Hermunduren






Karte der germanischen Stämme um 50 n. Chr. mit Angabe des Siedlungsgebietes der Hermunduren


Die Hermunduren waren ein germanischer Volksstamm, der zur Gruppe der Elbgermanen (Herminonen) zählt und am Oberlauf der Elbe siedelte. Die Römer rechneten sie zur großen Stammesgruppe der Sueben und bezeichneten sie als treu ergebene Freunde der Römer.


In Nachbarschaft zu den Hermunduren siedelten nach Tacitus die Narister, Markomannen und Quaden (Tacitus, Germania 42).


Vermutlich im Jahr 3 v. Chr. wurden Teile der Hermunduren durch den römischen Oberbefehlshaber Lucius Domitius Ahenobarbus in das von den Markomannen verlassene Gebiet am Main umgesiedelt. Sie gerieten unter die Oberhoheit des markomannischen Königs Marbod. Im Jahr 5 n. Chr. standen sie im Zuge des immensum bellum, einem römischen Heer unter Tiberius, an der Elbe gegenüber, ohne dass es jedoch zu Kämpfen kam.


Nach dem Krieg mit Arminius (17 n. Chr.) wird Marbod vom Goten Katualda gestürzt und geht daraufhin ins römische Exil.


Für 51 n. Chr. sind Kämpfe an der Donau belegt, in denen die Hermunduren unter ihrem Fürsten Vibilius den Usurpator Katualda stürzten. Im Jahre 58 n. Chr. wird von einem hermundurischen Sieg über die Chatten in der legendären Salzschlacht berichtet, in der es wahrscheinlich um die Salzquellen an der Werra oder der Saale ging. Zuletzt erhält man 166 n. Chr. bis 180 n. Chr. Kenntnis von der Teilnahme der Hermunduren an den Markomannenkriegen auf Seiten der aufständischen Markomannen und Quaden gegen Marcus Aurelius.




Hermundurenfibeln (1. Jahrhundert n. Chr.) aus Fichtenberg/Elbe


In Thüringen werden archäologische Funde von Fibeln, eisernen Waffen, Terrinen, Schalenurnen und rädchenverzierten Keramikteilen als hermundurisch gedeutet. Diese wanderten vermutlich von der Elbe her allmählich nach Süden und Südwesten und drängten die dort siedelnden Kelten über den Thüringer Wald ab, sofern sie sich nicht mit ihnen vermischten.


Bei Großromstedt in Thüringen wurde ein großes germanisches Brandgräberfeld der späten vorrömischen Eisenzeit (2. Hälfte des 1. Jahrhunderts v. Chr.) und der frühen Römischen Kaiserzeit entdeckt und in den Jahren von 1907 bis 1913 ausgegraben. Es ist namengebend geworden für die Großromstedter Kultur, die in der Forschung mit den Hermunduren verbunden wird.[1]


Etwa 300 Jahre bestehen keine Nachrichten über das Gebiet, so dass stark angenommen werden muss, dass Hermunduren abgewandert sind. Im 4./5. Jahrhundert n. Chr. wanderten Angeln und Warnen von Norden in das ehemalige Siedlungsgebiet der Hermunduren ein. Auch aus anderen Gegenden kamen neue Stämme in dieses Gebiet, die später den Stammesverband der Thüringer bildeten. Noch um 800 wird das von den fränkischen Besatzern aufgezeichnete Gesetzeswerk der Thüringer als Lex Angliorum et Werinorum hoc est Thuringorum bezeichnet.



Anmerkungen |




  1. Gustav Eichhorn: Der Urnenfriedhof auf der Schanze bei Großromstedt (= Mannus-Bibliothek. Nr. 41, ISSN 0720-7158). C. Kabitzsch, Leipzig 1927.



Literatur |




  • Günter Neumann: Ermunduri. In: Reallexikon der Germanischen Altertumskunde (RGA). 2. Auflage. Band 7, Walter de Gruyter, Berlin / New York 1989, ISBN 3-11-011445-3, S. 517–518.


  • Matthias Springer: Zwischen Thüringern und (H)Ermunduren besteht keinerlei Zusammenhang. In: Helmut Castritius, Dieter Geuenich, Matthias Werner (Hrsg.): Die Frühzeit der Thüringer. Archäologie, Sprache, Geschichte (= Reallexikon der germanischen Altertumskunde. Ergänzungsbände. Bd. 63). de Gruyter, Berlin u. a. 2009, ISBN 978-3-11-021454-3, S. 135 ff.



Weblinks |


  • Museumsobjekte zum Stichwort Hermunduren aus den Museen in Sachsen-Anhalt bei Museum digital



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