowjetischer Nichtangriffspakt |





Abschluss des Deutsch-Sowjetischen Grenz- und Freundschaftsvertrags am 28. September 1939


In dem am 23. August 1939 in Moskau abgeschlossenen Nichtangriffspakt mit dem nationalsozialistischen Deutschland, dem Hitler-Stalin-Pakt, war ein Geheimabkommen enthalten, das die Interessensphären zwischen Deutschland und der Sowjetunion gegeneinander abgrenzte.


Nach dem deutschen Überfall auf Polen kam es am 17. September 1939 zur sowjetischen Besetzung Ostpolens. Später wurden die baltischen Staaten und das rumänische Bessarabien, die im Hitler-Stalin-Pakt der Sowjetunion zugesprochen worden waren, ebenfalls von der Roten Armee besetzt und der Sowjetunion einverleibt. Die neue Grenze wurde am 28. September 1939 in einem Grenz- und Freundschaftsvertrag festgeschrieben. Am 19. August 1939, am 11. Februar 1940 und am 10. Januar 1941 wurden umfangreiche Kredit- und Handelsverträge geschlossen, mit denen das Deutsche Reich Sicherheit vor den wirtschaftlichen Folgen einer erneuten Seeblockade erlangte – dies im Wunsch, erfolgreich Krieg gegen Großbritannien zu führen.[15]


In Finnland sah Stalin ebenso eine mögliche Gefährdung der Sicherheit des sowjetischen Staates. Er fürchtete die Nähe der finnischen Grenze zu Leningrad und Finnland als mögliche Basis für Luftangriffe fremder Mächte. Nachdem das Land nicht auf diplomatischem Wege zu Gebietsabtretungen zu bewegen gewesen war, ordnete Stalin im November 1939 ohne eine Kriegserklärung an, den Winterkrieg gegen Finnland zu beginnen. Dabei ließ er entgegen dem Kriegsplan seines Generalstabschefs Schaposchnikow den Krieg zuerst mit begrenzten Kräften führen. Diese Offensive, nur mit den Truppen des Militärbezirks Leningrad, scheiterte. Ein zweiter sowjetischer Angriff, nun mit mehr Truppen und anderem Schwerpunkt, zwang Finnland im März 1940 im Frieden von Moskau zur Abtretung von Karelien und weiterer Gebiete. Danach ließ Stalin sein Kriegsziel der Besetzung des gesamten Landes und der Errichtung einer kommunistischen Exilregierung fallen. Das aggressive Vorgehen der Sowjetunion gegen Finnland führte noch während der Kämpfe zu ihrem Ausschluss aus dem Völkerbund und zu empörten Reaktionen im westlichen Ausland.[16]



Zweiter Weltkrieg |


Vom deutschen Angriff am 22. Juni 1941 wurden Stalin und die Rote Armee überrascht, obwohl Stalin verschiedene Hinweise auf den bevorstehenden Angriff durch Harro Schulze-Boysen und Richard Sorge erhalten hatte.[17] Noch Mitte Mai 1941 war Stalin fest davon überzeugt, „dass Deutschland Russland nie aus eigenem Antrieb angreifen wird.“ Er drohte sowjetischen Militärführern an, „dass Köpfe rollen werden“, wenn sie ohne Erlaubnis Truppenbewegungen durchführen würden. Sechs Tage nach dem deutschen Überfall aber fluchte er nach einer Sitzung des Volkskommissariats für Verteidigung: „Lenin hat unseren Staat geschaffen, und wir haben ihn verschissen.“[18] Es war das Eingeständnis einer verhängnisvollen Fehleinschätzung. Stalin war überzeugt gewesen, den Konflikt mit Deutschland bis 1942 verschieben zu können, und hatte dem alles andere untergeordnet.[19]




Brisbane, Australien, Oktober 1941


Während des „Großen Vaterländischen Krieges“ ließ sich Stalin zum Generalissimus der Sowjetunion (Oberbefehlshaber der Roten Armee) ernennen. Durch Appelle an den Patriotismus und durch die allgemeine Wut auf die deutsche Aggression zum einen und den Staatsterror zum anderen gelang es ihm, die Unterstützung großer Teile der Bevölkerung zu erreichen. Jedoch kam es im Krieg immer wieder zu fatalen Fehleinschätzungen der Situation durch Stalin. Beispielsweise dachte er bei Kriegsbeginn, dass der Feind über den Süden in Russland einrücken würde, und ließ dementsprechend dort stärkere Truppen stationieren. Die Wehrmacht stieß aber mit ihrer Hauptmacht über den Norden, also das Baltikum und die heute weißrussischen Gebiete, vor.


Der russische Historiker Anton Antonow-Owsejenko urteilte auf der Basis von Berichten über die Aussagen der sowjetischen Marschälle Alexander Jegorow und Konstantin Rokossowski, dass Stalin sich bei der Führung militärischer Verbände als unfähig erwiesen habe. Außerdem hätte die Führung der Roten Armee zahlreiche seiner Befehle insgeheim ignoriert, weil sie unsinnig gewesen seien. Ebenso hätte nach dem Ende der Stalin-Ära Marschall Georgi Schukow hinter verschlossenen Türen Stalin und der damaligen Parteiführung vorgeworfen, das Leben von Soldaten sinnlos geopfert zu haben.[20]


Auf den Überfall der Wehrmacht auf die Sowjetunion reagierte Stalin anfangs gar nicht. Anastas Mikojan schrieb in seinen Memoiren, dass Stalin nicht wusste, „was er dem Volk sagen sollte“.[21] Stalin war überzeugt, dass die Deutschen keinen direkten Angriff wagen würden, sondern lediglich provozieren wollten. Er meinte sogar, dass sie selbst eigene Städte zum Zweck der Provokation bombardieren würden.[22]


Anstelle Stalins wandte sich Außenminister Molotow als Erster an die Menschen der Sowjetunion und informierte sie über den Angriff der Deutschen. Ein persönliches Auftreten Stalins in den ersten Tagen des Großen Vaterländischen Krieges hätte seine Politik der vergangenen Jahre zu stark in Zweifel gezogen, da die anfänglichen Niederlagen zu einem großen Teil auf die „Säuberungen“ innerhalb der Roten Armee zurückzuführen waren. Molotow sprach in seiner Rede erstmals vom Vaterländischen Krieg in Bezug auf den (siegreichen) Abwehrkrieg Russlands gegen Napoléon.


Erst am 3. Juli meldete sich Stalin zu Wort und hielt eine Radioansprache, der im Gegensatz zu früheren Reden jegliches Pathos fehlte.[23] Viel erstaunlicher war allerdings der Inhalt der Rede. Neben den zu erwartenden Lügen über die tatsächliche Situation an der Front war vor allem die verwendete Sprache Stalins ein Novum. Statt wie gewohnt mit „Genossen“ redete Stalin seine Zuhörer mit den Worten an: „Genossen! Bürger! Brüder und Schwestern! Kämpfer unserer Armee und Flotte, an Euch wende ich mich, meine Freunde“ (Товарищи! Граждане! Братья и сестры! Бойцы нашей армии и флота! К вам обращаюсь я, друзья мои!).[24] Angesichts des bisherigen Personenkultes um Stalin war diese Anrede, die faktisch auf Augenhöhe stattfand, sehr ungewöhnlich. In den Folgemonaten veränderte sich das Bild Stalins und der sowjetischen Propaganda völlig. Stalin trat in den Hintergrund, die Prawda veröffentlichte nur noch alte Fotos des Diktators, Reden wurden gar nicht mehr gehalten. Anstelle einer ideologisch motivierten Propaganda, die zum „neuen Menschen“ erziehen sollte, trat immer mehr eine patriotisch orientierte Kriegskampagne. Stalin verschwand größtenteils von Plakaten, aus Filmen usw. und wurde durch die allgegenwärtige Mutter Heimat (Rodina mat’) ersetzt. Der Personenkult um Stalin trat erst wieder Ende 1944 in den Vordergrund, als ein Sieg der Roten Armee über das Deutsche Reich als sicher galt.




Stalin mit Harry Truman, Andrei Gromyko, James Byrnes und Molotow.


Stalin übernahm am 19. Juli das Amt des Volkskommissars für Verteidigung von Semjon Timoschenko und behielt es unter wechselnden Amtsbezeichnungen bis zum 3. März 1947.


Während des Kriegs veränderte sich auch der Terror. Von der Willkür des Großen Terrors der 1930er-Jahre fand ein Übergang auf gezielten Terror gegen einzelne Volksgruppen der Sowjetunion statt, die verdächtigt wurden, mit den Deutschen zu paktieren. Millionen von Menschen, ganze Völker und Volksgruppen wie die Krimtataren, die Russlanddeutschen oder die Tschetschenen wurden in dieser Zeit als potenzielle Kollaborateure nach Kasachstan und Zentralasien deportiert, wo viele der Deportierten einen grausamen Tod starben. Die baltischen Staaten verloren etwa zehn Prozent ihrer Einwohner.


Nach dem sowjetischen Sieg in der Schlacht bei Kursk (Sommer 1943) beschloss Stalin ein einziges Mal während des gesamten Krieges, die Front aufzusuchen. Mit einem getarnten Zug fuhr er zur Kalininer Front, 170 km nordwestlich von Moskau. Da er weder mit Offizieren noch mit Soldaten sprach, „kann man nur annehmen, dass der einzige Zweck dieser Fahrt darin bestand, sich gegenüber Churchill und Roosevelt damit zu rühmen.“[25] Auf der Teheran-Konferenz 1943 und der Konferenz von Jalta 1945 legten die drei Siegermächte – darunter Stalin – die Grenzen Europas nach der Niederlage des nationalsozialistischen Deutschlands fest. Daraufhin mussten mehrere Millionen Menschen in Osteuropa ihre Heimat verlassen (Vertreibung).


Bereits die Schlacht um Stalingrad hatte zum Stillstand des deutschen Angriffs geführt. In der Sommeroffensive von 1944 gelangte die Rote Armee anschließend bis Ende des Jahres an die Reichsgrenzen. Wenige Monate später war mit der Schlacht um Berlin die Herrschaft des Nationalsozialismus in Deutschland beendet.


Josef Stalin wurde zweimal für den Friedensnobelpreis nominiert, einmal 1945 für seine Bemühungen um die Beendigung des Zweiten Weltkrieges und einmal 1948.[26]



Ehen und Familie |




Ketewan Swanidse


Stalins erste Frau Ketewan Swanidse, mit der er seit 1906 verheiratet war, starb im Jahre 1907 an Fleckfieber und enterohämorrhagischer Colitis. Sie hatte als Schneiderin für die Damen der russischen Garnison gearbeitet. Ihre Brüder hatten in Deutschland studiert. Anlässlich ihrer Beerdigung zeigte Stalin Betroffenheit, um den gemeinsamen Sohn Jakow Dschugaschwili (genannt Jascha) kümmerte er sich aber nicht.


1919 heiratete Stalin Nadeschda Allilujewa, die 1932 vermutlich Suizid durch Erschießen beging. Mit ihr hatte er den Sohn Wassili Iossifowitsch Stalin (1921–1962), der später General wurde, und die Tochter Swetlana Iossifowna Allilujewa (1926–2011), die 1967 in die USA auswanderte, wobei sie ihre Kinder in der Sowjetunion zurückließ. Ihr Sohn Josef Allilujew, ein bekannter Kardiologe, starb 2008 im Alter von 63 Jahren in Moskau.[27]


Stalin war nicht bereit, seinen Sohn Jakow, der am 16. Juli 1941 in deutsche Kriegsgefangenschaft geraten war, gegen den am 31. Januar 1943 in sowjetische Gefangenschaft geratenen deutschen Generalfeldmarschall Friedrich Paulus auszutauschen, da das sowjetische Soldatengesetz besagte, dass der sowjetische Soldat jede Gelegenheit zur Flucht nutzen müsse. Außerdem erklärte Stalin: „Man tauscht einen Soldaten nicht gegen einen General.“


Jakow Dschugaschwili kam am Abend des 14. April 1943 im Konzentrationslager Sachsenhausen zu Tode, als er in vermutlich suizidaler Absicht am elektrisch geladenen Lagerzaun hantierte. Ob er dabei vom Wachpersonal erschossen wurde[28][29] oder durch Strom starb,[30] ist ungeklärt.


Galina Dschugaschwili, die Tochter Jakows, starb am 27. August 2007 im Alter von 69 Jahren in einem Moskauer Krankenhaus an Krebs. Ihr Bruder, der pensionierte Oberst der Sowjetarmee Jewgeni Dschugaschwili, lebt heute in Tiflis.[31]



Nachkriegszeit |




Stalin mit Roosevelt und Churchill (vorne sitzend, von rechts), während der Konferenz von Jalta 1945


In den Verhandlungen mit den westlichen Alliierten (Konferenzen von Jalta und Potsdam) erreichte Stalin Zugeständnisse, die letztlich den Machtantritt kommunistischer Parteien in mittel- und osteuropäischen Ländern begünstigten und so die Einflusssphäre der UdSSR weiter ausdehnten. Die Ausschaltung unabhängiger Sozialisten bzw. Kommunisten durch „Schauprozesse“ in den von der UdSSR dominierten Ländern Osteuropas führte dort zur Alleinherrschaft der stalinistischen Kräfte. 1948 kam es zum Bruch mit Marschall Tito, der einen Partisanenkampf gegen die nationalsozialistische deutsche und die faschistische italienische Besatzung im Zweiten Weltkrieg angeführt und die Föderative Volksrepublik Jugoslawien als einen von der Sowjetunion unabhängigen sozialistischen Staat etabliert hatte. Die von Stalin geführte Sowjetunion geriet in scharfen Gegensatz zu der von den USA geführten westlichen Welt, der Kalte Krieg begann.


In der UdSSR und in den von ihr beherrschten ost- und mitteleuropäischen Staaten kam es erneut zu „Säuberungen“. Auch Geistliche, Angehörige nichtrussischer Völker und zahlreiche vermeintliche oder wirkliche politische Gegner (Kosmopoliten, „Westler“, Zionisten) wurden inhaftiert und mitunter der Folter unterzogen, wobei viele Unschuldige sich des Vorwurfs von Spionage oder „konterrevolutionärer Tätigkeit“ ausgesetzt sahen. 1950 wurde auch der Vorsitzende der Staatlichen Plankommission Gosplan Nikolai Wosnessenski hingerichtet.


Im Zuge der Leningrader Affäre verloren circa 2000 Funktionäre der KPdSU ihre Posten. Einige der führenden Leningrader Kommunisten wurden zum Tode verurteilt. Rund 200 weitere wurden in die Lager des Gulag eingewiesen.


Am 10. März 1952 bot Josef Stalin den Westmächten (Frankreich, Großbritannien, USA) in einer Note Verhandlungen über die Wiedervereinigung und Neutralisierung Deutschlands an. Diese Note und die Erwiderungen Stalins auf die Antworten der Westmächte werden als Stalin-Noten bezeichnet und lösten eine innenpolitische Debatte in der Bundesrepublik aus. In der DDR wurden sie als Anzeichen gewertet, die Sowjetunion sei bei außenpolitischen Kompromissen bereit, auf ihr Vorfeld in Osteuropa zu verzichten.


Zu seinem 72. Geburtstag im Jahre 1950 wurde Stalin in der DDR als Mann gewürdigt, „auf den alle friedliebenden Menschen der Welt blicken und hoffen.“[32] Derartige Formulierungen entsprachen dem damals herrschenden Personenkult um Stalin. So wurden in fast allen Sowjetrepubliken und Ostblockstaaten einige Städte nach Stalin benannt, daneben öffentliche Gebäude, Werke, Sportstätten, Straßen und anderes mehr. In den Schulen in der DDR gab es die obligatorische „Stalin-Ecke“, ein meist wie ein Altar gestalteter Tisch mit einem Foto Stalins, auf dem die Schüler ihre Gaben der Dankbarkeit ablegten.[33] Viele dieser Ehrungen wurden erst geraume Zeit nach seinem Tod und nach der Entstalinisierung rückgängig gemacht.



Tod |




Josef Stalin, aus Anlass seines Todes herausgegebene DDR-Briefmarke von 1953


Am Abend des 28. Februar 1953 traf sich Stalin mit Lawrenti Beria, Georgi Malenkow, Nikolai Bulganin und Nikita Chruschtschow zum Abendessen auf seiner Datscha in Kunzewo. Die Unterredung, gegen deren Ende Stalin in einem langen Monolog seine Mitarbeiter heftig kritisierte, dauerte bis vier Uhr am Morgen des 1. März 1953. Nach der Verabschiedung seiner Gäste erlitt Stalin in seinem Zimmer unbemerkt einen Schlaganfall. Erst um 23 Uhr wagte sich der diensthabende Mitarbeiter M. Starostin zu Stalin, den er in Pyjamahose und Unterhemd auf dem Fußboden liegend fand. Stalin war bei Bewusstsein, konnte aber nicht sprechen. Die Bediensteten legten ihn auf den Diwan, auf dem er das Bewusstsein verlor. Zunächst erschien Malenkow, dann um drei Uhr morgens am 2. März Beria. Dieser verbot den Leibwachen und Hausbediensteten zu telefonieren und entfernte sich mit Malenkow. Um 9 Uhr kamen Beria und Malenkow in Begleitung von Chruschtschow zurück, etwas später erschienen weitere Politbüromitglieder und Ärzte.


Einige Stunden später wurde eine Regierungsmitteilung veröffentlicht, in der mitgeteilt wurde, dass Stalin Gehirnblutungen erlitten hatte, die lebenswichtige Teile des Gehirns erfassten. Am 5. März 1953 um 21:50 Uhr verstarb Stalin im Alter von 74 Jahren.[34]


Einige der angesehensten und bekanntesten Mediziner der UdSSR waren in den Monaten vor seinem Tod beschuldigt worden, an einer imaginären Ärzteverschwörung beteiligt gewesen zu sein, die sich zum Ziel gesetzt habe, die oberste sowjetische Politik- und Militärführung zu vergiften. Diese Verdächtigungen standen im Mittelpunkt einer antisemitischen Kampagne, die Stalin benutzen wollte, um eine Säuberung und Umstrukturierung des Sicherheitsapparats zu legitimieren.[35] Nach Ansicht mehrerer Forscher lief die Kampagne auch auf eine Deportation der sowjetischen Juden nach Sibirien hinaus.[36] Nach Stalins Tod wurde die Kampagne abgebrochen und die Ärzte rehabilitiert. Laut Wjatscheslaw Molotows Erinnerungen, die 1991 veröffentlicht wurden, hat Beria ihm gegenüber behauptet, er habe Stalin vergiftet.[37]


Die Trauerbezeugungen unter orthodoxen Kommunisten in aller Welt waren außerordentlich. Im Gedränge während der Beisetzung Stalins auf dem Roten Platz am 9. März 1953 kamen mehr als 500 Menschen zu Tode.[38] Nach den Trauerzeremonien wurde Stalins Leiche ins Lenin-Mausoleum gebracht, das acht Monate lang für Besucher geschlossen blieb. Der Leichnam wurde in dieser Zeit einbalsamiert und anschließend öffentlich neben Lenins Leiche aufgebahrt. Im Zuge der Entstalinisierung ließ Chruschtschow ihn am 31. Oktober 1961 aus dem Mausoleum entfernen und an der Kremlmauer beisetzen.[39]



Rezeption |





Volksrepublik China (1949)



Sowjetunion |




Stalins Grab an der Kremlmauer (1965)


Nach Stalins Tod trat ein Prozess der Entstalinisierung ein. Auf dem XX. Parteitag der KPdSU im Februar 1956 distanzierte sich Nikita Chruschtschow in der Geheimrede Über den Personenkult und seine Folgen von Stalin. Er kritisierte dabei vor allem die Verbrechen, die Stalin an anderen Kommunisten verübt hatte, und nicht das diktatoriale System als solches. Nach Stalins Tod wurden die Bedingungen in den Arbeitslagern verbessert. In der Folge kam es wenigstens formell zur Auflösung des Gulags, zur Freilassung und teilweisen Rehabilitierung politischer Häftlinge sowie 1955 zur Entlassung der verbliebenen deutschen Kriegsgefangenen. Die Zensur wurde merklich gelockert, was zu lebhaften Diskursen und neuen Impulsen führte (Tauwetter-Periode). Aber bereits mit der blutigen Niederschlagung des Ungarischen Volksaufstands im November 1956 machte die Moskauer Führung die Grenzen des Entstalinisierungsprozesses deutlich.


Anlässlich einer erneuten Abrechnung mit Stalin auf dem XXII. Parteitag der KPdSU im Oktober 1961 wurde seine Leiche aus dem Lenin-Mausoleum entfernt und sein Name verschwand aus der Öffentlichkeit. So erhielt Stalingrad den neuen Namen Wolgograd. Der Prozess der Entstalinisierung vollzog sich nun auch in allen anderen Ostblockstaaten. Straßen wie die Stalinallee in Ost-Berlin wurden umbenannt, sein dortiges Denkmal beseitigt.


Wirtschaftlich zeichnete sich die Entstalinisierung durch eine Abkehr von der massiven Förderung der Schwerindustrie zugunsten einer Politik aus, die sich stärker am unmittelbaren Konsumbedarf der Bevölkerung orientierte. In der Folge verbesserten sich die Lebensbedingungen der Bevölkerung, andererseits verlor der sowjetische Staatssozialismus ohne Zwangsarbeit und erzwungen hohe Arbeitsleistungen allmählich den Anschluss an die Weltwirtschaft.


Erst unter Leonid Breschnew, der vorsichtig eine Rehabilitierung Stalins versuchte (Neostalinismus), wurde anlässlich Stalins 90. Geburtstag im Jahr 1969 eine Büste an seinem Grab an der Kremlmauer angebracht. Unter Michail Gorbatschow hingegen setzte in der Sowjetunion eine grundsätzliche Kritik an Stalin ein, die weit über die Kritik in der Phase der Entstalinisierung hinausging. Dessen ungeachtet ist in Russland während der Sowjetzeit und danach die Bezeichnung Väterchen Stalin weit verbreitet geblieben.[40]



Russland |


Jährlich werden seit 2006 in einer von Memorial organisierten Veranstaltung „Wiederkehr der Namen“ jeweils am 29. Oktober 12 Stunden lang Namen von Opfern der Repression Stalins verlesen. Die Teilnehmer „vereint die Hoffnung, dass so die gesellschaftliche Rehabilitierung Stalins gestoppt werden kann“.[41]


Die positive Sicht auf Stalin in Russland erfuhr einen Aufschwung – bis hin zum Status als „Superstar“ (Irina Scherbakowa) – vor allem ab 2012[42] durch die Glorifizierung des großen Vaterländischen Krieges. Der zelebrierte Sieg über den Nationalsozialismus hätte – jedoch nach Konstantin Kaminskij bis 2012 – nicht immer direkt mit einer Verehrung Stalins in Zusammenhang gestanden.[43] In Jakutsk in Ostsibirien[44] und zahlreichen anderen Regionen inklusive der Krim wurden ab 2013 mindestens 70 Stalin-Denkmäler neu erbaut. Zu denen, die sich positiv auf Stalin beziehen, zählen Veteranenverbände und der ehemalige Bürgermeister von Moskau Juri Luschkow. Laut Ronald Pohl wird noch heute das Erbe von „Väterchen Stalin“, des „verdienten Massenmörders des Volkes“ (Brecht), in Russland verniedlicht und verklärt und damit bliebe die Fatalität seines Wirkens aktuell. Russlands Präsident Wladimir Putin und Ministerpräsident Dmitri Medwedew verteidigen Stalins Herrschaft als historische Notwendigkeit, nannten Stalin aber vor 2011 auch einen Verbrecher.[45]


2008 wurde Stalin in einer Umfrage des russischen Staatsfernsehens Rossija 1 nach der wichtigsten Figur der russischen Geschichte mit knappem Abstand, mit leichten Manipulationen gegen Stalin,[46] hinter Alexander Newski und Pjotr Stolypin auf den dritten Platz gewählt.[47] Im Jahr 2017 haben 40 Prozent der Russen Stalin absolut positiv gesehen. Die Information durch Fernsehen und Propaganda habe – nach Irina Scherbakowa – die öffentliche Meinung von den historischen Fakten losgelöst.[42] 46 Prozent äußerten sich in Umfragen im Jahr 2017 positiv zu Stalin, im Vergleich zu 28 Prozent im Jahr 2012. 79 Prozent hatten die Verbrechen des Regimes 2012 für „unentschuldbar“ gehalten, im Jahr 2017 nur noch 39 Prozent. 46 Prozent der russischen Jugendlichen hatten im Herbst 2017 noch nie etwas von politischer Repression in den 1930er und 1940er Jahren gehört.[48]Lew Gudkow interpretiert die Verklärung Stalins nicht als Zufall, sondern als gezielte Politik. Stalin sei Symbol für eine Weltmachtrolle. Sowjetsymbole wie die Nationalhymne wurden seit dem Machtantritt Wladimir Putins subtil eingesetzt, um sie politisch zu nutzen.[49]



Staaten des Warschauer Vertrags |


Bis zur Aufdeckung der Verbrechen Stalins entstanden in den verschiedenen Staaten vor allem Denkmale, aber auch zahlreiche öffentliche Einrichtungen erhielten seinen Namen, darunter auch mehrere Städte. In der DDR erhielt die bei Fürstenberg neu gegründete Stadt den Namen Stalinstadt. In Polen hieß Katowice zeitweilig Stalinogród, in Ungarn das heutige Dunaújváros Sztálinváros, in Rumänien trug Brașov den Namen Orașul Stalin, in Bulgarien hieß Warna Stalin. Alle diese Namensänderungen wurden Ende der 1950er/Anfang der 1960er Jahre rückgängig gemacht.


siehe auch: Stalindenkmal



Abgewiesene Klage eines Stalin-Enkels |


Der Stalin-Enkel Jewgeni Dschugaschwili klagte gegen die russische Zeitung Nowaja Gaseta, die 2009 über Stalins Massenmorde geschrieben hatte. Um „Ehre und Würde“ des Diktators wiederherzustellen, klagte der Enkel auf Unterlassung und ein Schmerzensgeld von 10 Millionen Rubel (220.000 €). Er verlor im Oktober 2009 den Prozess am Moskauer Basmanny-Gericht, das sonst eher durch Verfolgung von Regimekritikern bekannt ist. Da tausende Auftragsmorde belegt sind, dürfen die Medien darüber berichten. Der Prozess und sein Zustandekommen wurde unterschiedlich kritisiert; die Menschenrechtsorganisation Memorial nannte seinen Ausgang einen „Sieg der Vernunft“.[50]



Ehemalige Staaten der Sowjetunion |


Georgien

2013 führte die Universität von Tiflis eine Umfrage unter der Bevölkerung durch, die darauf schließen ließ, dass 45 % der Befragten positiv über Stalin dachten.[51]


Ukraine

Das Institut für Soziologie in Kiew führte eine ähnliche Umfrage in der Ukraine im Februar 2013 durch. 37 % der Ukrainer hatten demnach eine negative Meinung über Stalin und 22 % eine positive. Der Rest äußerte sich neutral.
Eine positive Einstellung hatten in der Ostukraine 36 % und in der Südukraine 27 %. In der Westukraine lag die Ablehnung bei 64 % und in der Zentralukraine bei 39 %.[52] In der Altersgruppe von 18–29 hatten 16 % eine positive Einstellung zu Stalin.[52]


Im Frühjahr 2010 erklärte ein ukrainisches Gericht die durch Stalins Politik verursachte Hungersnot zwischen 1932 und 1933 zum Völkermord (Holodomor).[53][54]


Im Frühjahr 2010 wurde eine Stalinstatue in Saporischschja aufgestellt.[54] Im Dezember 2010 wurde sie durch Unbekannte in die Luft gesprengt.[55]


Im Februar 2016 wiederholte das Institut für Soziologie in Kiew die Umfrage. Demnach hätten 38 % eine negative Einstellung, 26 % eine neutrale und 17 % eine positive (19 % verweigerten die Antwort).[56]


Armenien

2012 ergab eine Umfrage in Armenien, dass 72 % nicht in einem Land leben wollten, das von jemandem wie Stalin regiert würde.[57]


Litauen



Die Stalin-Statue im Grutas-Park


Im Grūtas-Park in der Nähe des Kurorts Druskininkai gibt es neben vielen Skulpturen aus der Zeit der Sowjetunion auch eine Bronzestatue von Stalin. Für Opfer der Sowjet-Herrschaft symbolisieren die Statuen Angst, Deportation und den Tod von Freunden und Verwandten, sodass der Park nach Ansicht vieler Litauer das Geschehene verharmlost.[58][59][60][61][62] Der Unternehmer Viliumas Malinauskas erhielt für die Gründung des Parks 2001 den Ig-Nobelpreis in der Kategorie „Frieden“.[63]



Deutschland |





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Es fehlt die gesamte nichtstalinistische Rezeption in der Geschichtswissenschaft, in der seriösen Publizistik und innerhalb der Linken. --Φ (Diskussion) 13:21, 17. Jun. 2014 (CEST)
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Chöre mit einem Porträtbild Stalins auf der Bühne, Leipzig, 1950


In Deutschland beziehen sich aktuell die unbedeutenden Splitterparteien Marxistisch-Leninistische Partei Deutschlands (MLPD) und die 1990 in Ost-Berlin gegründete Kommunistische Partei Deutschlands (KPD) sowie der Historiker Kurt Gossweiler (1917–2017) positiv auf Stalin. 1992 erklärte Sahra Wagenknecht, die damals die Kommunistische Plattform in der PDS vertrat, in einem Artikel für die Programmdiskussion ihrer Partei, Stalins Politik müsse „in ihrer Ausrichtung, ihren Zielen und wohl auch in ihrer Herangehensweise als prinzipientreue Fortführung der Leninschen gelten“.[64] Sie bezweifelte, dass es historisch realisierbare Alternativen dazu gegeben habe. Zudem behauptete sie, unter Stalin sei in Russland eine erfolgreiche Industrialisierung und damit die „Überwindung von Elend, Hunger, Analphabetismus, halbfeudalen Abhängigkeiten und schärfster kapitalistischer Ausbeutung“ gelungen.[65] Auf schwere öffentliche Kritik an diesen Aussagen hin erklärte sie wiederholt, sie habe damit keinesfalls Stalins Verbrechen rechtfertigen oder gar leugnen wollen. Diesbezügliche spätere Erklärungen würden in den Medien missachtet.[66]



Werk |


Werkausgaben



  • J. W. Stalin: Werke. 13 Bände. Dietz Verlag, Berlin 1950–1955 (Das neue Wort, Stuttgart 1951–1955). Band 13 endet mit dem 31. Januar 1934. Diese Werkausgabe wurde nach Stalins Tod nicht beendet.

  • J. W. Stalin: Ausgewählte Werke in zwei Bänden. Verlag Roter Morgen, Dortmund 1979, enthält im 2. Band u. a. : Der Marxismus und die Fragen der Sprachwissenschaftt, Juni/Juli 1950.

  • J. W. Stalin: Werke. 16 Bände (Bände 1 – 15 + Bd. 17). Verlag Roter Morgen, Hamburg 1971, Dortmund 1976 bzw. 1979. Stalin-Werke. Diese Ausgabe der KPD/ML (Roter Morgen) ist der Versuch, die abgebrochene Ausgabe von 1950 ff. aus der DDR zu ergänzen. Der Band 14 geht von Februar 1934 bis zum 1. Mai 1945, der Band 15 (Roter Morgen 1971) enthält Geschichte der kommunistischen Partei der Sowjetunion, Kurzer Lehrgang von 1938 und Band 17 (Roter Morgen 1973) die Jahre 1945 – 1952.

  • J. W. Stalin: Werke. Verlag Olga Benario und Herbert Baum, Offenbach 2003, ISBN 3-932636-72-4.


Einzelausgaben, Textsammlungen, Briefe




  • Über Dialektischen und Historischen Materialismus. Vollständiger Text und kritischer Kommentar von Iring Fetscher. Diesterweg, Frankfurt/Berlin/Bonn 1956.


  • Die unheilige Allianz. Stalins Briefwechsel mit Churchill 1941–1945. Rowohlt, Reinbek 1964.


  • Fragen des Leninismus. Oberbaumverlag, Berlin 1971.


  • Der Marxismus und die nationale und koloniale Frage. Verlag Rote Fahne, Köln 1976, ISBN 3-8106-0013-X.


  • Über den großen Oktober. Verlag Rote Fahne, Köln 1977, ISBN 3-8106-0059-8.


  • Über die Opposition (1921–1927). Verlag für fremdsprachige Literatur, Peking 1979.


  • Über den Großen Vaterländischen Krieg der Sowjetunion. Dritte Ausgabe: Verlag für fremdsprachige Literatur, Moskau 1946.


  • Über den Kampf um den Frieden: eine Sammlung ausgewählter Aufsätze und Reden. Dietz Verlag Berlin 1954 (Bücherei des Marxismus-Leninismus; 43).


  • Zu den Fragen des Leninismus. Eine Auswahl. Fischer-Bücherei, Frankfurt/Hamburg 1970.


  • Schriften zur Ideologie der Bürokratisierung. Rowohlt, Reinbek 1970, ISBN 3-499-45258-8.


  • Stalin. Briefe an Molotow. 1925–1936. Siedler, Berlin 1996, ISBN 3-88680-558-1.



Literatur |


In der Datenbank RussGUS werden weit über 1000 Publikationen mit Bezug auf Stalin nachgewiesen.
Rezensionen zu neuer wissenschaftlicher Literatur finden sich bei Neuerscheinungen zu Stalin. In: sehepunkte, 6, 2006, Nr. 10.




  • Anton Antonow-Owssejenko: Stalin. Porträt einer Tyrannei. Piper, München/Zürich 1983, ISBN 3-492-02760-1; Ullstein, Frankfurt/Berlin 1986, ISBN 3-548-27541-9.


  • Jörg Baberowski: Gesichter eines Despoten. Stalin in unveröffentlichten Fotografien. In: Zeithistorische Forschungen 12 (2015), S. 344–355.


  • Jörg Baberowski: Verbrannte Erde. Stalins Herrschaft der Gewalt. C.H. Beck, München 2012, ISBN 978-3-406-63254-9.

  • Anna Becker: Mythos Stalin. Stalinismus und staatliche Geschichtspolitik im postsowjetischen Russland der Ära Putin. Be-bra, Berlin 2015, ISBN 978-3-95410-036-1.

  • Jeffrey Brooks: Thank You Comrade Stalin. Soviet Public Culture from Revolution to Cold War. Princeton University Press, 2000, ISBN 0-691-00411-0.


  • Oleg Chlewnjuk: Stalin: Eine Biographie. Übersetzt von Helmut Dierlamm. Siedler, München 2015, ISBN 978-3-8275-0057-1.


  • Fernando Claudin: Die Krise der Kommunistischen Bewegung. Von der Komintern zur Kominform. 2 Bände. Olle & Wolter, Berlin 1977/78, ISBN 3-921241-22-7.


  • Stéphane Courtois (Hrsg.): Das Schwarzbuch des Kommunismus. Unterdrückung, Verbrechen und Terror. Piper, München/Zürich 1998, ISBN 3-492-04053-5.


  • Stefan Creuzberger: Stalin. Machtpolitiker und Ideologe (= Kohlhammer Urban-Taschenbücher. Bd. 593). Kohlhammer, Stuttgart 2009, ISBN 978-3-17-018280-6.

  • Robert V. Daniels: Trotsky, Stalin & Socialism. Westview Press, 1991, ISBN 0-8133-1223-X.


  • Jean Elleinstein: Geschichte des „Stalinismus“. VSA, Berlin 1977, ISBN 3-87975-102-1.


  • Sheila Fitzpatrick: Stalins Mannschaft. Teamarbeit und Tyrannei im Kreml. Schöningh, Paderborn 2017, ISBN 978-3-506-78432-2.

  • Melanie Ilic: Stalin revisited. Macmillan, Basingstoke 2005, ISBN 1-4039-4705-8.

  • Stephen Kotkin: Stalin. Bd. 1: Paradoxes of Power, 1878–1928. Penguin, New York 2014, ISBN 978-1-59420-379-4.

  • Michael Kubi: Die Sowjetdemokratie und Stalin. Theorie und Praxis in der Sowjetunion 1917-1953, Verlag und Zeitschrift offen-siv, 2015, ISBN 978-3-00-048893-1.


  • Arno Lustiger: Rotbuch: Stalin und die Juden Die tragische Geschichte des Jüdischen Antifaschistischen Komitees und der sowjetischen Juden. Aufbau, Berlin 1998, ISBN 3-351-02478-9.

  • Kevin McDermott: Stalin. Revolutionary in an Era of War. Palgrave Macmillan, Basingstoke 2005, ISBN 0-333-71122-X.


  • Roy Medwedew: Das Urteil der Geschichte. Dietz, Berlin 1992, ISBN 3-320-01780-2.


  • Simon Sebag Montefiore: Stalin. Am Hof des roten Zaren. S. Fischer, Frankfurt 2005, ISBN 3-10-050607-3; Fischer-Taschenbuch, Frankfurt 2006, ISBN 3-596-17251-9.

  • Simon Sebag Montefiore: Der junge Stalin. S. Fischer, Frankfurt 2007, ISBN 978-3-10-050608-5.


  • Norman M. Naimark: Stalin und der Genozid. Aus dem Amerikanischen von Kurt Baudisch. Suhrkamp, Berlin 2010, ISBN 978-3-518-42201-4.

  • Andreas Oberender: Der Gewaltmensch Stalin im Spiegel von Dimitrovs Tagebuch. In: Zeithistorische Forschungen, 3/2012.


  • Alexander Orlow: The Secret History of Stalin’s Crimes. Random House, 1953.

    • Kreml-Geheimnisse. Marienburg, Würzburg 1956.



  • Richard Overy: Russlands Krieg 1941–1945. Reinbek 2003, ISBN 3-498-05032-X.


  • Geoffrey Roberts: Stalin’s Wars. From World War to Cold War, 1939–1953. Yale University Press, New Haven 2007, ISBN 978-0-300-11204-7, (Rezension).


  • Maximilien Rubel: Josef W. Stalin in Selbstzeugnissen und Bilddokumenten. Rowohlt, Reinbek 1975, ISBN 3-499-50224-0.


  • Robert Service: Stalin. A Biography. Pan Books, London 2005, ISBN 0-330-41913-7.

  • Christian Teichmann: Macht der Unordnung. Stalins Herrschaft in Zentralasien. Hamburger Edition, Hamburg 2016, ISBN 978-3-86854-298-1.


  • Leo Trotzki: Stalin. Eine Biographie. Arbeiterpresse, Essen 2001, ISBN 3-88634-078-3.


  • Adam Bruno Ulam: Stalin, the Man and His Era. Viking Press, New York 1973. – In der Übersetzung von Götz Pommer: Stalin, Koloss der Macht. Bechtle Verlag, Esslinger am Neckar 1977, ISBN 3-7628-0375-7.


  • Dimitri Wolkogonow: Stalin. Triumph und Tragödie. Ein politisches Porträt. Econ-Taschenbuch-Verlag, Düsseldorf/Wien 1993, ISBN 3-612-26011-1.

  • Ulf Wolter (Hrsg.): Die Linke Opposition in der Sowjetunion 1923–1928. 5 Bände. Olle & Wolter, Berlin 1975–1977, ISBN 3-921241-08-1.



Filme und Ausstellungen |



Filme




  • 1937: Lenin im Oktober (Lenin w Oktjabre) UdSSR, Regie: Michail Romm, mit Semjon Goldschtab als Stalin.

  • 1939: Lenin 1918 (Lenin v 1918 godu), UdSSR, Regie: Michail Romm, mit Micheil Gelowani als Stalin.

  • 1942: Die Verteidigung von Zarizyn (Oborona Zarizyna), UdSSR, Regie: Georgi Wassiljew, mit Micheil Gelowani in der Hauptrolle.

  • 1946: Der Schwur (Kljatwa), UdSSR, Regie: Micheil Tschiaureli, mit Alexei Denissowitsch Diki in der Hauptrolle.

  • 1950: Der Fall von Berlin, Teil 1 (Padenija Berlina), UdSSR, Regie: Micheil Tschiaureli, mit Micheil Gelowani in der Hauptrolle.

  • 1950: Der Fall von Berlin, Teil 2.

  • 1951: Das unvergeßliche Jahr 1919 (Nesabywajemy god 1919), UdSSR, Regie: Micheil Tschiaureli, mit Micheil Gelowani in der Hauptrolle.

  • 1967: Bürgerkrieg in Rußland (TV-BRD, fünfteilige Fernsehserie, Regie: Wolfgang Schleif, mit Hubert Suschka als Stalin)

  • 1983: Der rote Monarch (Red Monarch), USA/GB, Regie: Jack Gold, mit Colin Blakely in der Hauptrolle

  • 1989: Piry Waltassara, ili notsch so Stalinym, UdSSR, mit Alexei Petrenko in der Hauptrolle

  • 1992: Stalin, USA, Regie: Ivan Passer, mit Robert Duvall in der Hauptrolle



Ausstellung



  • 2018, 26. Januar bis 30. Juni: Der Rote Gott – Stalin und die Deutschen in der Berliner Gedenkstätte Genslerstraße 66


Weblinks |



 Wikiquote: Josef Stalin – Zitate


 Commons: Josef Stalin – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien



  • Literatur von und über Josef Stalin im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek

  • Werke von und über Josef Stalin in der Deutschen Digitalen Bibliothek

  • Zeitungsartikel über Josef Stalin in der Pressemappe 20. Jahrhundert der Deutschen Zentralbibliothek für Wirtschaftswissenschaften (ZBW).

  • Bundeszentrale für politische Bildung: Dossier Russland – Revolutionäre Neuordnung und Stalin-Diktatur


  • Opferzahlen des Stalinismus – Sammlung von wissenschaftlichen Aufsätzen (1990–2002, englisch)


  • Diktatoren: Josef Stalin, Dokumentation von Planet Wissen


  • Stéphane Courtois: Stalin und der Gulag-Staat. In: Der Spiegel. Nr. 30, 1999 (online – Essay). 

  • Works by Decade



Einzelnachweise |




  1. Iossif Dschugaschwili wird in den Aufzeichnungen der Uspenski-Kirche in Gori als am 6. Dezember 1878 geboren aufgeführt. Dieses Datum wird auch in seinem Schulzeugnis, seiner umfassenden zaristischen Polizeikarteikarte und allen anderen erhaltenen Dokumenten der vorrevolutionären Ära genannt. Möglicherweise war sein ossetischer Name aber auch Soslan Dsugajew. Dass er in Polizeiakten unter dem georgischen Namen Dschugaschwili geführt wurde, könnte mit seiner Arbeit als Einflussagent der Ochrana unter den georgischen Nationalisten zusammenhängen, die Edward Ellis Smith in Der junge Stalin 1969 dokumentiert hat. Stalin selbst gab noch 1920 handschriftlich den 18. Dezember 1878 als Geburtsdatum an. Nachdem er die Macht im Jahre 1922 übernommen hatte, änderte sich das Datum ohne Erklärung zum 21. Dezember (alter Kalender: 9. Dezember) 1879; dieses war das fortan in der Sowjetunion verwendete und gefeierte Datum.


  2. Bernd Marquardt: Universalgeschichte des Staates. LIT Verlag, Wien 2009, S. 500 und Ute Becker: Die Chronik. Geschichte des 20. Jahrhunderts bis heute. Wissen Media Verlag, München 2006, S. 125.


  3. Josef Stalin. Tabellarischer Lebenslauf im LeMO (DHM und HdG) Igal Halfin: Terror in My Soul: Communist Autobiographies on Trial. Harvard University Press, 2003, ISBN 0-674-01032-9, S. 15 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche)


  4. Nicolas Wert: Ein Staat gegen sein Volk. In: Stépahne Courtois u. a. (Hrsg.): Das Schwarzbuch des Kommunismus. 4. Auflage. München 1998, S. 178–188.


  5. Simon Ertz: The Kazakh Catastrophe and Stalin’s Order of Priorities, 1929–1933: Evidence from the Soviet Secret Archives, in: Stanford’s Student Journal of Russian, East European, and Eurasian Studies, Volume 1, Spring 2005, S. 1–14 (Memento vom 3. September 2006 im Internet Archive), hier S. 1. Andere Stellen sprechen von 1,5 bis 1,7 Millionen Todesopfern sowie bis zu 42 % der Bevölkerung, die dem Hunger zum Opfer fielen. Siehe Boris Barth: Genozid. Völkermord im 20. Jahrhundert. Geschichte, Theorien, Kontroversen. Beck, München 2006, (Beck'sche Reihe, Bd. 1672), S. 143, ISBN 3-406-52865-1.


  6. ФИГУРА СТАЛИНА В ОБЩЕСТВЕННОМ МНЕНИИ РОССИИ. In: Lewada-Zentrum. 25. März 2016, abgerufen am 14. Januar 2017 (russisch). 


  7. Ernst G. Jung: Kleine Kulturgeschichte der Haut S. 88-89 Steinkopff-Verlag Heidelberg, 2007, ISBN 978-3-7985-1758-5


  8. Charles Jean Marie Letourneau (1831–1902): L’évolution littéraire dans les diverses races humaines (1894).


  9. Gerhard Prause: Genies in der Schule. Legende und Wahrheit über den Erfolg im Leben. S. 141 f.: Gerhard Prause: Genies in der Schule. LIT Verlag Münster, 2007, ISBN 978-3-825-80105-2, S. 141 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).


  10. Douglas Smith: Rasputin, The First Test. S. 134.


  11. Eine Quelle dieser Behauptungen ist der NKWD-Offizier Alexander Michailowitsch Orlow, der während der Zeit des Großen Terrors 1938 in die Vereinigten Staaten desertierte und sich dort bis zum Tod Stalins versteckt hielt. 1953 veröffentlichte Orlow seine Memoiren, in denen er auch auf die Spitzeltätigkeit Stalins für die zaristische Geheimpolizei Ochrana einging.


  12. Brief an den XII. Parteitag. (Testament) In: vulture-bookz.de, diktiert am 25. Dezember 1922 und 4. Januar 1923.


  13. Veröffentlicht und damit im Wortlaut bekannt, wurde dieses Dokument erst 1956.


  14. Manfred Hildermeier: Die Sowjetunion 1917–1991 (Oldenbourg Grundriss der Geschichte). Oldenbourg Verlag, München 2007, S. 53.


  15. Manfred Zeidler, Deutsch-sowjetische Wirtschaftsbeziehungen im Zeichen des Hitler-Stalin-Paktes. In: Bernd Wegner (Hrsg.): Zwei Wege nach Moskau. Vom Hitler-Stalin-Pakt zum „Unternehmen Barbarossa“, Piper, München 1991, S. 93–110.


  16. Anthony Upton: Finland 1939–1940. Newark, 1974, S. 62–70.
    Carl van Dyke: The Soviet Invasion of Finland 1939–1940. London, Portland 1997, S. 8f, S. 19, S. 38f, S. 44, S. 60, S. 72, S. 199–213.
    William Trotter: A Frozen Hell Chapel Hill 1991, S. 61.



  17. Ian Kershaw: Wendepunkte. Schlüsselentscheidungen im Zweiten Weltkrieg. DVA, München 2008, S. 358 f. Stalin schätzte Sorge (Deckname Ramsay) gering und verunglimpfte ihn als „kleinen Schurken“.


  18. Zit. n. Ian Kershaw: Wendepunkte. Schlüsselentscheidungen im Zweiten Weltkrieg. DVA, München 2008, S. 309.


  19. Ian Kershaw: Wendepunkte. Schlüsselentscheidungen im Zweiten Weltkrieg. DVA, München 2008, S. 373.


  20. Anton Antonow-Owssejenko: Stalin. Porträt einer Tyrannei. Piper, München/Zürich 1983, ISBN 3-492-02760-1, S. 329–332, 341.


  21. Anastas I. Mikojan: Tak bylo. Moskau 1999, S. 389.


  22. Richard Overy: Russlands Krieg 1941–1945. Reinbek 2003, ISBN 3-498-05032-X, S. 126.


  23. Isaac Deutscher: Stalin. Eine politische Biographie. Reinbek 1992, S. 590.


  24. Radioansprache des Vorsitzenden des Staatlichen Verteidigungskomitees J. V. Stalin, 3. Juli 1941. 1000dokumente.de, mit Faksimile.


  25. A. Beevor: Der Zweite Weltkrieg. München 2014, S. 554.


  26. The Nomination Database for the Nobel Peace Prize, 1901–1956.


  27. Stalins Enkel in Moskau gestorben. In: Märkische Oderzeitung, 3. November 2008, S. 4.


  28. Historical Notes: The Death of Stalin’s Son. In: Time Magazine, 1. März 1968 (englisch).


  29. Schieß doch. In: Der Spiegel. Nr. 9, 1969, S. 74–75 (online). 


  30. Thomas Cushing: Stalins Sohn fühlte sich verstoßen. In: Der Spiegel. Nr. 13, 1968, S. 92–95 (online). 


  31. Der Stalin-Prozess. In: Berliner Zeitung, 10. Oktober 2009.


  32. J. W. Stalin – 72 Jahre in: Kraftfahrzeugtechnik 12/1951, S. 273.


  33. Stefan Trinks: Der Diktator röhrt im Zoo. Opfergaben für den Altar des großen Führers: Eine Ausstellung in Hohenschönhausen beleuchtet den Stalin-Kult in Deutschland. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 6. Februar 2018, S. 12.


  34. Aussage bei Dmitri Wolkogonow: Autopsy for an Empire. The Seven Leaders Who Built the Soviet Regime. (englische Übersetzung des russischen Originals) (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche)


  35. Matthias Vetter: Verschwörung der Kremlärzte. In: Wolfgang Benz (Hrsg.) Handbuch des Antisemitismus, Bd. 4: Ereignisse, Dekrete, Kontroversen. de Gruyter Saur, Berlin/New York 2011, ISBN 978-3-598-24076-8, S. 417; David R. Shearer und Vladimir Khaustov: Stalin and the Lubianka. A Documentary History of the Political Police and Security Organs in the Soviet Union, 1922–1953. Yale University Press, New Haven/London 2014, ISBN 978-0-300-21071-2, S. 307 (beides abgerufen über De Gruyter Online).


  36. Edvard Radzinsky: Stalin. The First In-depth Biography Based on Explosive New Documents from Russia's Secret Archives. Doubleday, New York 1996, S. 560 mit weiteren Belegen; Timothy Snyder: Bloodlands: Europa zwischen Hitler und Stalin. C.H. Beck, München 2011, S. 370.


  37. Felix Tschujew: Сто сорок бесед с Молотовым. Terra, Moskau 1991, ISBN 5-85255-042-6. (Übersetzung ins Englische: Felix Chuev: Molotov Remembers: Inside Kremlin Politics. Herausgegeben von Albert Resis. Ivan R. Dee, Chicago 1993, ISBN 1-56663-027-4.)


  38. Maximilien Rubel: Josef W. Stalin, Rowohlt Taschenbuch Verlag, Reinbek 1975, S. 124


  39. Grab von Josef Stalin.


  40. Ludmila Lutz-Auras: Auf Stalin, Sieg und Vaterland! Politisierung der kollektiven Erinnerung an den Zweiten Weltkrieg in Russland. Springer VS, Wiesbaden 2012, S. 128.


  41. Moskau: Namen der Stalin-Opfer werden öffentlich verlesen, RBTH, 1. November 2016


  42. ab The October Revolution 100 years on: 'Russia hasn't dealt with the past', dw, 24. Oktober 2017


  43. Konstantin Kaminskij: / Stalin 2.0. Stalin-Kult in den russischen Medien des 21. Jahrhunderts. In: Forum für osteuropäische Ideen- und Zeitgeschichte 16 (2012), S. 165–188.


  44. Russland: Neues Stalin-Denkmal in Sibirien enthüllt. In: Spiegel Online. 8. Mai 2013, abgerufen am 9. Juni 2018. 


  45. Stefan Creuzberger: Stalinismus und Erinnerungskultur. In: Bundeszentrale für politische Bildung: Aus Politik und Zeitgeschichte, Heft 49–50/2011, 30. November 2011.


  46. Johannes Voswinkel: Stalin für alle. In: Die Zeit. 3. Mai 2010, abgerufen im 17. Februar 2015. 


  47. Stalin zum drittgrößten Russen aller Zeiten gewählt. In: Spiegel Online. 28. Dezember 2008, abgerufen am 17. Februar 2015. 


  48. Смейся, палач! (deutsch: „Lachen, Henker!“), Nowaja Gaseta, 5. März 2018.


  49. Wieso es in Russland wieder salonfähig ist, Stalin zu verehren, NZZ, 24. Oktober 2017: Putin äusserte sich 2009 über Stalin in dem Sinne, dass er die Repression jener Zeit verurteilte, aber dem Diktator zugleich die Absolution erteilte: „Was man auch immer sagen mag – der Sieg wurde erreicht. Niemand kann heute einen Stein auf jene werfen, die das Land zu diesem Sieg führten.“


  50. Manfred Quiring: Stalin-Enkel scheitert mit Unterlassungsklage. In: Die Welt. 14. Oktober 2009, abgerufen im 17. Februar 2015. 


  51. “Georgia divided over Stalin ‘local hero’ status in Gori”. BBC News. March 5, 2013.


  52. ab Ставлення населення України до постаті Йосипа Сталіна Attitude population Ukraine to the figure of Joseph Stalin, Kyiv International Institute of Sociology (1. März 2013) (ukrainisch)


  53. Ukraine court finds Bolsheviks guilty of Holodomor genocide, RIA Novosti (13 January 2010)
    Yushchenko brings Stalin to court over genocide, RT (14. Januar 2010)
    Yushchenko Praises Guilty Verdict Against Soviet Leaders For Famine, Radio Free Europe/Radio Liberty (14. Januar 2010)



  54. ab Springtime for Stalin von Timothy D. Snyder, The New York Review of Books (26 Mai 2010)


  55. Ukraine stands by its view of Stalin as villain – president (Update 1), RIA Novosti (25. Februar 2011)


  56. About Stalin positive about 1/5 less Ukrainian, Ukrayinska Pravda (4. März 2015) (ukrainisch)


  57. Democrats who love Stalin. 3. April 2013. 


  58. Grutas Park und Druskininkai, litauen-vilnius.de


  59. Homepage des Parks


  60. Georges Hausemeier: Schöne Grüße von Väterchen Stalin: Der Geschichtepark von Grutas in Litauen, in: FAZ, 25. Februar 2010


  61. http://www.planet-wissen.de/kultur/baltische_staaten/litauen/pwiediesowjetischevergangenheit100.html


  62. Sandra Voglreiter: Grutas-Park in Litauen: Stalin im Streichelzoo. In: Spiegel Online. 9. Mai 2007, abgerufen am 9. Juni 2018. 


  63. http://www.improbable.com/ig/ig-pastwinners.html


  64. Sahra Wagenknecht: Marxismus und Opportunismus – Kämpfe in der Sozialistischen Bewegung gestern und heute. (Weißenseer Blätter, 4/1992, S. 12–26).


  65. Christoph Jünke: Der lange Schatten des Stalinismus: Sozialismus und Demokratie gestern und heute. ISP, 2007, ISBN 978-3-89900-126-6, S. 113.


  66. Hans-Dieter Schütt (Hrsg.): Zu jung, um wahr zu sein: Gespräche mit Sarah Wagenknecht. Dietz, Berlin 1995, ISBN 3-320-01874-4, S. 40.


















Vorgänger Amt Nachfolger

1. Sekretär bzw. Generalsekretär der KPdSU
1922–1953

Georgi Malenkow
Wjatscheslaw Molotow
Ministerpräsident der Sowjetunion
1941–1953

Georgi Malenkow

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